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Donnerstag, 7. Februar 2008

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»Fleiß ist die Wurzel alles Hässlichen«, behauptete Oscar Wilde. Und man möchte ihm Recht geben, wenn man sieht, wie in vielen deutschen Städten die Bauwut der Nachkriegszeit mehr gewachsene Strukturen zerstört hat als die Bomben des Weltkriegs. Manchem Garten würde man wünschen, dass der Besitzer weniger Fleiß zum Scheren von Rasen und Hecken aufbringen würde. Der immer mehr zunehmende Verkehr muss unseren Planeten aus der Ferne aussehen lassen wie einen Termitenhügel. Und zahlreiche Arbeiten stellen sich als vollkommen überflüssig heraus, wenn man sie erst mal eine Weile liegen lässt. Schon Nietzsche bemängelt: »Lieber irgendetwas tun als nichts - auch dieser Grundsatz ist eine Schnur, um aller Bildung und allem höheren Geschmack den Garaus zu machen. Und so wie sichtlich alle Formen an dieser Hast der Arbeitenden zu Grunde gehen: so geht auch das Gefühl für die Form selber, das Ohr und Auge für die Melodie der Bewegungen zu Grunde.«
Der Fleißige will alles ändern und nach seiner Idee formen. Der Faule hat dagegen Zeit, die Schönheit im schon Vorhandenen und im organisch Wachsenden zu entdecken. Im dolce far niente, dem süßen Nichtstun, gedeiht der glückliche Augenblick oder aber wächst daraus ganz selbstverständlich die Lust zu neuen Taten. Während sich im Kleid des Fleißes häufig Raffgier verbirgt, die nie genug bekommen kann, lehrt die Faulheit, sich mit dem anzufreunden, was in erreichbarer Nähe vorhanden ist. Der Faule ist auch zu faul für Kriege und trägt daher klammheimlich zu deren Verhinderung bei.

(aus "Warum es sich lohnt, faul, unpünktlich und unordentlich zu sein" von Axel Braig)