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Montag, 19. Mai 2008

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Denn ein überladener Magen macht es einem selbst in den Morgenstunden unmöglich, das Wahre zu schauen. Um Träume in ihrer vollen Reinheit aufzunehmen, war es geboten, den Körper von störenden Einflüssen, z.B. Überladung des Magens, zu bewahren. Setzt der Mensch, so folgert Platon (Staat 9, 571E – 572B), den begehrlichen Seelenteil weder dem Mangel noch der Übersättigung aus, wird er am besten die Wahrheit erfassen und reine Traumerscheinungen schauen.) ...
...Bei den Traumgesichten, die verstümmelt sind und die man sozusagen nicht in den Griff bekommt, ist eine gewisse Kombinationsgabe vonnöten, ganz besonders bei denen, in welchen etwas Geschriebenes geschaut wird, das keinen selbstständigen Gedanken enthält, oder nur ein sinnloses Wort; hier kann durch Umstellung, Änderung oder Zugabe von Buchstaben oder Silben, zuweilen auch durch Auffinden eines gleichwertigen Wortes der Zusammenhang geklärt werden. (Griechisch Isopsepha; da die griechischen Zahlen durch Buchstaben dargestellt werden, kann man jedes Wort als die Summe von Ziffern ansehen. So kann man jedes beliebige Wort durch Addition der Buchstaben in einen Zahlenwert umwandeln. Dabei können ganz verschiedene Wörter den gleichen Zahlenwert ergeben. Diese Isopsepha setzt die Traumdeutung auch sachlich gleich und gewinnt auf diese Weise neue Auslegungsmöglichkeiten. Siehe auch "Lebensalter", "Wiesel" usw.) ...
....Berücksichtige ferner, daß Leute, die einen guten und gesitteten Lebenswandel führen, weder Träume noch irgendwelche sinnlosen Trugbilder bekommen, sondern ausschließlich Traumgesichte, und zwar meistenteils theorematische; denn ihre Seele wird weder durch Befürchtungen noch durch Hoffnungen verwirrt, und dann sind sie auch Herr über die sinnlichen Leidenschaften. Kurz und gut, einem verantwortungsbewußten Menschen erscheint weder ein Traum noch sonst ein sinnloses Trugbild. Damit du dich aber nicht täuscht, so wisse, daß die große Menge nicht dieselben Träume hat wie jene, die sie zu deuten vermögen....
....Erstens gehen theorematische Traumgesichte auf der Stelle und sehr bald in Erfüllung, allegorische dagegen erst nach Ablauf einer längeren oder kürzeren Zeitspanne.

(aus der Oneirokritika von Artemidorus Daldianus)