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Mittwoch, 10. September 2008

Graf Draculus nos Feratus

Die Sache mit einer Geschichte wie die von Dracula ist, daß sie jeder kennt. Jeder weiß, was ein Vampir ist, meist aus Horrorfilmen und Erzählungen, wie er aussieht, wie er lebt, was er mag und was er verabscheut, wie man sich gegen ihn wehrt, was mit seinen Opfern geschieht. Es will schon einiges heißen, wenn dieser Roman auch heute noch so viel Spannung aufbaut, daß man ihn nicht aus der Hand legt. Man merkt jedoch immer wieder, daß manche Höhepunkte des Buches durch dieses verbreitete Allgemeinwissen eher untergehen, weil man es ja schon vorher wußte. Trotzdem versuche ich mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich noch nie etwas von Vampiren gehört hätte oder nur mal einen Zeitungsausschnitt darüber gesehen hätte (in einer Doku wurde einmal erwähnt, daß man bei Stoker einen Zeitungsausschnitt über Vampire in Hampshire(?) fand). In diesem Fall wäre das Buch ein richtiger Knaller und das war es ja wohl damals auch. Daß es sich heute noch trotz bekannter Geschichte sehr gut liest, liegt sicher an den vielen intelligenten Details, die man durch den gesamten Roman hindurch findet, sowie das Gespür für Atmosphäre. Interessant sind auch hier wieder die Rezensionen auf Amazon. Die meisten sind durchweg positiv, aber vereinzelt kann man ebenfalls lesen, daß jemand das Buch langweilig fand. Bezeichnenderweise sind dies dann hartgesottene Vampirfilm- oder Christopher-Lee-Fans. Klar, wer nur auf plumpen Horror aus ist, wird sich bei diesem Buch tatsächlich langweilen. Es lebt von diesen kleinen Sätzen, die auf den ersten Blick völlig unscheinbar wirken, doch Menschen, die ein Faible dafür haben, eine interessante Tiefe der Beobachtung eröffnen. Auffällig ist außerdem die besonders übertrieben schwülstige und emotionale Redeweise der Beteiligten. Irgendwie erinnert mich dies, einschließlich des Professors Van Helsing, an die Sherlock-Holmes-Geschichten, denn ich meine mich zu erinnern, daß dort ebenso geredet wurde, wenn auch nicht so oft und übertrieben. Vielleicht war das das ja im Viktorianischen Zeitalter so, aber manchmal bekommt man ein bißchen den Eindruck, daß Stoker sich selbst darüber lustig macht, wenn er dann den Verrückten aus der Irrenanstalt ebenfalls so artig reden und alle Vampirjäger sich gegenseitig ständig ihre edle Gesinnung, ihre Güte und ihr gutes Herz bestätigen läßt. Doch Achtung! Ein Biß reicht und jederman, der heute noch artig redete, kann sich morgen in eine grausame Bestie verwandeln.