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Donnerstag, 2. März 2017

Hip Hop und Yoga als Symptome der Midlifecrisis

Das Wetter heute ist so ungemütlich, daß man den berühmten Hund nicht vor die Tür jagen möchte. Leider mußte ich mich aber selbst mehrere Male vor die Tür jagen, weil ich Einkäufe und Erledigungen so lange aufgeschoben hatte, daß es jetzt dringend notwendig war. Trotzdem merkt man, daß vor der Tür der Frühling lauert. Die Vögel sind anscheinend bereits beim Frühjahrsputz und haben mir Eierschalen auf den Balkonboden geworfen. Die Tauben interessieren sich ebenfalls schon wieder für meinen Balkon und führen Besichtigungen durch. Eine Taube habe ich in dem Topf erwischt, in welchem sie im letzten Jahr ihr Nest hatten. Ganz anders als sonst bin ich hingegen noch gar nicht bereit für Frühling. Dank der hochdosierten Einnahme von Vitamin D hatte ich in diesem Winter überhaupt keine Probleme mit Winterdepressionen oder ähnlichem. Wenn ich an die letzten Jahre denke, da fühlte sich jeder Winter immer noch schlimmer an als der vorherige, man schleppte sich so durch die Monate, flehte die Sonne herbei und bekam regelmäßig im Januar oder Februar Zahnprobleme. Diesmal nichts von alledem und ich bilde mir sogar ein, daß einige oberflächliche angefressene Stellen an den Zähnen, die von den Zahnärzten ignoriert werden, wieder zuwachsen. Ich habe pro Tag ungefähr 10.000 I.E. Vitamin D zu mir genommen und so viel auch nur deshalb, weil im letzten Frühjahr der Vitamin-D-Spiegel kaum noch nachweisbar war und ich sogar über den Sommer mit zusätzlicher geringer Vitamin-D-Einnahme im Oktober nur einen Spiegel von 32 hatte. Diese Dosis scheint mir spürbar zu bekommen. Ich nehme allerdings ebenfalls viel Magnesium dazu und etwas K2 und Bor.

Deshalb dürfte der Winter ruhig wegen mir noch etwas andauern. Es ärgert mich direkt ein wenig, wenn es später dunkel wird und es sich deshalb erst später lohnt, Kerzen anzuzünden. Ich habe mich so daran gewöhnt bei Kerzenschein auf dem Sofa zu sitzen, zu stricken oder zu kritzeln und mir alte Emma Peel-Folgen anzuschauen. Manchmal gehe ich auch unter meine Reptilienwüstensonnenlampe, aber das brauche ich nicht mehr oft.

Überhaupt sind meine momentanen Interessengebiete, bzw. deren Zusammenstellung sehr speziell. Stricken, kochen, backen, uralte Serien und äh....Hip Hop tanzen. Mit Stricken, Kochen, Backen und Schirm, Charme und Melone bediene ich anscheinend meine innere Omi, aber mit Hip Hop? Manchmal fürchte ich ja, daß ich mich in meinem Alter ziemlich lächerlich mit dieser Hip Hop-Begeisterung und den entsprechenden Versuchen mache. Warum gerade Hip Hop und nicht Salsa? Ist das tatsächlich so ein Midlifecrisisding und es gefällt mir nur, weil es jugendlich wirkt? Ich erinnere mich gerade an einen Film, der von einer Seniorensinggruppe handelte, die moderne Songs aufführte und ab und an legten sie auch mal einen Robotertanz aufs Parkett. Ich finde ja, so ein Robotertanz ist geradezu prädestiniert für das Alter, weil man sich nicht erst mühsam steif machen muß, sondern es schon von alleine ist. Vielleicht ist es aber auch so, daß ich Hip Hop schon immer mochte, wenn auch nicht vorrangig als Musikgenre, sondern ich schaute mir stets gerne Musikvideos oder Shows mit tollen Backgroundtänzern an. Und vielleicht wage ich ja dank Zumba erst jetzt daran zu denken, selbst ein paar dieser Moves zu tanzen. Als ich jung und in Saft und Kraft war, gab es noch kein Zumba. Ich mußte mich damals noch in der Disco auspowern und alle Schritte alleine tanzen. Und alles begann mit EMF und KLF, aber eigentlich EMF "Unbelievable". Das ist zwar kein Lied, das ich mir besonders gerne anhöre, aber wenn es richtig laut in der Disco gespielt wurde, bin ich beim Tanzen abgegangen wie ein Zäpfchen. Später kamen außerdem East 17 dazu. Dort erlebte ich auch meine fünf Sekunden Ruhm, nämlich als ich wieder einmal abging und in einem eigenen kleinen Sprungschritt vor mich hin tanzte. Etwas neben mir standen einige Typen herum und einer meinte zu den anderen: "Die kann ja tanzen!" Davon zehre ich heute noch, ehrlich. Gerade auch wenn ich das Gefühl habe, mich eher lächerlich zu machen. Aber mein Gott, eigentlich fängt das Leben ja erst an so richtig Spaß zu machen, wenn man sich gepflegt lächerlich machen kann. Schließlich haben die Männer, die ihre Familie verlassen, sich eine zwanzig Jahre jüngere Geliebte suchen und plötzlich Fallschirmspringen wollen, auch ihren Spaß. Wobei dieser Artikel hier genau Hip Hop hören und Yoga lernen ebenfalls als typische Symptome einer Midlifecrisis bei Männern bezeichnet, grmpf. Ich bin bloß froh, daß sie nicht noch Stricken genannt haben.