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Die alte Shoppingmeile

Just (Hab ich heute einen niederdeutschen Bauern gefrühstückt?) mußte ich an die Einkaufsrunden aus meiner DDR-Kindheit denken, die ich immer mit meiner Mutter zusammen absolvierte. Diese begannen bei dem Gemüseladen, in welchem man Gemüse kaufte, führten die Straße entlang zum Käseladen, wo man Käse kaufte, weiter zum Fleischer, bei welchem man Wurst und Schnitzel holte, um die Ecke herum zum Fischladen, wo eventuelle Fischgelüste befriedigt wurden und nochmals um die Ecke zum Bäcker. Hier bekam man ofenfrisches Brot und Brötchen. Im Gemüseladen roch es meist erdig, mit einem Hauch Suppengrün, im Käseladen duftete es würzig-pikant, so dass einem sofort beim Eintritt das Wasser im Mund zusammenlief, beim Fleischer war die Luft ebenfalls würzig, allerdings weniger pikant, als vielmehr mit einem Schuß Blut vermengt, im Fischladen roch es keineswegs stark nach Fisch, sondern überwiegend nach Meerwasser. Dort gab es noch Bottiche mit lebenden Fischen. Wenn man einen davon wollte, wurde er mit dem Kescher herausgefischt und mit der Holzhammermethode erledigt. Und beim Bäcker duftete es herrlich nach Frischgebackenem. Für mich fiel immer sofort etwas ab: im Gemüseladen noch nicht so viel, außer es gab mal Bananen oder anderes rares Obst. Die ollen Äpfel wollte ich nie. Im Käseladen erhielt ich eine Scheibe butterweichen Käse in die Hand gedrückt und beim Fleischer eine frische Wiener. Aus dem Fischladen zog ich nie ab ohne meine geliebte Anchovispaste (die ich natürlich nicht aus der Hand aß) und beim Bäcker bekam ich ein Schweineohr, Mürbeplätzchen oder ähnliches. Manchmal erlaubte mir meine Mutter sogar, das ofenfrische Brot mit der verführerischen Kruste anzuknabbern, welches ich im Arm trug. Meist war ich nach solch einer Einkaufstour seelig und satt.
Wenn ich heute im Supermarkt bin, riecht es, wenn ich Glück habe, nach gar nichts, und wenn ich Pech habe, nach verfaulten Kartoffeln.

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