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Die Variablen variieren zuviel und die Konstanten sind nicht so konstant wie sie scheinen.
Finagles Fünfte Fundamentale Entdeckung

Erwin Schrödinger leistete mehr als nur ein mathematisches Rätsel mit fiktiven Katzen. Seine Gleichungen über subatomare Wellenmechanik, die ihm den Nobelpreis brachten, gehörten zu den wichtigsten Beiträgen zur Partikel-Theorie unseres Jahrhunderts. Später wandte er sich der Biophysik zu und lieferte in einem kleinen Büchlein mit dem Titel Was ist Leben? die erste mathematische Definition des Unterschieds zwischen lebendigen und toten Systemen. Als Nebenüberlegung stellte er die These auf, daß das Leben negative Entropie ist. Diese Erkenntnis sollte bei vielen seiner Leser ganz neue Ideen auslösen, einschließlich Norbert Wiener vom M.I.T. und Claud Shannon von Bell Labs, die sich nach Schrödinger so intensiv mit negativer Entropie beschäftigten, daß sie eine mathematische Informationstheorie entwickelten, und den Grundstein zur Wissenschaft der Kybernetik legten, aus der schließlich auch das Biest resultierte. Schrödinger glaubte selbst nicht an sein Katzenrätsel; er hatte es nur erfunden, um zu zeigen, daß irgendwas mit der Quantentheorie nicht stimmen konnte, wenn sie zu solchen Schlußfolgerungen führte. Schrödinger mochte die Quantentheorie nicht, weil sie ein anarchistisches Universum beschreibt, und er, wie auch sein guter Freund Albert Einstein, Determinist war. Und so hatte Schrödinger die Hoffnung, daß er eines Tages einen ernsthaften Fehler an ihr entdecken würde, obwohl er maßgeblich zu ihrer Entwicklung beitrug und jeden Tag mit ihr zu tun hatte. Das Katzenproblem geht aus von einer Katze, einem tödlich wirkenden Apparat, beispielsweise einem Gewehr oder Giftgaskügelchen, und einem Quantenprozeß, der schließlich diesen Apparat auslöst und die Katze tötet. Sehr simpel. Ein Experimentator würde, wenn er herausfinden wollte, wann die Waffe ausgelöst wurde und die Katze tötete, in das Laboratorium schauen, wo dieser Vorgang stattgefunden hat, und sich notieren, was geschehen war. Aber - so beobachtet Schrödinger hämisch - die moderne Physik sollte, wenn sie wirklich das ist, was man aus ihr gemacht hat, uns erlauben herauszufinden, was geschieht, ohne daß wir tatsächlich ins Labor gehen und nachschauen müssen. Wir müßten nur die Gleichungen des Quantenprozesses notieren und ausrechnen, wann die Phasenveränderung, die zur Auslösung der Waffe führt, eintreten muß. Das Dumme an der Sache ist, daß die Gleichungen zu mindestens zwei verschiedenen Lösungen führen. Für jede beliebige Zeitspanne, sagen wir eine halbe Stunde, geben uns die Gleichungen zwei Eigenwerte, von denen einer behauptet, daß die Katze nun definitiv tot ist, kaputt, spurlos versenkt und erledigt, und der andere, daß die Katze immer noch genauso lebendig herumläuft wie du und ich.
Inever died, saidhe; Inever died, saidhe.
Die meisten Physiker zogen es vor, Schrödingers verfluchte Katze zu ignorieren; schließlich funktionierte die Quantenmechanik, wozu also diese Aufregung über ein kleines Rätsel in der Mathematik? Einstein dagegen liebte Schrödingers Katze, weil sie mathematisch seine eigene Überzeugung demonstrierte, daß subatomare Vorgänge nicht so anarchistisch sein konnten, wie es die Wellenmechanik zu implizieren schien. Einstein war ein Mann der Verborgenen Variablen. Er bestand auf der Verborgenen Variablen - eine unsichtbare Hand, wie Adam Smith gesagt hätte -, die die scheinbar unbestimmte Quantenanarchie kontrollierte. Einstein war davon überzeugt, daß die Verborgene Variable deterministisch und mechanisch sein mußte und eines Tages entdeckt werden würde. «Gott würfelt nicht mit der Welt», pflegte er zu sagen. Jahrzehnt um Jahrzehnt verging, doch die Verborgene Variable blieb verborgen. In den siebziger Jahren löste Dr. Evan Harris Walker (sehr zu seiner eigenen Befriedigung) das Katzenparadoxon auf und definierte die Verborgene Variable (ebenfalls sehr zu seiner Befriedigung). Die Verborgene Variable, so sagte er, war das Bewußtsein. In manchen Abteilungen meckerte man, daß Walker Pantheismus als Quantenpsychologie getarnt in die Physik hineinschmuggeln wollte, aber viele jüngere Physiker, speziell die Acidheads, akzeptierten seine Lösung. Professor John Archibald Wheeler aus Princeton fand einen anderen Weg, um mit der Katze fertig zu werden - er nahm sie wörtlich. Jede Quantenunbestimmtheit, so schlug er vor, erschafft zwei Universen; folglich sind die Gleichungen beide buchstäblich wahr: in dem einen Universum lebt die Katze und in dem andern ist sie tot. Wir können natürlich immer nur ein Universum auf einmal verkraften, aber wenn die Mathematik behauptet, daß das andere Universum existiert, bei Gott, dann existiert es auch. Da außerdem ständig 0,5 Wahrscheinlichkeiten auftreten, jedesmal wenn man eine Münze wirft, zum Beispiel, gibt es sehr viele von diesen Universen, vielleicht unendlich viele. Zusammen mit zwei graduierten Studenten namens Everett und Graham entwickelte Wheeler sogar ein Modell, wo diese anderen Universen verzeichnet waren. Sie umgeben uns im Super-Raum von allen Seiten. Aus gewissen Quellen war zu entnehmen, daß der alte Wheeler wohl zuviel Sciencefiction gelesen haben mußte. In Wirklichkeit hatte Schrödinger selbst den Schlüssel zur wahren Lösung des Katzenparadoxons gegeben und zwar in seinem großartigen Essay über die Biophysik, wo er die These aufstellte, alles Leben sei negative Entropie. Kein Mensch war dahintergestiegen, bis zu Sarfattis Demonstration im Jahre 1986. Zur Zeit dieser Geschichte fischten die Physiker noch im Trüben und versuchten, diese Tatsache vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten.

(aus "Schrödingers Katze - Das Universum nebenan" von Robert A. Wilson)
Treibgut - Fr, 01:11

Katze

Ich habe den Verdacht, dass das alles nur I R R S I N N ist.

Das ist

keineswegs alles Irrsinn. Schrödinger und seine Katze gabs wirklich ( http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingers_Katze ), allerdings stellt Wilson dieses Gedankenexperiment mal wieder auf seine unnachahmliche Weise dar, die ich schon bei "Illuminatus" zu schätzen gelernt habe. ;o)
licht - Fr, 09:13

Stimmt

... das mit der Katze ist überhaupt kein Irrsinn. Kann man sich leicht mittels eines alltäglichen Problems vergegenwärtigen: man wacht morgens auf und überlegt sich bei noch heruntergelassenen Rolläden, was draußen für ein Wetter herrschen könnte. Solange man den Rolladen nicht hochzieht ist alles (gleichzeitig) möglich, gutes wie schlechtes Wetter; schaut man allerdings nach, zwingt man das System dazu einen eindeutigen Zustand einzunehmen... ;-)

Erleuchtende Grüße! *ggg*

Ja,

aber nicht immer sind die Zustandsvektoren eindeutig. Wenn sie sich überlagern oder plötzlich zusammenbrechen liegt das an der variierenden Variabel des Bewußtseins. *gg*

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