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Ich musste erfahren, dass man Menschen mit energetischer Medizin heilen, aber auch schaden kann. Später begriff ich, dass Energieheilung durch einen unqualifizierten Heiler oft das Gleiche ist wie schwarze Magie, auch wenn es der Heiler oder die Heilerin noch so gut meint. Schwarze Magie geschieht nicht nur auf Haiti oder im Süden von Louisiana, sondern überall dort, wo schlecht ausgebildete Personen ihre Hände auf andere Menschen legen und ihnen beim Versuch, sie zu heilen, unbewusst schädliche Energie übertragen...

...Indianische und tibetische Mystiker haben die Existenz des Leuchtenden Energiefelds schon vor Tausenden von Jahren dokumentiert und es als eine Aura oder einen Lichtschein beschrieben, der den physischen Körper umgibt. Zuerst schien es merkwürdig zu sein, das Konzept eines menschlichen Energiefelds bei den amerikanischen Schamanen sowohl des Urwalds und als auch der Berge vorzufinden. Nachdem ich jedoch die Universalität des menschlichen Energiefelds begriffen hatte, war mir klar, dass es eigentlich jede Kultur entdeckt haben musste. Im Osten zeigen die Mandalas Buddha in blauen und goldenen Feuerkränzen, und im Westen erscheinen Christus und die Apostel mit einem Heiligenschein. In der mystischen Literatur steht, dass der Apostel Thomas die gleiche Strahlung hatte wie Christus. Legenden der amerikanischen Ureinwohner handeln von Personen, die im Dunklen so leuchten, als seien sie von einem inneren Feuer angezündet. In den Anden existieren Geschichten um den Herrscher Pachakutek, der als Sohn der Sonne betrachtet wurde und das Licht der Morgendämmerung ausstrahlte. Jedes Lebewesen auf der Erde besteht aus Licht. Die Pflanzen nehmen das Licht direkt von der Sonne auf und verwandeln es in Lebensenergie. Die Tiere fressen dann die grünen Pflanzen, die das Licht gespeichert haben. Licht ist also das »Fundament«, aus dem das Leben besteht. Wir sind Licht, das mit lebendiger Materie verknüpft ist. Jedes Lebewesen um uns herum besteht aus Licht, das sich in unterschiedliche Vibrationen und Formen verdichtet hat. Physiker, die sich mit subatomaren Teilchen beschäftigen, wissen, dass man nur tief genug in die Materie einzudringen braucht, um herauszufinden, dass das ganze Universum aus Vibration und Licht besteht. Wir irren uns, wenn wir glauben, das Licht um Buddha oder Christus sei ein Beiwerk der Mythen und Legenden. Wir können die leuchtende Strahlung dieser Individuen auch keiner seltsamen Bioluminiszenz zuschreiben, die vom Körper produziert wird, als wäre der Mensch ein Glühwürmchen. Buddha wies uns den Weg zur Erleuchtung. Er lehrte, dass wir unserem Licht folgen sollten, um vom Leid befreit zu werden. Als Christus im Jordan getauft wurde, soll ein gleißendes Licht über ihm erschienen sein. Wenn wir glauben, dass Christus mit dem Licht seiner Liebe gestrahlt hat und wir nicht fähig sind zu strahlen, dann lassen wir außer Acht, wenn Christus sagt, dass wir noch größere Werke vollbringen werden als er...

...Die Schamanen behaupten, sie könnten untereinander über die leuchtende Matrix kommunizieren, die von den Feldlinien der Erde erzeugt wird. Ein Heiler kann das leuchtende Gitternetz des Universums, das sich über die Erde hinaus bis zu den Galaxien erstreckt, fühlen und manchmal auch sehen. In der technologischen Gesellschaft sind viele Menschen nicht mehr an die Matrix des Universums angeschlossen. Oft haben sich die Menschen, die mit Symptomen chronischer Müdigkeit zu mir kommen, völlig von der natürlichen Welt abgeschnitten. Sie gehen nicht mehr im Wald spazieren, pflanzen keine Tomaten mehr in ihrem Garten und riechen nicht mehr den Duft der Blumen. Ich will damit nicht behaupten, dass Waldspaziergänge allein chronische Müdigkeit heilen, die ein sehr komplexes medizinisches Phänomen ist. Dennoch benötigen Menschen mit diesem Krankheitssymptom den vitalen Wiederanschluss an das natürliche System als Teil ihrer Heilung. Wie die Feldlinien an der Erdoberfläche laufen, so laufen die Akupunktur-Meridiane entlang der Hautoberfläche und verbinden die einzelnen Akupunkturpunkte (die in Wirklichkeit sehr kleine Chakras sind) miteinander. Diese Energie-Meridiane entsprechen dem Kreislaufsystem im Innern des Körpers. Sie sind die Arterien und Venen des Leuchtenden Energiefelds. Die indigenen amerikanischen Heiler kennen diese Meridiane als rios de luz, Flüsse des Lichts, die innerhalb des leuchtenden Körpers strömen. Der Legende nach waren vor 5000 Jahren die ersten Akupunkteure in der Lage, diese Meridiane zu sehen, die die Körperoberfläche umspannen. Selbst heute sind die berühmtesten Akupunkteure Japans blind. Sie haben ihre diagnostischen Fähigkeiten entwickeln können, weil sie nicht von der physischen Erscheinung abgelenkt werden. Sie folgen dem Fluss von chi mit ihren Fingern und spüren so seinen Puls und Rhythmus entlang der Akupunktur-Meridiane. Indem sie wahrnehmen, wo der Fluss von chi blockiert ist und wo er kraftvoll strömt, diagnostizieren sie entweder Gesundheit oder Krankheit. Die mystischen Traditionen sind voll mit Hinweisen auf Menschen, die das Leuchtende Energiefeld wahrnehmen können. Bei den Inka heißen sie kawak, Seher. In der Nazca-Ebene im Süden Perus gibt es eine verlassene Stadt namens Kawachi (»der Ort der Sehenden«), wo Menschen lernten, die leuchtende Natur des Lebens wahrzunehmen. Über die Jahre hinweg habe ich die Fähigkeit entwickelt, die Lichtströme zu sehen, die durch den leuchtenden Körper fließen. Ich kann die Abdrücke von Gesundheit und Krankheit lesen. Ich bin davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine angeborene Fähigkeit handelt, die wir alle besitzen, aber entweder nicht entwickelt oder dadurch verloren haben, dass man uns im Alter von sieben oder acht Jahren erzählte, dass die materielle Welt die einzig »reale« Welt sei....

...Während die hinduistische Tradition von sieben Chakras ausgeht, lehrten mich die Schamanen, bei denen ich meine schamanistische Ausbildung erhielt, zwei weitere wahrzunehmen: das achte Chakra oberhalb des leuchtenden Körpers, aber noch im Leuchtenden Energiefeld, das wiracocha oder der Ursprung des Heiligen genannt wird; und das neunte Chakra außerhalb des Körpers, das im Unendlichen, in der Welt des Spirits liegt und mit der ganzen Schöpfung eins ist, bekannt als causay, der Punkt der nichtmanifesten Kreation – der Unendlichkeit. ....Wenn unser Energienachschub giftig wird, leiten die Chakras diese Gifte weiter ans zentrale Nervensystem, wodurch wir ernsthaft oder sogar lebensbedrohlich krank werden können. Unsere weitere Gesundheit hängt dann davon ab, wie wirksam wir unseren Energiehaushalt wieder erneuern können...

...Wenn wir die emotionalen Auswirkungen einer schmerzlichen Situation noch in der Situation selbst heilen können, hinterlässt sie keinen Abdruck im Leuchtenden Energiefeld. Wenn wir mitten in unserem Schmerz dem Mitgefühl und der Vergebung Raum geben, absorbiert das Leuchtende Energiefeld keine zurückbleibenden negativen Energien. Abdrücke im Leuchtenden Energiefeld können seltsame und scheinbar zusammenhanglose Ereignisse in der äußeren Welt bewirken...

..Während einige Yogaschulen behaupten, der Mensch sei nicht sein Körper, sagt der Schamane, dass wir sehr wohl unser Körper sind, aber auch noch viel mehr. Er weiß, dass die sichtbare und die unsichtbare Welt ineinander verwoben sind und sich gegenseitig bedingen. ..

...Das achte Chakra befindet sich im Leuchtenden Energiefeld. Es sitzt als rotierende Sonne über dem Kopf und stellt unsere Verbindung zum Großen Spirit dar. Das achte Chakra ist der Ort, an dem Gott in uns wohnt.... ...Wir finden dieses Chakra wieder in dem Licht, das Christus auf bildlichen Darstellungen umgibt, sowie in dem Feuer, das zu Pfingsten auf die Apostel herabkam, als sie das Geschenk des Heiligen Geistes empfingen. Wenn wir sterben, weitet sich das Chakra zu einer leuchtenden Kugel aus und umschließt die anderen sieben Chakras mit seinem Licht. Nach einer Periode der Versöhnung und Reinigung bildet das achte Chakra einen neuen Körper, wie es schon viele Lebzeiten zuvor immer wieder geschehen ist. Es führt uns zu unseren biologischen Eltern und zu den besten (nicht den einfachsten!) Lebensumständen für unser spirituelles Wachstum. Die traumatischen Erinnerungen an unsere letzte Inkarnation werden als Abdrücke im Leuchtenden Energiefeld auf unseren nächsten Körper übertragen....

...Der Entwicklungsprozess des neunten Chakras besteht darin, ein Geheimnis hüten zu können, sogar vor sich selbst. Dieses Geheimnis besagt, dass vor sehr langer Zeit die immense Kraft, die wir Gott nennen, ihren Platz in der nichtmanifesten Leere verlassen hat, um sich selbst zu erfahren. So manifestierte sie sich vor 12 Milliarden Jahren als die Singularität, die alle Materie in unserem Universum hervorbrachte. Die immense Kraft erkundschaftete sich selbst in allen Lebensformen, als Heuschrecken, Wale, Planeten und Monde. Da die immense Kraft jedoch allgegenwärtig und allwissend war, besaß jede ihrer Manifestationen auch diese Eigenschaften. Daher musste sie ihre eigene Natur vor sich selbst verbergen, um sich selbst in der Vielfalt ihrer Formen zu erkennen. Wenn dieses Zentrum erwacht ist, hört man ein tiefes, polterndes Lachen, das von den Bergen widerhallt und über den Himmel donnert....

....Wir alle verfügen über die Sensoren, die für den schamanistischen Weg des Sehens notwendig sind. Sie bestehen aus dem sechsten Chakra (das mystische »dritte Auge« in der Mitte der Stirn) und dem vierten Chakra, dem Herzen. Indem wir das dritte Auge und das Herz-Chakra mit dem visuellen Kortex verbinden, können wir mit den Augen des Geistes und des Herzens sehen. Die Aufgabe besteht darin, ein »Kabel« von diesen Chakras zur Leinwand im Gehirn zu legen. Als Student der Anatomie habe ich gelernt, dass die neuralen Verknüpfungen im menschlichen Gehirn, nachdem sie einmal etabliert worden sind, nur sehr schwer verändert werden können. Es ist unmöglich, neue neurologische Verbindungen zum visuellen Kortex zu legen. Wenn der Sehnerv bei einer Person durchtrennt ist, erblindet sie und hat keine Chance, ihr Augenlicht wiederzuerlangen. Dennoch träumt sie weiterhin in farbigen Bildern. Das Gehirn kann die bestehenden Verknüpfungen zum visuellen Kortex nicht umleiten. Um also mit den Augen des Herzen sehen zu können, müssen wir ein extrazerebrales Netzwerk außerhalb des Gehirns erschaffen. Die Schamanen können durch bestimmte Rituale, in denen das Sehen gelernt wird, extrazerebrale Verknüpfungen herstellen, die das dritte Auge und das Herz mit der Leinwand im visuellen Kortex verbinden, um auf diese Weise multisensorische Bilder der leuchtenden Welt zu erhalten. Das Gehirn von Kleinkindern hat in den ersten Lebensjahren zehn Mal mehr synaptische Verbindungen als beim Erwachsenen. Synapsen sind wie Äste, die von den Nervenzellen ausgehen und sich in alle Richtungen ausstrecken, bis sie auf einen anderen Ast stoßen, mit dem sie sich verbinden. Synaptische Verbindungen sind die Pfade, auf denen Information weitergegeben wird...

...Im Westen haben die Menschen keine neuralen Verknüpfungen entwickelt, um Energie wahrzunehmen. Daher müssen wir diese Verknüpfungen außerhalb des Gehirns herstellen. Man kann sie sich als Meridiane goldenen Lichts vorstellen, die außen am Kopf entlanglaufen und das dritte Auge und das Herz mit der Leinwand im Gehirn verbinden. Diese Pfade übertragen multimodale sensorische Daten – Bilder, Oberflächen, Klänge, Geschmacksempfindungen, Gefühle und Düfte. Verlier deinen Kopf, und verlass dich auf deine Sinne Die unsichtbare Welt kann nicht mit den Augen der Logik und Vernunft gesehen werden. Wir müssen den unschuldigen Blick des Kindes und seine direkte, ursprüngliche Wahrnehmung wieder finden. Ein Kind erforscht seinen Tastsinn, lernt Farben zu unterscheiden, schaut unter Steine und fragt immer wieder, warum etwas so ist, wie es ist. Hierbei handelt es sich um unmittelbare, ursprüngliche Wahrnehmung. Wenn Christus sagt, wir können das himmlische Reich erst dann betreten, wenn wir wie die Kinder werden, so meint er damit, dass wir wieder lernen müssen, die Welt mit einem unschuldigen Blick zu sehen, frei von festgefahrenen Vorstellungen. Vernunft und Sprache trennen uns von der direkten Erfahrung. Logik und Namen – obgleich praktisch – verhindern, dass wir das Mysterium des Lebens direkt erfahren können...

....Die Vermischung sensorischer Empfindungen wirkt nur auf denjenigen fremd, der sich schon von der ursprünglichen, unmittelbaren Erfahrung der natürlichen Welt abgeschnitten hat. Musiker sprechen oft davon, dass sie hören, wie die Luft nach Flügelschlägen klingt, wenn sie fliegende Vögel beobachten. Dieser »Allgemeinsinn« ist das Kennzeichen einer ursprünglichen Wahrnehmung, die die meisten von uns mit dem Aufkommen der Zivilisation verlernt haben. Wie der Philosoph Maurice Merleau-Ponty in seinem Buch Phänomenologie der Wahrnehmung schreibt: »Die synästhetische Wahrnehmung ist vielmehr die Regel, und wenn wir uns dessen selten bewusst sind, so weil das Wissen der Wissenschaft unsere Erfahrung verschoben hat und wir zu sehen, zu hören und überhaupt zu empfinden verlernt haben, vielmehr aus der Organisation unseres Körpers und der Welt, so wie die Physik sie auffasst, deduzieren, was wir sehen, hören und empfinden müssen.« Synästhesie wächst in dem Maße, wie wir uns des Berührungssinns, des Geschmackssinns, des Empfindungssinns und des Hörsinns bewusst werden. Eine meiner beliebtesten Synästhesie-Übungen besteht darin, die eigenen Gefühle zu »schmecken«. Bemerk deinen Geschmack im Mund. Ist er süß? Sauer? Hölzern? Metallisch? Denk nun an etwas, das dich traurig macht. Ändert sich dadurch der Geschmack im Mund? Denk an eine schöne Situation und achte wieder darauf, ob sich der Geschmack im Mund verändert...

....In manchen Phasen fühlen einige Klienten intensive Emotionen, ihre Hände oder Beine verkrampfen sich, oder ihre Körper zucken und geraten außer Kontrolle. Sobald sich das unangenehm anfühlen sollte, können sie den Prozess verlangsamen, indem sie ihre Arme rechts über links vor der Brust verschränken. (Diese Technik findet sich in jeder Kultur, um den Fluss von Energie zu unterbrechen. In Ägypten wurden die Pharaonen in dieser Haltung bestattet, damit sie auf ihren Reisen nach dem Tod geschützt waren, und in der modernen Kampfkunst wird diese Bewegung verwendet, um einen Schlag abzuwehren.)...

...Der Körper weiß, wie es ist zu sterben, denn er weiß auch, wie es ist, geboren zu werden. In neun von zehn Fällen kehrt das Leuchtende Energiefeld problemlos in die Welt des Spirits zurück. Entsprechend verlaufen auch neun von zehn Geburten ohne Komplikationen. Nur bei einer von zehn Geburten besteht ein erhöhtes Risiko, und selbst natürliche Geburten finden heute meistens im Krankenhaus statt, wo im Notfall immer ein Arzt erreichbar ist. Ein Heiler oder eine Heilerin muss nur dann das Leuchtende Energiefeld von den Chakras trennen, wenn der Ablösungsprozess nicht auf natürliche Weise geschieht.

(aus "Das geheime Wissen der Schamanen" von Alberto Villoldo)

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