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Wie ich von Reich-Ranicki zur Schnecke gemacht werde und die rasante Kartoffelbreiabfahrt

Ich befinde mich in einem sehr überfülltem Seminar, welches von Reich-Ranicki als Dozent geleitet wird. Es scheint allerdings kein Literaturseminar zu sein, sondern hat wohl mehr etwas mit Musik zu tun. Reich-Ranicki stellt immer wieder Fragen, wobei er gerne mich herannimmt, und ist mit meinen Antworten nie zufrieden. Stattdessen macht er vor allen Teilnehmern klar, daß meine Antworten völlig daneben sind. Nun sollen auch noch drei Leute aus dem Seminar singen, unter anderem natürlich ich. Ich bin als letztes an der Reihe und meine Stimme klingt vollkommen unausgebildet und piepsig. Wie peinlich! Wahrscheinlich wußte er das und hat mich deshalb ausgesucht, um mich den anderen als unmögliches Beispiel vorzuführen. Während des Singens schaut er mich die ganze Zeit mit einer Mischung aus Interesse und Spott an, als ich geendet habe, sagt er nur ein paar schlagkräftige, verächtliche Sätze, die ich vergessen habe, und macht mich damit vor allen zur Schnecke. Danach beachtet er mich nicht mehr. So langsam reicht mir das. Ich habe mir über viele Seminare hinweg von ihm Sprüche anhören müssen und mich fertig machen lassen. Ich habe es hingenommen, weil ich seinen Unterricht schätzte und weil ich mir sagte, er ist halt so, es hat nichts mit mir zu tun. Ich hätte auch zu anderen Dozenten gehen können, aber ich wollte zu ihm. Ich bin ruhig geblieben, habe mich nie aufgeregt und seine Launen an mir abprallen lassen, auch wenn er mich lächerlich gemacht hat. Allerdings ist er anscheinend wirklich nur bei mir so - langsam bekomme ich das Gefühl, daß er mich nicht leiden kann. Oder sollte dies etwa seine ganz besondere Art sein zu zeigen, daß er jemanden sympathisch findet? Nee, das ist wohl eher unwahrscheinlich. Ich sollte der Wahrheit ins Gesicht sehen - so sehr ich ihn auch schätze, so scheint das doch nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Später befinde ich mich mit mehreren Fotografen zusammen auf einem Fotografentreffen(?). Wir steigen in einen Zug mit oben offenen, kleinen Waggons, ähnlich einer Achterbahn, und los geht eine rasante Talfahrt. Ich sitze ganz vorne und überlege, ob ich irgendwas machen müßte, um zu lenken, allerdings gibt es nichts, was ich machen könnte. Die Waggons lassen sich nicht einmal eine Winzigkeit steuern, sondern schlittern ohne Halt und Richtung auf einer gelben Pampe ins Tal hinunter. Ein wenig erinnert es an eine Schlittenfahrt, nur daß die gelbe Pampe Kartoffelbrei ist. Eine seltsame Fortbewegungsart - wer sich das wohl ausgedacht hat? Da ich die Waggons weder anhalten noch steuern kann, versuche ich mich mit der Überlegung zu beruhigen, daß der Kartoffelbrei sicher nur auf vorbestimmten Bahnen angehäuft wurde und die Waggons so völlig automatisch in der Spur bleiben.

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