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Es könnte ein Gödelsches Prinzip in der Metaphysik geben, demzufolge es für jedes Deutungssystem, das innerhalb des Bereichs einer zu interpretierenden Tatsache gebildet wird, mindestens eine unbeantwortbare Frage geben muß, nämlich die Frage bezüglich des Charakters dieses Bereichs als Gesamtheit.

Demgemäß kann es für die Erlösung/Befreiung auch aus einer theistischen Sicht kaum notwendig sein zu wissen, ob die Welt ewig ist. Wenn also die indischen Religionen ihre zeitliche Unendlichkeit behaupten und die semitischen Religionen eben dies leugnen, ist dies keine Auseinandersetzung, die Einfluß auf die soteriologische Wirksamkeit einer der beiden Gruppen von Traditionen hätte...Wir wissen also nicht nur nicht, ob die Welt ewig ist, sondern dieses Nichtwissen versperrt uns in keiner Weise den Weg zur Befreiung; darüber hinaus würde die Annahme, daß dies soteriologisch von Belang wäre, den Erlösungsprozeß wahrscheinlich nur behindern...
Solche Überzeugungen bezüglich transhistorischer Tatsachen sind in ihren jeweiligen Glaubenssystemen von unterschiedlicher Bedeutung, wobei sie am oberen Ende der Skala für ein gegebenes Lehrgebäude unverzichtbar sein können. Hieraus folgt aber nicht, daß dieses Gebäude selbst für die Erlösung/Befreiung unverzichtbar wäre. Es ist vielmehr das Gegenteil richtig, denn es erscheint wenig einleuchtend, daß unser endgültiges Schicksal vom Bekenntnis zu transhistorischen Sachverhalten abhängen sollte, über die wir nichts Endgültiges wissen.

Zu den wenigen Beispielen einer historischen Überzeugung einer Tradition, die in einer anderen Tradition ausdrücklich abgelehnt wird, zählen die christliche Lehre, daß Jesus am Kreuz starb, dem die koranische Lehre gegenübersteht: "Aber sie haben ihn nicht getötet und nicht gekreuzigt. Vielmehr erschien ihnen ein anderer ähnlich."(4,157), und die Überzeugung der Achmedija, daß Jesus die Kreuzigung überlebte, später starb und in Kashmir begraben liegt, sowie auch die Aussage der Thora, daß Abraham seinen Sohn Isaak beinahe am Berge Moria geopfert hätte (Genesis 22), gegenüber der koranischen Version (Sure 37, 91-111), daß es sein anderer Sohn Ismael war....
...Für manche Anhänger der einzelnen Traditionen sind solche Behauptungen grundlegende Glaubensartikel, die nicht überprüft und auch nicht im Lichte bereits vorhandener und neuer Erkenntnisse geändert werden können. Dies ist typischerweise die Haltung nicht nur der relativ ungebildeten Mehrheit, sondern auch vieler gelehrter Bekenner mit einer konservativen Grundhaltung. Man kann daher nicht behaupten, daß es psychologisch jedem möglich ist, Differenzen bezüglich der historischen Elemente seiner Tradition zu tolerieren. Man kann nur behaupten, daß einige Menschen - deren Zahl in der modernen Welt immer größer wird - solche Fragen nicht mehr als für ihren Glauben wesentlich erachten und darüber hinaus akzeptieren, daß unsere geschichtlichen Anhaltspunkte nicht ausreichen, um die meisten dieser Fragen endgültig zu klären.

(aus "Religion" von John Hick)
books and more - Di, 22:17

Was Sie aber immer für lange und schwierige Texte bloggen! ;-)

Schwierig?

Was ist denn daran schwierig? Ich finde diesen Text im Vergleich zu anderen sogar angenehm verständlich. *gg*
books and more - Di, 22:27

Gut möglich! Das kann ich nicht beurteilen, da ich ihn, wg. Länge und schwieriger Fremdworte, gar nicht wirklich gelesen habe! *gg*

Selbst schuld. *gg*

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