was nicht in die Bibel paßt, wenn man nur an Heilsversprechungen und Drohungen denkt. Das ist gerade das Paradoxe der Bibel, daß man alles darin findet, wenn man es nur sucht, sowohl Weisheit als auch deren schlimmste Antagonisten. Eben durch und durch menschlich. Deshalb glaube ich, daß die Art, wie jemand die Bibel interpretiert, sehr wenig über diese an sich oder über irgendeine Wahrheit aussagt, sondern ganz allein über diese Person und das relativ deutlich. Jeder, der sich mit der Bibel beschäftigen möchte, pickt sich das heraus, woran er glaubt und was er für richtig hält und das Ergebnis ist ein überaus interessantes Psychogramm. ;o)

Nun ja, hermeneutische Befangenheit gibt es in jeder Art von Auslegung - sei es Gedicht, Bild oder sonst was. Das daraus erstellte Psychogramm wäre ziemlich eindimensional, würde es ja nur ausleuchten welchen weltanschaulichen Hintergrund man hat.

Aber man kann sehen zu was religiöse Texte taugen - man pickt sich heraus was man braucht oder eben nicht. Was für eine religio kann das sein? Und warum "irgendeine" Wahrheit? Entweder etwas ist wahr oder nicht, und mehrere Wahrheiten können schlecht nebeneinander existieren. Vor allem dann, wenn sie sich gegenseitig ausschließen :-P

Joachim

ich glaube nicht, daß irgendjemand von sich behaupten kann, die absolute Wahrheit zu kennen, bzw. behaupten kann er das schon, aber jeder weiß, daß dies unmöglich ist. Doch so lange wir nicht die absolute und einzige Wahrheit kennen, können wir auch nicht wissen, ob es mehrere Wahrheiten gibt oder nicht. Diese Möglichkeit bleibt so lange offen, bis das Gegenteil bewiesen ist. ;-P Wobei ich persönlich ja glaube, daß dies, was allgemein als individuelle Wahrheit bezeichnet wird, gar nicht eine völlig andere Wahrheit an sich ist, sondern nur ein unterschiedlicher Annäherungsgrad oder Blickwinkel.
Und was die Interpretation religiöser Texte betrifft, so unterscheidet die sich, wie du schon erwähntest in keiner Weise davon, wie wir uns anderen Texten oder Kunstwerken nähern, allerdings nicht nur im weltanschaulichen, sondern auch in einem sehr emotionalen und persönlichen Sinne (ganz besonders, was religiöse Texte betrifft). In allen diesen Dingen, sieht man doch zuerst das, was einen selbst irgendwo anspricht, sei es auf intellektueller oder einer sehr viel tieferen Ebene. Es findet auch hier ein Auswählen aus der Sinn- und Informationsfülle statt. Doch behauptet man deshalb, jegliche Kunst oder Literatur tauge nichts? ;o)

(Wobei ich deinen Standpunkt gegenüber der Bibel schon verstehe, zumal es im Grunde meinem eigenen ähnelt, der mich mit so kritisch gegenüber der Kirche gemacht hat, aber wie wir per Mail schon einmal ausgetauscht hatten, sehe ich wenig Dinge rein schwarz oder weiß.)

Nachdem ich nun Glück hatte und meinen... [weiter]