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Herbstliche Aktivitäten

Obwohl ich das Verscheiden des Sommers bedauere, hat mich das herbstliche Klima immerhin dazu animiert, einige Dinge in Angriff zu nehmen. Ich ließ mir endlich einen Termin für die genetische Befundbesprechung geben - in ungefähr einer Woche weiß ich mehr, und habe einen Großputz des Wohnzimmers vorgenommen. Schließlich will man es in der kalten Jahreszeit gemütlich haben. Unbedingt dazu gehört das Ausbürsten der Felle, mit denen die Höhle ausgepolstert ist und das Putzen der diversen Stövchen bis sie glänzen. Leider habe ich dabei das schönste und teuerste Keramik-Stövchen gleich zertrümmert. Komisch, der Tünnef, den ich manchmal für 3,50 EUR beim Discounter kaufe, geht nicht kaputt. Bald muß ich mir auch wieder einen Termin zur Nachsorge holen.
Außerdem bringe ich meinen Körper mit Zumba und mein Chemobrain mit Schreiben auf Trab. Ich hab es getan, ich habe eine neue Geschichte angefangen, von der ich hoffe, daß sie ein Roman wird. Im Grunde reifte die Story bereits seit einigen Monaten in mir heran, aber ich zwang mich aus verschiedenen Gründen heraus, vorerst nicht damit zu beginnen. Denn ich befürchtete, daß ich mich übernehmen könnte, zum einen, weil noch so viele andere Dinge und Projekte zu erledigen sind, für die ich teilweise feste Fristen habe, zum anderen weil mir das Schreiben seit der Chemo sehr viel schwerer fällt als vorher. Es ist einfach Tatsache, daß ich viel mehr Tippfehler, Buchstabendreher oder sogar Wortdreher mache, mal ganz abgesehen von den Wortfindungslöchern und anderem Nebel. Genau darum begann ich erneut mit dem Zeichnen, welches ich eigentlich in meiner Jugend ad acta legte, demotiviert von den hohen künstlerischen Ansprüchen, die man mir schon als Kind auferlegte und die ich schließlich für mich selbst annahm. Heute nehme ich es einfach als kontemplative oder lockere Beschäftigung, die Spaß macht, falls das Worteformen mal wieder zu anstrengend ist. Wenn man dieses Problem meinen Texten hoffentlich wenig anmerkt, so liegt das allein daran, daß ich mit viel Fleiß korrigiere. Während ich früher einen Text ein- bis zweimal zum Korrigieren las, sind es heute vier- bis fünfmal und selbst dann überlese ich Fehler häufig noch, weshalb ich das veröffentlichte Buch mir sogar im Ganzen laut vorlas. So entdeckt man auch Fehler, die man beim stillen Schauen vorher übersah, weil man gezwungen ist, langsamer zu lesen, damit die Zunge mithalten kann. Andererseits bemerke ich, daß die Probleme besser werden, je mehr ich schreibe. Schreiben scheint also auch eine Art Gehirntraining zu sein, leider aber nur für einen gewissen Zeitraum und nicht auf Dauer. Jedenfalls würde ich es so oder so weiter tun, aber dennoch setzte ich mir, um Überanstrengungen zu vermeiden, nur ein kleines Ziel. Und da geht es schon los, bereits am ersten Tag schrieb ich dreimal so viel und habe bis zum Abend nichts gegessen und nichts getrunken. Genau das, was ich eigentlich vermeiden wollte. Ich finde ja, aufhören ist manchmal mindestens genau so schwer wie anfangen, vor allem, wenn man voll in der Geschichte drin ist und bereits weiß, wo es hingehen soll. Ich nehme das jetzt als Übungsaufgabe für die nächsten Monate: Maßvoll an allem zu arbeiten, woran ich arbeiten muß und möchte, ohne dabei in Extreme zu verfallen. Bin allerdings skeptisch, ob ich das hinkriegen werde.

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