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Mit der Kirche spielen

Mein Bett steht im Freien genau neben einer alten Kirche, die wohl die Kirche meines Vaters sein soll. Sie ist allerdings nicht sehr hoch und eher mit der Größe von ein bis zwei Stockwerken eine Miniaturausgabe. Die Mauern und schweren Glocken sind jedoch stark und mächtig. Statt zu schlafen klettere ich mit meiner grün geblümten Bettwäsche (aktuell schlafe ich eigentlich in einer rot gemusterten) an der Fassade herum und untersuche diese mit ihren vielen Erkern, Nischen und Statuen genauestens. Irgendwo finde ich zufällig den Hebel zu einem geheimen Mechanismus, der, als ich ihn unbeabsichtigt berühre, ein Glockenläuten auslöst. Erst höre ich nur den hohen Ton einer Glocke, dann den sehr viel tieferen Ton einer zweiten Glocke. Ich lasse die Herumspielerei sein und lege mich zurück ins Bett, denn ich fürchte, noch jemanden zu wecken. Doch was ist das? Meine Bettdecke hat sich im Zahnradgetriebe der Glocken verfangen und wird langsam hineingezogen. Ich klammere mich an der Bettdecke fest, doch weiß nicht, wie mir jetzt geschieht. Werde ich in das Getriebe hineingezogen? Geht das Glockenwerk kaputt? Ich versuche mit aller Kraft und beiden Armen die Bettdecke herauszuziehen, schließlich gibt es einen Ruck und ich sehe, daß nur noch ein Fetzen am Zahnradgetriebe hängt. Die Bettdecke muß zerrissen sein. Erstmal bin ich erleichtert, doch dann macht mir der Fetzen Sorgen. Er ist groß wie eine grün geblümte Flagge und wird jetzt außen wie an einer Windmühle immer im Kreis gedreht. Er fällt bestimmt bald meinem Vater oder einem anderen Pfarrer auf, wenn er so im Wind weht, sie kommen dahinter, daß ich an der Kirche herumgespielt habe und ich bekomme Ärger.
Moonbrother - Fr, 13:07

Niemand bekommt heute noch Ärger mit der Kirche. Aber es ist ja nur ein Traum ;)

Da wäre

ich mir nicht so sicher. "Spezielle" Leute gibt es auch heute noch in jeder Gemeinde. Komischerweise findet man sie besonders häufig im Kirchenpersonal oder aber unter Psychologen. Meine Erfahrung.
Moonbrother - Fr, 13:21

Psychologen sind ein Fall für sich. Ich schätze da eher die Psychiater. Und meine Erfahrung mit "Kirchenpersonal", meine hier die Priester, sind überwiegend gute.

Dass es in Gemeinden "spezielle" Leute gibt, das ist wohl wahr. Das hat aber nichts mit der Kirche als Institution zu tun. Die hat heute KEINE Macht mehr ...

Eine Institution

besteht aus den Menschen, die ihr angehören. Und leider gibt es in jeder Institution, nicht nur in der Kirche, auch Menschen, die ihre Macht, die sie vielleicht über andere Personen haben, mißbrauchen. Gerade was Kinder betrifft, die ja noch keine freien Wahlmöglichkeiten haben und von Erwachsenen abhängig sind, kann deshalb eine Institution wie die Kirche durchaus Macht auf einen Einzelnen ausüben, die das ganze spätere Leben beeinflußt. Letzten Endes geht es immer darum, wieviel Macht man selbst oder die Familienangehörigen dieser Institution und den vertretenden Menschen geben. Und auch, wenn es erstmal generell nichts mit der Institution an sich zu tun zu haben scheint, so ist es doch wie bei einem Unternehmen. Jede Veränderung in der Unternehmensführung, in der Art und Weise wie "Untergebene" behandelt werden und was an sie weitergegeben wird, hat auch immer Auswirkungen darauf, wie sich Kollegen untereinander oder Mitmenschen gegenüber verhalten. Deshalb kann man eine Institution nicht als etwas Abstraktes von den Menschen darin abgrenzen, da sich jede Interaktion eines Menschen auf die anderen darin auswirkt.
Moonbrother - Fr, 14:24

Liebe zuckerwattewolkenmond, eine Institution ist größer als die Menschen, die sich ihr zugehörig fühlen. Dies gilt nicht zuletzt auch für die Kirche. Wäre ja auch schlimm, wenn z.B. ein Verein an einem einzigen Menschen festgemacht werden könnte. Natürlich braucht es Menschen, die sich für eine Institution engagieren. Das gelingt am Besten, wenn sie das Gefühl haben, ernst genommen zu werden und nicht im Stile eines Sisyphus den Berg immer wieder hinab müssen. Das aber immer nur im Rahmen der Regeln, die die Institution definiert. Ohne Regeln geht es nicht, gerade wenn viele Menschen an einer im Idealfall gemeinsamen Idee arbeiten. Kann aber sein, dass der Kompass von Zeit zu Zeit neu justiert werden muss. Dies aber nur unter Kenntnis der Tradition. Was jahrhundertelang richtig war, kann nicht auf einmal falsch sein.

Ganz richtig,

eine Institution ist größer als die Menschen in ihr. Jeder Mensch ist nur eine kleine Zelle in ihr. Und genau deshalb trägt eine Institution auch Mitverantwortung und kann sich nicht als völlig unabhängig von ihren "Zellen" sehen, denn sie beeinflußt die, die ihr das Leben geben genauso, wie diese umgekehrt das, was die Institution ausmacht. Das kann man an jedem Unternehmen sehen.

Allerdings gibt es kaum Unternehmen, die so lange wie die Kirche existieren, und deshalb glaube ich, daß die Konflikte und Probleme innerhalb der Institution Kirche, aber auch der einzelnen Menschen darin viel mit "Vergangenheitskarma" zu tun haben, das sich halt hier besonders gerne zum Thema Macht auftut und gelöst werden möchte. Und für ihre Vergangenheit trägt die Kirche als Institution eben auch Verantwortung, da niemand sonst in den vergangenen Jahrhunderten mehr Einfluss auf das Bewußtsein der Menschen hatte, ein Einfluss, der durch Weitergabe in Prägung und Erziehung immer noch bei einzelnen Menschen wirkt und das nicht immer zu seinem besten.

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