Angriff!
Die Aufregung war groß, als sich heute eine Elster, mit ihrem Kumpan der Krähe, am Amselnest zu schaffen machte. Das war selbst für mich in der Wohnung nicht zu überhören, weshalb ich spontan die Balkontür öffnete, um die beiden Übeltäter mit meinem furchtbaren Anblick zu verjagen. Sofort flogen Elster, Krähe, Herr und Frau Amsel mit Mordsgezeter in den gegenüberstehenden Baum, durch welchen Krähe und Elster unablässig von den beiden wild gewordenen Amseln gejagt wurden. Und es war wirklich so, daß die Amseln die beiden gejagt haben und nicht umgekehrt. Die Amseln waren auch am lautesten, die haben so ein Theater gemacht, daß ich froh bin, nicht so angegangen zu werden, wenn ich an dem Nest vorbeigehe, denn dann würde sogar ich vom Balkon flüchten. Irgendwie amüsierte es mich, daß die Amsel ihr eines Ei so vehement verteidigt und ich dachte kurz, vielleicht wäre es besser gewesen, die Elster hätte es aus dem Nest geworfen. Während sich die Meute im Baum noch bekriegte, schaute ich schnell mal nach und siehe da - es lag ein zweites Ei im Nest! Also ist doch noch nicht alles verloren. Irgendwo las ich auch, daß die Amseln erst beim dritten Ei richtig anfangen zu brüten und die Eier davor die ganze Zeit kalt bleiben, ohne daß dies später schadet. Allerdings hätte ich nicht erwartet, daß sich die Amsel für jedes Ei zwei bis drei Wochen Zeit läßt. Bei den Grünfinken ging das alles richtig flott, da waren innerhalb eines Tages sechs oder sieben Eier da. Nachdem sich die Aufregung im Baum endlich legte, kehrte die Amsel zurück und verfügte sich zufrieden in ihr Nest, so als wolle sie sagen: "Ha, gegen meine beiden Beschützer kommt ihr nicht an!" Herr Amsel ist dafür jetzt richtig auf Trab. Alleine als sich eine Taube auf das Balkondach setzten wollte, stieß er wie ein Pfeil aus dem Baum heran und machte solch einen Heidenlärm, daß die Taube sofort das Weite suchte. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum sich die Blaumeisen nicht mehr bei ihrer Lieblingsvorratshöhle blicken lassen und selbst die frechen Spatzen trauen sich nicht mehr herbei. Das Revier ist abgesteckt und wird mit Schnäbeln und Klauen verteidigt. Ich habe jedoch ein wenig Sorge, daß die Elster, da sie ja weiß, wo sich das Nest befindet, irgendwann mal zurückkehrt und die Verteidigung ohne meine Hilfe nicht so erfolgreich verläuft. Schließlich kann ich ja nicht 20 Stunden am Tag auf das Nest aufpassen.
Als ich gestern unterwegs war fand ich übrigens eine wunderschöne Vogelfeder, die mir mit ihren blockigen Farbverläufen so gut gefiel, daß ich sie gleich mit nach Hause nehmen mußte.
Als ich gestern unterwegs war fand ich übrigens eine wunderschöne Vogelfeder, die mir mit ihren blockigen Farbverläufen so gut gefiel, daß ich sie gleich mit nach Hause nehmen mußte.
zuckerwattewolkenmond - Mi, 16:15