Irgendwo auf einer Treppe im Freien liege ich auf dem Rücken. Es ist dunkel und kalt und ich frage mich, was ich hier eigentlich mache. Dann fällt mir ein, daß ich noch zwei oder drei Kunden vor der Tür zu sitzen habe und kehre in ein Büro zurück. Dort überlege ich, wen ich zuerst aufrufe und entscheide mich für die Frau Engelhard, da ich mit ihr schon angefangen hatte, einen Neuantrag aufzunehmen. Diesen will ich jetzt vervollständigen und während ich die Fragen stelle, plaudert sie so dieses und jenes. Bei ihrem Namen verschreibe ich mich und vergesse das a, welches ich erst hinterher zwischen das h und das r quetsche, was etwas komisch aussieht. Dann frage ich nach der Miete und sie antwortet mit den Quadratmetern, aber stimmt ja, ich hatte den Mietvertrag bereits kopiert. Der muß hier irgendwo sein. Während ihrer Plaudereien sagt sie plötzlich zu mir: "Sie sind der Inbegriff wahrer Warmherzigkeit." Innerlich rolle ich ein wenig mit den Augen und versuche mich weiter auf das Ausfüllen des Antrags zu konzentrieren. Sie setzt hinzu: "Aber Sie haben sich um eine Stunde und fünfzig Minuten verspätet." Hm, damit meint sie wohl die Wartezeit, vermute ich. "Das weiß man doch vorher, wenn man aufs Amt geht." antworte ich feststellend. "Sie gehen bestimmt nie auf ein Amt!" meint sie zu wissen. "Natürlich muß ich auch manchmal dorthin. Und genauso lange warten." entgegne ich. Sie scheint beeindruckt. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Später fuhr ich dann mit ihr Kettenkarussell.
Neben den eher allgemeinen und theoretischen Büchern über Hochsensitivität, habe ich mit
"Ich spüre was, was du nicht spürst" von Anne Heintze mal endlich ein praktisches Coachingbuch erwischt. Am besten an dem Buch gefällt mir allerdings dieses Bild unten. Zu sagen, ich fände es 'schön', wäre nicht der richtige Ausdruck, denn es löst unglaublich viel in mir aus. Obwohl ich das alles bereits in Worten gelesen habe, kommt es erst mit diesem Bild so richtig bei mir an und beschreibt ganz gut mein Leben. Vielleicht brauchen Bilderdenker, was viele hochsensitive Menschen sind, ja manchmal solch eine Aufbereitung. Und vielleicht sollte ich mir das Bild ausdrucken und an den Kühlschrank pinnen. In dem Buch finden sich viele Anregungen, Tips und Übungen, wie zum Beispiel der Rat, daß man sein größeres Ruhe- und Schlafbedürfnis nicht verleugnen soll, daß man als Hochsensibler nicht glücklich werden kann, wenn man sich beschränkt, da man oft sehr vielseitig interessiert ist, und man sich zugestehen sollte, all diese Vielfalt zu leben oder auch der Tip zu einem Schlafwochenende. Alles ganz nett, nur leider leider, obwohl dieser innere Widerspruch in den Tips der Autorin doch aufgefallen sein müßte, bietet auch dieses Buch keine Antwort auf meine Frage, die mich am allermeisten und dringlichsten beschäftigt:
Wo nur zum Teufel nehme ich denn die Zeit her, um mich mit all meinen vielseitigen Interessen zu beschäftigen und glücklich zu werden, wenn ich dauernd Schlaf und Ruhe brauche??? Und inzwischen ist dieses Bedürfnis ja nicht mehr nur ein Bedürfnis, daß ich ignorieren kann, indem ich Zeit dafür streiche, sondern obligatorisch geworden. Sobald ich es übergehe, werde ich von den Nerven sofort bestraft oder sagen wir besser, etwas unsanft wieder zum Ausruhen gezwungen. Und ich glaube, so lange ich keine Antwort auf diese Frage gefunden habe, werde ich es wohl nie so richtig akzeptieren können und es wird immer der unbändige Neid auf diese glücklichen Menschen bleiben, die mit sechs oder sieben Stunden Schlaf (vielleicht sogar weniger) ein völlig normales und gesundes Leben führen können.

Erst heute habe ich mitbekommen, daß der Herr Entertainer und ehemalige Chef meines Bruders, bei dem ich mal auf einer grauenhaften Gartenparty gewesen bin, Anfang Januar ebenfalls plötzlich das Zeitliche gesegnet hat. Aber dafür, daß die Ursache ein unentdeckter Herzfehler war, hat er bei seiner Lebensweise und Zappeligkeit ziemlich lange durchgehalten. Der Bandleader der jetzigen Band ist erst im vergangenen Jahr sehr überraschend verstorben, kurz nachdem er in Rente gegangen ist. Irgendwie scheinen sich zur Zeit wieder alle zu verabreden. Und die Zeit rast geradezu. Nicht nur auf meiner Uhr - eine Stunde in zehn Sekunden - nein, da ich ja in Küche und Bad keine Uhr mehr habe, auf die ich mich verlassen kann, gehe ich nach meinem Zeitgefühl und ehrlich, ich muß mich nur einmal umdrehen, dann sind schon wieder drei Stunden vergangen. Irgendetwas stimmt mit der Zeit nicht mehr. Da muß was kaputt sein.
Jetzt habe ich mir bei Tchibo ein Yoga-Set mit zwei Blöcken und einem Gurt geholt. Alles in dunkelrot, passend zu dem Yogakissen, das ich bereits besitze. Bisher habe ich bei Bedarf ein Theraband benutzt, aber die Dehnbarkeit und Glätte sind eher kontraproduktiv. Die beiden Blöcke mußte ich erstmal zum Auslüften auf den Balkon bringen, weil die so stark rochen, aber der Gurt ist recht vielseitig einsetzbar, finde ich. Man könnte ihn auch gut für Fesselspiele benutzen oder sich damit strangulieren. Dafür sollte man allerdings nicht mehr als 100 kg wiegen. Netterweise wird man darauf im beiliegenden Produktblatt auch gleich hingewiesen. Gibt es eigentlich schon Krimis mit Yogaaccessoires als Mordwaffe? Die erlegte halbe Taube oder Savasana ohne Wiederkehr? Letztens träumte ich von einem Mann, der die Warrior-Pose machte, so konzentriert, daß er sich von nichts ablenken ließ. Nicht einmal davon, als ich begann, mich derart inspiriert auf dem Bett zu verrenken.
Erst dachte ich, ich hätte mich arrangiert, auseinandergesetzt und alles getan, um das Problem zu erledigen, doch dann merke ich, daß ich eigentlich nur in die Sucht geflüchtet bin. Und im Grunde würde ich mich gerne weiter ablenken, an andere Dinge denken und andere Dinge fühlen. Der Tod von David Bowie hat jetzt damit nichts zu tun, macht mich aber ebenfalls betroffen, obwohl ich nie wirklich ein Fan war und ihn noch nicht einmal attraktiv fand. Ich wußte gar nicht, daß er Krebs hatte, denn als Nicht-Fan und beiläufiger Konsument seiner Musik interessierte mich sein Leben wenig und ich informierte mich deshalb nicht begierig darüber. Das mache ich aber noch nicht einmal bei Künstlern, denen ich näher stehe, ich habe ja schließlich ein eigenes Leben. Trotzdem spüre ich so etwas wie eine Lücke, die er hinterläßt. Irgendwie hat er seit der Pubertät doch mehr zu meinem Leben gehört, als mir bewußt war.
Die Beschleunigung der Zeit erfahre ich gerade ganz real an meiner Küchenfunkuhr, genau die, die früher schon gerne herumgesponnen hat. Seit ich sie an eine andere Wand gehängt habe, ging sie relativ zuverlässig und hatte nicht mehr diese Aussetzer wie sonst, doch nun hat sie sich anscheinend einen ganz neuen Tick ausgedacht. Der kleine Zeiger umläuft jetzt innerhalb von ca. 10 Sekunden eine gesamte Stunde. So geht das nun bereits seit vier Tagen. Aber vielleicht fliege ich ja einfach nur schon und mir wachsen Kaninchenohren.
hab ich wieder länger wachgelegen, aber nicht, weil die Ohren weh taten, sondern weil ich ständig das Gefühl hatte, mir kommt was aus den Ohren raus. Dieses Kribbeln und Krabbeln war kaum auszuhalten, weshalb ich ständig versucht war, mir die Finger in die Ohren zu stecken. Nur mit massiver Willenanstrengung gelang es mir, die Hände von den Ohren zu lassen. Am Vormittag kam endlich relativ zeitig die Post, allerdings zusätzlich noch mit einem ganzen Berg Pakete für diverse Bewohner des Hauses, die ich annehmen sollte. Da ich ja kein warmes Wasser hatte, dachte ich mir, wenn ich eh nicht in die Verlegenheit komme, baden oder duschen zu wollen, kann ich auch Post spielen. Zwischendurch schaffte ich es immerhin in den Supermarkt, wozu ich mir vorsichtshalber die Rutschstopper überzog, die ich im letzten Jahr zu Weihnachten bekam. Denn zur Ohrenkrätze noch eine Gehirnerschütterung wäre doch etwas zuviel des Guten. Im Supermarkt kaufte ich mir für Mittag und Frühstück ofenwarme Schusterjungen, dazu Thymian für Thymianbutter und für obendrauf Bio-Räucherlachs. Als ich mit den Einkäufen nach Hause kam, kam mir der junge Mann entgegen, für den ich ebenfalls zwei Pakete entgegengenommen hatte und ich schleppte ihn gleich mit nach oben. Aus Erfahrung weiß ich nämlich, daß er sonst immer erst nach 22 Uhr vor der Tür steht. Da er aussieht, als wäre er lateinamerikanischer Herkunft, vermute ich, daß er in einem Restaurant arbeitet. Jetzt gab es sogar wieder warmes Wasser, aber zuerst gönnte ich mir die Räucherlachsbrötchen. Doch als ich die Packung öffnete, traf mich fast der Schlag: Es war eine große quadratische Packung von Norfisk Delikatessen mit einem kleinen Sichtfenster, durch das man den Lachs sehen konnte. Doch als die Packung offen war, füllten die Scheiben gerademal ein Viertel dieser Packung aus. Also ehrlich - wenn ich das vorher geahnt hätte, hätte ich zwei Packungen gekauft. Wie soll man denn so kalkulieren? Aber vor allem ist es unglaublich, wie man als Verbraucher manchmal verarscht wird.
daß ich von alleine das Bedürfnis habe, mich zurückzuziehen und niemanden zu sehen, wenn es mir nicht gut geht, denn ansonsten würden jetzt Menschen leiden. Ich bin gerade ein ziemlich übelgelaunter Löwe. Nicht nur, daß nun noch das linke Ohr anfängt zu suppen, nachdem sich das rechte Ohr inzwischen wieder etwas gebessert hat. Nach den ersten beiden Nächten hatte ich es ja raus, daß ich nicht auf dem kranken Ohr schlafen darf, weil es sonst schlimmer wird. Dann wache ich nämlich mit fiesen Stichen im Ohr mitten in der Nacht auf und es schwillt richtig schön an. Wenn also beide Ohren von der Ohrenkrätze befallen sind, kann ich nur noch auf dem Rücken schlafen. Das nur ausschließlich eiskalte vorhandene Wasser in der Wohnung bessert meine Laune ebenfalls nicht gerade, und überhaupt klappt irgendwie überhaupt nix. Eigentlich hatte ich überlegt, morgen mal zu schauen, ob die Hausärztin wieder im Lande ist und die einen Blick auf die Ohren werfen zu lassen, aber inzwischen sitze ich hier schon zwei Tage wie blöd und warte auf ein Päckchen von DHL, daß mir zwar jeden Tag angekündigt wird, aber abends heißt es dann immer - April, April - wird am nächstmöglichen Werktag zugestellt. Sowas hab ich auch noch nie erlebt. Ist DHL lieferunfähig, weil da mal ein bißchen Schnee auf der Straße liegt? Warum planen die nicht gleich zwei Tage länger ein für den voraussichtlichen Zustelltermin, wenn sie wissen, daß sie nicht klarkommen, und lassen einen stattdessen tagelang auf Kohlen hocken? Und wenn ich morgen wieder den ganzen Tag nicht weg kann, komme ich erst in der nächsten Woche zum Arzt. Mal ganz abgesehen davon, daß ich so gar nichts in Angriff nehmen kann, weder Zahnarzt noch Fettabsaugung, von Sport oder anderen Dingen ganz zu schweigen. Es kommt mir jetzt bereits wie eine Ewigkeit vor, daß ich das letzte Mal Yoga gemacht oder getanzt habe. Ich habe das Gefühl, als hätte ich die Choreografien schon alle vergessen, jedenfalls wenn ich versuche, sie im Kopf zu rekapitulieren. Natürlich könnte ich einfach ein paar leichtere Yogaübungen machen, die nicht auf den Kopf gehen, aber inzwischen habe ich solch eine schlechte Laune, daß ich eigentlich nur noch vor mich hinschmollen möchte.
In Berlin sind 11 Grad unter Null und mein warmes Wasser ist versiegt. Gestern abend lief bereits nur noch ein winziges Rinnsal aus dem Wasserhahn. Glücklicherweise nutzte ich dieses Rinnsal noch, um zu duschen und mir die Haare zu waschen, allerdings reichte es gerade so, um sauber zu werden - warm wurde ich damit nicht. Heute früh gab es dann nur eine Katzenwäsche mit eiskaltem Wasser. Soll ja gesund sein, besonders bei Ohrenentzündungen und ähnlichem Zeug. Das macht auch gleich wach. Aber wenn schon Kneipp-Kur, dann mache ich die doch lieber im Sommer bei tropischen Temperaturen.
Gestern war es auch, daß ich daß erste Mal gesehen habe, daß an meinem BH ein kleiner Stiefel hängt. Ich trage ihn bereits seit Anfang Dezember, weil ich mir dachte, grün und rot paßt ganz gut zu Weihnachten, aber der Stiefel war mir all die Wochen gar nicht aufgefallen. Rot auf rot bringt es nicht so richtig. Ich finde, eine grüne Schleife mit rotem Stiefel wäre besser gewesen. Wenn man schon keine andere Wahl hat, als sich täglich in einen Käfig zu zwängen, dann soll der wenigstens passend und hübsch aussehen. Und ein Käfig ist es wirklich, denn ich kann jetzt nur noch BHs tragen, die dick gepolstert sind, richtig eng sitzen und die Brust möglichst viel zusammenquetschen, damit die Rundungen gleichmäßig auf einer Höhe sind und auch, weil dann die Ripplingfalten weniger hervortreten, da alles nach oben gequetscht wird. Früher war ein BH mit das erste, was ich ausgezogen habe, wenn ich nach Hause kam. Das war einmal. Jetzt sind sie quasi mit mir verwachsen. Letztens habe ich mich mal gefragt, was für mich schlimmer wäre: ununterbrochen enge BHs zu tragen oder eine Brille. Meine Wahl fiel auf die Brille. Brille finde ich grausamer, selbst wenn sie locker sitzt, denn am Kopf bin ich noch um einiges empfindlicher. Mehr als zwei bis drei Stunden gehen gar nicht. Und ich hasse diese Dumpfbacken von Menschen, die nicht begreifen, was das für mich bedeutet, weil sie selbst schon lange gar nichts mehr fühlen und mitkriegen, während ich mich dauernd dazu zwingen muß, die unangenehmen Empfindungen und Reize zu unterdrücken und auszublenden. Doch ich schweife ab.
So langsam sollte ich daran denken, einen Termin in der Schönheitsflickklinik zu machen. Mein Kopf sagt mir, je eher ich anfange, um so schneller ändert sich etwas und ich müßte genau jetzt mit den Sitzungen anfangen, wenn bis zum Sommer wenigstens das fehlende Stück an der Achsel aufgefüllt sein soll. Ich habe mir auch wieder eine richtig schöne Fettwampe angefuttert, was bei bisher drei Wochen ohne Sport nicht schwer war. Aber irgendwie fehlt mir total der Antrieb und die Lust, zumal mein Vertrauen in die Ärzte auch nicht gerade zugenommen hat. Letztens las ich mir mal sämtliche Bewertungen der Klinik durch und die waren eigentlich durchweg gut bis sehr positiv - bis auf eine einzige, in der jemand schrieb, man habe nicht gleichmäßig abgesaugt und der Arzt habe sich fix aus dem Staub gemacht. Und genau diese Bewertung bleibt dann bei mir haften und beschäftigt mich. Andererseits denke ich mir, daß sich so eine Spezialklinik wohl kaum halten könnte, wenn sie ihre Sache nicht ordentlich machen würden. Doch irgendwie habe ich auch das Gefühl, daß ich bisher immer viel zu blauäugig gewesen bin und fürchte, ich könnte dies genau jetzt erneut sein.

In der riesigen, fast leeren Halle eines Kraftwerkes erwache ich auf dem harten Betonboden liegend. Irgendjemand muß mich hierher gebracht haben. Ich kann mich aber nicht erinnern, wer das war. Aufmerksam betrachte ich erst einmal meine Umgebung. An den hohen, unverputzten Mauern aus Ziegelsteinen ziehen sich viele kleine und größere Kupferleitungen entlang. Die Wände haben keine Fenster und auf dem Fußboden finden sich in regelmäßigen Abständen kleine runde Erhebungen, so wie Lüftungsdeckel oder ähnliches. Inzwischen habe ich mich etwas aufgerichtet, sehe meine nackten Füße und Beine und befürchte, daß ich in Gefahr sein könnte. Vielleicht würde mich heißes Wasser oder heißer Dampf verbrühen, wenn ich unachtsam irgendwo drankomme. Mir fällt jetzt auf, daß an jeder runden Erhebung eine Schere befestigt ist. Weiterhin bemerke ich ein feinmaschiges gelbes Netz, das sowohl den Fußboden als auch die Wände bedeckt. Mir kommt der Gedanke, daß die Scheren wohl als eine Art "Nothammer" gedacht sind, falls man sich in diesem gelben Netz verheddert. Ich stehe auf und gehe zur schweren rostigen Tür. Diese läßt sich ohne weiteres öffnen und schon stehe ich auf einem Gang und schaue mich etwas ratlos in der fremden Umgebung um. Eine vermummte Gestalt kommt mir entgegen, die Kapuze tief im Gesicht. Als sie meiner ansichtig wird, hebt sie den Kopf, ein helles und junges Männergesicht grinst mich an und sagt im Vorbeigehen: "Ich war es nicht!", so als wüßte er, was passiert ist. Verblüfft schaue ich ihm hinterher.
Wieder an der Uni, habe ich ein Vorlesung belegt, allerdings erzählt die Dozentin ziemlich merkwürdige Sachen, wie ich finde. Zum Beispiel sagt sie, daß wir unsere Knie bedecken und unsere Beine zusammenhalten sollen. Ich selbst habe meine Hosenbeine hochgekrempelt und mein rechtes Bein leger auf dem Stuhlsitz abgestellt. Die Dozentin kommt vorbei, tätschelt mit ihrer Hand leicht mein in die Höhe ragendes Knie und sagt laut: "Sie weiß, was ich meine."
geht weiter. Gerade laufen die ersten beiden Folgen der 5. Staffel namens 'Hotel' und genau dort spielt die Staffel diesmal. Im Vorspann flackerte mir kurz der Name "Lady Gaga" vor Augen und deshalb googelte ich nach. Sie macht tatsächlich mit, nämlich als die blutdürstige Killerlady:
http://www.n-tv.de/leute/Lady-Gaga-in-American-Horror-Story-Hotel-article16098131.html. Und wie man es gewohnt ist, ist bereits in den ersten beiden Folgen die Handlung richtig schön kaputt. Falls man es überhaupt Handlung nennen kann. Also es ist schon eine Handlung, aber man kann sie nicht richtig ernst nehmen, weil wie auch in den vorherigen Staffeln so messerdick aufgetragen und so trashig wild durcheinandergemixt wird, immer auf den nächsten Schockmoment aus, daß die ganze Serie eher ein Horrorporno ist. Wie mir scheint, spielt sie diesmal in den 80ern, jedenfalls sehen einige Kostüme so aus - aber ach nein, die Story reicht über mehrere Jahrzehnte, wegen der Anleihen aus "Interview mit einem Vampir".
In meiner neuen Wohnung gibt es keinen Balkon, sondern eine Baumterrasse. Diese wurde wie ein Baumhaus aus Holzbohlen in einen Baum hineingebaut und ist mit einer kleinen Holzbrücke ohne Geländer mit der Wohnung verbunden. Zur Bepflanzung dienen diverse Töpfe und Kübel, welche an den Ästen des Baumes aufgehängt wurden. Die Holzbrücke führt genau über den Fußgängerweg am Haus, welcher stark frequentiert ist. Da außerdem die Wand an dieser Stelle der Wohnung fehlt, wohne ich in diesem Raum relativ öffentlich, was mir nicht wirklich so gut gefällt. Dazu kommt, daß ständig Leute denken, die Wohnung und Terrasse wäre einfach so besicht- und benutzbar, weshalb sie dauernd in meine Wohnung kommen, um sich auf die Baumterrasse zu setzen. Vielleicht wissen die nur noch nicht, daß die Wohnung bereits vermietet ist und es hört hoffentlich bald auf. In der Wohnung habe ich auch Haustiere, nämlich eine alte und große schwarze Katze, sowie zwei kleine, ganz junge schwarze Kätzchen. Ich suche sie gerade in der ganzen Wohnung und die alte Katze ist schnell gefunden. Unter einer Decke ist ein großer Hügel sichtbar und als ich sie zur Seite schlage, liegt sie dort schläfrig und gemütlich zusammengerollt. Doch wo sind die zwei Kleinen? Während ich noch suche, denke ich, daß die alte Katze viel besser zu mir paßt, weil die Kleinen viel zu quirlig sind. Überall rennen und springen und kriechen sie herum, es ist wirklich manchmal anstrengend, auf sie aufzupassen. Endlich habe ich eine der kleinen Katzen in einem Schrank gefunden und gleich daneben finde ich - ein weißes Kaninchen! Na sowas! Habe ich mehr Haustiere als ich dachte? Mir fällt auf, daß durch eines der Fenster die Äste eines Baumes hindurchwachsen. Überall an dem Baum sind Nistkästen und Futterhäuschen befestigt. Kein Wunder, daß ich so viele Tiere in meiner Wohnung habe. Die klettern auf den Baum und kommen dann durch das Fenster. Ha!
In einer Arztpraxis möchte die Schwester, daß ich ihr folge, aber die Gänge dort sind wie ein Labyrinth, so daß ich hierhin und dorthin laufe, dauernd andere Leute treffe, bis ich wieder im ersten Behandlungsraum ankomme. Hier findet inzwischen eine Dienstberatung statt. Da man mich behandelt, als würde ich zum Team dazugehören und kein Patient sein, setze ich mich mit um den großen rechteckigen Tisch, wähle allerdings den Patientenstuhl und tue das auch kund, indem ich es ausspreche. Eine der Schwestern meint etwas abfällig, das wäre richtig so und beginnt irgendwelche seltsamen Jokes zu erzählen, von denen ich das Gefühl habe, sie sind auf mich gemünzt. Vielleicht kann sie mich nicht leiden. Ich achte jedoch nicht mehr auf sie, sondern konzentriere mich auf die anderen. Besonders auffällig ist ein bebrillter Mann mit einer riesigen rechten Hand, die so groß ist, daß er sie auf der Heizung ablegen muß. Die Hand wirkt wie eine dieser überdimensionierten Mickey Mouse-Hände, nur menschlich, und sogar die Fingernägel sind fast so groß wie der Unterteller seiner Kaffeetasse. Dieser Anblick ist sehr skurril und ich frage mich, wie es sich mit solch einer großen Hand lebt.
Aus dem Fenster habe ich einen tollen Blick auf die Spree und beobachte, wie an diesem eher stürmischen Tag zwei Boote mitten im Wasser sehr wild herumtanzen und immer wieder leicht vom Wasser überschwemmt werden. Etwas später fällt mir ein gelbes Schiff der Wasserpolizei auf. Die Wasserpolizei hat am gegenüberliegenden Ufer gehalten und nimmt alle dort liegenden Gegenstände, und das waren so einige, einschließlich von Booten, als Beweismittel auf. Anscheinend hat dort ein Verbrechen stattgefunden. Nach der Aufnahme der Beweismittel werden diese in eigens dafür am Ufer aufgebaute Schuppen untergebracht und weggeschlossen. Wie spannend! Während ich noch neugierig die Geschehnisse aus dem Fenster verfolge, fällt mir auf, daß der Himmel von oben bis unten durch einen breiten weißen Blitz geteilt ist. Dieser Blitz sieht aus wie ein Blitz, ist aber statisch, das heißt, er verschwindet nicht. Nur in ihm selbst bilden sich immer wieder neue Abzweigungen. Auf der linken Seite des Blitzes ist der Himmel weiß, auf der rechten Seite des Blitzes ist er mit dunkelgrauen schweren Wolken bedeckt. "Schaut euch das an! Schaut euch das an!" wiederhole ich immer wieder zu den anderen, ohne den Blick von diesem Schauspiel zu lassen. Doch nur mein Bruder sieht es ebenfalls.
Bloß gut, daß das Kaninchen nicht mit mir gesprochen hat.