ist es schon den ganzen Tag verdächtig still. Also viel stiller als ich es von anderen Jahren gewohnt bin, an denen es keine Rolle spielte, ob bereits Mitternacht ist oder nicht. Oder aber ich höre noch viel schlechter mit dem Ohr als ich denke. Essen ist auch nicht mehr ganz so einfach. Ich habe mir gerade die ersten beiden Folgen von "The Blacklist" angeschaut, die Sony zu den Feiertagen kostenlos herausgehauen hat. Ist aber auch keine Serie, die ich weiterschauen möchte. Und da das neue Jahr so bescheiden anfängt, dachte ich mir, ich sollte ihm gleich mal die Krallen zeigen und ein wenig Farbe auf die Nägel bringen. Für noch ein wenig mehr Farbe habe ich die Gummibärchen befragt, was mich im nächsten Jahr erwartet:
SELBSTTÄUSCHUNG, AUFBRUCH, LEICHTIGKEIT
Nanu, zwei weisse Bärchen in dieser Runde? Das kann nur bedeuten: Sie täuschen sich. Ja, Sie täuschen sich über sich selbst. Wie? Na, zum Beispiel so: Eine Ihrer Freundinnen, durchaus nicht die beste, ruft an und stöhnt, weil sie am Wochenende ihre Wohnung streichen will. Eigentlich hatten Sie sich auf entspannte Tage gefreut. Trotzdem gehen Sie zu dieser Freundin und helfen. Oder da ist dieser alte Onkel, der allein zu Hause oder im Altenheim sitzt und missgelaunt über andere herzieht. Er hat nicht mal was zu vererben. Trotzdem rufen Sie ihn regelmässig an und lassen das Gerede klaglos über sich ergehen. Vielleicht sind es auch Ihre Eltern, die Sie viel öfter besuchen, als Sie Lust haben. Warum nur? Weil Sie glauben, Sie müssten das tun. Weil Sie glauben, Sie schulden den anderen etwas. Aber Sie schulden nur sich selbst etwas: Dass Sie Ihre Anlagen und Fähigkeiten entfalten. Wenn Sie das tun, dann haben auch alle anderen etwas davon. Naja, und genau das machen Sie jetzt. Sie haben das rote Bärchen gezogen, das Ihnen einen fröhlichen Energie-Kick verspricht - mit einem erotischen Schimmer dabei. Sie haben das grüne Bärchen des Selbstvertrauens gezogen. Was unter anderem heisst: Sie werden sich nicht verstecken und verleugnen. Sie wissen ja: Nur wer sich selbst verleugnet, wird auch belogen, wird unterdrückt. Damit ist Schluss. Denn schliesslich haben Sie das orangene Bärchen der spielerischen Heiterkeit und der Kreativität gezogen. Das Bärchen der Neuigkeiten, der Leichtigkeit, der Kontakte. Und all das verspricht eine sprudelnde Erfrischungskur. Ohne dass Sie dafür bezahlen müssen. Sie brauchen lediglich aufzuhören, anderen gefällig zu sein - gegen Ihr eigenes Gefühl. Und Sie werden damit aufhören. Sehr bald sogar. Also rufen Sie uns schnell an! Damit Sie vorher noch unsere Wohnung renovieren können!
Und in der Liebe:
Sie frühstücken bei Tiffany!
Übermut und Schwermut treffen sich bei Ihnen. Sie haben die drei weissen Bärchen der Leichtigkeit und die beiden grünen der Melancholie. Wir können es ja auch an Ihnen sehen: Sie haben verträumten Charme und eine geheimnisvolle Anmut. Und Sie sind mit diesen Bärchen vorbestimmt für heitere und wehmütige Grossstadtromanzen. Denn Sie haben nichts Geringeres gezogen als die berühmte Tiffany-Kombination. "Frühstück bei Tiffany": Sie erinnern sich vage? Ein erfolgloser Schriftsteller und ein kapriziöse Schönheit verwandeln New York in eine Stadt der Verliebten. Und genau das können Sie auch. Mit jeder Stadt. Die Liebe zwischen Audrey Hepburn und George Peppard im Film ist verspielt und exzentrisch, humorvoll und ergreifend und jedenfalls immer bezaubernd. Und das ist genau die Art Liebe, die Ihnen eingeboren ist. Daran erinnern die Bärchen. Und sie zeigen, dass Sie - ja, Sie - jetzt diese unkonventionelle, romantische Liebe zu leben beginnen. Wollen Sie vielleicht gleich morgen den Plastikring aus einer Wundertüte zwecks Gravur zum Juwelier tragen? Im Film geschieht das. Ihnen könnte auch so etwas einfallen. Denn wer drei weisse Bärchen zieht, der verlässt die ausgetretenen Pfade. Stimmts? Stimmt. Sie bürsten auch Ihren Partner gern gegen den Strich. Sie lieben die Funken, die bei Reibung entstehen. Und Sie leben das Gewöhnliche gern auf ungewöhnliche Weise. Das tut der Liebe gut. Mag es auch erst Überwindung kosten, bald törnt es an. Sie haben Witz. Sie haben Stil. Sie sind intelligent. Und ein bisschen geheimnisvoll. Und wer sich in Sie verliebt - das sind übrigens mehr, als Sie glauben! - traut sich nicht so leicht ran. Andere spüren intuitiv, dass bei Ihnen die Überraschungen auch mal sonderbar ausfallen. Dass es bei Ihnen - Tiffany lässt grüssen - zu komischen Verwicklungen kommt. Und vor allem spüren vorsichtige Naturen, dass Ihr Leben unstete Züge trägt. Dass Sie etwas verbergen, aus Ihrer Vergangenheit, was Sie manchmal eigenartig verletzlich macht. Auf die heiteren drei weissen Liebesbärchen fällt der Schatten der beiden grünen. Das heisst: Ihre ansteckende Unbekümmertheit, die Leichtigkeit Ihres Flirts, das unwiderstehliche Knistern Ihrer Verliebtheit wird abgedunkelt von einer versteckten Melancholie. Wie sieht das aus? Sitzen Sie abends am Fenster und singen in sanfter Sehnsucht vom "Moon River"? Oder patschen Sie im Regen durch Pfützen, in denen sich Wolkenkratzer spiegeln? Auch wenn Sie zur Zeit gerade keines von beiden tun - Sie könnten es. Es passt perfekt zu Ihnen. Diese leichte Wehmut gibt Ihrer Leichtigkeit die Tiefe. Mit Ihnen kann man zugleich humorvolle und ergreifende Romanzen erleben, verspielte und zugleich intensive Affären. Ihre Augen sind klar. Und bergen doch eine anziehende Rätselhaftigkeit. Schön, Sie zu sehen!
Bei den Gummibärchen klingt immer alles lustig.

Ich habe mich in einen Kunstkurs eingeschrieben, der jeweils über mehrere Tage woanders stattfindet. Für die Übernachtung buchte ich ein Zimmer bei Lilien, einer Bloggerin, die gleichzeitig eine kleine Pension führt. Ich glaube, sie findet meine Ansichten manchmal etwas seltsam, aber da ich auch gleichzeitig Kunde bin, hat sie sich damit arrangiert. Der Anflug zum Kunstkurs erfolgt mit einem Hubschrauber. Während ich also wieder einmal mit dem Hubschrauber über die Dächer einer Stadt fliege und vom Wind tüchtig durchgepustet werde, weil nämlich die Seiten des sehr kleinen Hubschraubers offen sind, so daß ich fast im Freien sitze und mich gut festhalten muß, denke ich bei mir, daß diese ständige Fliegerei mit dem Hubschrauber auch ganz schön nervig ist. Dann fällt mir ein, daß genau hier ebenfalls irgendwo ein Zumbakurs stattfindet. Den sollte ich mir mal anschauen. Aber nicht jetzt. Im oder vor dem Kurs bietet mir eine junge Frau eine Zigarette an. Irgendwie habe ich genau jetzt einen richtigen Heißhunger auf eine Zigarette, obwohl ich gar nicht rauche, weshalb ich sie freudig annehme. Die Zigarette hat ein Mundstück, das wie schwarze Spitze aussieht. Ich frage sie, ob sie Feuer hat. Langsam, bedächtig und sehr konzentriert bringt sie das andere Ende meiner Zigarette zum Glühen, obwohl die Glut zwischendurch immer mal wieder auszugehen droht.
Schon über Weihnachten ging es mir nicht sehr gut, weil sich mein Kopf anfühlte, als hätte ich ihn in eine überdimensionierte Steckdose gesteckt. Das liegt bestimmt an diesem warmen Wetter und der geladenen Atmosphäre, daß meine Nerven verrückt spielen. Und während ich mich darüber ärgerte, schoß mir kurzzeitig durch den Kopf, daß ich noch nie in meinem Leben Ohrenschmerzen hatte. Zumindest keine, an die ich mich erinnere. Und ich war ziemlich froh darüber, weil ich mir mal hab sagen lassen, daß die ziemlich schmerzhaft sein können. Doch es ist, als würde irgendein Teil von mir sagen: "Was? Sowas hatten wir noch nicht? Das müssen wir aber gleich ändern. Schließlich muß man alles mal ausprobieren." Und schwupps - seit vorgestern tropft und suppt der Eiter aus meinem Ohr. Also ehrlich, ich finde es gibt auch noch genug andere Dinge im Leben, die man aus- und durchprobieren könnte. Warum müssen es unbedingt Krankheiten sein? Aber jedenfalls hat die Sache doch ein Gutes. Wenn ich mich nämlich morgen auf die Couch verkrümele, kriege ich diesmal viel weniger mit als sonst, weil ich alles nur noch gedämpft höre. Und das wiederum ist gerade morgen sehr praktisch, finde ich. Man hätte denselben Effekt allerdings auch mit Ohrstöpseln erreichen können. Nun gut, ich gehe mal davon aus, daß man mir mein Ohr nicht amputieren wird und bin fest entschlossen, dies nicht als schlechtes Vorzeichen für das nächste Jahr zu sehen. Nein, nein, nein.
Sie erleben jetzt eine Zeit massiver emotionaler Konfrontationen und Veränderungen in Ihrem seelischen Bereich. Äußere Ereignisse und vor allem die daran beteiligten Menschen lösen bei Ihnen tiefsitzende Gefühlsmuster aus, die Sie zu den Wurzeln Ihrer Vergangenheit führen.
Ihre Heftigkeit und Radikalität wird vermutlich Ihre Beziehungen ziemlich aufmischen. Als wollten Sie es endlich wissen, wer zu Ihnen steht, setzen Sie alles auf eine Karte. Sie wollen die tiefsten Abgründe berühren können und nichts mehr aus Anpassung zurückhalten.
Manch einer wird Sie dadurch tatsächlich verlassen, doch wer bleibt, auf den können Sie sich verlassen. Er hat Sie durch Ihre seelische Hölle begleitet und er hat Sie nicht hängen lassen. Nach dieser Zeit werden Sie sich fühlen wie nach einer Großputzaktion. Vieles, was im Untergrund schwelte, ist deutlich geworden und bereinigt. Sie haben eine Menge psychischen Ballastes abgeworfen und fühlen sich viel mehr in sich selbst zu Hause.
Selbst bisher gut funktionierende Beziehungen brauchen jetzt eine Erneuerung: Die alten Rezepte und Rituale sind unbefriedigend und entwickeln nur Sprengstoff, wenn sie beibehalten werden. Sie brauchen Ihren individuellen Spielraum und wollen nicht länger von den Vorstellungen Ihres Partners oder den konventionellen Normen um Sie herum abhängig sein.
Sie erleben jetzt die maximale Spannweite zwischen Ihrem Bedürfnis nach persönlicher Unabhängigkeit und nach inniger Verbundenheit, und vermutlich ist das ein rechtes Wechselbad zwischen Nähe und Distanz. Fixieren Sie sich auf einen Pol, kommt Ihnen der andere von außen entgegen. In dieser Zeit können Sie daher entdecken, dass beide Pole zu Ihnen gehören und nach einer fruchtbaren Synthese verlangen.
Die Freiheit, die Sie suchen, stellt sich jedoch nicht einfach von allein ein. Sie müssen selbst Hand anlegen und dem Teil in Ihnen eine Struktur geben, der sich jetzt entfalten will. Egal ob es sich um Veränderungen im privaten Wohnbereich, in Ihren Beziehungen oder im Beruf handelt: Sie haben die Verantwortung für Ihr Handeln und legen den Grundstein dafür. Ihr Umfeld wird Ihnen dann gern hilfreich zur Seite stehen, denn für dieses Spiel der Befreiung Ihrer bisher eingeschlossenen Ressourcen haben Sie freundliche Gefährten, die Ihnen Anreiz und Unterstützung geben, sich in unbekannte Gefilde vorzuwagen. Auch Sie selbst stellen für Ihre Mitmenschen eine solche Anregung dar und erweitern durch Ihre Art den Horizont der anderen.
Die seelische Wirklichkeit der anderen kann in Ihrem Erleben auftauchen und dies kann auch unbewusst geschehen. So dass Sie sich z.B. traurig fühlen, nicht weil Sie selbst Anlass zum Traurigsein haben, sondern weil Sie die Trauer und den Schmerz anderer mehr oder weniger unbewusst miterleben. Wenn Sie dies psychologisch deuten, denken Sie vielleicht, Sie wären depressiv. Aber vielleicht wäre es richtiger, von "Melancholie" oder Weltschmerz zu sprechen. Es gibt im Seelischen kein einziges Wesen, das völlig getrennt von allen anderen Wesen existiert, denn die Natur des Seelischen ist Verbundenheit. Trotzdem sollten Sie gerade in melancholischen Phasen besonders achtsam und sehr liebevoll mit sich selbst umgehen. Auf diese Weise können Sie zur Heilung des Ganzen beitragen. Das mag zunächst paradox erscheinen, aber da im Seelischen alle miteinander verbunden sind, ist es vollkommen logisch, so vorzugehen.
Die Schwierigkeit dieser Konstellation liegt in der mangelnden Abgrenzungsfähigkeit. Mitunter wissen Sie kaum noch, welche Gefühle zu Ihnen gehören und welche Sie einfach von außen überfluten. Dann brauchen Sie unbedingt Rückzugsmöglichkeiten, um wieder zu sich selbst zu kommen und Ihre Mitte zu finden. Nehmen Sie sich viel Zeit für sich, um nach innen zu schauen, zu fühlen, zu träumen. Surfen Sie durch das Assoziationsnetz Ihrer Fantasie. Aber bleiben Sie nicht in der Opferrolle hängen! Vermeiden nützt auch nichts, denn die Probleme kommen durch die Hintertür wieder herein. Nutzen Sie lieber Ihr feines Gespür, um alles genau zu erfassen, ohne zu bewerten. Dies ist kein Jahr zum Machen.
Klingt ja sehr vergnüglich, aber kenne ich schon alles. Schließlich hatte ich diese Konstellationen bereits in diesem Jahr. Und es scheint so weiterzugehen. Hoffentlich sind wenigstens ein paar Atempausen drin.
Ja, Weihnachten war mal wieder die richtige Zeit, um sich selbst zu überraschen, denn schließlich war ich ja in diesem Jahr abstinent in Sachen Boxen und habe mich lieber mit anderen Dingen herumgeschlagen. Aber für die Feiertage spendierte ich mir eine kleine Boxenschlacht aus einmaligen Stücken und bei den Boxen fand ich den Inhalt fast durchgehend sehr gelungen.
Das Highlight war die Überraschungsbox des Paul Schrader-Onlineshops, der hauptsächlich Delikatessen vertreibt, aber auch einige andere Dinge für Küche, Bad und Wohnen im Angebot hat. Die Box war erstmal schon sehr schön mit Geschenkpapier und Schleife eingepackt, wie ein richtiges Geschenk. Und der Inhalt hat mich ebenfalls sehr erfreut, denn darin enthalten war, und die fiel gleich als erstes ins Auge, eine handgesiedete Rügenseife mit Olivenöl und Goldschimmer für alle Glückskinder und solche, die es werden wollen. Die Rügenseifen an sich kenne ich schon und mag ich sehr gerne. Ich hatte bereits solche mit Bernstein, Rosenquarz und Glasmuschel, aber diese Glücksseife kannte ich bisher nicht. Sie riecht schon durch die Verpackung toll und dann hoffe ich mal, das ist wirklich eine magische Seife - abakadabra -, die mich zum Glückskind macht. Aber vielleicht bin ich das ja schon längst, dann schadet sie sicher auch nicht und macht mich zumindest sauber. Weiter darin enthalten war ein kleiner handbemalter Schutzengel, sehr süß. Ich könnte zwar einen Schutzengel gebrauchen, aber der ist auch ein schönes Stück, um ihn zu verschenken. Sehr gefreut habe ich mich außerdem über die Dose Würzzubereitung für Apfelsaft und andere Getränke. Die hatte ich nämlich vorgemerkt, um sie mal zu kaufen, da ich im Winter gerne heißen, aufgepimpten Apfelsaft statt Glühwein trinke. Ich habe allerdings noch einige Teebeutel mit Zimt-Würzmischung und wenn die Winter so warm sind wie dieser, brauche ich eher selten ein heißes Getränk. Weiterhin waren in der Box: ein Döschen Weihnachtsschokolade von Feodora, eine Früchteteemischung "Weihnachtsfrüchte" mit Vanille-Zimt-Geschmack, eine passende leere Dose für den Tee, Kabberkerne Zimt-Vanille, eine Packung Amsterdam-Kekse, ein Glas Speckcreme mit Rosmarin (klingt für mich jetzt nicht sehr appetitlich, ich habe sie jedoch noch nicht ausprobiert), sowie eine große Packung schwedische Pfefferkuchen (die eher Kekse sind und süchtig machen). Also insgesamt fand ich diese Zusammenstellung für 19,95 EUR sehr gelungen. Das war wirklich eine schöne Überraschung.
Ebenfalls sehr zufriedenstellend war die Foodist-Box. Ich hatte einen 10 EUR-Gutschein und habe für die einzelne Box ohne Abo damit 17 EUR bezahlt. Ich hatte die Befürchtung, daß vielleicht Wein drin sein könnte und ich bin ja nicht so der Weintrinker, aber nein, glücklicherweise enthielt die Box als Getränk Birnennektar aus Frankreich. Dazu außerdem eine Packung Marc de Champagne & Rasperry Trüffel aus England, eine Packung Toffees Cookies & Cream aus England, ein Glas Biosuppe "Little China" mit Zitronengras, Koriander und Chili, ein Glas Punchy Plum-Relish aus England, eine Dose Wild & Bratengewürz von Just Spices (mein Fleischgewürz ist mit dem Weihnachtsbraten ausgegangen), sowie eine Tüte Bio-Trinkschokolade mit Zimt.
Als weitere Box hatte ich wieder eine Vegan-Box, die ebenfalls prall gefüllt war, aber irgendwie sind bei den Vegan-Boxen auch immer einige Sachen dabei, mit denen ich nicht so viel anfangen kann. Nichts verkehrt machen kann man natürlich mit Nudeln. Dementsprechend war ein Packung Weihnachtsnudeln mit Gemüsepulver enthalten in Form von kleinen Weihnachtsbäumen, Weihnachtssternen und Weihnachtsmännern. Auch nicht schlecht und fast die Hälfte der Kiste ausmachend ist die große Packung Bio-Popcorn aus einer Wiener Manufaktur mit dem Geschmack Winter Wonderland á la Apfelstrudel. Und passend dazu eine Flasche Saft "Omi's Apfelstrudel". Der Bio-Plaumen-Ketchup ist ebenfalls sehr schön. Die Dose veganer Dunkler Grundsauce ist nicht verkehrt, wenn man mal eine schnelle Soße braucht, aber normalerweise mache ich die Soßen klassisch selbst. Die Zwiebelmettwurst Reloaded aus veganen Zutaten, habe ich noch nicht probiert und kann deshalb nicht einschätzen, wie nah sie an die originale Zwiebel-Mettwurst kommt. Außerdem enthalten: Ein Beutel Kekse aus einer veganen Keksmanufaktur, eine Würzmischung Mediterraner BBQ-Mix im Glas und ein Bio-Baumstamm mit Marzipan und Nougat. Außerdem enthalten war ein Vebumagazin von 1/2016 mit Veggie-Jahreskalender. Und drei Dinge, mit denen ich wenig anfangen kann: Ein Weihnachtsmann aus Zartbitterschokolade von Rosengarten - mag ich nicht, wurde deshalb verschenkt, ein Bio-Fruchtblatt-Banane/Carob - sieht irgendwie total eklig aus, wie ein Stück Leder, deshalb bezweifle ich doch etwas, daß man das wirklich essen kann, eine Packung Hafermilch mit Vanillegeschmack - und ich hasse Vanillemilch, denn ich bekomme immer Brechreiz davon und das wird bei Hafermilch sicher nicht anders sein. Doch ich habe eine Verwendung gefunden: Ich schäume sie auf und gebe sie auf heißen Kakao. Das heißt, es gibt jetzt zur Zeit heißen Kakao mit Vanille-Milchschaum zum Frühstück.
bekam ich in diesem Jahr als Weihnachtsgeschenk. Ich dachte erst, das wäre ein Scherz, bis sie mir den gefrorenen Brocken zeigten, der sogar noch größer ist als ein ganzer Hahn aus dem Supermarkt. Ok, an sich ist das eigentlich ein schönes Geschenk, da ich ja wenig Gelegenheit habe, mich auf Bio-Bauernhöfen mit glücklichem Geflügel einzudecken, nur der Zeitpunkt ist blöd. Vor Weihnachten wäre besser gewesen, denn nun habe ich neben Haustäubchen, das ein wenig wie Wild schmeckt, bereits tagelang Hähnchen gegessen und versucht, den riesigen Brocken noch in mein volles Tiefkühlfach zu quetschen, worin sich meine Vorräte für die nächste Woche befinden, die ich angelegt hatte, damit ich dem Supermarkt fernbleiben kann. Aber da er sich dort sicher nicht lange hält, gibt es wohl spätestens zu Neujahr wieder Geflügel. Jetzt, am ersten Tag nach den Weihnachtsfeiertagen, geht es mir endlich wieder langsam ein wenig besser und das sieht auch mein Horrorskop so: "Der Tag beginnt mit einer Mondpause, die bis 11.32 Uhr dauert. Sie können ausschlafen und finden langsam Ihre Mitte wieder." Die Betonung liegt allerdings auf 'langsam'. Das waren wirklich die gräßlichsten Weihnachten ever, ich kann mich jedenfalls nicht an schlimmere erinnern, außer vielleicht an die, kurz nach meiner ersten Chemotherapie. Doch das paßt ja irgendwie zu diesem Jahr. Wieso sollte es besser aufhören? Aber wenigstens habe ich ein Kilo Mehl zu Plätzchen verarbeitet und jetzt Keksvorräte bis Ostern.
Auf dem Familientreff war immer noch die Hochzeitsfeier Thema Nummer eins. Inzwischen haben wir auch einige Bilder des Fotografen gesehen und wenn alle Fotos aus sämtlichen Quellen zusammengetragen sind, erwartet mich die mir übertragene Aufgabe, ein Fotobuch zusammenzustellen. Damit werde ich ziemlich zu tun haben, da ich diese ja immer individuell entwerfe und es wirklich viele Fotos sind. Meine Schwägerin erzählte, daß am Tag der Feier die Taxifahrer ganz konfus waren, weil sie ständig zur A. Försterei fahren sollten. Als sie dann selbst ein Taxi bestellte, stöhnte man schon am Telefon: "Nicht schon wieder!" und wollte wissen, was dort los sei. Etwa ein Fußballspiel und müssen die armen Jungs jetzt schon abends spielen? Außerdem meinte sie, daß ich auf allen Fotos nur strahle, aber ich behauptete, daß dies nicht sein kann, denn ich habe zwischendurch ganz bestimmt mal mißmutig dreingeschaut, nämlich dann, wenn ihre komischen Schlagerschnulzen und Schlaflieder liefen. Sie erwiderte darauf, sie hätte ab und zu mal gelinst, zu welchen Liedern ich getanzt hätte und sei der Auffassung, so verrückt wie ich und S. müsse sie nicht tanzen. Aber es gab noch andere Gründe, weshalb ich manchmal genervt geschaut habe, denn ich wurde gleich von drei liierten Männern recht verliebt beobachtet, wie mir schien, und das fand ich nicht so angenehm, schon gar nicht von allen Seiten. Die könnten ruhig mal ihre Freundinnen/Frauen anschauen, anstatt mich mit ihren Blicken wuschig zu machen. Ich glaube, manche Männer merken das noch nicht einmal. Sowas kann mich aggressiv machen. Aber wenn der Fotograf mich immer nur mit guter Laune abgelichtet hat, soll es mir recht sein.
Meine Mutter hat wieder einen riesigen Stapel Bücher aus der Bibliothek meines Vaters aussortiert. Mein Vater ist seit sechs Jahren tot und die vier Jahre davor hatte sie bereits auch schon aussortiert. Das heißt, sie löst jetzt seit knapp zehn Jahren die Bibliothek meines Vaters auf. Ich frage mich immer, wo sie die Bücher noch alle herholt. Sie hat damit bereits ein ganzes Antiquariat ausgestattet. Ich hatte allerdings ebenfalls wieder das ein oder andere Buch ausgesondert und dazugepackt. Als wir die Bücher durchsahen, meinte meine Schwägerin bei dem Buch "Kaiser Karls Kanalbau": "Also ich muß schon sagen, euer Vater hat aber wirklich sehr merkwürdige Bücher gesammelt und gelesen." Und ich so: "Ähm, das Buch ist von mir!"
Im Fernsehen ist über die Feiertage nichts los, aber wenigstens auf das Radio ist Verlass. Seit gestern hänge ich bereits stundenlang mit demselben herum und zwar nur wegen diesem Hörspiel-Extra: "Leben und Ansichten von Tristram Shandy - Ein fortschrittlicher Roman" im Deutschlandfunk. Die ersten drei Teile liefen gestern von 14.05 Uhr bis 17 Uhr und die nächsten Teile laufen jeweils noch bis einschließlich Sonntag ab 14.05 Uhr bis 16 Uhr. Also insgesamt sind es neun Teile und dieser Roman, bzw. das Hörspiel ist wirklich sehr vergnüglich und erstaunlich modern, wenn man bedenkt, daß der Roman aus dem 18. Jahrhundert stammt.
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Eine stringente Biografie beinhalten die neun Bände sicherlich nicht. Stattdessen prägt den Roman eine assoziative Struktur: Vor und zurück blickt der Erzähler, der sich nicht an eine Chronologie halten mag; ebenso wechselt sein Gestus - von beißender Satire oder einem spöttischen Ton bis zu pathetischen Beschreibungen. Und auch optisch verrät Sternes Roman, dass er sich nicht an das hält, was seine Gattung bisher auszeichnete.
Das Vorwort leitet die Geschichte nicht ein, es wird stattdessen nachgereicht, mitten in der Erzählung. Und die wiederum ist gespickt mit Auffälligkeiten: mit Auslassungen, Reihen von Sternchen-Symbolen, oder mit ganzen Kapiteln, die fehlen. Andere Seiten sind dafür ganz in schwarz gehalten, gefüllt mit Druckerschwärze, nicht mit sinnerfüllten Zeichen. All das sind Hinweise darauf, dass die Ordnung hier bewusst gebrochen wird, dass Autor und Erzähler Freigeister sind, die weniger an einer Biografie interessiert sind als an der bis heute bestehenden Frage, ob sich eine solche erzählen lässt. Vom Leben dieses vermeintlichen Protagonisten und Ich-Erzählers, Tristram Shandy, liest man entsprechend wenig - seiner Zeugung wird ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wie seiner Geburt, von der erst im dritten Band berichtet wird.
Sehr einprägsame und detailreiche Beschreibungen gelten dagegen anderen Figuren: allen voran Tristrams Vater und seinem Onkel Toby - zwei äußerst eigenwillige, bisweilen schrullige Charaktere, die der Erzähler aber nie so sehr dem Lächerlichen preisgibt, dass sie darüber ihre liebenswerte Note verlieren, ganz Karikatur werden. Nietzsche galt Sterne deshalb als "der freieste Schriftsteller aller Zeiten", gegen ihn, so schreibt er in Menschliches Allzumenschliches II, seien "alle anderen steif, vierschrötig, unduldsam und bäuerisch-geradezu"."
Beim Bayrischen Rundfunk kann man die Folgen nachhören:
http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/hoerspiel-und-medienkunst/hoerspiel-sterne-tristram-shandy-gentleman-100.html
Es findet ein Tanzkurs statt, bei welchem die wilde Raubmaus ebenfalls Schülerin ist. Sie trägt die Haare offen und eine beigefarbene Weste. Der Kurs wird von einer rundlichen älteren Frau geleitet und ist etwas eigenartig. Erst werfen wir zehn Minuten lang unsere Beine umher, dann schauen wir uns irgendwelche Zahlen an. Das alles geschieht in einem Seminarraum mit ausgelegtem Linoleum, in welchem die Tische an zwei oder vier Seiten aufgereiht wurden, so daß in der Mitte eine Tanzfläche entsteht. Der Kurs ist auch ziemlich schnell vorbei. Ich sitze jetzt mit der wilden Raubmaus an einer Kirche in dieser Stadt, die nicht Berlin ist. Es ist eine alte romanische Kirche mit dicken Mauern, in die teilweise Felssteine eingearbeitet wurden. Aus einem Kellerfenster der Kirche kommt ein brauner Hund, der von seinem Herrchen gerufen wird. Haben die im Keller der Kirche einen Hundezwinger? Interessant! Ich zeige ihr die Szene und setze noch hinzu, daß sie hier eine schöne Kirche haben. Dabei tätschle ich die Kirchenmauer als sei sie ein Pferd. Die Raubmaus schaut eher skeptisch und zuckt mit den Schultern. "Doch, doch", ergänze ich, "mit so starken Mauern, einfach und trotzdem schöner Form. Es gibt auch andere Kirchen, wo nicht alles so zusammenpaßt." Sie schaut weiter skeptisch und sagt, daß sie hier nicht arbeiten möchte. Hm, also ich könnte es mir für mich gut vorstellen. Mir gefällt die Kirche, antworte ich.
Es ist Nacht in der großen elterlichen Wohnung. Meine Mutter ist bereits zu Bett gegangen und ich bin noch im Wohnzimmer und im anderen Teil der Wohnung beschäftigt. Egal wo ich bin, mein Vater schleicht immer irgendwo in meiner Nähe herum. Zwar schaut er mich nicht an und tut so, als würde er mich gar nicht beachten, aber trotzdem fühle ich mich beobachtet. Seine Haare sehen merkwürdig aus, nämlich als wären sie ihm alle ausgegangen. Er hat nur noch so etwas wie Babyflaum auf dem Kopf. Da fällt mir ein, das mein Vater tot ist, das heißt, wenn er um mich herum schleicht, muß es sein Geist sein, der mir erscheint! Das finde ich sehr gruselig und ich flüchte in den vorderen Teil der Wohnung, wo ich ziemlich laut die Schlafzimmertür öffne, so daß meine Mutter aufwacht. Doch als ein Lichtstrahl in das sonst finstere Schlafzimmer fällt, sehe ich die an der Fensterseite aufgebahrte Leiche meines Vaters. Mit dieser möchte ich eigentlich auch nicht in einem Raum sein, weshalb ich die Tür wieder schließe. Ratlos stehe ich nun in der Diele herum und überlege, wo ich hin kann. Gehe ich in das Wohnzimmer und in den hinteren Teil der Wohnung, verfolgt mich der Geist meines Vaters, im Schlafzimmer ist seine Leiche, bleibt noch sein Arbeitszimmer, von dem ich weiß, daß der Geist dort nicht hineingeht, doch dort bin ich von all seinen Sachen umgeben. Es gibt im Grunde keinen Ort, an dem ich mich sicher fühlen kann. Ich entscheide mich, doch zu meiner Mutter zu flüchten und öffne erneut die Schlafzimmertür. Hier bleibe ich zögernd in der Tür stehen. Vor Angst schluchze ich nur wie ein Kind und kann gar nichts sagen. Im Halbdunkel sehe ich, wie meine Mutter mich zu sich ins Bett winkt, doch ich zögere weiterhin. Schaudernd bemerke ich, wie die Leiche meines Vaters ihren Kopf zu mir wendet und mich neugierig anschaut, so als wollte sie wissen, was mit mir los ist. Seine Augen bewegen sich, als würde er leben, aber wahrscheinlich sehe nur ich das. Schnell sprinte ich in das Bett zu meiner Mutter, allerdings fühle ich mich hier auch nicht sicherer und wohler. Überhaupt verstehe ich nicht, wie sie es mit der Leiche meines Vaters aushält und auch noch im gleichen Raum mit ihr schlafen kann.
In einem weiteren Traumbild befinde ich mich nun in einem unterirdischen Gewölbe, wo ein großer Ball stattfindet. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Halloweenball mit Verkleidungen, aber ich fürchte, daß es wohl doch eher echte Geister sind, die hier einen Ball veranstalten. Deshalb fühle ich mich alles andere als wohl. Ich selbst trage ein langes schwarzes, aber größtenteils transparentes Kleid. Nur an der Brust und am Unterleib hat es jeweils einen breiten Streifen blickdichten Stoffes. Darunter bin ich nackt. Ein bärtiger Mann behandelt mich, als wäre ich sein Eigentum und vielleicht bin ich das auch, denn zumindest lasse ich es mir gefallen, daß er mich mit einem Lineal von oben bis unten wie einen Gegenstand vermisst. Dabei ist es mir eigentlich unangenehm, daß er mit dem Lineal so nah an mich herankommt. Er meint, daß der untere blickdichte Streifen am Kleid höher sitzen müßte, damit man 'sein Kind' sehen kann. Ich antworte mit einem bestimmten 'Nein!'. Das kommt gar nicht in Frage. Dann erwache ich.
Als ich im Supermarkt Eier kaufen wollte, war alles ratzekahl leergefegt, bis auf ein paar beschädigte und unvollständige Packungen. Man könnte meinen, Ostern steht kurz bevor. Überhaupt gleichen die Tage vor Weihnachten inzwischen immer mehr den Ausnahmezuständen nach einer Kriegserklärung, oder kommt mir das nur so vor? In der Tiefkühltruhe fand ich winzig kleine 'Hähnchen' und dachte erst an Küken. Aber dann las ich, daß es Haustäubchen sind. Ich habe ein Haustäubchen gekauft, welches in meinen Handteller paßt, und hoffe, daß es nicht nur aus Knochen besteht, denn dann hätte ich für 6 EUR Knochen gekauft. Ein stolzer Preis. Ich nahm aber auch noch Hähnchenschenkel mit, um satt zu werden. Von dem Taubenpärchen, welches sonst so gerne in meinem Blumenkasten vögelt, ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich aus gutem Grund.
Am Freitag beobachtete ich zwei DHL-Männer, welche mit einem gemieteten Lieferwagen Pakete austrugen. Anscheinend gibt es dort ebenfalls Engpässe mit dem Fuhrpark. Oder vielleicht haben sie nicht nur Personal entlassen, wie ich hörte, sondern auch Lieferautos eingespart, um sich die Instandhaltungskosten zu sparen. Der nette Postbote, der sonst immer kam, ward seitdem nicht mehr gesehen. Jetzt kommen andere. Immerhin trugen die Männer noch ihre Uniformen. Die könnte man eigentlich auch wegrationalisieren. Sie hatten eine halbe Stunde lang zu tun, um jeden Aufgang mit diversen Paketen zu versorgen, manche Aufgänge sogar zweimal. Meine Fotobücher hatten sie nicht dabei, aber wie ich später feststellte, haben sie nur nicht geklingelt. Also fuhr ich am Freitagnachmittag schnell zur Filiale und wartete eine Viertelstunde um zu erfahren, daß die heute noch gar nicht da sind, sondern erst am nächsten Werktag. Das stand auf der Benachrichtigung jedoch nicht drauf. Als ich heute vormittag erneut zur Filiale fuhr, war ich so naiv zu glauben, daß es um diese Zeit nicht so voll sein wird, aber die Schlange hatte jetzt die doppelte Länge und reichte bis zur Tür hinaus. So langsam sehne ich die Zeit herbei, wenn Weihnachten wieder vorbei ist. Vor lauter Plätzchenbackerei und Co. komme ich weder zum Yoga, noch zum Tanzen, noch zum Lesen und das macht mir wirklich schlechte Laune.
In einer riesigen dreigeschossigen Halle gibt es verschiedene Kioske, Stände und Läden. Also so eine Art Einkaufscenter, sieht aber irgendwie mehr wie eine Fabrikhalle aus. Außerdem ist das ganze Ding Bestandteil eines Zuges, der fährt. An einem Kiosk bewundere ich einen großen bunten Hippie-Kalender und unterhalte mich mit der älteren, etwas rundlichen Dame, die ihn verkauft und wohl auch selbst gemacht hat. Plötzlich rammt ein LKW den kleinen Kiosk so, daß dieser umzukippen droht und alle aus ihm hinausstürzen. Während man versucht, das Unglück zu beheben, setzen wir uns auf eine steinerne Umrandung. Die Dame scheint sehr eingenommen von mir zu sein, denn sie gibt mir dauernd Küsse auf die Wange und legt den Arm um mich. Einerseits freut es mich ja, daß ich so gemocht werde, aber ein bißchen nervt es schon und andererseits bin ich skeptisch, ob sie wirklich mich meint, oder ob sich hinter diesem Verhalten nicht eine Abhängigkeit verbirgt. Vielleicht ist sie einer von den Menschen, die immer mit einem Ziel kommunizieren, welches darauf hinausläuft, andere für sich einzunehmen und an sich zu binden, weil man die anderen dringend braucht. Dies macht es dann schwierig bis unmöglich, sich aufeinander einzuschwingen. Als hätte sie meine Gedanken gelesen beginnt sie zu erzählen, daß sie nicht alleine sein kann und immer Menschen um sich braucht. Aha, also war meine Vermutung richtig. Ich erzähle nun von mir, daß ich meine Abhängigkeit überwunden habe und sehr gerne alleine bin, mich dabei auch wohl und geborgen fühle. Natürlich ist es nicht so, daß ich nicht ebenfalls mal gerne Gesellschaft habe, aber besitzergreifende und zwanghafte Menschen mag ich dabei weniger. Dies versuche ich so auszudrücken, daß sie sich nicht persönlich angegriffen fühlt. Fasziniert hört sie mir zu.
Mit ein paar gekauften Orangen und Mandarinen will ich die Halle nun verlassen, doch einen normalen Ausgang gibt es nicht. Stattdessen sind da immer Dreierpaare von Durchgängen, von denen einer in der Mitte liegt und an der Seite jeweils ein kleinerer. Durch die kleineren Durchgänge muß man seine persönlichen Sachen nach draußen befördern. Dies geschieht automatisch wie bei einem Flaschenautomaten und vorne befindet sich ein leuchtender Knopf, der einem anzeigt, ob der Durchgang frei ist und den Transport startet. Ich packe meine Sachen in einen der Durchgänge, doch dann hakt das Ding auf einmal und nichts rührt sich, auch leuchtet nichts mehr. Ich laufe ein wenig umher und suche einen anderen Ausgang, doch dann sehe ich, daß der Knopf wieder leuchtet. Ich versuche es noch einmal und bekomme zumindest meine Sachen zurück, die nicht nach draußen befördert wurden. Inzwischen habe ich ein offenes Zugfenster gefunden, welches ich eigentlich gut als Ausgang benutzen könnte. Es ist heruntergeschoben und so niedrig, daß ich leicht drübersteigen könnte, zumal es auch so groß ist wie ich und der Zug gerade steht. Ich denke darüber nach, daß ich in zwei Sekunden hinübergestiegen wäre, aber der Gedanke an die Gefahr, daß der Zug genau in diesen zwei Sekunden anfährt, läßt mich zögern. Ich stecke den Kopf hinaus - der Zug steht still und keine Warnleuchte blinkt. In zwei Sekunden wäre ich draußen, aber mir kommen Horrorszenarien in den Kopf, daß ich hängenbleibe und der Zug im gleichen Moment losfährt. Zögernd werfe ich ein Bein über das Fenster, bleibe aber mit dem anderen drinnen stehen. Mir ist bewußt, daß ich, wenn ich wirklich aussteigen will, dies sehr schnell tun muß und nicht im Schneckentempo, weil das die Gefahr nur vergrößert. Doch das Nachdenken über die Gefahr, während die Freiheit direkt vor meiner Nase ist, lähmt mich so, daß ich nicht mehr in der Lage bin, meine Bewegungen schnell und spontan zu koordinieren.