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Die Geschichte, die NICHT "Schatten der Vergangenheit" heißt - Teil 12

Donner grollte in der Ferne, als ich den Tapetenleim in Wasser anrührte. Nachdenklich starrte ich aus den trüben Fenstern. Zwei Stunden Zeit, bis der Kleister anwendungsbereit ist.
Ich dachte an Robert, ich wusste nicht wieso. Hatte ich nicht andere Probleme? Unmerklich versank ich in einem düster-gleißenden Tagtraum, der glutrotes Feuer in meinen Gedanken hinterließ. Ein heftiger Donnerschlag ließ mich hochschrecken. Das Püppchen auf der Fensterbank zuckte erschrocken auf im Leuchten, welches sekundenlang das Fenster erhellte.
Ich musste lächeln. Hatte es nicht Ähnlichkeit mit Robert? Na ja, Robert schaute nicht so überrascht in die Welt. Und sicherlich hatte er keine Angst vor Gewittern. Oder doch? Was wusste ich eigentlich über ihn? Aber war das nicht egal? Ich hatte noch jede Menge Zeit, alles über ihn herauszufinden. Dieser Gedanke überraschte mich selbst ein wenig, denn ich hatte ihn nicht bewusst gedacht. Anscheinend war in mir schon etwas entschieden, was ich selbst noch nicht wusste. Erst gestern wollte ich ihn nie mehr in meinem ganzen Leben wiedersehen.
Und genau jetzt wäre die Gelegenheit, einen vollkommen entspannten Nachmittag mit ihm zu verbringen. Einfach alles hier stehen und liegen zu lassen und mein Herz zu renovieren.
Ich lachte über den Einfall und glaubte in ihm einen gut bekannten Arbeitsfluchtreflex zu erkennen. Klar, alles war besser, als das, was mir noch bevor stand. Doch je eher ich anfing, um so eher hatte ich es hinter mir. Entschlossen verfügte ich, dass das Püppchen ab heute Robert heißen solle.

Während ich begann, lustlos, aber konzentriert die Wände auszumessen und die Maße auf die Tapetenbahn zu übertragen, bemerkte ich, dass der Fleck auf dem Teppich dunkler geworden war. Vollkommen stoisch nahm ich das zur Kenntnis, denn inzwischen war sowieso sicher, dass auch ein neuer Teppich gebraucht würde. Doch fast nebensächlich dachte ich darüber nach, dass der Fleck eigentlich hätte heller werden müssen, wenn die Feuchtigkeit getrocknet ist. War doch so, oder? Was feucht ist, erscheint dunkler. Müde winkte ich ab. Warum mir über Physik den Kopf zerbrechen - Fleck bleibt Fleck.

Nachdem ich genügend Tapetenbahnen zugeschnitten hatte, war es endlich soweit, mit dem Kleben zu beginnen. Gut eingekleistert und eingeweicht wickelte ich die Raufaserbahnen um meine Finger und pappte sie elegant von der Deckenkante bis hinab zur Scheuerleiste an die Wand. Mit einer festen Bürste zog ich nach, bis jede Kante akkurat saß. Und vollkommen beschmiert und beschmaddert begutachtete ich schließlich das Ergebnis. Für heute hatte ich genug. Das musste nun erst mal trocknen.

Ich beseitigte die Überreste meiner Kleisterschlacht und genehmigte mir eine heiße Dusche.
Grünteeduftend in einen kuscheligen Bademantel gehüllt, machte ich es mir gleich darauf in der Küche bequem, wo mein Notebook schon auf mich wartete. Vorsichtig nippte ich ein bisschen am heißen Kakao, begann einen neuen Streifzug durch die Blogosphäre.
Doch was war das? Ich musste zweimal hinschauen, denn ich wollte es nicht glauben. Einer meiner Lieblingsblogs fehlte. War im endlosen Datennirwana verschwunden. Nur eine höhnische Startseite glotzte mich an. "Wie scheußlich!" sage ich zu mir selbst, "Ich sollte wieder anfangen täglich Zeitung zu lesen statt Blogs. Die verschwinden wenigstens nicht plötzlich, wenn man sich an sie gewöhnt hat."
WilderKaiser - Mi, 18:35

Du meinst nicht etwa ein bestimmtes Blog? Sorry...

Aber sicher meine ich das....
WilderKaiser - Mi, 18:40

Gibt´s noch eine Möglichkeit, meine Blödheit wieder gutzumachen?

Ja, daraus lernen....;o)

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