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Die Geschichte, die NICHT "Auf geheimer Nachbarschaftsmission" heißt - Teil 15

Also lehnte ich mich nochmals entspannt zurück und begann ganz unverfänglich, indem ich auf ein Regal zeigte: „Diese Matrjoschkas da, gehören die auch deiner Freundin?“

„Wieso fragst du?“ wollte er wissen.

„Na ja, ich dachte nur wegen dem Poster im Flur.“

„Ja, du hast recht.“ Nachdenklich kratzte er sich hinterm Ohr und seine Augen starrten hinunter auf den ornamental-orientalen Webteppich.„Sie mochte russische Dinge. Sie war selbst Russin, weißt du.“

„Ach so? Könnte es nicht sein, dass sie wieder in Russland ist?“

Er zuckte mit den Achseln. „Die Polizei hat damals auch die russischen Behörden um Mithilfe gebeten, aber es gibt bis heute keine Hinweise.“

„Hm“ meinte ich dazu, „das ist seltsam. Wird denn weiter nach ihr gesucht?“

„Na ja“ erzählte er langsam, als müsse er erst überlegen, „sie ist in der Vermisstenkartei aufgenommen und wann immer ein unidentifiziertes....äh.....Opfer gefunden wird oder andere Hinweise auftauchen, werden diese mit der Kartei abgeglichen. Die Kriminalpolizei sagt, dass es ein Verbrechen sein könnte, dass sie sich aber genauso gut irgendwo abgesetzt haben könnte. Sie hatte immer Heimweh, hmm.“

„Hattet ihr euch denn gestritten?“ fragte ich frei heraus und schaute ihn erwartungsvoll an.

Überrascht hob er den Kopf, schlenkernd, um das sofort energisch zu bestreiten. „Wir? Niemals! Wir haben uns nie gestritten! Nein. Sie war einfach eines Morgens nicht mehr da.“

„Aha.“ antwortete ich und sparte mir alle weiteren Worte.

Ein Paar, das nie stritt – ich wusste nicht, ob ich dies meiner realistischen, um nicht zu sagen leicht sarkastischen Sichtweise der Dinge zu verdanken hatte, die meinen aufmerksamen Lesern nicht entgangen sein dürfte, doch die Vorstellung so einer Verbindung ließ mir alleine schon sämtliche Schauer über den Rücken laufen und ich spürte, wie sich selbst die feinsten Nackenhärchen hinter meinen Ohren aufrichteten und sträubten, sobald ich diese Antwort vernommen hatte. Erneut war ich nun misstrauisch geworden. Ich wusste nicht, was es mit dem geheimnisvollen Herrn Luchterhand auf sich hatte, doch ich hätte einen Besen gefressen, dass entweder mit seiner Antwort oder mit der Beziehung irgendetwas nicht stimmte.

Nachdem ich mich freundlich und ohne mir meine Skepsis anmerken zu lassen von meinem Nachbarn verabschiedet hatte, wobei ich ihn einlud, nach der Wohnungsrenovierung mal ein Gläschen Wein bei mir zu trinken, ließ ich mir den Rest des Abends auf dem Balkon die erfrischende und würzige Luft, die das Gewitter hinterlassen hatte, um die Nase wehen.
Die frechen Elstern machten wie immer einen riesigen Rabatz in der Baumkrone vor meinem Fenster, so als würden sie jeden Abend aufs neue um die besten Schlafplätze kämpfen. Als endlich Ruhe herrschte, kam ich in den unerwarteten Genuss eines nächtlichen Minnesanges in Form des Liedes „Dust in the Wind“ aus einer der Nachbarwohnungen (insgeheim fragte ich mich, ob es vielleicht sogar Herr Luchterhand war, der da seinen heimlichen Traum eines Popstar-Lebens träumte), welcher sämtliche streunenden Katzen aus der Umgebung anlockte und diese zu einem Chorkonzert animierte. Doch auch dieses verstummte irgendwann einmal und zurück blieben ich, die Nacht und die Sterne.

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