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Meine Jacke jedenfalls,

ist bei Herrn N. gut aufgehoben. Als ich heute morgen kam, war ich in meiner dünnen Baumwolljacke leicht durchnässt, allerdings wirklich nur leicht an der Kapuze und den Schultern, zum Glück hat es erst später angefangen, richtig zu gießen, so daß ich nur ein paar Tropfen abbekommen hatte. Ich platzierte meine Jacke wie jeden Tag in unseren Gardrobenschrank, wo sie alleine hing, denn Herr N. hatte seine zum Trocknen an einen Schrank gehängt. Gegen Mittag bemerkte ich, dass Herr N. den Bügel mit meiner Jacke in der Hand hielt und irgendwas murmelte, er würde sie mal kurz zum Trocknen raushängen, wegen Stockflecken und so. Ich ließ ihn gewähren, fand es aber schon irgendwie merkwürdig, dass sich jemand, insbesondere ein Mann, um meine feuchte Jacke kümmert. Wenn es die Kollegin aus meiner alten A-Abteilung gewesen wäre, die immer ein wenig fürsorglich und mütterlich war, dann hätte es mich weniger gewundert. Das muss ich beobachten - nicht dass er meine Jacken nicht nur vor Stockflecken, sondern auch noch vor gefräßigen Insekten schützen will und im Winter, wenn ich wieder meine Webpelzjacke trage, einige von seinen Mottenkugeln mitbringt.
Aber wahrscheinlich hat er das weniger aus Sorge um meine Jacke, als vielmehr aus Angst um seine Jacke gemacht, die er wieder zurück in den Schrank hängen wollte und die sich ganz schnell an meiner mit Stockflecken angesteckt hätte. *gg*

Vormittags kam die Kollegin, von der ich meine neuen Akten bekommen habe, in unser Zimmer und meinte schnüffelnd, dass es bei uns nach Räucherstäbchen riechen würde. Ich konnte das nicht nachvollziehen und auch Herr N. konnte sich das nicht erklären und fragte nach, worauf sie sagte, es würde wie in einem tibetischem Tempel riechen. (Ich bin unschuldig -Ehrenwort! - ich räuchere nur zu Hause.) Dies veranlasste Herrn N. zu der Bemerkung, dass das Zimmer doch jetzt auch ein Tempel sei, was er noch mehrmals wiederholte, und als die Kollegin weg war, fragte er mich, ob ich was riechen würde. Ich sagte kurzerhand: "Ja, allerdings keine Räucherstäbchen." und als er nachhakte, was es denn wäre, antwortete ich "Mottenkugeln". Das interessierte ihn sehr, denn er wollte jetzt wissen, wann ich das denn riechen würde, worauf ich "Immer." antwortete.
Danach ging ich ins Büro, wo jetzt Herr K. mit obiger Kollegin sitzt, um meine neuen Akten zu holen und Herr K. bot sich gleich an, mir beim Tragen zu helfen. Ich legte ihm einen Stapel hin, aber er wollte mehr, und immer wenn ich ihm eine Akte dazupackte, wollte er immer noch mehr. Irgendwann war der Stapel so hoch, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie der kleine Mann den wegkriegen will, weshalb ich sagte, dass er so viel doch gar nicht tragen könne, das gehe doch nicht, der Stapel sei viel zu groß. Aber er antwortete, dass er das ja gerade wolle, damit es auch endlich mal mit der Krankschreibung klappt. Er bestand allerdings darauf, nicht allein in mein Zimmer zu Herrn N. zu gehen, um nicht als Loser dazustehen. Ich kann kaum nachvollziehen, warum er so viel Scheu hat, zu Herrn N. in das Zimmer zu gehen. Als er damals seine eigenen Sachen geholt hat, hat er sogar immer angeklopft. Wahrscheinlich hat er Herrn. N. von einer anderen Seite als ich kennengelernt. Wir gingen also zusammen, ich den kleinen, er den großen Stapel, und glücklicherweise ist er mir nicht mitten auf dem Weg mit den vielen Akten zusammengebrochen.

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