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Das Vorstellungsgespräch

war horrormäßig und erinnerte mich stark an meine mündliche Abschlußprüfung vor zwölf Jahren. Die Leiterin hat mich so mit Fachfragen zugepfeffert, daß ich von einer Ohnmacht in die andere fiel. Ich hatte mich zwar durchaus vorbereitet, allerdings nur die allgemeineren Gesetze gelesen, da ich nicht erwartete, daß sehr schwierige Fragen kommen werden. Außerdem weigere ich mich einfach, irgendwelches Fachzeug für ein Vorstellungsgespräch auswendig zu lernen, wenn ich noch nicht einmal weiß, ob ich es brauchen werde, weil ich die Stelle bekomme. Hätte ich das in den letzten fünf Jahren getan, könnte ich jetzt schon sämtliche Sozialgesetzbücher völlig nutzlos hoch und runter deklinieren, allerdings sehe ich darin keine sehr erstrebenswerte Fähigkeit. Diesmal sah die Sache eh noch anders aus, da ich ja schon ein dreiviertel Jahr in dem Bereich arbeite und meinte, daß mein spezielles Wissen für ein Vorstellungsgespräch ausreichen müßte. Natürlich hätte ich aber vorher darauf kommen können, daß eine Leiterin, die gleichzeitig Dozentin an der Fachhochschule ist, auf Fachbegriffe Wert legt und nicht hören will: "Äh, dann schreibe ich den halt an."
Ich glaube, den vier Beisitzern tat ich irgendwann schon leid, wie ich mich da wand, jedenfalls nickten sie jedes Mal auffallend eifrig in Richtung meiner strengen Prüferin, wenn ich denn mal was richtiges sagte. Vollkommen genervt und zerschmettert verließ ich das Gespräch und als ich Herrn N. von den Fragen erzählte, guckte der genauso dumm aus der Wäsche wie ich und meinte nur, er weiß schon, warum er zu keinen Vorstellungsgesprächen geht, sowie, daß manche halt die Arbeit einfach machen, während andere drüber reden.
Vier Stunden später klingelte das Telefon und ich erhielt die Nachricht, daß ich die Stelle habe. Ich glaube, Herr N. freute sich mehr als ich - er hat mich ja schon vorher dauernd heiß gemacht, ich soll bei dem Gespräch sagen, daß sie mir schnell Bescheid geben und ich (er) nicht lange warten muß. Ich freue mich natürlich ebenfalls, denn eine Stelle ist besser als keine Stelle, auch wenn man auch ohne genug Arbeit hat und in drei Jahren die Stelle bei der nächsten Einsparung wieder los ist. Aber ich sehe es aber ein wenig zwiespältig, da ich vorher von einer Kollegin gehört habe, daß ich wohl die einzige bin, die sich auf die Stelle beworben hat, da sonst niemand dort in diesen Bereich will. Und ich bin natürlich wieder mal die einzige Doofe, die freiwillig JA ruft, ohne genau zu wissen, ob ich das auf Dauer überhaupt verkrafte.
Außerdem frage ich mich, ob sie mich nur genommen haben, weil sie keine andere Wahl hatten, dann hätten sie sich aber eigentlich diese ganze Prozedur gleich verkneifen können.
Chutzpe - Do, 21:32

Hmmm - jetzt weiss ich nicht, ob ich dich beglückwünschen oder bedauern soll - doofe Situation.

Möchte Herr N. dich loswerden, oder warum ist er so heiss drauf, dass du die Stelle kriegst?

Liebe Grüsse

Nein,

Herr N. möchte mich behalten. Nach den Leuten, die er vorher im Zimmer hatte, wie Herrn K., muß ich der große Wurf sein. *gg* (Und ohne Stelle könnte ich im Oktober weg sein.)
Chutzpe - Do, 22:05

Ah - mir war doch, dass er dich auf seine Art gern hat.

Doch die Stelle ist somit befristet?
Dann hab ich das nicht mitgekriegt.

Dann hockt der arme Herr N. wieder alleine mit dem ganzen Kram da? Als wäre das eine Lösung *seufz*

Nein,

befristet ist die Stelle nicht, aber in drei Jahren werde ich wieder zum Abschuß sprich Sozialwahl freigegeben, und falls sich nicht grundlegend was an der Punktevergabe ändert, steht jetzt schon fest, wen es trifft. ;o)
Chutzpe - Do, 22:19

Ähm - wieso denn das? Bist du nicht fest angestellt oder warum läuft das so?

Sorry - ich kenn mich damit leider überhaupt nicht aus.

Es würde

Jahre dauern, dir die abstrus-abstrakte Personalpolitik des öffentlichen Dienstes zu erklären. Es ist einfach so, daß die Hälfte der Leute, die heute im öffentlichen Dienst arbeiten, keine feste Stelle haben, obwohl ohne sie nichts mehr gehen würde. Ein Arbeitsvertrag ist hier etwas anderes als eine Planstelle. Aber das muß man nicht wirklich verstehen. ;o)
Chutzpe - Do, 22:38

Okay - dann nehme ich das zur Kenntnis und enthalte mich jeglicher Kommentare *seufz*

Und wünsche dir, dass du so lange wie möglich beschäftigt bleibst, möglichst in nem Job, denn du magst.

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