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Baustellen

Im Moment kommt es mir vor als würde ich auf 150 Baustellen gleichzeitig arbeiten, jedenfalls zu viele Baustellen, welche die letzten zwanzig Jahre hervorgebracht haben und die liegengeblieben sind. Am Mittwoch war eigentlich ein Family-Ausflug geplant, musste aber abgeblasen werden. Im Grunde bin ich darüber ganz froh, ein Termin weniger. Jeden Tag hört man jetzt von neuen Krebstoten und das sind dann nur die prominenten. Würde ich wie andere Blogs Nachrufe schreiben, wäre das hier der reinste Friedhof. Also entweder werden es tatsächlich immer mehr, oder meine Aufmerksamkeit für solche Dinge hat sich geändert. Meine Güte, das macht es einem nicht gerade einfacher, führt aber auch dazu, dass man jeden Tag einen Denkzettel verpasst bekommt, sein Leben jetzt sofort zu leben und nicht zu warten. Überhaupt habe ich dem Warten gegenüber eine ganz neue Einstellung. Früher war ich ungeheuer geduldig, und konnte wochen-, monate-, ja sogar jahrelang warten. Inzwischen ist Geduld nicht mehr meine bevorzugte Charaktereigenschaft, zumindest nicht, wenn nicht wenigstens kleinste Fortschritte erkennbar sind, und Warten keine bevorzugte Verhaltensweise mehr. Ich finde, ich habe in meinem Leben genug gewartet. Zu vieles gibt es noch zu er-leben, zu versuchen, zu erkunden und zu erfühlen. Mit meinem Lebenshunger wäre ich gerade wahrscheinlich sogar bereit, mich in die verderblichsten Situationen zu bringen und mir die ärgsten Probleme an den Hals zu schaffen, einfach weil ich nicht mehr darüber nachdenke, was morgen sein könnte. Und weil das so ist, entwickle ich eine ziemliche Affinität zu Menschen, denen es genauso geht, denn das Angenehme an ihnen ist, dass sie nicht lange überlegen oder zögern. Da heißt es kühlen Kopf zu bewahren, sonst könnte der Katzenjammer doch ausgeprägter sein, als man sich wünscht. Seltsamerweise dachte ich früher immer, egal was andere sagten, es sei egal wie man sein Leben lebt, da es eh nur ein unwichtiges Leben unter vielen ist, aber jetzt merke ich, dass es doch nicht so gleichgültig ist, womit man es füllt. Warten soll es jedenfalls nicht sein.
g a g a - Mo, 21:13

Manchmal kann etwas äußerlich für andere wie Warten aussehen und es ist für denjenigen, der so passiv und tatenlos wirkt tatsächlich ein innerer dynamischer Prozess, der einen planvoll später aktiv werden lässt, wenn etwas reif dafür ist. Das klingt vielleicht ein bißchen verschwurbelt. Aber du hast sicher recht, man kann auch zu lange auf Wunder warten. Die Erkenntnis, dass es bei allen Dingen auch eine aktive Einwirkung braucht, nichts wirklich komplett vom Himmel fällt, wie die Sterntaler, glaube ich auch. Aber man kann auch etwas zu früh übers Knie brechen wollen, dann geht manchmal etwas zu Bruch. Ein interessantes (Lebens-)Thema. Ich versuche von Fall zu Fall den richtigen Zeitpunkt für eine aktive Handlung zu identifizieren. Meistens liegt man da mit seinem Gefühl goldrichtig. Und zögerlich zu sein ist manchmal auch ein sinnvoller Schutzmechanismus. Man kann es wahrscheinlich nicht schwarz oder weiß sehen. Ich habe in meinem Leben oft ein Beharrungsvermögen an den Tag gelegt, das an Irrwitz grenzte. Gerade in Beziehungsangelegenheiten. Warteschleifen von (auch durch mich selbst kultivierte) Projektion und Verblendung. Das würde ich gerne nicht wiederholen. Rückenwind ist dagegen ein guter Ratgeber.

Ist schon richtig,

manchmal kann Warten sinnvoller sein. Ich bin ja eigentlich auch ziemlich gut darin. Dieses Warten in Beziehungsangelegenheiten kenne ich. Man denkt sich - ach, das wird schon wieder, das ist jetzt nur so eine Phase, das wird wieder besser - und irgendwann fragt man sich - was mache ich eigentlich noch hier? Ehrlich, wirklich etwas gebracht hat es mir noch nie. Ansonsten gehe ich durchaus planvoll vor und suche mir gerne passende Zeitpunkte, manchmal kann das Suchen nach dem richtigen Zeitpunkt aber auch in Prokrastinieren ausarten. Und im Moment bin ich einfach zu zappelig, um weise zu sein.
Chutzpe - Di, 14:32

Irgendwann bahnt sich alles seinen Weg und passiv bleiben - sei es warten, wegschieben, ignorieren und dann bleibt einem nicht mehr viel anderes übrig als sich darum zu kümmern.

Viel Karft und Erfolg!

Danke!

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