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Buddha und der Schöpfergott

Um die Bücherstapel in meiner Wohnung zu reduzieren, suchte ich mir mal wieder ein Buch, welches ich lesen und hinterher weggeben kann. Meine Wahl fiel auf eines mit den Weisheitslehren eines buddhistischen Mönches, welches durch Zufall in meine Hände gelangte. Nun ist es nicht das erste Mal, daß ich mit buddhistischen Anschauungen in Berührung komme, aber auch schon früher waren diese mir etwas suspekt, obwohl mir der Buddhismus an sich nicht unsympathisch ist. Ich habe sogar in der ganzen Wohnung und in jedem Zimmer verteilt Buddha-Figuren zu stehen, allerdings nicht, weil ich Buddha verehre, sondern weil ich diese lächelnden Buddhas so entspannend finde. Jedenfalls sehr viel entspannender als am Kreuz dahinsiechende Religionsgründer. Jemand, der in meine Wohnung kommt, könnte überhaupt etwas irritiert sein, da ich auch zwei Marienbilder an der Wand habe, allerdings ansonsten mit Katholizismus überhaupt nichts am Hut. Den finde ich nicht einmal wirklich sympathisch.

Nun mußte ich beim Lesen dieses Buches erneut feststellen, daß ich mit den buddhistischen Lehren irgendwie nichts anfangen kann. Ich verstehe zwar, daß dies eine Welt der Erscheinungen ist, welche vergänglich und damit eine Illusion ist, ich verstehe auch, daß das Anhaften an diese Erscheinungen die Ursache für Leiden ist, nur die Schlußfolgerung daraus will mir nicht in den Kopf. Ich meine, auch wenn ich weiß, daß Träume Schäume sind, so genieße ich doch trotzdem gerne schöne Träume und möchte keinesfalls Alpträume bekommen. Und wenn ich Alpträume habe und mir bewußt ist, daß es sich um einen Traum handelt, versuche alles, um den Traum zu verändern. Ein wenig erinnert mich das alles an die Dissoziation in der Psychotherapie, nur daß man sich von absolut allem dissoziert. Dissoziation kann zwar manchmal hilfreich sein, aber auf Dauer auch etwas dröge. Und mir entzieht sich der Sinn, warum sich die vielen Seelen ständig inkarnieren, nur zu dem Zweck zu erkennen, daß alles Maya ist und sie sich davon befreien müssen. Das würde ja bedeuten, wenn die Seelen die Ebenbilder des Schöpfungsbewußtseins, Gottes (oder wie auch immer genannt) sind, daß a) Gott selbst noch nicht erwacht ist, also noch nicht in vollständiger Kenntnis seiner wirklichen Wesensnatur ist, und alle diesen Seelen daran arbeiten, Gott, bzw. das Schöpfungsbewußtsein zu befreien, oder b) daß Gott auf die Erleuchtung sch... und einfach weiter schöpft. Vielleicht weil ersiees ein Künstler ist, vielleicht aber auch, weil ihmihr langweilig ist oder vielleicht, weil es sich bei dem Schöpfungsbewußtsein um einen aus der Kontrolle geratenen Dominoeffekt handelt und niemand in der Lage ist, diesen wieder aufzuhalten, außer die Geschöpfe selbst, indem die Dominosteine sich einfach weigern umzufallen. So gesehen sind die Erleuchteten dieser Welt, die darauf wert legen, nicht mehr inkarniert zu werden, derjenige Teil des Schöpfungsbewußtseins, welcher sagt: "Das ist doch alles Mist, ich habe keinen Bock mehr." Das kennt man ja von Künstlern auch, wenn sie die Erkenntnis der Unvollkommenheit ihres Werkes überfällt. Aber außer a) das Handtuch hinzuwerfen, gibt es doch noch einige andere Möglichkeiten, z.B. b) weiter zu üben und auf Fortschritt zu hoffen, c) die Unvollkommenheit zu lieben oder d) alles zu zerstören und ganz neu zu beginnen.

Und dann diese ganz rührende Kindheitsgeschichte des Meisters, als er einen Fisch getötet hat, um in dessen Inneres zu schauen. Später in seiner Lehrzeit hatte er einen Traum, daß er als Fisch wiedergeboren werde und auf einmal sah er den toten Fisch überall um sich herum. Er begann ein Mantra zu rezitieren, welches er dem Fischlein widmete, und als er es eine Million mal rezitiert hatte, war der Fisch verschwunden und sein Karma anscheinend gereinigt.
Falls das mit dem Karma wirklich so einfach funktioniert, verstehe ich auch die Wachstumsraten der Mückenpopulationen (ok, außer in diesem Jahr), und man denke nur an die vielen Mikroben und Bakterien, die Tag für Tag feige getötet werden! Kann ich also umgekehrt davon ausgehen, wenn ich als Mensch wiedergeboren werde, habe ich im vergangenen Leben vielleicht als Mikrobe Menschen getötet? Irgendwie erscheint mir dieses ganze Konzept doch etwas fragwürdig, zumindest, wenn es so offensichtlich sein sollte. Aber vielleicht ist diese Geschichte ja eher ein Beispiel dafür, daß bestimmte Glaubensvorstellungen paranoide Ängste schüren können, und das auch im Buddhismus. Über die Beschreibungen der buddhistischen Hölle schweige ich hier lieber.
Chutzpe - Mi, 22:32

Maria ist ja auch nur eine christliche Adaption der vorherigen heidnischen Religion und somit gebe ich dir als ihre Mutter (Joke - Anna ist Marias Mutter) das Recht auf Ihre Bilder.

Nun ernsthaft: Ich bin überhaupt nicht christlich wie du weisst und finde Kruzifixe auch nicht so der Burner, trotzdem hat mir meine Mutter 2 geschenkt, da die mich beschützen sollen und die hingen lange an der Kopfseite meines Betts - was die Leute oft sehr irritiert hat - jetzt liegen sie im 3. Zimmer auf dem Büchergestell. Im Wohnzimmer steht dafür das Weihrauch-Gefäss aus einem Kloster-Shop, das ich brauche, wenn ich die Wohnung räuchere.

Wenn so etwas

eine persönliche Bedeutung hat, ist es ja auch wieder etwas anderes. Mit einem Kruzifix über dem Bett würde ich mich wohl eher etwas unwohl fühlen, einen Rosenkranz habe ich aber auch in der Wohnung zu hängen. Kann ja jeder halten, wie er will.
Chutzpe - Do, 12:59

Seh ich auch so - da ich reformiert wäre von Haus aus, habe ich keinen Rosenkranz. Lange hatte ich einen arabischen Gebetskranz - keine Ahnung wie die heissen, mein Vater hat den aus dem Irak mitgebracht als er dort arbeitete.
g a g a - Mi, 22:49

Ich lese diesen Eintrag sehr interessiert, denn mir fällt seit langem auf, dass es erstaunlich wenig eigenständige Überlegungen zu dieser Weltanschauung gibt, sobald sich jemand überhaupt dafür interessiert. Man hat den Eindruck, es gibt eine große Gemeinde von stumm ergriffenen Jüngern, die unreflektiert jeglichen Kalenderspruch aus dieser Glaubensrichtung zu ihrem Gesetz erklären. Ich kann alles nachvollziehen, was du äußerst. Was mir selbst daran suspekt ist, dass diese Lehre in dem Ideal der quasi entmaterialisierten Existenz mündet und damit jegliche Inkarnation, die Welt der irdischen, sinnlich erfahrbaren Materie abwertet. Das ist für mich der Kern der Irrelevanz. Ich verstehe zwar nicht dieses Übermaß an Leid hier auf Erden, aber ich empfinde in Frieden und ausgewogenen Verhältnissen eine unendliche Schönheit in dieser irdischen, sinnlich erfahrbaren Schöpfung, die auch eine starke geistige Erfahrung ist. Eine Verbindung von Geist und Materie. Immer wenn sich das in Einklang anfühlt, bin ich hier zuhause. Ich will mich erst auflösen, wenn ich sterbe, zu Lebzeiten gibt es dafür Ektase, die göttliche Auflösung in und durch die Verkörperung ermöglicht. Zum Bespiel Tanz. Essen. Liebe. Wind. Die Gezeiten.

Der Punkt ist,

daß man dies alles zwar durchaus haben darf, daß aber das Leben nicht nur aus angenehmen sinnlichen Genüssen, sondern auch aus unangenehmen Erfahrungen besteht. Nun wünscht man sich natürlich (zumindest ich), besonders viel von den angenehmen Dingen, doch wenn man das wünscht, haftet man ja schon wieder an, weil man nämlich dann, wenn man das nicht bekommt, unglücklich ist und leidet. Wenn ich im hier und jetzt lebe, möchte ich mir aber nicht sagen, daß diese Wünsche alle egal sind, da sowieso vergänglich. Wünsche und Sehnsüchte sind letztendlich die Triebfedern im Leben. Wenn ich meinen eigenen Wünschen und Sehnsüchten nicht mehr nachgehe, bleibt im Grunde nur noch, sich dem Leben zu entziehen und für einen Ausstieg aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu leben, was ja auch eine Sehnsucht sein kann. Doch ich glaube, so etwas funktioniert dann nur, wenn man wirklich an allem satt geworden ist.

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