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Das Wochenhorroskop hatte unrecht.

Es funkelt noch immer kein einziger Stern an meinem Gedankenhimmel. dem es sich lohnt zu folgen. Nur daß ich niemals mehr im Leben, niemals, niemals, noch einmal eine Chemo machen möchte, das weiß ich. Ich fühle mich im Infusionssessel wie auf dem elektrischen Stuhl und ich glaube, die Schwester denkt, daß ich etwas unfreundlich bin, da eher kurz angebunden und mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Dabei versuche ich nur, die Fassung zu bewahren, denn lieber würde ich mich auf den Boden werfen und mit Händen und Füßen um mich schlagen. Ich bin eben kein Held. Es gibt diese Patienten, die bei allem noch lächeln und einen Scherz auf den Lippen haben. Die sind überall beliebt. Ich gehöre nicht dazu. Eigentlich bin ich, wenn es darauf ankommt, nie so, wie ich gerne sein würde. Wohl eher der typische Antiheld und Angsthase sowieso. Und ich finde, daß mir das Leben durchaus mal wieder seine angenehme Seite zuwenden könnte. Immer nach der Chemo, wenn mein Geist außerhäusig ist, weile ich dort, auf dieser mir abgewandten Seite. Ich erinnere mich an die ausgelassenen Momente mit meinen Kumpels, durchtanzte Sommernächte, an all die wirklich romantischen Momente, mit ihren unvergessenen Blicken und Gesten, an diejenigen, die meinem Herz nahestanden und auch heute noch nahestehen, an lange schmerzfreie Sommertage mit wundervollen Entdeckungen an unbekannten Orten und an versteckte Idyllen, die man nur an einem besonderen Tag, zu einer bestimmten Uhrzeit tatsächlich sehen kann, als hätte jemand einen Zauber über sie geworfen. Wenn man vorher wüßte, daß die leichten Zeiten so schnell vorbei sind, würde man sie in der Jugend vielleicht mehr genießen. Und es ist ja nicht so, daß einem dies nicht gesagt würde. Aber so lange man nicht selbst die Erfahrung macht, nimmt man solche Ratschläge der Älteren doch nie richtig ernst.
Chutzpe - Sa, 22:40

Wer möchte sowas schon? Verständlich.

Warum zum Geier machst du dir Gedanken wie du rüberkommst? Es gibt ganz sicher auch Patienten, die um sich schlagen und schreien etc. pp - ich jedenfalls wäre wie ich wäre und wenn ichs unerträglich fände, würde ich mich wohl dahingehend äussern - man soll nicht immer alles in sich reinfressen.

Nie im Leben möchte ich die Jugend zurück - ausser es wäre in einer intakten Familie - ich geniesse seit ca. 5 Jahren mehr als je und vieles ist so unwichtig und geht mir am A... vorbei.

Alles Liebe weiterhin

Die Jugend

möchte ich auch nicht zurück. Aber ich würde gerne wieder das Leben von seiner angenehmen und schmerzfreien Seite erleben. Und wenn ich vorher gewußt hätte, daß dies in diesem Alter schon so schwierig wird, hätte ich die schönen Zeiten davor sicher noch mehr genossen. Im Moment jedenfalls finde ich nicht viel zu genießen.
Chutzpe - Sa, 22:57

Das würde ich auch gerne - wenn meine Schmerzen auch nicht körperlich sind.

Das ist eigentlich als normal anzusehen - die kranke Gesellschaft treibt es ja soweit.

Das verstehe ich - doch diese Erkenntnis kommt allen immer ers, wenn es vorbei ist und wäre bei mir sicher genau so.

Genau das

schrieb ich.
tinius - Mo, 23:30

Man kann von Dir nicht erwarten, die scherzende Heldin zu sein. Und das wissen Ärzte und Schwestern genau. Mag aber sein, daß ihnen so Distanziertheit notwendiger erscheint. Du bist auf Deine art dennoch Heldin. (Mut heißt nicht, keine Angst zu haben, sondern es dennoch zu tun). Die unbeschwerten Zeiten kommen hoffentlich wieder, aber die bislang erlebten sind es auch, die Dir jetzt Kraft geben können. LG Jost

@tinius:

Natürlich weiß ich, daß von mir nicht erwartet wird, die immer liebe und heitere Patientin zu sein, aber den verdrießlichen Part möchte man ja auch selbst nicht dauernd spielen, sogar dann, wenn man Grund dazu hat.

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