Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Der Reichstag in der Nacht

Der Reichstag in der Nacht
die Lichter aus
dem deutschen Volke
auf dass es schlafen möge
eines Morgens jedoch
ist es erwacht

Der Reichstag in der Nacht
ein Farbenrausch
wellt Spreewasser
fällt geordnet
in die Vergangenheit
abseits

Der Reichstag in der Nacht
in leeren Straßen
weiße Möwen
ruhen am Wegesrand
so auch die Geister
der Gefallenen

Der Reichstag in der Nacht
aus Geschichte
keimt die Zukunft
doch verdrängt die Lebenden
stille Ruhestörer
nächtens

Der Reichstag in der Nacht
um den Schlaf
hat er mich gebracht
aber denk ich an
Deutschland
schlafe ich gut
Namesi - Mi, 00:05

205 mal gelesen, zeigt die Statistik an. Und immer noch kein Kommentar. Und warum? Bei Lyrik ist es immer schwer, etwas zu sagen. Außer, hey ist toll, was banal klingt. Oder eine (meist daneben liegende) Interpretation, die man nicht mal im Deutschunterricht und schon gar nicht in Anwesenheit des Autors von sich geben möchte, es sei denn, man glaubt von sich, hochintellektuell zu sein.
Deshalb auch von mir nichts Inhaltliches. Gedichte sind eben Gedichte. Ja, so ist das, sage ich.

Ich hätte

ja eher mit erzürnten oder zynischen Kommentaren gerechnet.
bonanzaMARGOT - Mi, 11:40

äääh.
kapiere nicht ganz die intention der dichterin.

Dann

solltest du mal nachts um den Reichstag und am Spreeufer entlang gehen.
bonanzaMARGOT - Mi, 12:14

dein gedicht ist

also etwas für berliner, die nachts um den reichstag herum wandern, weil sie sonst nichts anderes zu tun haben.

warum heißt das ding eigentlich noch reichstag? reichstagsgebäude kann ich ja noch nachvollziehen, weil es eben noch in den grundmauern dieses alte gebäude ist.

aber reichstag - allein das wort macht mir magenweh.

Als Berliner hat

man eben nicht so viele Möglichkeiten für ruhige und schöne Spaziergänge wie ein glücklicher Provinzler. Und wahrscheinlich heißt der Reichstag als Gebäude immer noch Reichstag, weil es schon immer historisch Reichstag hieß und es keinen Grund gibt, diesen Namen zu ändern. Schließlich ist ein KaiserREICH in der Geschichte keine Schande, es gibt ja heute noch KönigREICHE.
bonanzaMARGOT - Mi, 12:39

vorallem wenn in diesem reichstag das heutige parlament tagt ...
aber okay, das ding wurde ja umgebaut.

ich habe nichts gegen burgen und schlösser. sie sind zeugnisse unserere vergangenheit und als solche wichtig, und manche finde ich ästhetisch reizvoll.

mit dem berliner reichstag verbinde ich dummerweise das dritte reich. vielleicht mehr als notwendig. und ich denke daran, dass irgendwo in diesen mauern noch die braune soße am fließen ist ...

aber okay, ich bin wahrscheinlich übersensibel solchen dingen gegenüber.

nun aber zurück zu deinem gedicht:
was wolltest du damit ausdrücken?

Also wenn du

so etwas denkst, solltest du dich historisch einmal etwas bilden. Der Reichstag ist ja schließlich ein "Opfer" des dritten Reiches gewesen, das ganz schnell mal die Parlamente abschaffte und den Reichstag ja angeblich auch niederbrennen ließ (wobei das wohl nie hundertprozentig geklärt wird, wer tatsächlich der Brandstifter war). Jedenfalls gab es den Reichstag im dritten Reich nur noch als Ruine. Deshalb ist der Reichstag eher ein Symbol für Mitbestimmung und Demokratie als für das dritte Reich. Wenn man sich an irgendwelchen Vokabeln hochzieht, die man mal irgendwie im Zusammenhang mit dem dritten Reich gehört hat, ohne sich für die wirklichen Zusammenhänge und die Geschichte dahinter zu interessieren, ist das echt ein Armutszeugnis.

Mein Gedicht soll einfach ausdrücken, was ich spüre, wenn ich dort spazierengehe und was ich dabei denke. Mir kommen dort immer die Zeilen von Heine in den Kopf: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht". Ich habe mit diesen Zeilen gespielt und das Resümee gezogen, daß ich im Gegensatz zu Heine gut schlafe, wenn ich an Deutschland denke. Denn trotz allem, was nicht so gut läuft und wo es noch Probleme und Ungerechtigkeiten gibt, sehe ich als Optimist auch das Positive und denke, daß wir auf einem guten Weg sind.
Mir ist aber auch klar, daß es Leute gibt, die sich dabei wohl fühlen, ihr Land immer kurz vor dem Abgrund und der allumfassenden Katastrophe zu sehen. Diese Lust an Endzeitszenarien muß irgendwie im Menschen angelegt sein.
bonanzaMARGOT - Mi, 13:14

heine emigrierte nach frankreich.
sein vers ist da eher ironisch zu verstehen.

meine historische bildung ist sicher lückenhaft.
die nazis instrumentalisierten den reichstag für ihre zwecke. wahrscheinlich brannten sie ihn nicht nieder ..., - aber es kam ihnen gerade recht.
dann dürfen wir auch daran denken, dass es mit dem damaligen parlamentarismus, bzw. der weimarer republik, nicht weit her war. nur durch ihre poröse demokratische substanz konnte ein diktator wie hitler an die macht gelangen.

nun gut. wurscht. ist jetzt der heutige reichstag. trotzdem kriege ich magenweh ...

ich kann mit deinem gedicht nicht viel anfangen, weil mir der bezug fehlt ...

Mir ist

es relativ egal, wie die Zeilen von Heine zu verstehen sind, weil sie mir einfach so als Aussage im Kopf herumgeisterten. Und was ich noch anmerken möchte: Geschichte ist ein organisches Geschehen, das immer in Entwicklung ist. Das sollte man nie vergessen, wenn man vergangene Zeitalter betrachtet und über sie urteilt. Was wir heute sind, egal ob als Individuum oder als Gesellschaft, sind wir auch durch unsere Geschichte.
bonanzaMARGOT - Mi, 14:55

Ohne unsere Geschichte würden wir nicht so existieren. Jeder hat seine Perspektive auf die Vergangenheit.
Ich bin der Meinung, dass man am optimistischsten in die Zukunft blicken kann, wenn man die Schatten der Vergangenheit nicht ausklammert oder beschönigt - wie auch immer.
Nur so können wir über mehrere Generationen hinweg wirklich zu einer besseren Gesellschaft kommen. Ansonsten laufen wir Gefahr, immer wieder in einen ähnlichen Sumpf von Intoleranz, Diktatur und Unfreiheit zurück zu fallen.
Dies ist eine Sysiphusarbeit, der wir uns aber gesellschaftlich stellen müssen.
Das wusste, glaube ich, schon Heine.

Der Reichstag ist in meinen Augen ein historisches Objekt, welches mehr Mahnmal sein sollte, als für eine lebendige Demokratie zu stehen.

Ganz genau,

man sollte nichts von der Vergangenheit ausklammern und auch nichts beschönigen, doch so etwas geht nur, wenn man keine vorschnellen Urteile fällt, sondern sehr genau und bewußt hinter alle Verstrickungen und Zusammenhänge schaut, und dieses unbedingt ebenfalls in Hinblick auf die historischen Kontexte. Wenn man als Individuum in der Kindheit Fehler gemacht hat, bringt es schließlich auch nichts, darüber wie bei einem Erwachsenen zu urteilen. Alles andere ist Schwarz-Weiß-Denken und führt zu keiner Bewußtseinsentwicklung, sondern nur zu moralischer Überheblichkeit oder Abwehr.
bonanzaMARGOT - Mi, 16:40

Jede eigene Meinung, wenn sie bestimmt vorgetragen wird, läuft Gefahr, überheblich zu klingen. Auch deine.
Du solltest mich durch meine Blog-Beiträge gut genug kennen, um zu wissen, dass ich seltenst schwarz-weiss denke. Im Gegenteil.

Dein Gedicht klingt für mich einfach unreif. Der Gebrauch des Begriffs Reichstag ist mir zu sorglos. Und die Poesie außenherum kann dies leider nicht wett machen.

Was du

über mein Gedicht denkst, ist deine Sache. Niemand ist dazu gezwungen, es gut zu finden. Niemand muß es lesen, wenn ihn schon der Titel und das für meine Begriffe harmlose Wort "Reichstag" abturnt, das etymologisch absolut nichts mit dem dritten Reich zu tun hat, wie ich bereits oben schrieb. Was ich aber über das Schwarz-Weiß-Denken schrieb, war allgemein für jeden gemeint und nicht nur für dich. Anscheinend beziehst du aber solche Aussagen immer sehr gerne auf dich selbst. ;o)
bonanzaMARGOT - Mi, 17:05

Klar. Aber du willst doch hoffentlich nicht nur die positiven Feedbacks auf deine Dichtkunst hören.
Ich lese gern bei dir - da muss mir doch nicht alles gefallen, und ich muss doch mit meiner Kritik hoffentlich nicht hinterm Berg halten. Möglicherweise kannst du von mir etwas lernen.

Natürlich

will ich nicht nur die positiven Feedbacks hören. Aber zum einen habe ich das Gefühl, daß du nicht kritisieren, sondern provozieren willst, und zum anderen ist die Tatsache, daß jemand in dem Wort "Reichstag" krampfhaft faschistisch-ideologische Bedeutungen sucht, schon relativ seltsam und für mich nicht tolerierbar. Schließlich würde man mir damit ebensolche Tendenzen unterstellen, mal abgesehen davon, daß mich so viel Unwissenheit immer wieder erschreckt.
bonanzaMARGOT - Mi, 19:49

wenn ich provozieren wollte, würden sich meine kommentare ganz anders lesen. das kannst du mir glauben. ich schreibe dir auf deinem blog nicht, um zu provozieren. dazu habe ich keinen grund. ich schreibe dir, weil ich selbst gedichte verfasse, und weil mich die gedichteschreiberei darum interessiert - besonders auch dann, wenn sie hier auf den blogs dargeboten wird.

du bist genausowenig ein nazi wie ich. ich kenne keinen einzigen nazi. mir geht es auch nicht um die, die bekennende nazis sind, sondern um jene, die ... leichtfertig auf die ideenschiene der nazis einschwenken, ohne dass sie das richtig merken.

da ist nichts krampfhaftes dabei - das sind einfach meine überlegungen. die musst du freilich nicht teilen.

was meinst du mit unwissenheit? unterstellst du mir die? richtig, ich weiß mitnichten alles. du aber auch nicht.
es geht mir eher um ein gefühl, dass ich hier angesichts deines gedichts erklärte.
gedichte und gefühle gehören zusammen. es geht hier nicht um eine rationale sache.
bei deinem gedicht hatte ich das gefühl ... nein, eigentlich kam gar kein richtiges gefühl auf. und nach dem 1., 2., 3. lesen überlegte ich mir, warum.
so kam es zu meinen kommentaren.

apropos, wenn dir wirklich was am schreiben liegt, solltest du meine kritik ernster nehmen.

Ganz richtig,

ich weiß ebenfalls nicht alles. Ich weiß aber, daß der Begriff "Reichstag" nichts mit dem dritten Reich zu tun hat, denn das weiß jeder, der sich etwas mehr mit Geschichte beschäftigt hat, so wie ich, und daher bin ich darin anscheinend bewanderter als du, auch wenn du deiner Ansicht nach besser darin bist, Gedichte zu schreiben. Vielleicht solltest du daher meine Anmerkungen ernster nehmen, falls da auch nur irgendein winziges echtes Interesse an Geschichte besteht, statt daran, mit an den Haaren herbei gezogenen Argumenten um sich zu werfen. Was anderes ist Leichtfertigkeit als genau dieses? Fehlendes Interesse und falsches Faktenwissen. Und sorry, ich kann Kritik, die so hingepöbelt wird und mit solchen abseitigen Argumenten begründet wird, einfach nicht ernst nehmen. Wenn Kritik ernstgenommen sein will, sollte sie auch dementsprechend ernsthaft und verantwortungsvoll geäußert werden. Im übrigen habe ich auf deine beiden ersten Kommentare vollkommen harmlos und ohne die Absicht, irgendwelche Diskussionen zu beginnen, geantwortet. Da dir diese Antworten aber nicht gereicht haben, und du ohne vorhandenen Grund weiter schwammig herumgehackt hast, kannst du mich nicht davon überzeugen, daß du nicht provozieren wolltest.
bonanzaMARGOT - Do, 09:19

mir ging es nicht um die etymologie von reichstag. mir ging es um die wertung des begriffs reichstag im rahmen der geschichte und um das gebäude, um welches du nächtens herum schleichst.
darüber sagte ich meine meinung - und darüber, dass sich mir der sinn deines gedichtes nicht eröffnet. nicht mehr und nicht weniger.
kann schon sein, dass ich ein wenig zu blöd für manche lyrik bin.
du bliebst mir die antwort schuldig, worauf du mit deinem gedicht abzieltest.
okay, muss auch nicht sein.

Eben,

wie ich schon oben schrieb, um zu werten muß man auch wissen, Geschichte, Herkunft, Kontexte und so weiter. Werten ohne zu wissen ist Vorverurteilen und Ausleben von irgendwelchen imaginären Aversionen. Im dritten Reich waren solche Kandidaten die ersten, die mitgelaufen sind.

Weißt du, wenn jemand aus Unbildung die Intention meines Gedichtes nicht verstehen oder erahnen kann, ist das traurig, aber wie ich finde, nicht mein Problem. Wenn jemand dagegen die Bildung besitzt, um zumindest einen Sinn in meinem Gedicht zu finden, es ihm aber nicht gefällt, ist das noch etwas völlig anderes.

Aber niemand wird gezwungen sich die bilden, wenn er nicht will, genauso wenig, wie jemand gezwungen wird, ein Gedicht gut zu finden.

Und wenn ich dir etwas nicht schuldig geblieben bin, dann ganz bestimmt eine Erklärung, was ich mit dem Gedicht ausdrücken wollte. Ich finde, meine Erklärung war lang genug und verständlich, mal abgesehen davon, daß gerade Lyrik als Genre und als Momentaufnahme eines Gefühls und Gedankens durchaus auch mal ohne langatmigen Sinn auskommen kann.
bonanzaMARGOT - Do, 09:50

na danke, frau professor, - baden sie doch in ihrer bildung.
wir müssen nicht weiter aneinander vorbei reden.
für mich ist diese diskussion hier beendet.

Sehr schön,

diese Variante ziehe ich auch vor. Wenigstens in einer Sache sind wir uns einig. ;o)
Namesi (Gast) - Mo, 23:43

Darf ich mal?

:)

?

Was denn?
Namesi (Gast) - Fr, 15:00

Lachen.

Wenn du

mir sagst, worüber du lachen möchtest, dann sage ich dir, ob du das darfst. ;o)
Namesi (Gast) - Sa, 00:42

Zu spät!

Ich habe schon gelacht. Ohne deine Erlaubnis.

Na gut!

Mich würde allerdings auch mal interessieren, was so erheiternd ist. :-)
Namesi (Gast) - Sa, 23:26

Nicht böse sein. Aber die Auseinandersetzung mit BonanzaM finde ich zum piepen.

Damit weiß

ich immer noch nicht, was nun daran so lustig ist - obwohl ich die Diskussion ja auch eher ziemlich unsinnig fand, so hat sie mich dennoch weniger erheitert.

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/der-reichstag-in-der-nacht/modTrackback