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Die Zelle muß respektiert werden

Doch die großen Konzerne hätten eben nie Interesse daran gehabt, ökologisch erzeugte und an die Bedingungen des Bio-Landbaus angepasste Sorten zur Verfügung zu stellen, erinnert sich Rudolf. Kein Wunder: Bei sieben Prozent Anteil rechnet sich das kaum. Mit Sorge habe man dann beobachten müssen, wie die konventionelle Züchtung immer mehr vom Acker ins Labor wanderte, sprich: biotechnologische Methoden angewendet werden, die sehr nahe an der Gentechnik sind — wie bei den bereits erwähnten Brokkoli-CMS-Hybriden. CMS steht für “Cytoplasmatische Männliche Sterilität”. Aus dem Bio-Unterricht mag man sich dunkel erinnern, dass sich einige Pflanzen selbst bestäuben können, da sie sowohl männliche als auch weibliche Fortpflanzungsorgane haben. Züchter wollen aber sicherstellen, dass sich nur bestimmte Pflanzen fortpflanzen, zum Beispiel der weißeste Blumenkohl oder der größte Brokkoli. Sorten wie der Rettich oder die Sonnenblume bringen diese Sterilität bereits von Natur aus mit. Per Zellfusion kann diese Eigenschaft im Labor nun vom Rettich auf den Blumenkohl oder Brokkoli übertragen werden. Laut gesetzlicher Definition handelt es sich dabei nicht um Gentechnik, selbst nach der EU-Ökoverordnung ist das Verfahren zulässig. Trotzdem: Die drei großen Anbauverbände Bioland, Naturland und Demeter lehnen CMS-Hybriden ab, die Zelle müsse als kleinste, unteilbare Einheit des Lebens respektiert werden…

… „2014 soll eine neue EU-Saatgutverordnung verabschiedet werden, die seltene Sorten besonders gefährden würde, weil sogar der freie Tausch von Saatgut und Knollen unter Strafe gestellt werden könnte“, schreibt der Verein „Save our Seeds“ auf seiner Internetseite. Er kritisiert die Verordnung als Gesetz der Lobbyisten. „Wer sich das genauer anschaut, wird sehen, für wen die Verordnung geschrieben ist — für die größeren Saatgutbetriebe“, sagt Sprecherin Susanne Kopte. Sie vermisst im Entwurf einen fairen Zugang für samenfeste Sorten aus ökologischer Züchtung und prognostiziert, dass es Züchter, Landwirte, Hobbygärtner und Erhalter von Sorten demnächst schwer haben werden. Mit Internet-Protesten und gezielten Demonstrationen in Brüssel und Berlin haben die Verordnungs-Kritiker ihren Widerstand kundgetan. Mehr als eine halbe Million Protestunterschriften hat man bereits in 20 EU-Ländern gesammelt. Es wird sich dieser Tage zeigen, wie empfänglich die EU-Abgeordneten des Europa-Parlamentes für die Argumente sein werden. Im Mai 2014 wird über die Verordnung entschieden.

(aus “Bioboom” Frühling 2014)

 

http://saveourseeds.org

 

Im nächsten Leben werde ich Experte für ökologischen Pflanzenanbau. Oder doch lieber Hofkoch?

 

Hofkoch

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