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Ein halbes Bio-Hähnchen

bekam ich in diesem Jahr als Weihnachtsgeschenk. Ich dachte erst, das wäre ein Scherz, bis sie mir den gefrorenen Brocken zeigten, der sogar noch größer ist als ein ganzer Hahn aus dem Supermarkt. Ok, an sich ist das eigentlich ein schönes Geschenk, da ich ja wenig Gelegenheit habe, mich auf Bio-Bauernhöfen mit glücklichem Geflügel einzudecken, nur der Zeitpunkt ist blöd. Vor Weihnachten wäre besser gewesen, denn nun habe ich neben Haustäubchen, das ein wenig wie Wild schmeckt, bereits tagelang Hähnchen gegessen und versucht, den riesigen Brocken noch in mein volles Tiefkühlfach zu quetschen, worin sich meine Vorräte für die nächste Woche befinden, die ich angelegt hatte, damit ich dem Supermarkt fernbleiben kann. Aber da er sich dort sicher nicht lange hält, gibt es wohl spätestens zu Neujahr wieder Geflügel. Jetzt, am ersten Tag nach den Weihnachtsfeiertagen, geht es mir endlich wieder langsam ein wenig besser und das sieht auch mein Horrorskop so: "Der Tag beginnt mit einer Mondpause, die bis 11.32 Uhr dauert. Sie können ausschlafen und finden langsam Ihre Mitte wieder." Die Betonung liegt allerdings auf 'langsam'. Das waren wirklich die gräßlichsten Weihnachten ever, ich kann mich jedenfalls nicht an schlimmere erinnern, außer vielleicht an die, kurz nach meiner ersten Chemotherapie. Doch das paßt ja irgendwie zu diesem Jahr. Wieso sollte es besser aufhören? Aber wenigstens habe ich ein Kilo Mehl zu Plätzchen verarbeitet und jetzt Keksvorräte bis Ostern.

Auf dem Familientreff war immer noch die Hochzeitsfeier Thema Nummer eins. Inzwischen haben wir auch einige Bilder des Fotografen gesehen und wenn alle Fotos aus sämtlichen Quellen zusammengetragen sind, erwartet mich die mir übertragene Aufgabe, ein Fotobuch zusammenzustellen. Damit werde ich ziemlich zu tun haben, da ich diese ja immer individuell entwerfe und es wirklich viele Fotos sind. Meine Schwägerin erzählte, daß am Tag der Feier die Taxifahrer ganz konfus waren, weil sie ständig zur A. Försterei fahren sollten. Als sie dann selbst ein Taxi bestellte, stöhnte man schon am Telefon: "Nicht schon wieder!" und wollte wissen, was dort los sei. Etwa ein Fußballspiel und müssen die armen Jungs jetzt schon abends spielen? Außerdem meinte sie, daß ich auf allen Fotos nur strahle, aber ich behauptete, daß dies nicht sein kann, denn ich habe zwischendurch ganz bestimmt mal mißmutig dreingeschaut, nämlich dann, wenn ihre komischen Schlagerschnulzen und Schlaflieder liefen. Sie erwiderte darauf, sie hätte ab und zu mal gelinst, zu welchen Liedern ich getanzt hätte und sei der Auffassung, so verrückt wie ich und S. müsse sie nicht tanzen. Aber es gab noch andere Gründe, weshalb ich manchmal genervt geschaut habe, denn ich wurde gleich von drei liierten Männern recht verliebt beobachtet, wie mir schien, und das fand ich nicht so angenehm, schon gar nicht von allen Seiten. Die könnten ruhig mal ihre Freundinnen/Frauen anschauen, anstatt mich mit ihren Blicken wuschig zu machen. Ich glaube, manche Männer merken das noch nicht einmal. Sowas kann mich aggressiv machen. Aber wenn der Fotograf mich immer nur mit guter Laune abgelichtet hat, soll es mir recht sein.

Meine Mutter hat wieder einen riesigen Stapel Bücher aus der Bibliothek meines Vaters aussortiert. Mein Vater ist seit sechs Jahren tot und die vier Jahre davor hatte sie bereits auch schon aussortiert. Das heißt, sie löst jetzt seit knapp zehn Jahren die Bibliothek meines Vaters auf. Ich frage mich immer, wo sie die Bücher noch alle herholt. Sie hat damit bereits ein ganzes Antiquariat ausgestattet. Ich hatte allerdings ebenfalls wieder das ein oder andere Buch ausgesondert und dazugepackt. Als wir die Bücher durchsahen, meinte meine Schwägerin bei dem Buch "Kaiser Karls Kanalbau": "Also ich muß schon sagen, euer Vater hat aber wirklich sehr merkwürdige Bücher gesammelt und gelesen." Und ich so: "Ähm, das Buch ist von mir!"
Chutzpe - So, 16:44

Der Kommentar zu Kaiser Karls Kanalbau ist der Burner und wir wissen, dass du diese Vorliebe von deinem Vater hast ;-)

Mir ist das nicht egal, wer mich wann und warum beobachtet, ich mag das jedoch grundsätzlich und geniesse es - nur essen müssen sie daheim, seit ich verheiratet bin allerdings erst. Als Single wars mir egal, ob der andere verheiratet ist.

Wenn ich

mit den Leuten nichts weiter zu tun habe, dann ist es mir auch egal. Aber wenn es weitere Bekanntschaft und Familie ist, die man wahrscheinlich häufiger noch auf Feiern trifft, habe ich keinen Bock auf Ärger mit den Frauen.
Chutzpe - So, 17:50

Wenn die Gattinnen meine, sie müssen MIR Ärger machen, weil IHRE Männer nicht sie anschauen, ist ja wohl mit mir nichts falsch (so lange ich völlig normal angezogen bin). Sollen sie ihre Probleme selber lösen. Da kenn ich aber so was von keine Gnade.

Gnade kenne

ich da auch keine, aber trotzdem habe ich lieber Ruhe von solchem Mist.
Chutzpe - So, 21:05

Die hätte ich auch lieber, doch da die Typen ja von alleine gucken, ist es auch nicht in unserer Verantwortung.

Trotzdem nervt

es mich, da ich unbewußt spüre, wenn ich beobachtet werde und dann auch hinschaue, bzw. hinschauen möchte. Und wenn das dann noch aus allen Richtungen kommt, macht mich das total wuschig, wie ich oben schon schrieb.
Chutzpe - So, 22:44

Ich habe gelernt, das zu ignorieren.

Am Geschäftsessen vor 2 Wochen war einer meiner Ex-Freunde dabei, da wir seit ca. 2 Jahren in der gleichen Firma, jedoch in 2 verschiedenen Niederlassungen arbeiten.
Ich fand das nur lustig, denn seine Frau, die mich hasst, obwohl ich ihn ja verlassen habe und nie zurück wollte, war auch dabei und er hat mich nicht mal anständig gegrüsst.
Sowas finde ich nur peinlich - also nicht für mich - das Verhalten von denen.

Was unbewußt ist,

kannst du nicht ignorieren. Wenn du unbewußt auf Blicke reagierst, passiert das in einem Bruchteil von einer Sekunde, so schnell kannst du gar nicht denken. Und als hochsensitiver Mensch spürt man halt auch mehr, was um einen herum vorgeht und wird schon vorher wuschig, bevor man überhaupt bewußt merkt, was vor sich geht. Ich bin sozusagen ein Empfänger und wenn ich von allen Seiten angefunkt werde, dann fühle ich einfach nur, bevor ich das tatsächlich weiß, was es ist. Das ist ja generell eins der Dinge, was Menschenansammlungen für hochsensitive Menschen so anstrengend macht. Und deshalb macht mich das dann auch sauer, wenn ich schließlich weiß, woher die größten Reize auf mich einprallen.
Namesi (Gast) - Mo, 00:22

Unbewusst:

Ob ich hochsensitiv bin oder nicht, weiß ich nicht. Ich will das auch gar nicht testen. Und ich bin als ziemlich angejahrter Durchschnittstyp auch nicht Blicken ausgesetzt wie ihr als anscheinend gut aussehende Frauen. Aber ich weiß, was es heißt, in Gesellschaft körperliche Reaktionen nicht unter Kontrolle halten zu können, so zum Beispiel plötzliche Schweißausbrücke, die meine Kleidung bis nach außen hin, also für andere sichtbar durchnässen. Da läuft ein verdammt lästiges Psychoding bei mir ab.
Chutzpe - Mo, 00:33

Ich bin eine völlig durchschnittlich aussehende Frau mit einer unglaublichen Präsenz. Nicht die Schönheit macht es bei mir, sondern mein Selbstbewusstsein und mein Zufriedensein mit meinem Leben.

Das mit den Schweissausbrüchen kenne ich bei Prüfungen und Vorsstellungssgesprächen, macht sich gut, wenn dir das Wasser wie Sturzbäche die Arme runterläuft.

Dazu kommt die tolle Reizblase, die mich zu allen unmöglichen Zeiten überfällt und ich mag einfach mit 45 noch keine Teena-Slips anziehen.

Von daher kann ich dir da nachfühlen.

Ah jetzt fällts mir ein, das dumme vegetative Nervensystem.
Chutzpe - Mo, 00:35

Mit Menschenansammlungen habe ich auch so meine Probleme, Gerüche, Leute, die nahe kommen, viel zu nahe, selbst wenn sie mich nicht berühren. Ich bin zwar nicht hypersensibel, es genügt, dass der Pressesprecher das ist, doch sensibel genug, um auf anderen Scheiss zu reagieren.

Da ich mich jahrelang als völlig wertlos und nutzlos betrachtet habe, sauge ich jedoch bewundernde Blicke wie ein Schwamm auf und geniesse sie.

@Namesi:

Klingt nach unterdrückten Ängsten, die sich psychosomatisch bemerkbar machen. Ich bin allerdings kein Arzt.

@Chutzpe:

Es geht mehr um liebevolle Blicke als bewundernde, wobei ich normalerweise weder gegen die einen noch die anderen etwas habe, wenn es paßt. Aber der Unterschied ist, daß ich nicht auf sie angewiesen bin, wenn es nicht paßt oder nervt, und zwar weil ich mich selbst genug liebe.
iGing (Gast) - Mo, 02:04

Was man hier so alles unter der Überschrift "Ein halbes Bio-Hähnchen" lesen kann ... ;-)

Tja,

bei mir geht es manchmal etwas wild und wüst zu. ;o)

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