Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Ich fühle mich

mit jedem Zyklus der Chemo fertiger, kraftloser und matter und sehe zu allem Überfluß inzwischen auch total aufgedunsen und aufgeschwemmt aus. Ob nun durch den starken Heuschnupfen, der wie erwartet durch die Antiallergika-Infusionen nicht mehr richtig auf die rezeptfreien Mittel anspricht - zur HNO-Ärztin zu fahren habe ich bisher jedoch auch noch nicht geschafft -, oder die Cortisongaben, wahrscheinlich ist es beides. Während der Chemo habe ich allein ca. 7-8 Kilo zugenommen und die Haut wabbelt an den unmöglichsten Stellen, da wo sonst noch nie etwas gewabbelt hat. Außerdem bekomme ich regelmäßig Hitzewallungen, die mich jetzt schon während noch gemäßigter Temperaturen jede Nacht klatschnass aus dem bißchen Schlaf aufwachen lassen, der noch möglich ist, aber auch am Tage bin ich reich gesegnet mit unglaublichen Schweißausbrüchen. Ich habe mir extra ein federleichtes Sommerbett gekauft und schwitze damit immer noch kleine Seen. Das Gute an diesen Außentemperaturen im Vergleich zu den niedrigeren davor ist allerdings, daß einem zwischendurch wenigstens nicht wieder kalt wird. Vorher habe ich mich ständig mehrmals am Tag aus- und wieder angezogen, weil ich dann zwischen den Schweißausbrüchen trotzdem eiskalte Hände und Füße hatte. Im Hochsommer werde ich sicher drei- bis fünfmal am Tag duschen müssen. Wenn wenigstens bis dahin die Haare so weit nachgewachsen wären, daß ich ohne Perücke herumlaufen könnte, aber mit diesen Geheimratsecken kann ich mich noch nicht auf die Straße trauen. Deshalb graut es mir vor dem richtigen Sommer mit seinen Hitzewellen und dem nächsten Krankenhausaufenthalt. Vor Krankenhausaufenthalten graut es mir dank meiner Krankenhausangst eigentlich immer, aber jetzt frage ich mich außerdem, wie ich den ohne Hitzschlag überleben soll, zumal ich bereits im November mit den Kompressionsstrümpfen im Bett und ohne Hormoneingriffe wie ein Schwein geschwitzt habe. Wahrscheinlich wird die Schwester eines morgens nur noch einen großen, dampfenden Wasserfleck in meinem Bett vorfinden... Ich stelle immer wieder fest, daß sich niemand der nicht selbst eine Chemo mitgemacht hat, nicht einmal die Chemoärzte, diese vielen lästigen kleineren und größeren Widrigkeiten und Befindlichkeiten in ihrer sich potenzierenden gemeinsamen Summe überhaupt nachempfinden können, denen man plötzlich ausgesetzt ist. Eine kleine Kostprobe zumindest der dazugehörigen Gefühle durfte ich ja bereits während der letzten zweieinhalb Jahre erleben, als ich mit dem Bandscheibenvorfall herumlief und mir immer gesagt wurde, ich müßte damit leben, da es nur ein bißchen Abnutzung sei. Aber ich habe festgestellt, daß es vor allem die chronischen Schmerzen sind, wirkliche Schmerzen, die einen Menschen am stärksten verändern.
chillingmind - Mi, 22:43

ich fühle es dir so sehr nach...
dazu kommen ja auch noch gemütsschwankungen, bei mir war es jedenfalls so. in dem einen moment noch gut drauf (wenn man das so nennen kann) und im nächsten moment am boden zerstört.

hast du eine prognose, wie lange du noch aushalten musst?

DIR

glaube ich es sogar, daß du es nachfühlen kannst.
Ja, die Gemütsschwankungen sind das, was ich mit den letzten zweieinhalb Jahren meinte, allerdings sind sie jetzt irgendwie anders, vertraut und so merkwürdig es klingt - ich empfinde sie jetzt als nicht ganz so schlimm, da ja etwas in Bewegung ist und passiert, mit baldigem Ergebnis, was auch immer das dann sein wird. Die Chemo wird noch bis Anfang Juni laufen.
Chutzpe - Mi, 23:02

Ich kann überhaupt nichts nachfühlen - ist wie psychisch krank sein oder in einer dysfunktionalen Familie aufzuwachsen - wer es nicht kennt, kann es kaum verstehen - sogar ein Therapeut hat mir mal Lügen unterstellt.

Ich wünsche dir nur von ganzem Herzen, dass es dir so gut wie möglich geht.

Ich dachte, während einer Chemo wird man ausgezehrt, scheinbar nicht - wobei Cortison ja bekannt ist für Gewichtszunahme/Aufblähung.

Man spricht

von Krebs an sich als auszehrender Krankheit, aber während der Chemo passiert das wohl eher nicht, zumindest nicht bei mir, und ich vermute ebenfalls, daß es am Cortison liegt.
Chutzpe - Mi, 23:26

Ok.
tinius - Do, 03:32

Ich habe während meiner Chemo ca. 20 kg abgenommen, denk aber das hängt von der Medikation ab. Aufgeschwemmt war ich allerdings auch, zum einen ebenfalls wegen Cortisongaben, zum anderen wurden jeden Tag 4 Liter Wasser neben den Zytostatika iv zugeführt, dazu noch mindestens 2 Liter durch Trinken. - Ja, ich kann es Dir nachfühlen. Und wie.

War

das wirklich reines Wasser oder nicht doch NaCl? Das habe ich auch bekommen, als es mir nach der ersten Chemo schlecht ging, aber diese Infusionen haben meinen Blutdruck total entgleisen lassen, vielleicht auch zusammen mit den ganzen Narkose- und Chemomitteln. Der war so hoch, daß ich bei vier Litern wahrscheinlich einen Schlaganfall bekommen hätte, oder so. Später hatte ich das Problem während der ambulanten Chemos nicht mehr.
tinius - Do, 18:18

NaCL. ;) Das war Standard während jedes Tages aller Zyklen. Vermutlich lag es am Cisplatin. Das ist so hochgiftig, daß es wohl anders nicht verabreicht werden dürfte. Ambulant wäre nicht gegangen - vielleicht auch deswegen, und selbst die Pausen zwischen den Zyklen verbrachte ich im KKH, weil ich auf ein Zytostatikum allergisch reagierte und Fieber bekam. (Daher dann auch Cortison).

NaCl

bekomme ich auch noch ein bißchen in den Gemischen, aber halt nur noch am Zyklustag. Wegen Fieber warnen mich die Ärzte auch immer, wenn ich welches hätte, müßte ich auf Station. Allerdings mache ich mir da überhaupt keine Sorgen, da ich seit 15 Jahren kein richtiges Fieber mehr bekommen habe, nicht einmal bei den heftigsten Virengrippen und Infekten, ich bekomme allerhöchsten erhöhte Temperatur bis 37,6 Grad. Im Moment bin ich ganz zufrieden damit, da ich keinesfalls auf Station möchte, aber so allgemein gesehen und auf den Zustand meines Immunsystems ist das wohl eher schlecht, gerade bei Krebs. Es gibt ja da sogar diese Hyperthermie-Therapie für Krebs-Patienten, mit der künstliches Fieber erzeugt wird, weil viele von ihnen selbst keines mehr bekommen. Von daher ist es wahrscheinlich eher ein gutes Zeichen, wenn man Fieber bekommen kann. Sollte ich irgendwann mal wieder bei 38 Grad oder mehr liegen, käme das einer Sensation gleich. ;o)
Chutzpe - Do, 19:04

Das mit dem Fieber ist bei mir auch so - da gehe ich schon lange nicht mehr nach Temperatur, sondern wie ich mich fühle.

Klar,

ich fühle mich auch ohne Fieber meist absolut elend und bekomme leider immer irgendwelche starken Schmerzen, bei denen die Ärzte oft denken (glaube ich), ich übertreibe. Bei Virusgrippe Gliederschmerzen, Magen-Darm-Grippe Bauchkrämpfe usw. Und wenn ich dann den ganzen Tag nur noch auf dem Bauch liegen und mich nicht bewegen kann, oder fast auf allen Vieren krieche, glaube ich nicht, daß ich übertreibe.
Chutzpe - Do, 19:25

Seh ich genau so - war bei meinem Hausarzt noch nie ein Thema, wahrscheinlich sieht man es mir an, wenn ich wirklich krank bin.

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/ich-fuehle-mich/modTrackback