Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Ich weiß wirklich nicht,

was manche Menschen mit der Friedhofspflege haben. Meine Mutter jammert ständig wegen des Grabes herum. Ein Stein ist zwar jetzt aufgestellt, aber sie muß immer pflanzen und harken und gießen und was weiß ich. Ich habe das Gefühl, sie will das gar nicht und kann es auch nicht mehr so richtig, aber wenn ich sage, sie soll doch einfach Efeu drüber wachsen lassen und nur hin und wieder Schnittblumen hinbringen, wenn ihr so ist, dann geht das nicht. "Was sollen denn die Leute denken." Komisch, es kommt mir so vor, als ob die Leute nur sie sind. Letztens war sie mit einer Bekannten, die ihren Mann ebenfalls verloren hat, an deren Grab, und hat sich hinterher am Telefon bei mir aufgeregt, wie unmöglich das aussieht, weil diese das Grab hat zuwachsen lassen und nur Blumensträuße hinstellt. Klar, wenn man selbst so denkt, geht man wahrscheinlich davon aus, daß alle anderen auch so denken. Aber sogar wenn, mein Gott, mit 76 muß man doch nun wirklich nichts mehr darauf geben, was die Leute sagen, oder? Ich verstehe das sowieso nicht: Entweder, es ist ein inneres Bedürfnis, das Grab zum Andenken zu pflegen oder pflegen zu lassen, oder man läßt es halt bleiben und überläßt der Natur den Rest. Aber sich für die Leute sowas aufzubürden ist ja nun schwachsinnig, vor allem, da mein Vater noch nicht einmal "Grünzeug" mochte und sich immer aufgeregt hat, wenn es ihm die Sicht versperrte. Es geht schließlich niemanden etwas an, wie man jemandem gedenkt. Es gibt auch Menschen, die stellen sich ein Bild des Verstorbenen ins Zimmer und haben daneben frische Blumen, ohne sich ansonsten großartig um das Grab zu kümmern. Sie soll bloß nicht auf die Idee kommen, daß ich noch anfange, auf dem Friedhof herumzubuddeln. Wenn im Haushalt etwas zu machen ist, was sie nicht mehr schafft, oder etwas zu besorgen ist, keine Frage, dann wird geholfen, auch wenn ich mich gerade selbst kaum bewegen kann. Blöderweise haben wir die seltsame Tendenz, daß wir immer gleichzeitig Phasen haben, wo wir gesundheitlich angeschlagen sind. Das liegt wohl daran, daß wir am selben Tag Geburtstag haben und da gewisse Rhythmen ähnlich sind. Früher bin ich krank geworden, wenn es ihr schon nicht gut ging, und heute wird sie krank, wenn es bei mir gesundheitlich am kritischsten ist. Das ist extrem belastend, aber egal, es muß halt dann irgendwie gehen, doch ohne Grabpflege. Mir für meinen Teil ist im übrigen mein Grab völlig egal. Meinetwegen können sie mich unter einem Baum verscharren.
WilderKaiser - So, 23:26

Die Friedhofspflege ist offensichtlich der Lackmustest der Anständigkeit: d.h. wer das Grab nicht pflegt, ist ein schlechter Mensch. Ich wundere mich manchmal auch darüber...ob und warum und in welcher Form ich jemandem ein ehrendes Andenken bewahre, ist schließlich meine absolute Privatangelegenheit. Warum ich mich ausgerechnet hier sozialem Druck unterwerfen soll, ist mir nicht begreiflich. LG, WilderKaiser

Genau.

Chutzpe - Mo, 14:25

Darum haben wir alle Urnengräber, die muss man nicht pflegen ;-)

Nee - ernst jetzt - das ist das Gleiche wie mit den Gärten aufm Dorf - was sollen denn die Leute denken, wenn ich keinen schönen Blumen-/Gemüsegarten habe etc. pp - nie im Traum würde mir das einfallen - lieber würde ich Geld bezahlen, damit der Gärtner 2x/Jahr anpflanzt - da ich grundsätzlich nie zu meinen Toten auf den Friedhof gehe, wäre es mir eh piepegal wie das aussieht - und mir ist auch egal, wie die Gräber anderer Leute aussehen - doch das ist halt noch die "alte" Generation - das hört jetzt schon langsam auf.

Sie soll dich damit in Ruhe lassen, wenn sie es eh nicht ändern will.

Ich werde

das nächste Mal eine Dauergrabpflege ansprechen. Geld ist ja genug da. Aber das wird ihr sicher nicht gefallen.
licht - Mo, 22:51

Dein Eintrag beschreibt wunderschön die Tendenz der meisten Menschen sich aus "guten" Gründen das Leben unnötig schwer zu machen. Meine Mutter zum Beispiel regt sich ständig über die viele Gartenabeit auf - selbst dran schuld, so was wie einen Garten würde ich mir nie zulegen! kann ich ihr da nur sagen. Genau dasselbe gilt für Kinder: auch die werde ich mir nie zulegen, weil sie Arbeit und Stress bedeuten.

Oh man, wie ich das hasse... sie schaffen sich freiwillig Arbeit und jammern dann ständig darüber... was geht in diesen Menschen vor? Ich genieße mein Leben so gut es geht. Halte es so einfach und stressfrei wie möglich. Aber das scheint den meisten Menschen eine zu hohe Kunst zu sein... ;)

P. S.: Wegen Grabpflege jammer sie natürlich auch *Augen verdreh*

Daß jemand

einen Garten möchte, kann ich ja noch verstehen, allerdings muß man sich im Klaren über die zu investierende Arbeit sein. Allerdings sollte man sich auch darüber im Klaren sein, daß selbst im Garten weniger Arbeit anfallen würde, wenn man den Rasen nicht mit der Nagelschere schneidet und sich an kleinkarierten Garten-Konventionen orientiert.

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/ich-weiss-wirklich-nicht/modTrackback