Informationslücken
offenbaren sich immer wieder sowohl bei mir als auch bei anderen Patientinnen. Heute im Chemoraum erzählte eine, daß sie sogar nach den Behandlungen noch Knochenmetastasen bekommen hätte, worüber meine andere Mitpatientin, mit der ich nächste Woche zum Essen in der Krankenhauskantine verabredet bin, enorm erschrocken war und sozusagen aus allen Wolken gefallen ist. Von dieser Möglichkeit hätte sie nichts gewußt. Das wiederum hat mich verwundert. Ich schon. Durch das Sterben meiner Oma an Brustkrebs habe ich anscheinend einen unschönen Wissensvorsprung. Ich weiß, was auch nach der Operation noch alles passieren kann und ich weiß, wie das Sterben ist, bzw. sein könnte. Weil dieses Wissen so selbstverständlich vorhanden war, ist mir dieser Mangel an Information gar nicht aufgefallen. Aber es stimmt. Nach der Diagnose hört man das Wort "Metastasen" relativ selten. Man wird zwar überall zu Untersuchungen herumgeschickt, bekommt allerdings nur nebenbei mit, worum es dabei eigentlich geht und bekommt nicht explizit gesagt, daß auch nach Operation und Behandlungen Metastasen auftreten können. Nun hatte sie allerdings eine Einladung zu einem Vortrag der Chefärztin (ich komischerweise nicht), zu dem sie vielleicht hätte gehen sollen. Mag sein, daß es dort solche Informationen gegeben hat. Einen Mangel an Information kann man stets vermuten, wenn die Aussagen der Ärzte widersprüchlich sind. Wenn zum Beispiel gesagt wird, daß die Chemo bei in Lymphen wandernden Krebszellen möglicherweise ausreichend ist, aber die Brust trotz Komplettrückgang des Tumors operiert werden muß, weil dort trotz Chemo noch Krebszellen sitzen können. Das verwirrt zunächst. Dann habe ich allerdings im Internet, ich glaube im "Taxolbuch" bei google.books.de, einem schon mehr medizinischen Fachbuch gelesen, daß es sowohl Krebsstammzellen als auch einfache Krebszellen gibt. Einfache Krebszellen sterben schnell, Krebsstammzellen nicht (sondern gelten teilweise sogar als unsterblich), was vielleicht den Widerspruch erklärt. Doch ohne Internet ist es schwierig, an solche Hintergrundinformationen zu gelangen und ich finde, ich bin nicht so doof, daß ich es nicht verstehen würde, wenn es mir ein Arzt erklärt. Schließlich will ich ja eigentlich nicht gleich ein ganzes Medizinstudium absolvieren.
zuckerwattewolkenmond - Mi, 23:42
Ist es nicht IMMER so, dass jederzeit irgendwann Metastasen auftreten können, wenn man Krebs hatte?
Eigentlich
Ich hatte noch nie näher mit Krebs zu tun als jetzt mit dir und mir war das klar - manchmal, wenn ich solche Aussagen lese, frage ich mich, wie dumm und blind die Menschen wirklich sind resp. wundere mich nicht, dass es in der Gesellschaft läuft wie es läuft, weil die Menschen sich so dämlich anstellen.
Ich kann mir eigentlich
Doch so funktioniert der Mensch, da gibt es sogar Leute, die Diagnose leugnen - das habe ich schon öfter gehört - allerdings nicht von Leuten, die ich persönlich kenne.
Natürlich bedeutet das, dass man, je nach Krankheit, irgendwann tot umfällt oder mit brutalen Schmerzen leben muss.