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Letzte Woche

hatte ich den ersten Termin in der Strahlenklinik. Da sie jwd liegt (für Nichtberliner: janz weit draußen), war es gar nicht so leicht hinzufinden, zumal ab der S-Bahn-Station die Busse in beiden Richtungen diverse gleichnamige Kliniken im Angebot haben. Deshalb stand ich erst unschlüssig an der falschen Haltestelle herum, bis ich auf die Idee kam, in der Klinik anzurufen. Die Dame am Telefon meinte zwar, sie weiß das nicht, aber Hintergrund nannte jemand eine Busnummer, die an der Haltestelle gar nicht zu finden war. So suchte ich auf der gegenüberliegenden Seite und hinter der S-Bahn und wurde fündig. Der entsprechende Bus fährt nur in einer Richtung, nun ja. Die offene Anmeldung des Strahlenzentrums befindet sich in einem offenen Lichthof, der ganze fünf Stockwerke umfaßt und mit Glas überdacht ist. Man kann sozusagen in jede Station der anderen Stockwerke schauen. Anscheinend dient der Lichthof auch als interne Rohrpost, denn es wird hier schnell mal eine Krankenakte von oben nach unten befördert, d.h. geworfen. Erinnert ein wenig an indische Lichthöfe, man könnte meinen, das Gebäude ist nach Vastu-Regeln erbaut, aber das täuscht, denke ich, und ich finde es eher unvorteilhaft. Es ist doch mit fünf offenen Stockwerken sehr wuselig und zugig. Immerhin bekommt man, so wie ich es beobachtet habe, in dieser Klinik ebenfalls zwei Kompressionsstrümpfe, anders als in der Klinik, in der meine Mutter lag, wo sie, obwohl mit Thrombose, immer nur einen Strumpf für das kranke Bein erhält. Und überhaupt fällt mir, während ich das schreibe, plötzlich auf, daß ich in den letzten zwei Jahren gleich vier Berliner Kliniken von innen kennengelernt habe. Ich könnte mir ehrlich schönere Plätze für Sightseeing vorstellen. Das Vorgespräch hatte ich bei einer anderen Ärztin als meine Mitpatientin. Sie nahm sich viel Zeit, mir alles zu erklären, und die Sprache kam auf das Aussehen der Brust. Blöder- oder glücklicherweise - wie man es nimmt - sieht man von dem Loch kaum etwas wenn ich stillstehe oder -liege, sondern nur wenn ich mich bewege (und das nichtbewegte Aussehen wird in dem Maße, wie sich das Gewebe lockert, auch immer besser). Also zeigte ich ihr das und sie sah gleich, was ich meine. Beim Anziehen bemerkte ich, daß man dagegen zum Glück etwas tun könne, es sei ja keine Geh-Behinderung o.ä., worauf sie sofort erwiderte, man müsse sogar etwas tun. Ich habe sie wohl sehr verblüfft angeschaut, denn mit sowas hatte ich aus dem Munde eines Arztes nicht mehr gerechnet. Sie sagte, daß ich damit leben und mich damit wohlfühlen müsse und deshalb kann und muß man etwas tun, wenn es nicht so ist. Und dabei sei es völlig egal, ob die ganze Brust fehlt oder nur ein kleines Stück. Ich war völlig perplex und dachte, ich hätte mich verhört. Niemand der mir einen moralischen Erpresser- oder Angstmacherzeigefinger auf die Brust setzt, nach dem Motto, ich solle zufrieden und dankbar sein, daß ich noch lebe, bzw. die Brust noch dran ist (wobei jede Moral, die sich nicht am Menschen orientiert, nur eine Scheinmoral ist), keine heiligen Amputationspersönlichkeiten, mit denen ich mich vergleichen soll und verglichen werde, obwohl beides nur sehr bedingt vergleichbar ist, und das alles dann möglichst noch von Leuten, die nie etwas in der Art am eigenen Körper durchgemacht haben. Daß ich das noch erlebe....
Chutzpe - Mi, 01:13

Na endlich - vielleicht hat sich jwd gelohnt.

Ich bekam immer 2 Kompressionsstrümpfe ohne krankes Bein - beim Leberriss und musste die nachher auch daheim noch eine Zeitlang tragen.

Im Klinikum

meiner Eltern sind sie anscheinend sehr sparsam. Ich glaube, wenn meine Mutter keine Thrombose gehabt hätte, hätte sie gar keine Strümpfe bekommen.
Chutzpe - Mi, 10:49

Unglaublich - ich dachte, wenn man lange liegen muss, kriegt man die automatisch - weil eben ein Thrombose-Risiko besteht.

Seither war ich jedoch nur zur Sterilisation im KH und das war ambulant. So weiss ich nicht genau wie das hier mittlerweile gehandhabt wird.
Shaima - Mi, 01:17

Das freut mich ja.
Konnte sie Dir auch Hinweise geben, was Du tun kannst, an wen Du dich wenden kannst? Hat die Strahlentherapie schon begonnen? Wie geht es Dir?
Jetzt aber keine Fragen mehr, sondern: gute Nacht!

Nein,

Hinweise konnte sie mir dazu nicht viel geben. Sie war zwar der Meinung, daß das auch die Krankenkasse bezahlen würde, aber ich glaube, dieser Bereich geht über ihre Spezialisierung. Die Strahlentherapie hat noch nicht begonnen. Ich habe heute Termin zur Vorausmessung. Ansonsten geht es mir ganz gut, bis auf merkwürdige Schmerzen in allen Finger- und Kniegelenken, die ich seit ein paar Wochen habe. Keine Ahnung, was das nun schon wieder ist. Eine gute Nacht wünsche ich dir ebenfalls.
chillingmind - Mi, 10:06

wirklich wohltuend, auch auf solche Ärzte zu treffen!
(ich meide heute noch diejenigen, die mir mit Unverständnis begegnet sind)
soviel ich weiss, ist der kosmetische Aufbau des Gewebes eine Kassenleistung. Notfalls muss halt auch eine Depression im Anmarsch sein, wenn sie sich quer stellen. Das bescheinigen sie einem Krebspatienten sofort.
(die Schmerzen hat man mir so erklärt: durch die Chemo stoppt das Zellwachstum und dadurch fehlt es irgendwann auch an "Gelenkschmiere". Es dauert einfach, bis die wieder aufgebaut werden kann, dann klappts auch wieder in den Gelenken)

Danke

für die Info. Ich kriege nach den ganzen Krankheiten in den letzten Jahren ja jedesmal einen Schreck, wenn ich wieder merkwürdige Beschwerden habe. Fast wollte ich schon zu meiner Allgemeinärztin, hatte dann aber doch keine Lust, mich dort in den vollen Warteraum zu setzen. Ist aber komisch, daß ich solche Beschwerden jetzt noch bekomme.
Was den kosmetischen Aufbau betrifft, so ist das Problem eigentlich, daß es bei mir wirklich nur eine Winzigkeit ist (im Vergleich zu anderen) und ich eigentlich keine Lust habe, mich deshalb noch einmal in Vollnarkose zu begeben und aufschneiden zu lassen, mal abgesehen davon, daß ich nicht wirklich glaube, daß man mit einer "großen" Op das noch einmal besser hinkriegt. Ich bin zwar nur Laie, vermute aber, daß das Loch durch das fehlende Fettgewebe kommt, welches sonst die Muskeln einbettet und leider wird dieses wohl, im Gegensatz zum Brustdrüsengewebe nicht gleich wieder rekonstruiert (obwohl ich schon von Kliniken gelesen, wo sowas mit Hilfe von Eigenfettlappen gemacht wird, es gibt inzwischen auch Experimente mit Schweinefettzellen, die wohl recht erfolgreich sind). Nun gibt es beim Schönheitschirurgen inzwischen Alternativen, die viel schonender sind, indem das Eigenfett einfach ambulant und ohne Vollnarkose unterspritzt wird. Allerdings vermute ich
a) das Krankenhäuser soweit noch nicht sind und dort sowas nicht angeboten wird
b) die Krankenkassen so etwas deshalb auch noch nicht bezahlen.
chillingmind - Mi, 21:37

ein Freund von mir hatte mal einen schweren Unfall, bei dem eine Delle auf der Stirn blieb. Da gab es die Möglichkeit, eine Kollagenunterspritzung vorzunehmen. Das war zwar eine Eigenleistung, aber nicht sonderlich teuer.
Je nachdem wieviel es brauchen würde, wäre das vllt eine Alternative?

Ich glaube,

für Kollagen ist die Baustelle wieder zu groß. Genauso wie für Hyaluron.
Kinkerlitzch3n - Mi, 12:20

Es geschehen ja doch noch Zeichen und Wunder! ;o)

Das hat bestimmt gut getan. *mitfreu*

Das stimmt.

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