Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Man merkt,

daß ich seit Ewigkeiten nicht mehr beim Friseur war. Als mich die Friseuse fragte, ob ich selbst föhnen wolle, muß ich sie ziemlich entgeistert angeschaut haben. Beim Friseur selbst zu föhnen ist ja fast wie Fertigjoghurt aus dem Supermarkt eigenhändig zu rühren. Das verweigere ich seit Jahren. Entweder ich kaufe fertigen Joghurt, an dem alles schon gerührt ist, oder ich mache ihn gleich mit echtem Obst selbst. Wenn ich zum Friseur gehe, überlasse ich das Föhnen lieber ihm. In diesem Friseurladen waren nur ganz junge stylische Hüpfer, ein männlicher und der Rest weibliche, die mich gleich konsequent mit 'Du' anredeten, weshalb ich ebenfalls 'Du' sagte. Da ich keine genaue Vorstellung hatte, was man mit meinen Haaren anstellen könnte, erklärte ich nur etwas von "rundherum fransig schneiden". Die Friseuse schien aber gleich zu wissen, was ich meine, wahrscheinlich mehr als ich, und ich ahnte schon, worauf der Haarschnitt hinauslaufen würde. Schließlich sehe ich ja überall diese Pilzkopf-Windstoß-Frisuren, mit denen die jungen Leuten heute herumlaufen, aber ich ließ sie machen, aus Neugier und weil eh nicht viel im Vergleich zu vorher zu versauen war. Und tatsächlich - heraus kam eine Pilzkopf-Windstoß-Frisur, allerdings ohne Windstoß, da man meinen Pony wegen der Wirbel nicht schräg schneiden kann. Aber egal, ob die Haare mit Haarwachs nach vorne, oder wie ich es mache, im 80iger-Style nach hinten geknetet sind, so richtig vom Hocker haut mich keine Variante.

Bei der Onkologin mußte ich alle meine Überredungskünste aufwenden, damit sie mir eine Überweisung zur Knochendichtemessung gibt. Sie behauptete steif und fest, eine Chemo geht nicht auf die Knochen. Ob das nun die Chemo an sich ist oder das Kortison, ist mir relativ egal, aber all die Patienten, die nach Chemos oder Kortisonbehandlung Zahnprobleme oder Osteoporose bekommen, können sich wohl kaum irren. Nun habe ich noch eine familiäre Vorbelastung, einen vorgeschädigten, seit der Geburt verkrümmten Rücken, und wenn es bei den Knochen genauso ist wie bei den Zähnen, daß die Substanz zuerst an der schwächsten, bzw. vorgeschädigten Stelle schwindet, dann möchte ich es schon gerne genauer wissen, und zwar möglichst, bevor etwas auf Röntgenbildern zu sehen ist. Jetzt muß ich nur noch herausfinden, wo man solche Knochendichtemessung macht. Ich finde es auch immer super, wenn mir Ärzte erklären, wie oft ich Schmerzen haben bzw. nicht haben darf. Sie behauptete, ich wäre zu jung, um täglich Schmerzen zu haben. Ich wünschte, mein Körper würde sich mal an diese Vorgaben halten. Immerhin bestätigte sie, daß Schmerztabletten tatsächlich die Müdigkeit verstärken können, etwas, was mir in den letzten Wochen bewußt aufgefallen ist. Wenn ich Schmerztabletten nehme, sind zwar die Rückenschmerzen besser, aber das nützt mir gar nicht viel, wenn ich dann mit bleierner Müdigkeit, Muskel- und Gehirnschwäche herumlaufe. Und sie gab mir eine DVD mit einem Film über Fatigue mit. Darauf sind auch einige kurze Bonusfilme, darunter über Lach-Yoga. Das wird wohl heute meine Abendunterhaltung.
Chutzpe - Do, 20:16

Was für eine .... - ich habe ohne Chemo täglich Schmerzen irgendwo an meinem Körper - what shall that???

Nur recht, dass du auf diese Überweisung bestanden hast.

Wie wäre es, mal einen anderen Wirkstoff zu probieren?

Ich kann mit Schmerzmitteln schlafen, wenn ich sie tagsüber nehme, machen sie mich jedoch nicht zusätzlich müder.

Ich kann

dir nicht einmal sagen, ob das ernst gemeint war. Vielleicht war das auch ihre spezielle Art von Humor. Als ich das erste Mal von dem Bandscheibenvorfall erzählt habe, hat sie bereits etwas albern ungläubig gefragt, woher ICH denn so etwas hätte, ob ich auf dem Bau gearbeitet hätte. Allerdings ist das ein Thema, über das ich gar nicht lachen kann. Dazu war das für mich alles zu ernst.

So viele Wirkstoffe, denen ich vertraue, gibt es ja nicht, einige vertrage ich auch nicht. Ich versuche meistens, Schmerzmittel zu vermeiden. Und wenn ich sowieso schon Rückenschmerzen habe, ist mehr Ruhe vielleicht nicht verkehrt, auch wenn mir das manchmal lästig ist. So lange ich nicht darauf angewiesen bin, auf den Punkt funktionieren zu müssen, ist das ja nicht das große Problem.
Chutzpe - Do, 20:49

Hmmm - seltsam.

Blöd - und meistens soll man ja nicht schonen, sondern mobilisieren.

Das stimmt, doch meistens muss man ja irgendwann wieder ins Rat Race einsteigen.

Mit Ruhe

meine ich jetzt auch eher in Bezug zur Tagesplanung. Da kann durchaus Sport und Bewegung dazwischen sein, aber alles ohne Hektik, mit viel Schlaf und ohne stundenlange einseitige Haltungen, dann geht es meinem Rücken generell besser. Nur leider lassen die Umstände nicht immer zu, daß man so lebt. Manchmal muß man halt viel erledigen oder Dinge, die dem Rücken nicht so gut tun. Und dann schmeißt man Schmerztabletten ein, weil man es schaffen möchte.
Chutzpe - Sa, 20:49

Ah ja - ich weiss - so geh ich ja schon seit Jahren immer wieder arbeiten - Sport ist einfach keine Option.

Wenn ich

Vollzeit arbeiten gehe, habe ich gar keine Kraft und Zeit um Sport zu machen. Sollte ich irgendwann doch noch einmal 40 Stunden arbeiten, werde ich nicht noch einmal den Fehler machen und mich dazu zwingen. Das hat nur noch mehr zu meiner Überforderung beigetragen und nicht wirklich geholfen. Wenn ich aber genug Zeit und genug Schlaf habe, bekomme ich von alleine Lust, mich zu bewegen und dann hilft es auch.
Chutzpe - So, 20:51

Das läuft bei mir ähnlich, wobei ich - wie immer, wenn in einer glücklichen/guten Beziehung - nicht mal mehr Lust zum Ausgehen habe.

Leider habe ich das den Ärzten bisher nicht klar machen können, dass das zusätzlich soviel mehr Stress bedeutet und ich daraus keinen Nutzen ziehen kann - ich höre nur immer: Sport ist gut für psychisch Kranke, gegen Depressionen etc. pp.

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/man-merkt/modTrackback