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Mit der letzten Ruhe

wird es nicht so weit her sein, auf dem kleinen Friedhof, der uns empfohlen wurde, da auf dem Wunschfriedhof keine "Kunden" mehr angenommen werden - alle Plätze voll belegt. Der kleine Friedhof, den wir uns heute angeschaut haben, liegt genau zwischen zwei größeren Straßen und der Verkehrslärm ist noch von überall zu vernehmen. Meine Mutter stört das nicht, sie sagt, wenn sie unter der Erde liegt, hört sie doch sowieso nichts mehr. Mich stört es komischerweise schon. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, irgendwo zu liegen, wo Verkehrslärm zu hören ist, selbst wenn ich dann eigentlich nichts mehr mitbekomme. Dafür ist es ein ziemlich alter Friedhof und mein Vater liegt dort in guter Gesellschaft mit einem berühmten Filmpionier. Und es gibt eine richtige alte Friedhofsmauer mit einer Hecke aus kegeligen Zypressen ringsherum, die irgendwie an die Toskana erinnern. Meine Mutter hat sich nun doch für eine Doppelgrabstelle entschieden, obwohl sie anscheinend überhaupt nicht viel davon hielt, neben meinem Vater zu liegen. Und ich glaube, sie hat das nur gemacht, weil mein Bruder und ich das für eine gute Idee hielten. Auf dem Nachhauseweg mit meinem Bruder meinte der plötzlich zu mir, er könne sich ja auch eine Grabstelle dort besorgen. Ich hab ihn angeschaut, weil ich dachte, er macht einen Scherz, aber irgendwie sah es beinahe so aus, als ob er das ernst meint. Also ich möchte mir heute noch keine Gedanken darüber machen, wo ich einmal liegen werde. Ich weiß nur, daß es still sein soll. Oder vielleicht werde ich doch lieber ein Diamant, den niemand haben will.
creature - Do, 23:58

meine asche darf man sogar als autobahnasphalt verwenden, macht mir sicher nix aus.
laut tibetanischen totenbuch soll sich die seele baldigst vom körper verabschieden um alle haftungen aufzulösen, deswegen machen manche kulturen eine party bei der verabschiedung, einen freudentanz, und wünschen den verstorbenen eine gute reise.
sicher als noch lebender ist der gedanke schön in frieden unter einem alten baum zu liegen, die blumen blühen oben und schmetterlinger saugen den süßen nektar, vögel zwitschern, der wind streicht sanft über den sträuchern, bekannte und angehörige besuchen mich und denken hoffentlich nur das beste (stimmt alles nicht).
da ich aber auch realistischer gedanken zu denken fähig bin weiß ich, alles ist anders und ich weiß nichts was danach ist, das gehirn das diese gedanken denkt liegt auch da unten und vermodert, wie mein gehör, die augen und alle gefühle!
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Was nach dem Tod

mit dem Körper geschieht ist ebenso egal, wie es egal ist, was man sich vor dem Tod dafür vorstellt. Der Tod macht keine Unterschiede darin, ob sich jemand ein riesiges Grabmal bauen lassen oder sich lieber zu Autobahnasphalt verarbeiten lassen will. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Und die Seele hat sicher wenig Lust in schwarzer Erde zu liegen, aber warum sollte man seiner sterblichen Hülle nicht einen angemessenen Ruheplatz in der materiellen Welt gönnen, durch die sie einen so lange getragen hat, wenn man das gerne möchte... - Immerhin erleichtert das den Angehörigen nach dem Tod enorm die Formalitäten und Entscheidungen im Sinne des Verstorbenen. Mit einer Aussage "mir egal" können sie wenig anfangen.
creature - Fr, 17:57

hast recht mit den angehörigen.
wenn man selbst festhält was mit einem geschehen soll tun die sich leichter, es gibt auch keinen grund mehr sich zu streiten was "er" hätte haben wollen wie eichensarg, gruft oder einfach verbrennen.
wortmeer - Fr, 17:49

Im Sommer ist es sicher schöner und ruhiger. Als ich mal in Prenzlauer Berg vor vielen Jahren wohnte. War es für mich immer eine Wohltat, auf den Friedhof zwischen Prenzlauer Alle und Greifswalder Straße zu gehen. Auch eine laute Ecke, aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl, den Lärm hinter mir zu lassen, sobald ich durch das Tor getreten bin.
Ich finde, wenn man selbst bestimmt, wo man begraben werden möchte, muss es schon irgendwie passen, zu einem selbst und aber auch zu denjenigen, die dann vielleicht zu Besuch kommen, sich ein wenig Ruhe gönnen möchten. Ich kann Dich verstehen.

Treibgut - Mo, 23:27

Grabstelle

Verstehen kann ich dich auch, aber wahrscheinlich müsste man sich die Grabstelle vorher selbst sichern, wenn man Einfluss darauf nehmen will. Als meine Mutter starb, hätte ich es auch gewollt, dass die Urne im Zentrum des Friedhofs beigesetzt wird - wo man keinen Straßenlärm hört. Aber es gab auch hier nur bedingt Auswahl, sozusagen gerade "aktive" Urnenfelder, die nicht im Zentrum des Friedhofs lagen. Also hört man auch dort Straßenlärm - nicht soo schlimm, aber doch deutlich. Ich bin bisher nur ganz selten mal dort gewesen, aber ich glaube, das hat andere Gründe.

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