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Schreiben als Druckmittel

Heute sprach mich überraschend wieder eine Kollegin wegen einer veröffentlichten Geschichte an. Wenn sowas geschieht, was nicht all zu oft der Fall ist, stehe ich erst einmal wie bedeppert da und frage mich, was derjenige eigentlich von mir will. "Mich gelesen", wie jetzt? Meine Personalakte? Meinen Lebenslauf? Wenn ich gut bin, fällt mir dann langsam irgendwann ein, daß ich ja nebenbei schreibe und einiges davon für andere lesbar ist. Irgendwie vergesse ich das immer. Oder ist das Verdrängung? Ich mag diese Situationen nicht wirklich (obwohl man hinterher natürlich schon ein wenig erfreut ist), nicht nur wegen des schlechten Gedächtnisses, sondern auch, weil sich die Leute dabei so komisch benehmen. Sie grinsen die ganze Zeit und löchern einen plötzlich mit Fragen, selbst wenn sie einen vorher nicht mit dem A... angeschaut haben. Ich bin schon seit längerem zu der Feststellung gelangt, daß es am besten wäre, nur noch unter Pseudonym zu veröffentlichen, wenn ich dann doch immer wieder zu meinem richtigen Namen greife, liegt es vor allem daran, daß ich diese Sachen gerne als Überraschung zu Weihnachten o.ä. für meine Mutter und Familie mißbrauche und es dann merkwürdig fände, unter "falschem" Namen drinzustehen, falls man mir überhaupt glaubt, daß ich das bin. Bei diesem Gespräch mit der Kollegin habe ich aber festgestellt, daß es durchaus auch Vorteile hat, sich nicht zu verstecken. Kurzzeitig hatte ich, von ihren neugierigen Fragen inspiriert, die Anwandlung ihr scherzhaft zur antworten: "Wart nur ab bis du dich in einem Roman wiederfindest!" Eigentlich habe ich nicht vor, irgendwelche Büroromane zu schreiben, aber das muß ja niemand wissen - und wenn doch, wird es garantiert eine bitterböse Satire. Ich habe es nicht gesagt, denn Erpressung liegt mir nicht, allerdings konnte ich ein paar subtile Andeutungen nicht lassen, daß ich mir meine Ideen gerne bei Kollegen und aus der Bürokommunikation hole. Das stimmt zwar auch nicht, ich bin nämlich froh, wenn ich zuhause und beim Schreiben nicht mehr an das Büro denken muß, aber das muß ja ebenfalls niemand wissen, oder?
Mart (Gast) - Fr, 11:41

Mir ist es tatsächlich letztens passiert, dass mir eine Kollegin verraten hat, dass ich (und die anderen Kollegen) in ihrem Roman vorkäme. Da fallen einem direkt ein paar Dutzend Dinge ein, die man ihr gegenüber vielleicht besser nicht erwähnt haben sollte. Seither spreche ich mit niemandem mehr im Büro!

Und

das funktioniert?
Mart (Gast) - Sa, 21:50

Naja, gut. Jetzt schreiben sie vielleicht in Zukunft "der merkwürdige Kerl stand wieder nur in der Küche rum und sagte kein Wort mehr. Das Gerücht, er hätte zu oft Tipex geschnüffelt und dabei einen Großteil seiner Gehirnkapazität verloren hielt sich hartneckig unter den Kollegen." Aber darauf lasse ich es ankommen.

*lol*

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