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Stimme des Gewissens

Im Supermarkt: Eine ältere Dame neben mir an der Tiefkühltruhe greift an mir vorbei zu einem Suppenhuhn und legt es in den Wagen. Dabei scheint sie sich dafür entschuldigen zu wollen, denn sie sagt zu mir: "Eigentlich gehts mir ja nur um die Brühe." Ich sage: "Aha!" und bin etwas verwirrt, weil ich mich frage, ob ich wie ein militanter Vegetarier aussehe. Im Grunde ist es mir völlig egal, ob sie sich ein Suppenhuhn oder einen Sack Kartoffeln in den Einkaufswagen legt. Sie beginnt weiter zu berichten, daß Hühnerbrühe außerordentlich wirksam bei Erkältungen sei. "Ja", antworte ich, "davon habe ich auch gehört." So langsam scheint sie in Laune zu sein, noch mehr zu erzählen. Sie habe erst kürzlich gelesen, wie gesund Sellerie sei! Was da alles drin ist! Zum Beispiel Vitamin B und wertvolle Pflanzenstoffe. Nur leider sei das immer so aufwendig zu machen. Ich stimme zu, sage aber, man könne den ja auch einfach so in einen anderen Salat oder Gemüse hinein schnippeln. Wieder scheint sie sich dafür entschuldigen zu wollen, keinen Sellerie im Einkaufswagen zu haben, indem sie entgegnet, daß hier im Supermarkt das Grün immer schon welk sei. Sie kaufe sowas lieber ganz frisch auf dem Markt. Da könne man das Grün dann auch zu Porree verarbeiten. Es war mir allerdings neu, daß man Selleriegrün ebenfalls verwerten kann. Bisher habe ich das nur mit Kohlrabiblättern gemacht, die ich wie normales Gemüse koche. Meine Mutter hat die früher meist für Kohlrabieintopf verwendet. Nach dieser Begegnung fragte ich mich, ob diese ältere Dame die Stimme meines Gewissens ist, welche mich so von außen an meine guten Vorsätze erinnert. Leider habe ich, seit ich im Ungewissen schwebe, ob ich jetzt nicht vielleicht noch kränker bin, als ich eigentlich dachte, diese größtenteils über Bord geworfen. Was nicht heißt, daß ich mich nur noch ungesund ernähre. Das könnte ich aus Gewohnheit gar nicht, aber die Obst- und Gemüseeinheiten haben doch stark nachgelassen, sowohl aus Zeitmangel, als auch aus Zweifel am tatsächlichen Nutzen. Denn wenn ich jetzt wirklich kränker sein sollte als vorher, was nützt es mir dann, Obst und Gemüse zu essen? Vielleicht ist es ja in der Tat die gesündere Wahl, Konservierungsstoffe zu sich zu nehmen, anstatt mit Pestiziden vergiftete frische Ware. Immerhin habe ich mich mit zwanzig Jahren relativ häufigen Verbrauchs an Fertigprodukten doch für mein Alter erfreulich jung gehalten. Ich habe entschieden, mich erst dann wieder zu entscheiden, wie ich weiter vorgehen werde, wenn ich endlich weiß, was mit mir los ist.

"In einer 2006 veröffentlichten Untersuchung des BVL zeigte jede dritte Paprika Belastungen, manche mit 18 verschiedenen Pestiziden. In Rucola waren in mehr als neunzig Prozent der Proben Pestizide nachweisbar. Für das Jahr 2005 stellte die Behörde fest, dass mehr als 85 Prozent der Birnen und Pfirsiche und fast alle ungeschälten Orangen Rückstände von Pestiziden aufwiesen. Bei 15 Prozent der Pfirsiche wurden die gesetzlich festgesetzten Höchstgrenzen deutlich überschritten - eine Verdoppelung gegenüber 2002."
(aus "Abgespeist" von Thilo Bode)
Chutzpe - Fr, 13:23

Alles, was draussen wächst, egal wie bio es angebaut ist, ist dem Regen ausgesetzt, der nun mal grottendreckig ist - ausserdem ist auch der Boden mehr oder minder überall mit Schadstoffen getränkt - durch den Regen natürlich - da muss mir sicher keiner was erzählen - ich esse weiterhin, was mir passt und nicht, was angeblich gesund sein soll.

Grad heute Morgen bei der Psychiaterin in einem LifeStyle-Hochglanz-Heft gelesen, dass Sport eben nicht unbedingt hilft, die Botenstoffe etc. auszugleichen (mir versuchen sie ja seit Jahren Sport gegen die Depressionen unterzujubeln), wenn es nämlich Zwang sei, bewirke es des Gegenteil - so - und das ist bei mir so - ich sehe es als verlorene Zeit an und kein noch so witziges Ding macht mir Spass - ich bewege mich einfach nicht gern.

Das erklärt,

warum ich mich nach dem Sport auch oft depressiv fühle, allerdings nicht immer. Es kommt irgendwie dabei stets auf die Umstände beim Sport an, wie gut ich mich ohne Schmerzen bewegen kann und wie wohl ich mich in der Gruppe fühle. So ein extremer Bewegungsmuffel bin ich eigentlich nicht, allerdings schwankt es bei mir immer stark. Wenn ich viel arbeite und ständig müde bin, bin ich eher Couchpotatoe, wenn ich viel Zeit und Schlaf habe, bekomme ich auch eher Lust, mich zu bewegen.
Chutzpe - Fr, 16:44

Ich laufe gerne durch Städte, weil es da immer was zu sehen gibt, mir ist es auch wurscht, ob ich davon Muskelkater, Rücken- oder Fussschmerzen kriege - doch alles was so gepusht wird, weil man es angeblich muss (gilt auch für vieles anderes wie Karriere machen, Kinder in die Welt stellen, angeblich gesund etc. - kennst mich ja), löst bei mir so einen Widerstand aus, dass es nur Zwang ist.

Sollte ich jemals wegen irgendwas turnen müssen (Rücken oder so), bin ich nicht sicher, ob ich das hinbekommen werde.

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