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Das verlorene Schriftwerk

Mittwoch, 18. Juli 2007

...

Silberspinnennetz (am weiten Himmel),
wolkiges Silberblau,
fängst die Sonne und hältst sie fest
im Federlarvenkokon.
Dort am Horizont (im fernen Rund)
lauert die Achtbeinige,
der große Schatten,
webt und sammelt das glutende Rot,
läßt tausend Tautropfen funkeln.

Montag, 9. Juli 2007

Was wir tragen

Wenn in dem hohen Himmelsrund
in der frühen Dämmerung
der Abendstern so stille flammt
strahlenköpfig, glutentbrannt
und die schnellen Segler ziehen
sichelnd das warme Zwischenblau
voran den längst Entflog'nen...

Wenn im Spiel des Abendfriedens
Grillenkrieger sorglos siegen
und besingen ihre Feste
zwischen schwankendem Geäste
und der Heumond blasst im Felde
inmitten grünen Lichterklanges
wo die Sonne zuletzt sang...

so thront doch und noch die Nacht
dieser große Rabenvogel
im kleinsten Keim der Farbigkeiten
und fällt heraus, hernieder
mit onyxem Sternenmund
und bleigrauem Gefieder

Samstag, 26. Mai 2007

...

Wie zähle ich hin und zurück
ein kleiner Schmerz nur
ein kleines Stück
Splitter mehr
im heiligwährenden Reich
Wo findet der noch Platz
Mach dich frei
zu empfangen,
du verdienst, du vergibst
wo findet er noch Platz
ein Schmerz so groß
wie die Welt
in einem Wassertropfen
Wo findet der noch Platz
wenn das Herz besetzt
breite die Arme
und die Venen
in klaglosem Blau
schmücken sich mit
reinem Willkommen
Wo findet er noch Platz
der kleine Schmerz von
nebenan

Donnerstag, 24. Mai 2007

...

Ein fernes Gefühl
in der Biegung des Mondes,
eine zarte Begegnung
in der Mitte der Nacht
Ein Gesicht, es lebt
in den klaren Wassern,
die der Nebel mir,
grau und schweigend
verbirgt.

Ferne Worte berühren,
Erdbeeren sind sie -
rot in unseren Mündern,
fruchtig und reif,
sind sie zergangen,
sind sie vergessen,
nur ihre Süße leuchtet
aus der schwarzen Tiefe
empor.

Donnerstag, 10. Mai 2007

...

Auf dem Hangar der Nacht
ruhen schweigend die Träume,
still und stumm stehen sie,
auf ihren Flügeln
liegt der Wüstensand,
den der Westwind herbeitrug
als er in den Osten zog,
doch tief unter ihnen
brennen die Salzadern
in der dunklen Erde
schmerzlicher noch
als das Feuer der Sonne
in ihrem letzten Zenit

Samstag, 14. April 2007

...

In meinem Buch
gehört dir
die erste Seite,
ich lese dir vor
von deiner Haut
und deinen Küssen,
die Worte wandeln,
verändern sich,
du kennst sie nicht,
doch du verstehst,
sie klingen in
der Tonleiter
des Lebens,
aus staubigen Seiten
flieht der Duft
von grünem Bärlauch
und macht Hunger
auf weiße Wolken

Montag, 26. März 2007

[Mdm. Blavatskys Augen]

Am mondfahlen Licht
der flackernden Nacht
brechen der Spiegel
krumme Schatten,
rächen den Schöpfer,
der sie einst gemacht
zu Splittern im Traume
der schlafenden Gottes

Diesseits der Einöden,
im brodelnden Grunde,
quirlt der Drache,
die schwarze Mutter,
aus lodernden Flammen
die Lebenssuppe,
ruft aus den Wassern
zur letzten Runde

Ein Ton zerspringt,
fällt in die Welten,
wenn Shiva tanzt,
summt das Pralaya,
fern in den Sternen,
da schläft der Riese
und wer ihn weckt,
muss barfuss wandern

Sei, wo der Weg ist,
stets auch ein Wille,
so wie die relative Zeit
stets kreist mit der Ewigkeit,
und in des stillen Auges
brechendem Lichte
rauscht das Brahman,
lauscht die Sybille

Dienstag, 13. März 2007

Wiedergefunden

Manchmal weiß ich wirklich nicht mehr, was ich alles für Geschreibsel auf meiner Festplatte habe. Heute fand ich zum Beispiel ein uraltes angefangenes "Sherlock-Holmes-Plagiat", welches ich total vergessen hatte. Das Schlimme ist, dass ich auch nicht mehr weiß, wie die Geschichte eigentlich ausgehen sollte. Da kann ich jetzt selbst nur noch rätseln. Das wird wohl der erste Fall für Sherlock Holmes, der für immer ungelöst bleiben muss.*gg*

Die Gaslaternen versuchten mit fahlen Licht den grauen Londoner Nebel zu durchdringen, der mit Einbruch der Dämmerung heraufgezogen war und den alten Straßen ein unwirkliches und traumhaftes Aussehen gab, als sei die Vergangenheit dabei, erinnerte Bilder wiederauferstehen zu lassen. Durch die Fenster des 1. Stockes der Baker Street No. 221B fiel der schwache Lichtschein einer Kerze und beleuchtete die hagere, hochgewachsene Gestalt eines Mannes, der einen dünnen, spiralförmig gebogenen Draht in ein Glas mit Flüssigkeit hielt.
"Kupferdraht ist die einzig bekannte Methode, um Arsen nachzuweisen, Watson. Was für ein Segen, dass es sie gibt, denn langsam scheint sich unter den potentiellen Giftmischern herumzusprechen, dass es doch nicht so risikolos und einfach ist, lästige Mitmenschen mit Rattengift zu beseitigen."
"Woher wissen Sie das?" Dr. Watson, der langjährige und früh ergraute Freund und Assistent des Meisterdetektivs schmauchte gemütlich an seiner Pfeife. "Übrigens ausgezeichneter Tabak, Holmes."
"Ja, Mister Cleveland hat sich durchaus nicht lumpen lassen, nachdem ich im geholfen habe, lebend in den Genuss der Erbschaft zu kommen. Scotland Yard konnte in den letzten Jahren weit weniger Fälle von Arsenvergiftungen verzeichnen seit es diese Nachweismethode gibt. Allerdings befürchte ich, dass dafür jetzt andere Mittel zum Einsatz gelangen, von denen wir noch nichts ahnen. Es gibt genug Gifte, die nicht oder nur sehr schwer nachweisbar sind. Solches Wissen stammt oft von Naturvölkern und wird nach und nach von Reisenden nach Europa gebracht." Ein Holzscheit im Kamin ließ sein funkensprühendes Knacken vernehmen und unterbrach für einen Moment die Stille im Raum.
"Ja, wer töten will ohne verdächtigt zu werden, wird wohl immer wieder etwas finden." nickte nachdenklich Watson. "Ich will nur hoffen, daß Sie ihren Giftschrank gut unter Verschluss haben." fügte er hinzu und warf einen argwöhnischen Blick auf das kleine Wandschränkchen, dass eine Sammlung von Giften aller Art enthielt, mit denen Holmes von Zeit zu Zeit experimentierte.
Plötzlich war ein lautes, und dennoch zaghaftes Pochen an der Haustür in der unteren Etage zu vernehmen. Deutlich hörte man, wie Mrs. Hudson, Holmes Haushälterin, öffnete und von einer aufgeregten Frauenstimme übertönt wurde. Hastig stolperten Schritte nach oben und gleich darauf stand Mrs. Hudson auch schon in der Tür. "Mr. Holmes, eine junge Dame möchte sie sprechen."
"Ah ja, lassen Sie sie eintreten." Schnell säuberte er die Hände an einem Tuch und schaute erwartungsvoll in Richtung Treppe. Eine junge Frau, nicht älter als dreißig, trat mit ängstlichen und zugleich erleichtertem Gesichtsausdruck heran, nervös an einem seidenem Handtäschchen nestelnd.

"Guten abend, Miss ....?"

"Merfield. Bitte Mister Holmes, sie müssen mir helfen. Ich weiß nicht, zu wem ich sonst gehen könnte. Hier habe ich Geld. Bitte schicken sie mich nicht weg. Ich kann noch mehr besorgen." Mit zittrigen Händen hielt sie dem Detektiv ein Bündel Pfundnoten entgegen und beobachtete mit flehendem Blick seine Reaktion.

"Stecken sie das Geld wieder ein." erwiderte Holmes mit unbeweglicher Miene.
"Bitte..."
".....und erzählen sie, was sie veranlaßte zu so später Stunde bei uns hereinzuschneien und sich vorher am Hafen herumzutreiben."

Miss Merfield zuckte zusammen. "Wieso Hafen? Ich.....ich....war nicht am Hafen."

"Miss Merfield, wenn Sie vorhaben uns unsere Zeit zu stehlen, lege ich keinen Wert darauf, Ihre Geschichte zu hören."

Die junge Frau begann zu schluchzen und Watson schaute Holmes tadelnd an, denn er wußte natürlich, dass sein Freund vor Neugier platzte, auch wenn er es sich hinter seinem undurchdringlichen Blick nicht anmerken ließ.

"Die junge Dame wird sicher ihre Gründe dafür haben, dass sie einiges nicht preisgeben möchte.....aber..." damit wandte er sich wieder Miss Merfield zu"...wissen sie, Mister Holmes meint es nicht so. Doch die Wahrheit sollten Sie schon sagen, wenn Sie seine Hilfe beanspruchen wollen."

"Es tut mir leid. Ich hätte es mir denken können. Woher wußten Sie?" fragte sie nun wieder halbwegs gefaßt und mit einem resigniertem Ton in der Stimme.

"Der Kreidestaub am Saum Ihres Kleides. Den findet man nur auf dem Gelände des Londoner Westhafens. Ich vermute, Ihr Treffen dort verlief nicht so glücklich."

Miss Merfield wurde ebenso bleich wie der Staub an ihrem dunkelblauem Samtkleid, fasste sich aber sogleich wieder und an ihrer sich straffenden Miene erkannte man, dass sie einen Entschluss gefasst hatte.

"Sie haben recht, Mr. Holmes. Ich habe jemanden getroffen, jemanden, der mir sehr viel bedeutet. Doch würde meine Familie davon erfahren, würde dies zu einem furchtbaren Unglück führen. Ich bitte Sie deshalb inständig, ich will absolut ehrlich zu Ihnen sein, aber bitte, waren Sie das Schweigen gegenüber meiner Familie."

"Ich versichere Ihnen, Ihr Geheimnis ist bei mir in guten Händen." antwortete Holmes versöhnlich. Ein winziges Lächeln huschte über das Gesicht der jungen Frau und war genauso schnell verschwunden, wie es gekommen war.

Die schwere Standuhr in der Diele schlug 11 Uhr abends. In einem Moment des Schweigens schien der Klang ungewöhnlich lange nachzuhallen und das Zimmer in Schwingungen zu versetzen. Doch vielleicht war es auch die Spannung der anwesenden Personen, die den Raum vibrieren ließ.

"Kommen Sie," sagte Holmes zu der jungen Frau gewandt, die einige Male zu sprechen angesetzt hatte, aber unsicher zögerte. "setzen Sie sich an den Kamin, Sie zittern ja, und dann erzählen Sie mir in Ruhe, wobei ich Ihnen helfen soll." Wie ein Lamm zur Schlachtbank ließ sie sich führen. Erst als sie im bequemen Sessel saß, tat sie einen teils erleichterten, teil verzweifelten Seufzer und schaute misstrauisch zu Watson hinüber, der gerade dabei war, etwas Tabak in seine Pfeife nachzulegen und nun prüfend und geräuschvoll daran sog. Als er den finsteren Blick der jungen Frau bemerkte, hielt er sofort inne, doch ehe er etwas sagen konnte, kam Holmes ihm zuvor. "Auf die Diskretion meines Freundes können sie sich ebenfalls verlassen." und sie nickte.

"Wissen Sie," begann die junge Frau nun völlig gefasst und ruhig, als ob nie was geschehen wäre, "ich habe ihn vor einem Jahr bei einer Schiffsreise kennengelernt. Er ist ein lieber Kerl, der beste Mann, den ich mir wünschen könnte, doch leider als einfacher Matrose niemand, den mein Vater als Schwiegersohn akzeptieren würden. Er würde mich umbringen, wenn er erfahren würde......"Miss Merfield sprach nicht weiter, sondern suchte errötend nach Worten. ".......na ja, wir träumen davon, zusammen wegzugehen. Nur leider fehlt uns das Geld dafür. Mein Vater ist zwar wohlhabend und besitzt ein großes Anwesen, aber natürlich habe ich keinen Zugriff auf sein Vermögen. Es fällt mir erst zu, wenn er verschieden ist. Ich kann mich nicht beklagen, ich bekomme alles, was ich brauche und mein Vater ist großzügig. Er versucht außerdem alles, um Kontakte zu knüpfen und mich mit jungen Männern der höheren Gesellschaft bekannt zu machen, lässt mich zu allen Bällen und Empfängen gehen, kauft mir jedes Kleid, das mir gefällt, hat eine umfangreiche Mitgift für mich zurückgelegt. Doch Sie werden jetzt sicher verstehen, dass mich dies erst recht unglücklich macht. Denn das, was ich wirklich will zu bekommen, darauf besteht keine Hoffnung."

Für einen kleinen Moment kehrte Stille ein. Holmes, der die ganze Zeit mit zusammengelegten Fingerspitzen und geschlossenen Augenlidern gelauscht hatte, so dass man nur am leichten, zeitweiligen Nicken seines Kopfes feststellen konnte, dass er nicht schlief, schlug die Augen plötzlich auf und griff seitlich auf ein Tischchen, wo seine kunstvoll geschnitzte Pfeife auf einem Stapel von Büchern ruhte. "Was ist mit Ihrer Mutter?" fragte er, während er sie sorgfältig zu stopfen begann. Konzentriert, wie er war, wirkte sein Gesicht hagerer und sein Blick noch durchdringender.

"Meine Mutter ist während meiner Geburt gestorben und mein Vater hat nie wieder geheiratet. Ich hatte bis zu meinem 21. Lebensjahr eine Gouvernante, die mir sehr ans Herz gewachsen und auch heute noch wie eine Mutter für mich ist. Aber nicht einmal sie weiß von meinem Geheimnis. Sie würde es mißbilligen und meinem Vater erzählen."

Watson räusperte sich. "Ja, nun kennen wir also Ihr Geheimnis und Ihre Lebensgeschichte. Aber was kann Holmes für Sie tun?"

"Es ist etwas geschehen." erwiderte sie. "Ein Mordanschlag auf meinen Vater. Nicht weit vom Tatort entfernt wurde das Halstuch meines Verlobten gefunden, sowie im Garten seine Fußabdrücke. Sie wurden identifiziert und er gilt nun als Hauptverdächtigter. Deshalb wird er von Scotland Yard gesucht."

"Sagten Sie gerade Ihr Verlobter?" unterbrach der Detektiv sie.

"Ja, wir haben uns heimlich verlobt. Niemand weiß davon."

Holmes schloß erneut die Augen und signalisierte, dass er bereit war, weiter zuzuhören.
Miss Merfield zögerte. "Ich nehme an, Sie wissen, wo sich Ihr Verlobter vor dem Scotland Yard versteckt?" half er ihr auf die Sprünge.
"Das werde ich Ihnen aber nicht sagen." antwortete sie und wurde rot.

"Ich sehe, Ihr Vertrauen werde ich wohl nicht vollständig gewinnen, aber seien Sie gewiss, sollte diese Information für die Aufklärung des Falles von Bedeutung sein, werde ich es auch ohne Ihre Mithilfe herausfinden. Um genau zu sein, vermute ich, dass ich das Versteck sogar schon kenne. Aber ich will Sie nicht beunruhigen. Erzählen Sie weiter."

Verwirrt schaute sie auf Holmes unbewegliches Gesicht bis Watson sie beschwichtigte.
"Machen Sie sich keine Sorgen. So lange er ihren Freund nicht für schuldig hält, wird er nichts an das Yard weitergeben."

"Nun also..."fuhr sie vorsichtig fort "ich war vorhin bei ihm und die Sache sieht immer schlechter aus für ihn. Aber ich weiß, dass er kein Mörder ist, auch wenn mein Vater der Grund ist, dass wir beide nicht zusammensein können. So etwas würde er niemals tun. Deshalb bitte ich um Ihre Hilfe. Auch wenn ich ihn nie werde heiraten können, möchte ich doch nicht, dass er für etwas verurteilt wird, was er nicht getan hat oder sich sein ganzes Leben lang verstecken muß."

"Miss Merfield, ich werde alles in meinen Kräften liegende tun, um den Fall aufzuklären. Berichten Sie mir jetzt bitte so genau wie möglich über den Anschlag auf Ihren Vater und die Umstände der Tat. Versuchen Sie sich an jede Einzelheit zu erinnern und lassen Sie nichts aus."

Die alte Standuhr in der Diele tat den zwölften Schlag, als Holmes den Satz beendet hatte.

"Vielleicht sollte ich Sie lieber morgen weiterbemühen. Es wäre unhöflich, Sie so spät noch aufzuhalten."

"Machen Sie sich keine Sorgen. Vor 3-4 Uhr gehe ich nie zu Bett und je schneller ich mir ein Bild der Geschichte machen kann, umso schneller kann ich Ihrem Freund helfen. Und auch Mister Watson scheint sehr begierig auf die Geschichte zu sein."

"In der Tat." stimmte Watson zu und versuchte ein kleines Gähnen zu unterdrücken, während er eine Uhr aus der Tasche seines Tweedwamses zog, einen kurzen Blick darauf werfend. Doch seine Augen blitzten aufmerksam und wach unter den buschigen Augenbrauen hervor. "Wenn Sie wollen nehme ich Sie nachher auch gerne mit der Droschke mit und setze sie zu Hause ab. Wo wohnen Sie eigentlich?"

"Danke, das ist sehr freundlich. Ich bin zur Zeit für ein paar Tage bei einer befreundeten Familie zu Gast. Sie wohnen nur ein paar Straßen entfernt von hier. Doch nun will ich gleich weitererzählen, um die Sache nicht unnötig auszudehnen. Mein Vater ging am Abend des 2. Septembers wie gewöhnlich hinaus, um ein paar Schritte durch den Garten zu laufen. Der Garten geht nach hinten hinaus nahtlos in die Waldbestände unseres Anwesens über, in welchem sich manchmal Wilderer herumtreiben. Als er kurz vor dem Waldrand war, traf ihn plötzlich ein Pfeil, glücklicherweise jedoch nur in die Schulter. Einer unserer Bediensteten eilte gleich hinzu und brachte meinen Vater in das Haus."

Sherlock Holmes schien mit einem mal hellwach und erregt, um sich gleich darauf jedoch wieder bedächtig zurückzulehnen. Nur am Funkeln seiner Augen konnte man erkennen, dass ihn der Fall immer neugieriger machte.

"Hm, ein Pfeil..."murmelte er wie zu sich selbst. "Finden Sie das nicht auch etwas ungewöhnlich, Watson?"

"Ja, seltsam. Vielleicht ein Wilderer, der noch mit Pfeil und Bogen auf die Jagd geht?" brummte Watson unsicher zurück.

"Das werden wir sehen. Ich glaube, wir sollten Ihrem Vater so schnell wie möglich einen Besuch abstatten." erklärte Holmes bestimmt und wandte sich Miss Merfield zu.

"Wie wäre es mit morgen, ähm, heute nachmittag?"

"Ja, gerne." stotterte die junge Frau. "Sie werden doch nicht....?"

"Keine Sorge" unterbrach Holmes Sie ungeduldig.

Noch lange nachdem das Getrappel der Pferdedroschke auf der nachtschweigenden Straße verklungen war, saß Holmes versunken in seinem braunen Ohrensessel. Nur durch eine winzige Bewegung seiner Hände von Zeit zu Zeit war erkennbar, dass er hellwach war.

***

Viel zu langsam näherten sie sich dem Anwesen der Familie Merfield, welches sich als ein äußerst imposanter Landsitz erwies. Die kleinen viktorianischen Türme des Gebäudes mit ihren verzierten Giebeln ragten düster in den mit dunkel drohenden Wolken überzogenen Himmel. Mit kurzen Befehlen trieb Holmes den Kutscher zu mehr Eile an.

"Holmes..." begann Wartson beschwichtigend. "Das Haus wird uns nicht weglaufen und Miss Merfields Vater ebensowenig."

"Nein, das sicher nicht!" knurrte Holmes, ohne sich beirren zu lassen und die Kutsche fegte mit noch größerer Geschwindigkeit über das flache, mit kargen Grasnarben überzogene Land.

Ein sehr ruhig gewordener, schwitzender Watson und ein angespannter, zerzauster Holmes betraten schließlich die repräsentative, mit Jagdtrophäen ausgeschmückte Empfangshalle und wurden von zwei Bediensteten begrüßt. Die junge Miss Merfield eilte ebenfalls herbei, nicht ohne nochmals einen flehenden Blick auf Holmes und Watson zu werfen.

"Wie geht es Ihrem Vater?" fragte Holmes wie beiläufig, aber ohne sie aus den Augen zu lassen.

"Schlechter. Wir machen uns große Sorgen um ihn. Die Wunde war zwar nicht tödlich, aber der Schock könnte es sein. Er hat ein schwaches Herz, wissen Sie." Ihr standen die Tränen in den Augen, während sie sich hilflos und verschreckt umblickte.

"Wo liegt das Zimmer Ihres Vaters?"

"Oben die erste Tür im rechten Flügel."

"Watson kommen Sie!" befahl Holmes und sprintete auch schon die breite Treppe zur Galerie hinauf, so dass sein Freund Mühe hatte, Schritt zu halten, und das Hauspersonal beiden etwas verwundert und ärgerlich hinterherschaute.

Kurz vor der Schlafzimmertür Mr. Merfields hielt Holmes inne und betrat behutsam den Raum. Mr. Merfield lag in seinem Bett und wirkte selbst bleicher als das Bettlaken. Er schien sich nicht über die Eindringlinge zu wundern und als Watson ihm erklärte, dass er Arzt sei, nickte er nur stumm. Hinter ihnen trat schließlich seine Tochter in das Zimmer.

"Er weiß Bescheid. Ich habe ihm gesagt, dass Sie kommen."

Holmes untersuchte Mr. Merfield aufmerksam mit seinen Blicken und befragte ihn nach seinen Beschwerden, während Watson ihn abhorchte. Mit einem Mal entspannte sich Holmes Gesicht merklich und fast lächelnd murmelte er vor sich hin: "Das ist es also nicht."

"Was ist es nicht, Holmes?" fragte Watson.

"Keine Zeit, keine Zeit.....kommen Sie, wir wollen uns den Tatort anschauen. Mr. Merfield sollten Sie strenge Bettruhe verordnen. Es ist aber nötig, dass immer jemand bei ihm ist."
und schon eilte er wieder zur Tür, wünschte Mr. Merfield jedoch vorher noch gute Besserung.

"Nun warten Sie doch mal, Holmes..." pustete Watson atemlos hinter ihm her. "Was soll das alles? Ich verstehe nichts mehr."

"Das müssen Sie auch nicht, lieber Watson, das müssen Sie auch nicht." grinste der Meisterdetektiv ihn an.

"Ich würde auch sehr gern wissen, was mit meinem Vater ist." ließ sich eine zaghafte Stimme hinter ihnen vernehmen.

"Ah, Miss, es tut mir aufrichtig leid, dass ich Sie so übergangen habe. Am besten Sie führen mich jetzt zum Tatort und dann erkläre ich es Ihnen."

Dienstag, 6. März 2007

Mein Bruder

In die Kreuzspinnenburg,
die tief versteckte,
am großen Wasser,
unter den alten Kastanien
dort wo dein Liebchen eingekerkert
ihres Kreuzspinnenritters harrte,
dorthin schicktest du mich
und ließest mich allein
ohne Kreuzspinnenritter
und ohne Schwert,
die Kreuzspinnen liebten mich
und meine Gewänder,
das Zeichen trugen sie
der alten Götter,
umwebten mich
und zogen ihre Fäden enger
Was dachtest du dir bloß?

Sonntag, 4. März 2007

Für Aldrian B.

Zwischen Steinen fand ich ihn,
im Graben bei der Kirche,
gesucht hatte ich ihn lange,
einen Tag und eine Nacht
mit flatterndem Herzen
und pochendem Blute,
der Sturm in den Adern,
der wirbelnde Taifun,
wollt sich nicht legen.
Der Sturmvogel schrie
in regennassen Wolken
hinter meiner Brust
und unruhig hockten
die Geister in ihren Höhlen,
da schüttete in reicher Fülle
er strahlende Sterne aus
(mit offenen Händen fing ich sie).