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Ewige Blumenkraft

Freitag, 13. Januar 2006

Ulysses - ein Selbstversuch mit Folgen oder die Kunst, einen Berg zu besteigen - Tag 3 - Seite 14-45

Von den Seiten 15-17 unverhofft gefesselt. Ertappte mich dabei, manche Absätze zweimal zu lesen, nicht nur wegen des Verständnisses.

Zwei bis drei Male laut gelacht. Das Buch ist ja lustig. Na sowas.

Angenehmes Lesetempo. Nicht glatt und fliehend, sondern stolpernd und schweifend. Ein Zeichen, dass das Gehirn zu anderem als Routinearbeit gefordert wird. Kein Schlingen, sondern Kauen. Der Geschmack macht sich nach und nach bemerkbar. Zugang erhält man nach dem Lösen von Rätseln, doch wenn das System ansatzweise durchschaut ist - auch wenn man nur glaubt, es durchschaut zu haben - wird man eingelassen und es liest sich trotz allem relativ flüssig. Genaugenommen ist, bis auf die Fremdwörter und spezielle Textpassagen, nicht einmal wirklich Wissen nötig, sondern hauptsächlich Phantasie. Stichwort Grüne Beine.

Auch mein Vater konnte aus diesen Seiten eine fundamentale neue Erkenntnis gewinnen, die er deshalb dick unterstrich:

"Rothaarige Weiber sind bocksgeil wie die Ziegen."

Tagesfazit: Zuversichtlich.

Donnerstag, 12. Januar 2006

Ulysses - ein Selbstversuch mit Folgen oder die Kunst, einen Berg zu besteigen - Tag 2 - Seite 1-13

Es ist soweit. Endlich beginnt er wirklich, mein neuer atemberaubender Selbsterfahrungsbericht in Fortsetzungen. Ich mache darauf aufmerksam, dass dieser Selbstversuch einiges an Risiken birgt, sowohl für mich, als auch für meine werten Leser. Partikulare geistige Verwirrtheit, verzweifelte Besäufnisse und/oder unüberwindliche schlafhypnotische Zustände sind nicht ausgeschlossen und können eventuell zum vorzeitigen Abbruch des Experiments führen.

Auf den ersten Seiten faszinierten mich die Bleistifthervorhebungen meines Vaters fast noch mehr als der Text (im übrigen bemerkt man beim Blättern aber, und an dem Lesezeichen, welches immer noch dort steckt, dass er bei Seite 61 aufgegeben hat):

"...die grüne zähe Gallenmasse, die sie unter lautem Stöhnen in Brechanfällen ihrer verfaulenden Leber entrissen hatte."

..."was für ein syphilitischer Saufkopp da den Hintern drin gehabt hat."


Also ich wüsste ernsthaft keinen Grund, der irgendjemanden dazu bewegen sollte, diese Stellen zu unterstreichen und ein dickes Ausrufezeichen dahinter zu kritzeln.

Lustig ist auch das Latein-Raten. Ich habe ja nun während meines Studiums nur das kleine Latinum gebraucht, besitze aber auch in einigen romanischen Sprachen ein paar Grundkenntnisse, sowie einen Semesterabschluss in allgemeiner Sprachwissenschaft. Wenn ich das alles zusammenkratze, kann ich die Lateinbegriffe ziemlich gut enträtseln. Aber für den Fall, dass es mal nicht klappt, gibt es da dieses hinreissende kleine Begleit-Vokabelheft zum Buch.

Tagesfazit: Noch immer voll motiviert.

Ulysses - ein Selbstversuch mit Folgen oder die Kunst, einen Berg zu besteigen - Tag 1, Stunde 0 - Die letzte Seite

Ein jungfräulicher Blick in die beiden Bände und schon ergeben sich die ersten bohrenden Fragen, die allerdings noch gar nicht das Werk des Autors, sondern nur die Anmerkung des Übersetzers auf der letzten Seite betreffen:

Es gibt zur Zeit (mit zur Zeit ist hier 1980 und eine Ausgabe aus der Deutschen Demokratischen Republik gemeint - Anmerk. von Zucker) immer noch keinen zuverlässigen, fehlerfreien englischen Text des Ulysses: alle Ausgaben des Originals sind unverhältnismäßig korrupt.
(Hä? Was soll mir das denn jetzt sagen? Muss ich etwa sozialistische Zensur befürchten? *verwirrt ist*)

Die Herausgeber haben aber alle ihnen bekannten, d.h. publizierten oder von Joyce-Forschern in Textstudien vorgelegten, Emendationen geprüft und nach und nach Möglichkeit einbezogen, so daß der Text in Einzelheiten von anderen gängigen Texten abweicht. Besonders im letzten und vorletzten Kapitel konnten dadurch Ergänzungen gebracht werden.
(Aha!)

An die Übersetzung und ihre Durchsicht sind rund fünf Jahre verwendet worden, - dem hohen Schwierigkeitsgrad des Buches glauben es allerdings Übersetzer und Herausgeber schuldig zu sein, weiter an der Übersetzung arbeiten zu sollen.
(Ist sich der Übersetzer wirklich sicher, dass er Deutsch kann?)

Es ist denkbar, daß sie in einer späteren Auflage an einzelnen Stellen zu anderen Lösungsvorschlägen als den hier gemachten gekommen sein werden.

Hm, sollte diese Bemerkung auf der letzten Seite tatsächlich aus der Feder des Übersetzers stammen, so habe ich den klitzekleinen Verdacht, dass es wahrscheinlich nicht die Schuld des Autors sein wird, wenn ich das Buch nicht verstehe.

Sonntag, 8. Januar 2006

...

Diese Kundenrezension hat mich doch enorm neugierig gemacht. Schade, dass die Bibel nicht auch im betrunkenen Zustand geschrieben wurde. (Obwohl - weiß man's?) *lol*

eigentlich würde james joyce von mir alle punkte dieser welt bekommen.

er ist nämlich das größte schlitzohr der literaturgeschichte. so genial die idee des buches auch ist - ich bin der überzeugung, das joyce mit diesem werk alle literarturkritiker - man verzeihe mir den ausdruck - verarscht hat. und alle, alle hat er sie getäuscht!

ich bin mir sicher, dass sich joyce gesagt hat: ich schreibe jetzt mal einen ganzen dicken wälzer lang totalen nonsens. schauen wir mal, welche wogen sowas schlagen kann. irgendwo wird er sitzen und sich heute noch ins fäustchen lachen ob den preisen, die dieses sammelsurium des nonsens eingeheimst hat.

gut möglich, dass joyce auch sturzbetrunken war, als er das geschrieben hat. lesen tut sich's jedenfalls so. ich habe versucht, das buch im betrunkenen zustand zu lesen (in verschiedenen stadien - von leicht angesäuselt bis schwer angeschlagen) - es hat auch das nichts geholfen. im nüchternen zustand habe ich das buch mehrmals versucht zu lesen. ich habe es immer wieder - schweren herzens - aufgegeben. und immer wieder angefangen, weil ich mir gesagt habe: das darf doch nicht wahr sein, dass dir dieses meisterwerk der literatur (als das es bezeichnet wird) verborgen bleibt. irgendwann bin ich zu obigem entschluss gekommen.

lesen muss spass machen. lesen darf keine qual sein. wenn jemand glaubt, stolz sein zu müssen, sich durch diesen wälzer gewälzt zu haben: okay. ist seine sache. meine nicht. heute schlafe ich wieder gut, weil ich mir sicher bin, gar nichts versäumt zu haben. und ich bin froh, nicht noch mehr zeit mit diesem unsinn verbracht zu haben.