Alien
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Dienstag, 16. Mai 2006

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Es ist an der Zeit, auf einer höheren Ebene über dieses Thema nachzudenken als nur zu fragen, ob sportliche Leistungen durch vorausgegangenen Geschlechtsverkehr beeinträchtigt werden. Es muß vielmehr dargestellt werden, wie diese sexuelle Essenz zur spirituellen Weiterentwicklung umgelenkt werden kann mit dem zusätzlichen Vorteil, dass ein durchschnittlicher männlicher Liebhaber in ein sinnliches und sexuelles Juwel verwandelt wird.
(Aus "Lichtnahrung" von Jasmuheen)


Hört sich gut an, fast wie im Märchen.....

Die (noch) namenlose Geschichte - Teil 2

„Hallo Mama, mir geht’s gut. Warum das so lange gedauert hat? Äh, ich war da mit was beschäftigt.... Ich will das Zimmer renovieren. Nein, ich falle nicht von der Leiter und hebe auch nicht schwer. Ja, ich passe auf. Weiß ich nicht. Ich habe jetzt erst angefangen. Möbel kommen später. Warum willst du mich besuchen? Bis dahin bin ich noch gar nicht fertig. Geht es nicht ein anderes Mal? Ich habe nicht gesagt, dass ich dich nicht sehen will! Ja, tschüß!“

Entnervt warf ich das Telefon auf den Küchentisch und setzte meine Arbeit für wenige Minuten fort, da klingelte es erneut. Erst nachdem ich wiederum von der Leiter gestolpert und in die Küche gesprintet war, um schließlich irgendetwas in den Hörer zu fauchen, bemerkte ich, dass es diesmal an der Tür läutete.

„Jaaaa?“ fragte ich hektisch, als ich dieselbe schwungvoll aufriss, und sah mich im selben Augenblick meinem unmittelbaren Nachbarn gegenüber. Normalerweise ist dies nichts, was einen in großes Erstaunen versetzen müsste, wie der erwartungsvolle Leser mir sicher zustimmen wird, doch meine Augen wurden kugelrund aufgrund der Tatsache, dass ich zwar schon etliche Jahre in dem blechdachbewehrtem Haus wohnte, diesen Herrn jedoch bisher allerhöchstens bei zwei bis drei kurzen Gelegenheiten zu Gesicht bekommen hatte. Er schien ein sehr zurückgezogenes Leben zu führen. Doch während ich vor Überraschung fast in die Knie ging, störte er sich nicht weiter an meinem blöden Gesichtsausdruck, starrte mich aus durchdringenden grauen Augen an und stellte rhetorisch fest: „Ich habe Sie gehört, Sie machen da was in der Wohnung, stimmt’s?“.

„Ja“, antwortete ich, inzwischen hatte ich mich wieder gefangen, „ich renoviere. Wieso? Bin ich zu laut? Ich habe eigentlich noch gar nicht angefangen.“

Meine Frage hatte er anscheinend nicht gehört. Er starrte mich weiter durchdringend an und wie ich so zurückschaute und ihn in seinem hellgrauen Strickpullunder, den graumelierten Haaren, dem bleichen Gesicht und den anthrazitfarbenen Bundfaltenhosen unauffällig musterte, schoss mir der ketzerische Gedanke durch den Kopf, ob ich ihn tatsächlich nur die wenigen Male getroffen, oder aber nicht vielmehr ihm schon öfters begegnet war, ihn aber nie wahrgenommen hatte.

Er suchte nach Worten – das erkannte ich an den winzigen Bewegungen, die seine Gesichtsmuskeln unter der grobporigen Haut machten.
„Renovieren kann gefährlich sein.“ begann er linkisch, „Sie sollten aufpassen!“

Das wurde ja immer schöner! Nicht nur, dass meine Mutter erst ruhig war, wenn ich in einer dreißig Zentimeter dicken Watteschicht bewegungslos auf dem Sofa ruhte, nein, jetzt fing mein Nachbar auch noch damit an.

„Ja“, entgegnete ich flapsiger als es meine Absicht war, „ich kann von der Leiter fallen und mir den Hals brechen. Danke. Ich werde alles tun, um das zu vermeiden.“

Von dem leichten Unmut in meiner Stimme zurückgehalten, rang er scheinbar mit sich selbst, als wäre da noch etwas mitzuteilen, von dem er nicht wüsste, ob er es tun solle. Ich fühlte sehr deutlich, dass er mehr sagen wollte, doch meine eigene Ungeduld ließ mich davon absehen, genauer nachzufragen. Schließlich beließ er es bei einem kraftlosen: „Wenn Sie irgendwie Hilfe brauchen.....?“

Ich warf noch einmal einen kurzen Blick auf das eingefallene Gesicht und die dünnen Ärmchen in den schneeweißen Hemdsärmeln, dann schüttelte ich versöhnlich den Kopf.
„Vielen Dank. Ich komme schon zurecht.“

Nach dieser doch sehr unverhofften Begegnung war mir etwas seltsam zumute. Vor allem begann mich in meinem nimmermüden Gehirn zu beschäftigen, was jenes wohl gewesen ist, das nun unausgesprochen geblieben war. Diese Grübeleien gewannen fast eine Art Eigenleben und wurden so aufdringlich wie ein Hund, der sich an einem Knochen festgebissen hatte, dass ich sie schlussendlich rigoros beiseite schieben musste.

Stattdessen setzte ich meine Bemühungen fort, die Tapete von der Wand zu lösen. Dies erwies sich als nicht sehr schwierig, allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Putz dahinter ausschließlich von der Tapete zusammengehalten wurde. Sobald diese weg war, fiel er in einer aufsteigenden Staubwolke mit größeren und kleineren Klumpen in sich zusammen. Hustend keimte in mir bei dieser Gelegenheit die Vermutung, dass die Idee das Zimmer zu renovieren, vielleicht doch keine so gute war. Aber nun war der Anfang gemacht. Ein Zurück gab es nicht mehr. Draußen auf dem Hof kreischte ein Kind: „Da! Ein Käfer! Ihhhhh!“; in mir kreischte es nur still, doch ich wusste, dass ich das deutlich größere Problem hatte. Vorsichtig klopfte ich die sandigsten Stellen weg, entfernte einige Zeitungsreste einer Ausgabe von 1979, welche unter der alten Tapete geklebt hatten, als ich auch schon auf die roten Ziegelsteine stieß, welche das Grundgerüst der Wand bildeten. Eine Stelle im Putz war besonders weich, es rieselte unaufhörlich. Dann war es mit einem Mal still und es tat sich ein Hohlraum auf. Neugierig untersuchte ich ihn und stellte fest, dass er sich in einem der Steine befand, welcher nach außen hin ein Loch hatte. Weitere gründliche Untersuchungen, welche ich tätigte, indem ich mein Auge an die schwarze Öffnung hielt und versuchte hineinzuspähen, brachten kein Ergebnis. Alles blieb pechschwarz. Aber es gab ja noch andere Möglichkeiten. Ich griff nach einem Schraubenzieher und stocherte damit im Hohlraum herum. Irrte ich mich oder bewegte sich da was? Ich war mir fast sicher, dass sich irgendetwas in diesem Stein befand, und ich hätte schwören können, dass es kein trockener Mörtel war.

Das Grauen am Morgen

Heute Morgen stieg einer unserer Obdachlosen zu mir in den Bürofahrstuhl und sah aus, als hätte er die galoppierende Gelbsucht. Gelber ging es schon nicht mehr. Ich habe mich unauffällig in die andere Ecke verdrückt, obwohl ich ja eigentlich die Hepatitis-B-Schutzimpfung habe, die vom Arbeitgeber bezahlt wird. Aber sicher ist sicher. Eine Bemerkung bezüglich Arztbesuch habe ich mir verkniffen, denn die interesselose Reaktion auf solche Ratschläge kenne ich schon zu Genüge.