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Mittwoch, 11. Oktober 2006

Kreide im Märchen

"Ali Baba und die 40 Räuber" habe ich als Kind schon einmal gelesen, vielleicht auch mehrmals wie vieles andere. Ich erinnere mich nicht mehr. Ich muss es ziemlich nachlässig und unaufmerksam gelesen habe, denn sonst hätte ich mir wahrscheinlich eine tiefe Erkenntnis dieses Märchens gemerkt - Kreide an der Tür kann nichts Gutes bedeuten. Zweimal hatte ich Kreide an meiner Kellertür und zweimal wurde der Keller aufgebrochen. Zweimal habe ich nicht auf die Kreide geachtet, weil ich früher Märchen wie Fast Food verschlungen habe. Jetzt bin ich schlauer. Jetzt weiß ich, dass Kreide ein traditionelles und internationales Kennzeichen von Räubern ist und dass Märchen nicht nur moralische Werte, sondern auch sehr konkrete, praktische Ratschläge und Handlungsweisen vermitteln. Wie zum Beispiel, dass man sich nicht von Fremden im Wald ansprechen lassen soll oder noch besser, diese gar nicht erst mit leuchtend roten Käppchen anlockt, sondern schlauerweise stattdessen Tarnkappen oder zumindest Tarnkleidung trägt. Oder aber, dass Kreide an der Tür nichts Gutes bedeutet und es möglicherweise Räuber auf einen abgesehen haben. Überhaupt scheint Kreide im Märchen stets ein Werkzeug des Bösen zu sein. Seien es nun die Räuber oder aber der Wolf, der mit Hilfe der Kreide seine Stimme verändert, man könnte fast den Eindruck bekommen, dass die Märchen jeden eindringlich davor warnen, Leuten zu trauen, die Kreide benutzen. Da es vor allem ein ganz bestimmter Berufstand ist, den man mit Kreide in Verbindung bringt, nämlich die Lehrer, glaube ich nun die tiefere und verschlüsselte geheime Botschaft der Märchen verstanden zu haben: Nimm dich in acht vor Lehrern und Räubern!