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Montag, 3. September 2007

Meine Jacke jedenfalls,

ist bei Herrn N. gut aufgehoben. Als ich heute morgen kam, war ich in meiner dünnen Baumwolljacke leicht durchnässt, allerdings wirklich nur leicht an der Kapuze und den Schultern, zum Glück hat es erst später angefangen, richtig zu gießen, so daß ich nur ein paar Tropfen abbekommen hatte. Ich platzierte meine Jacke wie jeden Tag in unseren Gardrobenschrank, wo sie alleine hing, denn Herr N. hatte seine zum Trocknen an einen Schrank gehängt. Gegen Mittag bemerkte ich, dass Herr N. den Bügel mit meiner Jacke in der Hand hielt und irgendwas murmelte, er würde sie mal kurz zum Trocknen raushängen, wegen Stockflecken und so. Ich ließ ihn gewähren, fand es aber schon irgendwie merkwürdig, dass sich jemand, insbesondere ein Mann, um meine feuchte Jacke kümmert. Wenn es die Kollegin aus meiner alten A-Abteilung gewesen wäre, die immer ein wenig fürsorglich und mütterlich war, dann hätte es mich weniger gewundert. Das muss ich beobachten - nicht dass er meine Jacken nicht nur vor Stockflecken, sondern auch noch vor gefräßigen Insekten schützen will und im Winter, wenn ich wieder meine Webpelzjacke trage, einige von seinen Mottenkugeln mitbringt.
Aber wahrscheinlich hat er das weniger aus Sorge um meine Jacke, als vielmehr aus Angst um seine Jacke gemacht, die er wieder zurück in den Schrank hängen wollte und die sich ganz schnell an meiner mit Stockflecken angesteckt hätte. *gg*

Vormittags kam die Kollegin, von der ich meine neuen Akten bekommen habe, in unser Zimmer und meinte schnüffelnd, dass es bei uns nach Räucherstäbchen riechen würde. Ich konnte das nicht nachvollziehen und auch Herr N. konnte sich das nicht erklären und fragte nach, worauf sie sagte, es würde wie in einem tibetischem Tempel riechen. (Ich bin unschuldig -Ehrenwort! - ich räuchere nur zu Hause.) Dies veranlasste Herrn N. zu der Bemerkung, dass das Zimmer doch jetzt auch ein Tempel sei, was er noch mehrmals wiederholte, und als die Kollegin weg war, fragte er mich, ob ich was riechen würde. Ich sagte kurzerhand: "Ja, allerdings keine Räucherstäbchen." und als er nachhakte, was es denn wäre, antwortete ich "Mottenkugeln". Das interessierte ihn sehr, denn er wollte jetzt wissen, wann ich das denn riechen würde, worauf ich "Immer." antwortete.
Danach ging ich ins Büro, wo jetzt Herr K. mit obiger Kollegin sitzt, um meine neuen Akten zu holen und Herr K. bot sich gleich an, mir beim Tragen zu helfen. Ich legte ihm einen Stapel hin, aber er wollte mehr, und immer wenn ich ihm eine Akte dazupackte, wollte er immer noch mehr. Irgendwann war der Stapel so hoch, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie der kleine Mann den wegkriegen will, weshalb ich sagte, dass er so viel doch gar nicht tragen könne, das gehe doch nicht, der Stapel sei viel zu groß. Aber er antwortete, dass er das ja gerade wolle, damit es auch endlich mal mit der Krankschreibung klappt. Er bestand allerdings darauf, nicht allein in mein Zimmer zu Herrn N. zu gehen, um nicht als Loser dazustehen. Ich kann kaum nachvollziehen, warum er so viel Scheu hat, zu Herrn N. in das Zimmer zu gehen. Als er damals seine eigenen Sachen geholt hat, hat er sogar immer angeklopft. Wahrscheinlich hat er Herrn. N. von einer anderen Seite als ich kennengelernt. Wir gingen also zusammen, ich den kleinen, er den großen Stapel, und glücklicherweise ist er mir nicht mitten auf dem Weg mit den vielen Akten zusammengebrochen.

Eine Reise nach Polen

Gerade denke ich an eine Reise in die Beskiden vor ca. 16 Jahren zurück. Das Besondere an dieser Reise war, dass wir dort bei Bekannten wohnten, bei denen meine Eltern schon einmal mit mir und meinem Bruder zu Besuch gewesen sind, als ich ungefähr drei Jahre alt war. Sie hatten die Leute über die Kirche kennengelernt, weil zwei Töchter von ihnen in dem Kirchenchor sangen, der in unserer Gemeinde gastierte.
Ich selbst kann mich von der ersten Reise nur an ein buntes Schaukelpferd erinnern, welches dort im Garten stand, und an die langen Haare meines Bruders, die ihm während der Zugfahrt, als er schlief, über das Gesicht fielen. Die vielen anderen höchst dramatischen Geschichten, die meine Eltern so gerne erzählen, sind mir nur vom Hörensagen bekannt (manchmal habe ich ja den leisen Verdacht, dass sie gerne ein wenig übertreiben), z. B. die, wie ich meinen Kopf in das schmiedeeiserne Gitter eines alten Brunnens steckte und ihn nicht mehr herausbekam, oder stundenlang an der Hand meiner Mutter mit meinen kleinen Beinchen über Geröll, Steine und durch ausgetrocknete Flußbetten stolperte, ohne zu murren und zu klagen (wenn da nicht schon meine Passion für das Wandern deutlich wird), wie meine Mutter mit mir auf einer offenen, klapprigen Seilbahn fuhr und immer Angst hatte, ich würde mich nicht richtig festhalten, durch den Bügel rutschen oder den Absprung nicht schaffen und noch einige mehr.
Meine Eltern hatten stets den Kontakt zu den Bekannten gehalten, ebenso der Cousin meiner Mutter, der ebenfalls evangelischer Pfarrer war und seine Cousine geheiratet hat (also nicht meine Mutter, sondern eine andere Cousine). Er war Pfarrer geworden, nachdem er durch Gott von seiner Schuppenflechte geheilt worden ist, wie er sagte, und da er im Westen lebte, organisierte er desöfteren Hilfslieferungen für die polnische Gemeinde.
Er fuhr leidenschaftlich gerne Auto und nach dem Fall der Mauer machte er gerne längere Ausflüge nach Polen.
Einmal kam er auf die Idee, meine Mutter und mich dorthin mitzunehmen. Meine Mutter war sofort begeistert, ich weniger, da ich mir schöneres vorstellen konnte, als mit meiner Mutter und meinem 70jährigem "Onkel" bei einer 83jährigen alten Frau zu wohnen. Ich befand mich gerade in meiner Diskophase, wo meine Lieblingsbeschäftigung tanzen und feiern war. Trotzdem redeten die beiden so lange auf mich ein, bis ich schließlich nachgab und den Koffer packte.
Die Fahrt in den kleinen Bergkurort war lang. Mein "Onkel", wie ich ihn immer nannte, obwohl er es nicht war, hatte eine Vorliebe zu Marsch- und Volkmusik, die er während der Fahrt ausgiebig genoß.
Bei dem kleinen Haus angekommen, das uns für eine Woche beherbergen würde, hatten wir nur kurz Zeit, um uns frisch zu machen, dann gondelte er uns gleich von Empfang zu Empfang. Ich weiß nicht, wen wir dort alles besucht haben, aber es waren jede Menge Häuser, die wir abklapperten, u.a. auch die Pfarrerin der Gemeinde. Diese öffnete extra den Gemeindesaal und überreichte uns zum Abschied noch jedem ein Gastgeschenk, mir einen riesigen folkloristischen Holzlöffel. Diesen benutze ich heute noch dafür, Farbe umzurühren, weil er so schön stabil ist.
Auch bei der alten, über 90jährigen Tante waren wir, welche allein in einem sehr dunklen Haus wohnte, - zumindest kam es mir sehr dunkel vor -, seit Jahren nur schwarz trug, aber einen äußerst lebhaften und neugierigen Eindruck machte. Bei einer anderen alten Tante, die uns in ihrem mit Häkeldecken ausgestattetem Zimmer empfing, und noch vielen anderen, an die ich mich nicht erinnere.
Glücklicherweise verstand ich mich mit der Tochter unserer Gastgeberin auf Anhieb sehr gut. Es war eine von den beiden, die bei uns in Berlin gewesen sind, und ihr Neffe, ein Jahr jünger als ich, hatte mit mir schon auf unserer ersten Reise zusammen gespielt. Beide, I. und ihr Neffe P., nahmen mich nun unter ihre Fittiche und versuchten mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und mir auch etwas jüngere Gesellschaft zu bieten. Da P. Englisch konnte, ging die Kommunikation relativ reibungslos vonstatten.
Zuallererst wollten sie mir die Seilbahn zeigen, mit der ich schon als kleines Kind gefahren war, woran ich mich aber nicht erinnern konnte. Onkel H. und meine Mutter kamen mit, allerdings weigerte sich mein Onkel strikt, mit der Seilbahn zu fahren und malte sämtliche Horrorszenarien aus, die dabei geschehen könnten. Auch meine Mutter ist extrem ängstlicher Natur, irgendwie ähnelten sie sich darin sehr stark - das scheint wohl eine erbliche Familienanlage zu sein -, und lehnte es ebenfalls ab, damit zu fahren.
Ich jedoch hatte durchaus Lust Seilbahn zu fahren als sie mich fragten, auch wenn das Teil ziemlich klapprig aussah, und wir einigten uns schließlich, dass die älteren Herrschaften unten auf uns warten würden.
Da dies eine Seilbahn ist, die nie richtig anhält, sprangen wir also auf und gondelten nach oben. Zum Glück hatte ich I. neben mir zu sitzen, die mir die Schutzvorrichtungen erklärte, denn aus irgendeinem Grund bin ich mit absoluter Blindheit geschlagen, wenn es um irgendwelche Einrichtungen wie Schutzbügel geht. Ich sehe sie einfach nicht, auch wenn sie mir direkt vor der Nase hängen, ja, schlimmer noch, ich komme nicht einmal auf die Idee, dass ich so etwas wie einen Schutz brauche. Deshalb kann ich nicht alleine Karussell fahren, denn wenn ich Pech habe, falle ich plötzlich aus der Gondel, weil ich diesen völlig witzlosen Stahlbügel, der da irgendwo sinnlos in der Gegend herumhing, nicht wahrgenommen habe.
Oben angekommen genossen wir die Aussicht, doch als wir wieder nach unten fahren wollten, krächzte die Seilbahn noch einmal laut und stand still. Die beste Gelegenheit um sich die ausgefeilten Horrorszenarios meines Onkels zurück ins Gedächtnis zu rufen. I. und P. gingen in die Station und fragten dort nach, wobei sie erfuhren, dass gerade Mittagspause sei und die Seilbahn erst wieder in einer halben Stunde fahren würde.
Na wunderbar! Da standen wir also auf dem Ausguck und überlegten, wie wir irgendwie Rauchzeichen nach unten geben könnten. Für uns war zwar alles klar, aber wenn ich an die Phantasie meines Onkels dachte, fürchtete ich doch, dass sie unten in Panik ausbrechen könnten. Und das alles wegen mir.
Endlich war die Mittagspause beendet und wir fuhren besorgt in das Tal hinunter. Die beiden standen mit steinernen Gesichtern noch immer an der Stelle, wo wir sie verlassen hatten, aber als ich sie schuldbewußt anlachte und ihnen erklärte, dass die Seilbahn Mittagspause gemacht hatte, überwog wohl ihre Erleichterung und sie lachten ebenfalls wieder, jedoch nicht ohne auszurufen, dass sie schon dachten es sei sonstetwas passiert.

Fortsetzung folgt (vielleicht)

Aus den Klauen entlassen, vorerst...

Das Wochenhorroskop:

Saturn hat Ihr Zeichen verlassen. Eine tonnenschwere Last fällt ab. Saturn lief zweieinhalb Jahre durch Ihr eigenes Zeichen und stand für eine schwierige, arbeitsintensive Phase, deren Früchte Sie bis heute nicht wirklich ernten konnten. Am Sonntag hat dieser Saturn Ihr Sonnen-Zeichen verlassen und ist einen Abschnitt weiter gerückt, in das Jungfrau-Zeichen. Was für eine Erleichterung! Es wird ein paar Tage dauern, ehe Sie es spüren, aber eine angenehme Veränderung wird sich einstellen. „Druck und Enge“ werden von Ihnen abfallen, Sie werden wieder so wie früher.

Wenn Saturn verschwindet, fällt Druck ab, sehen Sie die Dinge aber auch einfach wieder klarer. Jetzt kann sich Jupiters Optimismus (er steht ja im verwandten Schütze-Zeichen) freier entfalten. Sie werden mutiger, zuversichtlicher und sehen Probleme nicht mehr so eng, sondern öffnen Ihren Blick für eine rosige Zukunft. Bereits in den nächsten Tagen stellt sich dieses zuversichtliche und lässige Löwe- Verhalten wieder ein. Man kann sagen, Sie sind wieder die/der Alte – wenn auch um ein paar wertvolle Erfahrungen reifer. Saturn verschwindet nicht ganz, er löst sich ja nicht in Luft auf, sondern er wandert weiter. In dem Fall in Ihr 2. Solarhaus, von dem aus er Ihnen sogar dabei hilft, endlich die Früchte für Ihre Arbeit, Ihren Verzicht zu ernten.


In der Tat warte ich darauf schon seit zwei Jahren. Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die nächste Zeit weniger arbeitsintensiv wird. Und ich hoffe, es ist nur ein Zufall, dass ich ab morgen meinen ersten eigenen Buchstaben habe - mein Kumpel nennt das Buchstabenkaufen, ich kaufe also ein J -, denn ich fühle mich noch immer ein bißchen wie ein blindes Huhn (somit könnte man es auch Buchstabenpicken nennen, ich habe ein J gepickt).