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Dienstag, 28. Mai 2013

Ostprodukte

Wieder etwas mehr Muße habend, stöberte ich ein bißchen im Ostprodukte-Versand, auf den ich durch die Liebesperlen gestoßen bin. Und ich finde darin vieles, das nicht sehr authentisch ist.  Mir kommt es so vor, als würden die Hersteller zwar auf der Ostalgie-Welle reiten wollen, aber gleichzeitig passen sie ihre Produkte immer mehr  den westlichen Marktstandards an, was in den meisten Fällen nicht einmal eine Verbesserung darstellt, sondern eher eine Verschlimmbesserung. Mir scheint es, als würden diese Produkte vor allem für Westler gemacht, die keinen Vergleich zu früher haben, aber neugierig und offen sind. Doch sie bekommen halt nicht wirklich das, was sie erwarten, sondern nur ein paar Produkte, die sich von anderen kaum unterscheiden. In meinem Bekannten- und Familienkreis höre ich oft, daß jemand sich irgendein ehemaliges DDR-Produkt kauft und danach enttäuscht ist, weil es nicht mehr dasselbe ist. Ganz besonders häufig hört man das bei Lebensmitteln oder Kosmetik. Dann heißt es: “Nein, das kaufe ich nicht nochmal.” Denn als ehemaliger Ostler will man es tatsächlich so wie damals haben, alles andere hätte als Nostalgie-Produkt nicht viel Sinn. Kinder, die mit Werther’s Echte aufgewachsen sind, wollen ja auch, daß der Bonbon nach dreißig Jahren noch so schmeckt wie in der Kindheit, zumal diese Werbung ebenfalls auf Nostalgie setzt.

 

Ein Ostprodukt, welches von mir weiterhin regelmäßig gekauft wird, ist Bautz’ner Senf, einfach deshalb, weil mir wirklich kein anderer schmeckt. Und der Geschmack ist glücklicherweise genau wie früher, allerdings gab es ihn damals in Gläsern, heute in Plastikbehältern. Und was ist daran nun besser, außer daß man mehr Plastikhormone im Senf hat? Oder das Russisch Brot – früher war es viel dicker, weicher und vor allem war nicht so viel Luft in der Tüte. Heute ist das so ein dünnes Knusperzeug und kaum was drin in der aufgeblasenen Tüte, kaufe ich also nicht mehr. Oder die Zitronendrops. Ich meine mich zu erinnern, daß die in meiner Kindheit eine mehr pulvrige, nicht sehr feste Konsistenz hatten. Außerdem hatten sie einen sehr dünnen feinen Rand, den man dank der pulvrigen Konsistenz vorher mit den Zähnen “abratzen” konnte, wie ich es immer gerne getan habe. Heute funktioniert das nicht mehr. Ist zwar generell sicher nicht so schwerwiegend, aber eben auch nicht mehr das gleiche. 

 

Im Ostprodukte-Versand gibt es ein Intershop-Paket mit speziellen Kultprodukten. Hallo? Im Intershop gab es damals nur West-Produkte, also wenn schon, müßte das Ding Exquisit oder Delikat heißen. Und dieses Kondom mit dem Jungpionier-Motto “Seid bereit, immer bereit!” ist zwar witzig, doch bei uns hießen die damals “Mondos”. Ich glaube, das waren blaue oder rote kleine Schächtelchen. Als Kind habe ich gerne mal in das Nachtschränkchen meines Vaters gespäht und dachte dann, da sind Schokoladentäfelchen drin. Die Kondome bzw. Mondos waren darin nicht eingeschweißt, sondern steckten lose, so daß ich sie herausholen, damit herumspielen und mich wundern konnte, wozu die Dinger gut sind. Danach stopfte ich sie wieder in die Verpackung. Glücklicherweise, oder vielleicht auch leider, hatte das keine Folgen, denn ich bekam keine jüngeren Geschwisterchen.