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Sonntag, 18. Juni 2017

After Eight

Wenn ich After Eights esse, denke ich oft an jene Zeiten, in welchen die Packungen noch mit Care-Paketen aus dem Westen zu uns ins Haus kamen. Allerdings kamen nicht alle in deren Genuß, sondern nur mein Vater, der Besitzrechte dafür in Anspruch nahm. Immer wenn ich als Kind die schwarzen leeren Tütchen im Papierkorb sah, durchsuchte ich jedes einzelne davon, ob vielleicht rein zufällig noch ein Täfelchen darin ist. Das geht nämlich ziemlich schnell, da die Täfelschen sehr dünn und genauso dunkel sind. Jedoch kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ob ich bei diesen Müll-Schokoladensuchaktionen jemals erfolgreich gewesen bin. Aber hätte ja sein können.

Irgendwie war ich schon ziemlich merkwürdig, denn ich habe auch regelmäßig die Zwischenräume auf den Böden von Paketen durchsucht, also den Raum zwischen zwei Papplagen, weil etwas hineingerutscht sein könnte. Und einmal fand ich tatsächlich ein Heft buntes Bastelpapier. Ich war so stolz auf meine detektivische Schatzhebung! Doch heute hege ich die dunkle Vermutung, daß meine Mutter damals der Absenderin von meinem Spleen erzählt hatte und diese deshalb mit Absicht das Heft zwischen die Paketpappen legte. Das ist für mich ungefähr so, wie für andere Kinder, als sie erfuhren, daß es den Weihnachtsmann nicht gibt. Dieser war mir ja herzlich egal. Ich hab mich immer, absolut immer vor ihm versteckt und damit schließlich durchgesetzt, ihm niemals zu begegnen.

Vom Weißen Hai gebissen und angefressen

Am Freitag hatte ich den Kontrolltermin in der Klinik und die Chirurgin war recht zufrieden. Sie war der Meinung, daß es schon eine ganze Menge sei, was vom Fett geblieben wäre und daß dies nun so bleiben würde. Am Freitag sah es in der Tat von der Fülle noch zufriedenstellend aus, wenn auch trotzdem nicht besonders schön, da unregelmäßig, aber das kommt vom Implantat, das die Haut in Falten wirft und auch das darüberliegende Fett. Als sie sich die beim ersten Beratungstermin aufgenommenen Fotos anschaute, meinte sie spontan, da sähe ich ja aus wie vom weißen Hai gebissen. Ähm, das hört man irgendwie nicht gerne, daß man aussieht wie vom weißen Hai gebissen, bzw. aussah, denn es ist jetzt bereits ein klein wenig ausgeglichener. Andererseits spricht es endlich mal jemand aus. Wenn mir andere, wie zum Beispiel die Onkologin, die das verbrochen hat, sagen "so schlimm ist das doch gar nicht", frage ich mich immer, ob ich jetzt eine Wahrnehmungsstörung habe oder sie. Aber was soll sie auch sagen - "Tut mir leid, daß Sie jetzt aussehen, als hätte Sie ein Hai angefallen"?

Da beim ersten Mal ziemlich viel hängen geblieben ist, schien die Chirurgin erpicht darauf, mir die ganze Brust aufzubauen. Sie "prophezeite" mir dafür zwei weitere Eingriffe ambulant wie gehabt und zwei OPs, alles mindestens über den Zeitraum von einem Jahr (unter der Hand wohl eher noch ein bis zwei OPs mehr). Zudem darf ich den ganzen "Spaß" evtl. selbst bezahlen, da es keine Kassenleistung ist. Nun bin ich mir noch immer gar nicht schlüssig, ob ich das wirklich alles auf mich nehmen will. Nach der Korrektur sah die Brust schon ein ganzes Ende besser aus, obwohl man natürlich immer noch die ästhetischen Beeinträchtigungen durch das Implantat sieht, aber evtl. wäre es ressourcenschonender das Implantat noch etwas "aufhübschen" und die andere Brust anpassen zu lassen. Ich weiß ja nicht, wie lange das Implantat hält und ob es nicht irgendwann ausgetauscht werden muß. Dann kann ich immer noch entscheiden, mir gleich einen Expander legen zu lassen. Oder ich könnte es sofort loswerden. Schon wieder so eine blöde Entscheidungschallenge. Ich hasse Entscheidungen!
Nun hatte ich die Ärztin auch extra wegen des Sports gefragt und sie erklärte eindeutig, ich könne mich jetzt wieder bewegen und alles machen. Toll, dachte ich, dann mache ich gleich mal auf dem Rückweg einen Spaziergang. Aus dem Spaziergang wurde dann eine Wanderung, von der mir immer noch etwas die Beine weh tun, definitiv die erste Sporteinheit. Doch am nächsten Tag mußte ich dann plötzlich zu meinem Schreck feststellen, daß die Brust im Gegensatz zum Tag davor irgendwie geschrumpft aussah und wieder etwas mehr angefressen. Das hat man nun davon, wenn man sich auf die Aussagen von Ärzten verläßt! In einem Forum über diese spezielle Methode las ich dann sogar etwas von sechs Wochen keinen Sport. Nun hab ich mir wieder einen dicken kuschligen Schal um die Brust gewickelt, damit es die Fettzellen schön weich und warm haben und bewege mich nicht mehr. Ich bin ein Sklave meiner Fettzellen.

Als Sklave meiner Fettzellen könnte ich eigentlich lange schlafen, nur hat die Katholische Kirche etwas dagegen. Heute bin ich bereits um 7:13 h aus dem Schlaf hochgeschreckt, weil die mit ihrem Glockengebimmel anfingen. Eigentlich haben sie erst um 9 Uhr Messe und normalerweise geht das Gebimmel deshalb um 8:45 h los. War das heute ein Test vorher, mußte erst jemand üben? Ich kann ja verstehen, daß das Zölibat etwas schlaflos macht, aber deshalb kann man ja trotzdem anderen ihren Schlaf gönnen. Nächstenliebe ist das definitiv nicht! Von Sonntagsruhe scheinen Katholiken nicht viel zu halten.
Nun ja, ich hab auf der Wanderung einige Fotos gemacht, hatte aber noch keine Lust, diese zu sichten und hochzuladen, da mir zuviel anderes durch den Kopf ging. Wenn ich Sonntags schon gezwungenermaßen früher aufstehe als an einem durchschnittlichen Werktag, könnte ich ja mal damit beginnen. Oder auch nicht.