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Eine physikalische Reise

Heute habe ich das Buch "Die sieben größten Rätsel der Wissenschaft" angefangen zu lesen, in der Hoffnung, dass mir dieses Buch die Rätsel zumindest soweit entschlüsseln kann, wie es der Physikunterricht nicht konnte. Im Mathematik bin ich ja bis zur 10. Klasse immer noch ganz gut mitgekommen, wobei den größeren Verdienst daran sicherlich meine Mathelehrerin hatte, die selbst für Doofe noch anschaulich erklärte. Auch Chemie war, zumindest ansatzweise, zu begreifen. Ab der 11. Klasse war mein Mathelehrer jedoch gleichzeitig mein Physiklehrer, und die Physiklehrer waren von Anbeginn an absolut zum Abgewöhnen (ich weiß nicht, ob das an diesem speziellen Fach liegt). Ich meine, den Mundgeruch, die fettigen Haare und das behinderte Grinsen hätte ich ihnen ja noch verziehen, wenn ich denn irgendetwas von dem Stoff verstanden hätte. (Ich kann mich noch gut an die kollektive Enttäuschung der weiblichen Klassenmitglieder erinnern, als ihnen vor Beginn des Physikunterrichts ein blondgelockter, hochgewachsener Jüngling versprochen wurde, dieser sich jedoch als ein hochgewachsener, pickliger und geruchsintensiver Jüngling mit fettigen Schmalzlocken und einer Garderobe aus der Mottenkiste entpuppte, der anscheinend in den Siebzigern stehengeblieben war und noch nicht begriffen hatte, dass Schlaghosen, Polyesteranzüge und psychedelische Krawatten in den Achtzigern vollkommen out waren.) Physik war für mich immer ein böhmisches Dorf, selbst wenn es nur auswendig zu lernen galt oder gerade weil es auswendig zu lernen galt, ich aber nicht verstand, warum ich das lerne und wie jemand auf solche seltsamen Einfälle und Gleichungen kommt.

Jedenfalls war ich, nachdem ich ein Viertel des Buches gelesen hatte, ziemlich enttäuscht, weil ich feststellen musste, dass wieder nur das darin zu finden war, was ich schon im Unterricht lernte, es aber keine Antworten auf meine Fragen gab. Da steht dann also geschrieben, Herr oder Frau Dingsbums entdeckte oder formulierte im Jahre Soundso diese oder jene Sache, was ein großer Fortschritt für die Wissenschaft und eine wichtige Grundlage für alle weiteren Forschungen war. Schön, so weit war ich nun auch in der Schule schon. Aber ich weiß immer noch nicht, warum, weshalb, wieso, weshalb und wie dieser oder jener dieses oder jenes entdeckte, und zwar so, dass selbst ich das nachvollziehen kann. Nehmen wir zum Beispiel das Atom. Ok, dass irgendjemand mal auf den Einfall kommt zu behaupten, alle Materie bestünde aus unsichtbaren Teilchen ist an sich denkbar. Den Leuten fällt ja viel ein, wenn der Tag lang ist. Dieser Einfall geht sogar bis auf ca. 480 v.Chr. zurück und wurde zuerst von einem gewissen Leukipp formuliert, von welchem auch der später wieder aufgewärmte Begriff "Atom" stammt (griechisch atomos, unteilbar). Ich finde es ebenfalls noch nachvollziehbar, dass irgendjemand, der zufällig oder weniger zufällig bemerkt, das Gase bei Erhöhung des Druckes ihr Volumen verkleinern, auf die Idee kommt zu behaupten, dass das Gas nicht nur aus Teilchen, sondern auch aus leerem Raum bestehen müsse. Allerdings geht es hier schon los. Ich finde obiges zwar nachvollziehbar, jedoch nur, wenn man es mir direkt auf die Nase bindet. Von allein würde ich sowas niemals denken, stattdessen würde ich zu mir sagen: "Hey super! Ich kann das Volumen der Gase verkleinern. Wie praktisch! Wer weiß, wozu man das noch gebrauchen kann. Man könnte z. B. den persönlichen Bedarf an speziellen Gasen auf kleinstem Raum transportfähig machen."

Wie muss jemand drauf sein, der an leeren Raum zwischen schwebenden Teilchen denkt?
Und es geht noch weiter. Was ist mit den anderen Stoffen? Z. B. mit Stahl? Den könnte man zwar vielleicht verformen, aber auch kompressieren? Wie kann man behaupten und auch noch beweisen, dass ALLES aus Teilchen und leerem Raum besteht? Wie kann man eine Behauptung über etwas aufstellen, was man nicht sehen kann? Ja, wie kann man sogar noch dessen Struktur und Aussehen genau beschreiben? Und auch wenn man sich solche Theorien und Aussagen aus diversen Experimenten zusammenreimt, woher will man wissen, dass es auch tatsächlich so ist? Könnte es nicht sein, dass die Experimente durch Dinge beeinflusst werden, an welche wir nicht denken? Vielleicht durch telepathische Gedankenkraft? Was wäre, wenn alle physikalischen Experimente durch telepatische Gedankenkraft beeinflusst werden und wir immer ganz genau das finden, was wir finden wollen (vielleicht auch sollen)? Was wäre, wenn jeder physikalische Lehrsatz nur eine neue Illusion von unserer Welt ist?
Physik, oder besser gesagt physikalisches Denken, wird für mich wohl ein ewiges Rätsel bleiben.

*unbedingt den Physiknobelpreis haben will*
Irmgard (Gast) - Do, 22:58

Gut geschrieben!

Hihi, kann dir nur zustimmen! Gut geschrieben! Im fortgeschrittenen Physikstadium oder Physikstudium hatte ich auch keinen Durchblick mehr, vor allem lag das an dem öden Lehrer, der den Charme und das Temperament einer Schlaftablette hatte. Wenn es einem mitreißend präsentiert wird, wird doch selbst der ödeste Lehrstoff interessant.
Einen blondgelockten, hochgewachsenen Jüngling hatte ich mal als Lehrer-Anwärter. Ach, war der süß! Der Liebling aller Schülerinnen *schwärm*. Aber so ne doofe Tussi hat ihm ein Gerücht angehängt, dessentwegen er versetzt wurde. Hab ich erst hinterher erfahren von ner Klassenkameradin. Ach, ich schweife ab.
Ich wollte dir nen Lesetipp geben: Edmond Hamilton: Die besten Stories. Der Mann schrieb zwar Science Fiction über das Weltall, über Sternenflotten, Erden als Spielball des "Schöpfers" usw., aber vom Feinsten. So, dass man denkt: So könnte es gewesen sein/so könnte es sein. Manche seiner Geschichten gehen mir heute noch nicht aus dem Kopf. Ich denke aber, dass das Buch nur noch übers Antiquariat erhältlich ist. Ich hab eins ergattert über www.zvab.de.

Liebe Grüße und dir einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Irmgard

Danke für den Lesetip und dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr. :o)
Truckle - Do, 23:30

colere divina, humana diligere (Seneca)

Grinselnde Grüße,
Cold

WilderKaiser - Do, 23:32

Hallo Zucker,

dasselbe Problem habe ich auch, und ich kann dir keinen Ratschlag geben, welcher Weg am schnellsten zur Lösung führen könnte. Du kannst nämlich die Physik als Wissenschaft unter mehreren Blickwinkeln betrachten: historisch, (wissenschafts-)philosophisch, praktisch-technisch und natürlich streng naturwissenschaftlich. Das, was mich persönlich schon von klein auf interessierte, war Astrophysik, und über diese Leidenschaft habe ich mir das ganze Feld der Physik erschlossen. Und zwar so, dass ich eines Tages beschlossen habe, den ganzen Plunder des Schulwissens komplett über Bord zu werfen und noch einmal bei Null anzufangen. Es war von Anfang an interessant, wie eine Abenteuerreise in die Geistesgeschichte, mit Stöbern in verstaubten Archiven und selbständigem Nachdenken über komplizierte Sachverhalte. Ich wollte etwas begreifen und nicht nur auswendig herbeten können. Experimente sind schön und gut - aber man muss die Fragestellung erfassen, die hinter dem Experiment steht, und warum es von solcher Dringlichkeit war, die offenen Fragen zu beantworten. Das wird in der Schule nie besprochen - alle Formeln scheinen wie in Blei gegossen, unveränderlich, wie wenn es sie schon immer gegeben hätte. Kein Wort davon, dass die Struktur des Benzolrings in einem Traum gefunden wurde. Nein, ein stures Experiment, wenn Ursache A, dann Wirkung B, dergleichen wird vorgeführt. Keine Geschichten, trockener Lehrstoff, den niemand wirklich versteht. Dass es auch anders geht, hat z.B. Hawkings mit der "Kleinen Geschichte der Zeit" bewiesen und wurde dafür von seinen Fachkollegen belächelt. Aber das ist nur ein Nebenthema. Ich glaube, dass die ideale Ausprägung eines geistig interessierten Menschen so etwas wie der Unversalgelehrte der Renaissance sein sollte. Bei der Flut an Entdeckungen und Neuveröffentlichungen (die sicher auch mit dem Veröffentlichungszwang der staatlich bezahlten Lehr- und Forschungstätigkeit zusammenhängt) fällt es aber sehr schwer, den Überblick zu behalten. Man kann nur einen groben Überblick gewinnen. Selbst ein so prägnanter Begriff wie Allgemeinbildung, der noch vor zwanzig, dreißig Jahren einen starken Wiedererkennungswert hatte, zerfasert an allen Ecken und Enden. Ich glaube, wenn man die Werkzeuge nicht kennt und nicht ein klein wenig Geduld aufbringen kann, um sich aus dem Stand ein Wissensgebiet zu erschließen, ist man wirklich in diesem Meer des Wissens verloren. Man bekommt keinen Fuß auf sicheren Grund. Vor allem ist schon eine Art Filter bzw. Vorwissen nötig, um die Wichtigkeit von Informationen beurteilen zu und redundante und weniger wertvolle Informationen sofort aussondern zu können.

Das denke ich mir auch manchmal. Wie einfach hatten die es noch in der Renaissance, nun ja, zumindest die Männer. Da konnte man noch den Stoff überblicken und alle Wissensgebiete auf einmal studieren. *seufz*
cptsalek - Fr, 23:24

Wenn ich das so lese bin ich froh um die Lehrer, die ich auf der Realschule hatte, und die jeden Stofff ansprechend und spannend darbieten konnten.
Gut, damit war dann Schluß, als ich nach der 10 aufs Gymnasium wechselte, aber damit war es auch recht schnell vorbei. ;-)

Ob es mir bei denen besser gegangen wäre? *leichte Zweifel hat*

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