Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Das Rheingold

Bayern4Klassik hat heute "Das Rheingold" von Wagner aus dem Bayreuther Festspielhaus übertragen. Ich wollte die Oper schon immer einmal hören, für einen Opernbesuch war sie mir aber zu lang und zu riskant, da ich bisher mit Wagner nicht wirklich etwas anfangen konnte. Der Walkürenritt, den wohl jeder kennt, ist einfach nur grausam und die Ausschnitte aus diversen Opern rauschen bei mir zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus, ohne daß ich dabei viel Beachtenswertes finde. Die Hintergrundmusik ist manchmal ganz nett, aber die Gesangspartien dagegen irgendwie rudimentär. Die Overtüre zu Parsifal gefällt mir, aber das war es dann auch schon. Das Rheingold konnte daran nicht viel ändern. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, was die alle mit diesem Wagner hatten - König Ludwig, Hitler....Nicht daß ich gerne denselben Geschmack wie Hitler hätte, aber ich würde es gerne verstehen, wie Wagners Musik auf diese Männer so viel Faszination ausüben konnte. Doch dafür fehlt mir wohl etwas.
mehrLicht - Di, 19:32

Ich glaube, da ist ein grundlegender Fehler in Deiner Argumentation: Du näherst Dich Wagner im HÖREN und magst ihn nicht. Die Herren, die Du anführst, haben aber samt und sonders ideologische oder opportunistische Dinge in Wagners Werken gesucht, und hier vor allem in den Stoffen und den transportierten Philosophien, die nach Gutdünken (wies halt passt) interpretiert wurde.
Ist also eher keine "Faszination", sondern Brauchbarmachung eines ziemlich in deutschen Idealen daherkommenden Komponisten, der sogar in eigenen Schriften z.T. "geholfen" hat. -- Was wirklich fasziniert an der Musik, ist der Atem, die Zeitstruktur, die unendlich scheinende Motivik und deren Variation, dann vor allem die Kunst zu orchestrieren und Entwicklungen aufzubauen, schließlich die bahnbrechenden Fortschritte auf dem Gebiet der Harmonik ohne welche Strauss nicht denkbar, Schönberg und Webern nahezu unmöglich wäre...und...und... - Aber Dir ist es unbenommen, da nicht ranzukommen. Geht mir mit anderen Komponisten genauso.

Erstens war das

keine Argumentation (oder hab ich irgendwas versucht zu beweisen?), sondern einfach meine dargelegten Eindrücke und Gedanken, zweitens hab ich nicht gesagt, daß ich Wagner nicht mag. Ich sagte, daß ich nichts Beachtenwertes an seiner Musik finden kann, das bedeutet nicht, daß ich seine Musik schlecht finde (ok, bis auf den Walkürenritt), aber sie rauscht an mir vorbei wie der Rhein, um es mal so zu sagen. Nichts, was mich vom Hocker hauen würde oder was ich zweimal hören möchte. Es ist schon klar, daß bei Hitler und König Ludwig auch romantische Anwandlungen und Ideologien eine Rolle spielen und in einer Zeit, in welcher man noch nicht so mit Musik zugeschüttet wurde wie heute, hat eine Oper oder Musikaufführung sicher viel bleibendere Eindrücke hinterlassen. Aber ganz unabhängig von Ideologie und Zeit, dachte ich mir, muß ja auch irgendwas an der Musik gewesen sein, was so fasziniert hat, daß König Ludwig sie dauernd hören wollte. Allerdings kann ich diese Faszination nicht ausfindig machen. Wahrscheinlich fehlt mir dazu tarsächlich der ideologische und romantische Hintergrund, obwohl ich doch die alten deutschen Sagen so sehr liebe und es nur deshalb immer wieder mit Wagner versuche. ;o)

PS: Mit bahnbrechendem Fortschritt auf dem Gebiet der Harmonik kann ich im übrigen nix anfangen, wenn mich die Musik nicht überzeugt und Strauß ist für mich ebenso wie Wagner etwas, was zum einen Ohr reingeht und zum anderen raus, ohne daß es in mir irgendwas bewirkt. Und nur deshalb höre ich ja Musik, um mich davon "ergreifen" zu lassen.
mehrLicht - Di, 21:36

jetzt verstehe ich besser was Du meinst, also eher das Nachvollziehen dieser romantischen Haltungen. Ich glaube schon, dass es sozusagen "urromantische" Aspekte in Wagners Musik gibt, die auch damals schlicht "ergriffen" haben, weil die Musik den Nabel der Zeit traf (innerhalb einer bestimmten Hörerschicht, versteht sich - der gewöhnliche Bauer hatte sicher mit den Meistersingern nicht viel am Hut...) -- Dieses "Ergreifen lassen" ist natürlich der wichtigste und auch schönste Zugang zur Musik - mit der Harmonik war ein eher geistiger gemeint, der aber ebenso faszinieren kann. Das "reinraus" kenne ich auch von anderen Komponisten, ich glaube die Gründe für so etwas sind schwer zu erklären, da dieser Punkt des "bleibenden Eindrucks" keinen Regeln unterliegt, der Hörer selbst legt das ja unbewusst immer neu wieder fest, durch Erlebnis und Erinnerung...

Nun ja,

da ich kein Musiker oder Musikwissenschaftler bin, liegt mein Zugang natürlich hauptsächlich im gefühlsmäßigen Bereich als im geistigen. Diesen Unterschied merke ich sehr deutlich auch bei meiner Mutter, die sich gerne begeistert über irgendwelche Arrangements äußert, während ich die Musik in jedem Arrangement langweilig finde. *gg*
Allerdings gehe ich mal davon aus, daß die meisten Komponisten ihre Musik nicht nur für Musiker schreiben, weshalb ich mich gerne weiterhin auf den ersten unwissenden Eindruck beim Musikhören verlasse. ;o)

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/5090743/modTrackback