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Wenn der Schweinehund bellt

Es gibt ja inzwischen jede Menge "Erziehungsratgeber" für den inneren Schweinehund auf dem Markt und ich habe genau zwei davon gelesen. Das zweite Buch, "Wenn der Schweinehund bellt" von Christian Bettinghausen, gefällt mir sehr gut und zwar genau deshalb, weil es kein "Erziehungsratgeber" ist. Es geht hier nicht darum, denn inneren Schweinehund zu überwinden oder zu überlisten, sondern ihn anzunehmen und sich zum wertvollen Freund und Berater zu machen. Das bedeutet nichts anderes, als daß ich jedes Gefühl, das mit den inneren Einflüsterungen dieses bellenden Freundes verbunden ist, aufdecke, bewußt fühle und liebevoll annehme. Denn nur Unangenommenes bleibt unangenehm, Angenommenes dagegen kann leicht losgelassen werden. Vieles von dem, das der Autor schreibt, stimmt mit meinen eigenen, sehr hilfreichen und nützlichen Erkenntnissen der letzten Zeit überein, weshalb ich mich sofort von dem Buch angezogen gefühlt habe. Es ist in eine Vielzahl von Kapiteln unterteilt, die sich jeweils mit einer besonderen "Schwäche", denen der Schweinehund gerne nachgeht, alphabetisch befassen. Von Ängstlichkeit bis Ziellosigkeit ist alles dabei. In jedem Kapitel wird zuerst ganz objektiv geschaut, womit der kleine Schweinehund recht haben könnte und wann man auf ihn hören sollte, danach aber auch, was man ihm nicht glauben sollte. Ganz speziell wird außerdem für jede "Schwäche" kurz auf die Bereiche Liebe und Lebensaufgabe eingegangen. Abgerundet werden die Kapitel mit auf das Thema zugeschnittenen Übungen und Aufgaben, die dabei helfen, sich und seine Gefühle zu erforschen.

In dem Buch kommt ab und zu der Begriff "Gott" vor, da der Autor Religionspädagoge ist. Wen das stört, der kann diesen Begriff sehr leicht durch einen anderen Begriff seiner eigenen Spiritualität ersetzen. Die Anregungen des Buches sind allgemeingültig und brauchbar. Nur eine Sache finde ich etwas problematisch, die vermutlich ebenfalls dem religiösen Hintergrund geschuldet ist: Der Autor scheint den höchsten Sinn darin zu sehen, anderen Menschen zu helfen und sie glücklich zu machen, so daß einem als Leser dieser Sinn genauso immer wieder angeboten wird. Das ist zwar edelmütig, aber insofern kritisch, weil man, wenn man seinen Wert und Sinn alleine darüber definiert, daß man anderen Menschen hilft, diese gleichzeitig ebenso braucht und damit wieder eine Abhängigkeit installiert. Man hat dann die Erwartung an andere, daß diese Hilfe brauchen sollen, die man selbst geben möchte, und entwertet die anderen Menschen mit dieser Erwartung. Der einzige Mensch, der mich selbst immer und überall braucht, das bin ich. Wenn ich zuallererst für sich selbst da bin, für mich selbst liebevoll sorge, mit allen meinen Fähigkeiten und Talenten, dann entsteht echte, freie Verbundenheit, die natürlich nicht ausschließt, daß man anderen gerne hilft, wenn diese darum bitten oder wirklich Hilfe benötigen. Ich glaube, das ist der beste Beitrag, den man überhaupt für andere Menschen leisten kann, wenn man bei sich selbst anfängt.
C. Araxe - Sa, 23:35

Ich glaube ja, dass das Thema „Schweinehund” allgemein viel zu undifferenziert gehandhabt wird. Oder viel zu schnell als der „gemeine” Schweinehund klassifiziert wird. Mache ich etwas nicht z. B. aus reiner Bequemlichkeit oder weil ich keine Lust habe oder weil ich einfach mal eine Ruhephase brauche? Dafür gibt es ebenso vielfältige Gründe wie es noch mehr Unterteilungen gibt. Behaupte ich jetzt mal so – mein Schweinehund (ich weiß jetzt nicht welcher) will das nicht weiter erörtern.

Ganz genau!

Oft können es auch unbewußte Gefühle und Überzeugungen sein, die zu einem bestimmten unerwünschten Verhalten führen, aber immer ganz individuell sind. Wenn man den freundlichen Schweinehund als Chance nimmt, diese genauer auszuleuchten, ist es möglich, mit dem jeweiligen Thema Frieden zu schließen.
C. Araxe - So, 00:14

Hm, also wenn es wirklich reine Bequemlichkeit ist und wirklich nicht dahinter steht und diese immer reiner wird, dann mündet der reine Frieden, aber dann doch in reine Unzufriedenheit. Geht mir zumindest so. Nach Ruhephasen (egal, ob nun benötigt oder nicht) muss auch wieder Bewegung reinkommen. Und dann braucht der Schweinehund (die Abstammung spielt dann wie gesagt keine Rolle) seinen Tritt und nicht seinen Frieden.

Der Schweinehund

ist ja nicht nur Bequemlichkeit, sondern im Grunde alles, was uns unangenehm ist und das wir eigentlich nicht wollen. Zum Beispiel auch Unzufriedenheit, dazu gibt es sogar ein extra Kapitel in dem Buch. Und die Unzufriedenheit ist die Stimme des Schweinehundes, die sozusagen darauf aufmerksam macht, daß man entweder etwas in seinem Leben verändern sollte oder seine Einstellung dazu. Einen Tritt hat der Schweinehund dafür nicht verdient. ;o)
C. Araxe - So, 00:30

Das meinte ich ja auch, dass es verschiedene Gründe gibt. Aber ich glaube auch, dass es eben dennoch einen (neben den anderen) gibt, der wirklich nur auf Bequemlichkeit beruht. Und der kann schon einen Tritt ab, finde ich.

Hm,

ich finde ja, daß gute Überzeugungsarbeit da viel nützlicher ist. Und manchmal ist es auch bei Bequemlichkeit, bzw. Antriebslosigkeit so, daß sie ein Zeichen dafür ist, daß irgendein anderes Gefühl unterdrückt wird. Ganz genauso ist das zumindest oft bei mir. Wenn man Gefühle oder Gedanken unterdrückt, kostet das Energie. Dann kann es tatsächlich hilfreich sein, erst einmal in die Antriebslosigkeit zu gehen, sie anzunehmen und zu spüren, wo die Blockade herkommt.

Eigentlich wollte

ich diese Rezension auch bei Amazon einstellen, aber Amazon "frißt" sie, statt sie zu veröffentlichen.
Wenn ich es neu versuche, erscheint nur: "Pro Kunde ist nur eine Rezension erlaubt" und zum Bearbeiten erscheint sie auch nicht auf meiner Seite.
Mir kam schon der Gedanke, es könnte an dem "bösen" Schweinehund-Wort liegen, aber wenn ich bei den anderen Schweinehund-Büchern schaue, kommt das Wort dort ebenfalls überall drin vor. Sehr merkwürdig, vielleicht hat ja Amazon etwas gegen das Buch. Ist natürlich schade für den Autor.

Die Rezension

ist nun doch veröffentlicht, hat anscheinend nur länger gedauert.

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