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Donnerstag, 28. August 2008

Die Gedichte meines Vaters

Meine Mutter gab mir heute einen Packen Zettel mit, die sie irgendwo gefunden hat und die Gedichte und kurze Tagebuchnotizen meines Vaters enthalten. Nicht sehr viel - ich weiß nicht, ob es davon noch mehr gibt -, aber das größte Problem ist seine Schrift. Es ist fast unmöglich, diese zu entziffern. Ein einzelnes Gedicht ist mit Schreibmaschine geschrieben, welches, wie ich finde, sein ganzes Leben und Dilemma sehr genau zusammenfaßt:

Einsam, immer wieder einsam,
ach, was hab' ich schon gebangt, gefleht;
einsam, immer wieder einsam,
nie ein Mensch an meinem Wege steht.
Nie ein liebes, holdes Mädchen,
das mit glücklich strahlendem Gesicht
spricht: ich liebe dich!

Einsam, immer wieder einsam,
warum lern' ich nie die Welt verstehn?
Steh' ich still und schau ich tiefer,
rufen dunkle Stimmen: weitergehn!
Niemals, niemals rührte mich im
Herzen fremdes, grauenvolles Leid,
ich bin Einsamkeit.

Einsam, immer wieder einsam,
schauderhaftes Schicksal meiner Nacht:
Du hast mich voll bittrer Kälte,
seelenlos und lebenskrank gemacht.
Wie ich sehne mich nach Liebe,
kann kein Mensch auf dieser Erd' versteh,
so soll's weitergehn?

Ich wußte, daß er es weiß. Und trotzdem hatte er in seinem Unglück auch sehr viel Glück. Er hatte eine Familie und eine Frau, die ihn trotz allem nie fallen gelassen hat. Ich bin mir aber nicht sicher, ob er sich dessen bewußt ist oder es jetzt wird.

In einer Notiz schreibt er:

"Ofui, Teufel! Wie sind die Menschen alle so verlogen! Die ganze Welt wird durch sie verdorben! Und da soll es nicht gären? Was ich will, weiß ich noch nicht, auf jeden Fall aber etwas "anderes" - als das, was augenblicklich besteht...
...Als Christ würde ich es nicht aushalten, KEIN Theologe zu sein; da ich aber "Literat" (!) werden will, kann ich kein Christ sein, denn sonst müßte ich mein Berufsziel aufgeben."

Eine spontane Wunderheilung

hätte ich mir heute während der fünfstündigen Wartezeit beim Orthopäden gewünscht. "Versprochen" wurden mir sogar 5 bis 7 Stunden Wartezeit. Ich denke, daß dies durchaus Potential für spontane Wunderheilungen hat. Wer weiß, wieviele zwischendurch schon aufgestanden sind und gesagt haben: "Ich bin geheilt! Ich gehe jetzt!" Fehlt bloß noch ein Schild im Wartezimmer mit der Aufschrift: "Möchtest du geheilt sein, so stehe auf und wandle zur Tür hinaus!"
Nur leider stellte sich bei mir keine spontane Wunderheilung ein und ich mußte von nachmittags um 3 Uhr bis 20 Uhr abends durchhalten. Mir gelang dies ja noch relativ gut im Vergleich zu frisch wirbelsäulenoperierten Patienten, die nach vier Stunden fast vom Stuhl fielen und einer Patientin, die sogar im Keller auf einer Liege gebahrt werden mußte, weil sie nicht mehr sitzen konnte. Und das Ergebnis der ganzen Warterei war die Feststellung der Ärztin, daß wir das beobachten sollten, daß sie auch nicht genau sagen kann, was das ist, aber daß man da noch nicht viel unternehmen sollte. Im Grunde das, was ich selbst auch sagen würde. Na gut, da mir meine Hausärztin schon CT und diverse Maßnahmen wie Massagen, Bewegungstherapie usw. ankündigte, bin ich einerseits ganz froh, daß ich nächste Woche meine Ruhe habe und nicht irgendwo hinrennen muß. Aber andererseits darf das nicht mehr lange so weitergehen, weil ich auch irgendwann mal wieder Lebensmittel einkaufen, Müll wegbringen und andere Dinge machen müßte, die sonst niemand macht. Aber ok, notfalls kann ich mich auch vom Pizzaservice ernähren. Die Ärztin scheint eine ganz besondere Marke sein, jedenfalls schaute die Schwester, die bei der Untersuchung am Computer saß, manchmal so, als wolle sie sagen: "Was sagt sie denn jetzt schon wieder für Mist?". Und als die Ärztin meinte, ich solle einfach nächste Woche nochmal KURZ (inklusive fünf Stunden Wartezeit)irgendwann vorbeischauen, erklärte sie mir, sobald die Ärztin aus dem Zimmer war, ich solle einfach sagen, ich hole mir eine Spritze ab, dann müßte ich nicht so lange warten.
Ich mache normalerweise um Orthopäden einen großen Bogen, da ich komischerweise mit diesen speziellen Fachärzten noch nie klargekommen bin und ich frage mich gerade, ob dies an meinem schlechten Orthopädenkarma liegt, daß ich keine vernünftigen finde, oder ob die einfach ALLE so sind, warum auch immer.