Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Fahrstuhl des Grauens

Der Fahrstuhl in unserem Bürogebäude ist eine Klasse für sich. Gerade stand er seit Monaten still und war gesperrt, da das passende Ersatzteil fehlte. Die Behinderten, besonders Rollstuhlfahrer, blieben draußen und guckten dumm aus der Wäsche, wenn sie sich nicht selbst drei Treppen hinauf schleppen konnten oder jemanden hatten, der sie trug. Herr N. unkte, daß sie bestimmt das Ersatzteil aus Asien einfliegen müssen und kam damit der Sache ziemlich nahe. Als ich den Sonnenblumenhausmeister befragte, bestätigte er, daß erst ein Ersatzteil aus Norwegen beschafft werde müsse. Irgendwann war das Ersatzteil da und man stellte fest, daß die passende Software fehlt. Der Fahrstuhl blieb weiter gesperrt und unserer oberster Guru schrieb eine böse Email an die Immobilienverwaltung, ob sie vielleicht nächstens bemerkten, daß die Software erst noch programmiert werden müsse.
Dann vor zwei Wochen das große Wunder: Der Fahrstuhl funktionierte wieder. Doch schon nach drei Tagen kam Herr N. einmal von einem Ausflug zurück und erklärte, es stimme mit dem Fahrstuhl etwas nicht. Er verhalte sich so komisch. Na ja, damals dachte ich mir noch nicht viel dabei, aber seit heute weiß ich es selbst. Es stimmt tatsächlich etwas nicht mit ihm. Zum heutigen Feierabend, das Haus schon größtenteils verlassen und leer, trat ich nichts Böses ahnend in den Fahrstuhl und drückte auf die 1. Der Fahrstuhl fuhr hinunter, hielt aber in der zweiten Etage, ohne jedoch, daß dort irgendjemand war oder sich die Tür öffnete. Ich drückte nochmals die 1, aber der Fahrstuhl zeigte konsequent weiter die 2, wie eingefroren, und sagte die zweite Etage wiederholt an. Ich dachte für einen Moment schon, ich sei stecken geblieben, und spürte, wie sich meine Poren auf vermehrten Schweißfluß vorbereiteten. Zum Glück konnten sie diese Vorbereitung abbrechen, denn nachdem ich das nächste Mal auf die 1 drückte, fuhr er endlich wieder. Nun ruckelte er allerdings einfach an der ersten Etage vorbei und landete mit mir im Keller, erneut ohne daß weit und breit irgendeine Person war. Abermals wählte ich nun die 1 und netterweise fuhr er auch hoch und hielt sogar richtig. Heilfroh, ihm glücklich entkommen zu sein, verließ ich den Fahrstuhl und verwünschte mich selbst dafür, daß ich damals unbedingt "Fahrstuhl des Grauens" im TV sehen wollte, weil diesen Film alle meine Klassenkameraden gesehen hatten.