nur mir so und bin ich die einzige, die jene Abkürzung mit drei Buchstaben für Verstorbene als respektlos und oberflächlich empfindet? Ich sage damit nicht, daß diese Abkürzung respektlos und oberflächlich IST, denn es kann ja sein, daß diese Abkürzung eine ehrenwerte, jahrhundertealte Tradition im englischsprachigen und kirchlichen Raum hat und ich einfach ein Banause bin. Trotzdem hat es ungefähr den Charme einer gelangweilten Newstickermeldung und als etwas anderes wird es wohl bei dieser Schwemme im Netz auch nicht mehr benutzt. Je schneller man sein Bedauern ausgedrückt hat und möglichst noch als erster, um so besser - Punkt, Punkt, Punkt, Komma, Strich --- und abgehakt. Meine deutsche Dichter- und Denkerseele weigert sich da irgendwie mitzumachen und denkt sich, daß jemand, der nur drei Buchstaben und drei Punkte als den Wunsch für einen Abgereisten hat, sich diesen gerne sonstwohin schieben kann. Manchmal habe ich aber auch den Verdacht, daß zumindest einige wenige der Leute gar nicht wissen, was sie da schreiben und einfach den ausufernden "Trend" mitmachen. Wäre ja nichts neues.
Im Wäschegarten meiner Kindheit liege ich entspannt mit dem Bauch auf dem grünen Rasen und lasse die Beine baumeln. Ganz spontan beginne ich laut zwei Zeilen aus einem Lied zu singen. Dann breche ich ab, zum einen, weil mir plötzlich einfällt, daß man mich auf dem Hof hören kann und zum anderen, weil ich nicht weiter weiß und vergessen habe, aus welchem Lied die Zeilen stammen. Doch ich zögere nur kurz und singe schließlich diesen Refrain aus voller Kehle, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob es wirklich der Refrain zu den beiden Liedzeilen ist:
"If you were a woman and I was a man
would it be so hard to understand
that a heart's a heart and we do what we can
if you were a woman and I was a man
if you were a woman and I was a man"
Ich wache auf, doch schlafe erneut ein und diesmal steht ein braunes Klavier auf dem Rasen, in dessen Tasten ein Mann ordentlich reinhaut. Ich bekomme mit, daß er ein Udo-Jürgens-Medley spielt, erkenne jedoch nicht alle Lieder. Doch "Aber bitte mit Sahne" kenne ich und hier singe ich mit dem Mann ausgelassen im Duett: "Aber bitte mit Sahne!"
Die beste Nacht meines Lebens hatte ich vor mehr als zehn Jahren. Damals fiel ich schon sehr früh am Abend vollkommen fertig und mit Kopfschmerzen in das Bett und schlief sofort ein. Was war daran nun so toll? Ich fiel in einen fünfzehnstündigen Tiefschlaf, aus welchem ich in genau derselben Stellung aufwachte, in der ich eingeschlafen war. Ich hatte mich weder bewegt, noch geträumt, und fühlte mich sofort nach dem Aufwachen als könnte ich Bäume ausreißen. Fast so, als wäre ich in der Nacht völlig ausgewechselt worden. Das habe ich niemals wieder erlebt und wohl nur aus diesem Grund kann ich mich bis heute an dieses Gefühl erinnern. Es war einfach zu erstaunlich. Vielleicht habe ich ja gar nicht geschlafen, sondern war scheintot. Wie auch immer, sowas könnte ich mal wieder gebrauchen, aber meine Stoßgebete werden nicht erhört. Zum Osterfest habe ich mir
Kissenspray, Waschmittel und Weichspüler mit Lindenblütenduft gekauft. Normalerweise ist Lindenblüte ein Duft, den man nicht wirklich irgendwo bekommt, also annähernd identisch, außer real zur Zeit der Lindenblüte. Aber der Duft dieser Produkte trifft es relativ genau. Sehr süß und schwer und sommerlich, so duftet jetzt mein Bett. Das hilft aber auch nicht, um ins Koma zu fallen. Sonst habe ich ein Kissenspray mit Eukalyptus. Das riecht dann sehr sauber und wie frisch gewaschen. Seltsamerweise habe ich in der ersten Nacht mit Lindenblüte von Eukalyptusbonbons geträumt. Außerdem ist mir heute ein Tag vor Ostern aufgefallen, daß ich immer noch mein Weihnachtsdorf herumzustehen habe. Das wurde endlich weggeräumt, aber statt Ostereier gibt es bei mir Gewürzmandeln von Weihnachten. Irgendwie hinke ich immer mehr hinterher. Es geht mir einfach alles viel zu schnell.
Diesmal findet die Tanzprüfung in einem Saal mit großer Fensterfront statt. Wir tanzen dabei in einer quadratischen Formation mit engen Marschreihen. Angeleitet und bewertet werden wir von der wilden Raubmaus. Um mich herum purzeln die Leute immer wieder auseinander und vor allem ich tanze aus der Reihe, was wohl auch das Chaos anrichtet, aber mir herzlich egal ist. Die Raubmaus schaut entnervt und wir erhalten den Hinweis, daß wir uns Mühe geben sollten, weil wir durch die großen Fenster beim Tanzen kilometerweit zu sehen sind. Ich denke so für mich, daß ich in diesem Saal schon ganz anders getanzt habe und wenn ich dabei kilometerweit zu sehen war, dann muß mir jetzt eigentlich absolut nichts mehr peinlich sein.
Bei meinen Großeltern in B. will ich die Klavierecke aufräumen und habe den Einfall, einen Karton für Ideensammlungen ganz unten in eine freie Stelle ins Regal zu stellen. Der Karton paßt perfekt hinein. Die Oberfläche des Klaviers ist mit dicken Staubflocken bedeckt. Hier sollte ich noch dringend Staub wischen.
Tanzprüfungen sind zwar besser als Mathematikprüfungen, aber irgendwann reicht es trotzdem. Und auf Hausaufgaben habe ich auch keine Lust mehr.
Die Prüfungskommission der Tanzprüfung besteht aus Tänzerinnen aus dem Fernsehen, deren Namen ich nicht kenne. Die Prüfung findet in Gruppen statt. Bei der ersten Aufgabe werden Bewegungsrichtungen vorgegeben, zu denen man sich frei passende Moves ausdenken soll. Ich mache eine Slide-Bewegung mit Oberkörper und Armen und shake die Schultern. Die schwarze Afrikanerin aus der Prüfungskommission ist gleich angetan davon - Ah, sieh an, hier haben wir ja schon etwas Schönes! - und tanzt die Bewegung mit, wobei sie mir shakend näher kommt, um mir schließlich die Bitte ins Ohr zu flüstern, ich möge doch die Aufgaben der Prüfungskommission holen. Die hätten sie nämlich irgendwo vergessen. Ich nicke und eile davon, bin dann aber etwas ratlos, wo ich deren vergessene Prüfungsaufgaben suchen soll. Während ich mehrere Treppen eines Schulgebäudes hinaufsprinte, schaue ich zwischendurch auf ein paar Tischen mit Schulbüchern nach. Doch erst ganz oben, im letzten Stockwerk, erwartet mich bereits jemand, der auf zwei gebundene Hefte zeigt, die ein blaues Stern-Cover haben, so wie es gerne bei Horoskopdeutungen benutzt wird. Ich greife sie und gehe damit die Treppen wieder hinunter, wobei ich kurz auf die erste Seite linse. Dort steht der Name der einen Tänzerin, nämlich "Datewitch". Die Tänzerinnen der Prüfungskommission sind mir inzwischen entgegen gekommen und wir gehen gemeinsam zum Prüfungssaal zurück. Dabei fragen sie mich um Rat wegen einiger Tanzschritte und wollen meine Vorschläge dazu hören. Mich irritiert und nervt es etwas, daß ich der Prüfungskommission bei ihrer Arbeit helfen soll, obwohl ich gleich selbst eine Prüfung habe, andererseits reizt es mich auch. Deshalb schiebe ich es auf indem ich sage, daß ich mich jetzt erstmal auf meine eigenen Aufgaben konzentrieren muß. Man nickt und versteht das.
Es gibt viele Gründe, traurig zu sein. Offensichtliche und weniger offensichtliche. Meine ehemalige Mitpatientin, mit der ich heute telefonierte, hat fünf Jahre hinter sich gebracht und muß jetzt keine Medikamente mehr nehmen. Wie ich sie beneide! Ich dagegen fange wieder von vorne an zu zählen. Und sie fühlt sich ziemlich sicher darin, daß sie nicht noch einmal heimgesucht wird. Wie ich sie noch mehr beneide! Mit solch einer Gewissheit läßt es sich einfach angenehmer leben, ob sie sich nun erfüllt oder nicht. Ich dagegen soll entscheiden, ob ich mir meine wiedererweckte Eierstockfunktion wegspritzen lasse, um Aromatasehemmer zu nehmen, mit denen ich dann Muskelschmerzen bekomme, mit denen ich mich fühle wie eine 80jährige. Und mir vielleicht noch meine Knochen kaputt mache. Aber wie ich mich auch entscheide, wenn ich es denn schaffe, sicher ist, daß ich die Wechseljahre wohl mindestens zweimal durchmachen werde, oder sogar noch häufiger. Schönen Dank auch!
Wir haben uns beide ein wenig gewundert, weil ihr gesagt wurde, daß sie noch Lymphknoten in der Achselhöhle habe, obwohl 38 (?) Lymphknoten entfernt wurden. Mir wurden nur zwei Lymphknoten entfernt, aber so wie ich es letztes Jahr im Krankenhaus mitbekam, sind keine Lymphknoten in der Achselhöhle mehr. Anscheinend bin ich nicht sehr reich gesegnet mit Lymphknoten. Ich frage mich jetzt, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist. (Ich habe nach einem Video mit einer hypochondrischen Katze gesucht, aber keines gefunden.)
In einer Art Zelle mit kahlen Steinwänden befinde ich mich mit einer Nonne. Sie trägt die schwarze Tracht mit einer weiß gerandeten Haube. Mir ist nicht ganz klar, was wir in der Zelle machen. Es hat den Anschein von Hausaufgaben, denn sie hilft mir, herumlaufend oder neben mir stehend, während ich mit sehr ordentlicher Handschrift etwas in ein Schulheft schreibe und ihr vorlese. Es sind aber keine gewöhnlichen Hausaufgaben, denn es geht darin um mich. Ein wenig erinnert es auch an eine Beichte, ist es aber nicht, denn alles erfolgt völlig ohne Bewertung, als reines Zusammentragen und Reflektieren. Eine zweite Nonne kommt hinzu und macht eine anerkennende Bemerkung zu unserer Beschäftigung. Bald kommen auch noch eine dritte und vierte Nonne. Jetzt ist an Hausaufgaben nicht mehr zu denken, denn sie beginnen in einem Nebenraum zu singen. Es ist ein elegischer kristallklarer Gesang, von der Melodie her an einen gregorianischen Choral erinnernd, aber von hellen Frauenstimmen gesungen. Während die Nonnen singen, sortiere ich verschiedene Kartendecks. Eigentlich würde ich gerne mitsingen, aber ich traue mich nicht, weil ich das Stück nicht kenne.
Etwas später betrachte ich meinen nackten Bauch und erschrecke, weil darauf lange schwarze Haare zu sehen sind. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich begutachte mich im Spiegel und sehe überall auf dem Bauch und auf der Brust lange schwarze Haare. Allerdings habe ich außerdem eine reine Männerbrust, die als Männerbrust ganz normal aussieht, so daß mir die Verwandlung im Traum gar nicht auffällt. Nur die schwarzen Haare beunruhigen mich. Drehen meine Hormone jetzt wieder durch? Sollte ich zum Arzt gehen?
"Diese Kollektion bietet dir unglaublichen Komfort gepaart mit einzigartigen Details, die dir immer die notwendige Überschätzung bieten."
Eigentlich wollten sie aber nur die "notwendige Unterstützung" eines Sport-BHs bieten.
Früh um 8 Uhr wurde ich bereits von einer fröhlichen Niesattacke geweckt. Im Supermarkt gab ich später einen einzigen Nieser von mir und schlagartig war alles frei um mich. Den ersten Bärlauch gab es zu kaufen. Alles untrügliche Zeichen, daß der Frühling voranschreitet. Außerdem werde ich von den Kinderüberraschungs-Werbeaufstellern neuerdings aufgefordert, meinen Kumpel zu treffen. Ich muß immer in mich hineingrinsen. Als wir zuletzt telefonierten erzählte er von seinem Urlaub auf irgendeiner Sonneninsel (hab vergessen, welche das war - ich verwechsle die sowieso andauernd), wo er ständig auf seinen Namen angesprochen wurde. Den kennt man da. Aber diese Gedanken machen mich auch traurig, denn dann wird mir bewußt, daß ich gerne mein Leben zurück hätte. Also ein normales Leben. Stattdessen gleicht es nur noch einem ununterbrochenem Krisenmanagement. Ich fühle mich dabei wie eine Hochseilartistin. Mein Horroskop sagt: "Meditation will bring relief." Ja, und ich atme, atme, atme und ich tanze, tanze und tanze. Manchmal fühlt es sich fast an, als hätte man sich daran gewöhnt, doch das stimmt nicht.
Meine Mutter schaut jetzt gerne "Let's dance" - das scheint allgemein ein Format für ältere Damen zu sein -, aber auch das ist für sie kein Tanzen. Sie meint, in der Tanzschule hätte sie das anders gelernt. Was ich mache, ist ja auch kein Tanzen. Irgendwie gleicht das ein wenig ihrer seltsamen Einstellung zur Kunst, denn Kunst ist für sie nur das, was sich entsprechend hochtrabend als Kunst bezeichnet oder von anderen offiziell als Kunst deklariert wird. Alles andere ist nichts. Irgendwie befremdet mich dieser enge Horizont immer wieder, aber ich streite mich nicht deshalb. Sie kann ja denken, was sie will. Ich bin nur froh, daß mir ihre Meinung inzwischen egal ist.
eine extra große Tanzzelle mit so einem Yoga-Hängetuch zum Abhängen. Alleine beim Anschauen der Bilder spüre ich schon die Entspannung in meinen Rückenwirbeln. Und Schaukeln kann man damit außerdem. Und etwas Durchblutung für den Kopf schadet auch nicht. Ich räumte gestern nach dem Abendessen fein säuberlich den Geschirrspüler ein, tat einen Tab hinein, aber schaltete ihn nicht ein. Das ist mir jetzt bereits ein paar Mal passiert. Nicht gut.

Statt auf Youtube hab ich mal bei Pinterest nach Zumba-Videos gestöbert, aber das ist wirklich viel zu frustrierend. Jedes zweite Video, das man anklickt - "ist in Deutschland leider nicht verfügbar". Das ist echt lächerlich. So ein Kindergarten! Dieses Video hier hab ich schon etwas länger auf meiner Liste und einige Male geübt, weil mir die Choreo gut gefällt, allerdings bis auf den Salsa-Travel-Schritt. Ich hasse den Salsa-Travel-Schritt, weiß aber nicht warum. Wahrscheinlich ist es sowas wie natürliche Antipathie. Zu Hause tausche ich ihn meist durch andere Schritte aus. Beim Yoga sagt man ja, daß diejenigen Asanas die richtigen zum Üben sind, auf die man am wenigsten Lust hat. Aber wenn ich das beim Yoga inzwischen so mache, heißt das nicht, daß ich das beim Tanzen auch tun muß.