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Sonntag, 10. Juli 2016

Sonntagsruhe

Von wegen Sonntagsruhe. In der Frühe hielten die Tauben anscheinend eine Familienkonferenz ab. Von einem Baum erklangen Taubenrufe und im anderen Baum wurde geantwortet. Doch während es sonst bei zwei bis drei Rufen bleibt, ging das diesmal stundenlang. Danach fingen die Krähen an zu krächzen. Und pünktlich auf die Minute setzte schließlich um 8:45 Uhr die penetrante sonntägliche Ruhestörung durch die Kirchenglocken ein. Vorbei war es mit der Sonntagsruhe. Von Flugzeugen habe ich dagegen kaum etwas mitbekommen. Die fliegen zwar sonntags auch, sind aber bei diesem Lärm nur noch ein Hintergrundrauschen.
Leider traue ich mich nicht mehr, mir Ohrstöpsel in die Ohren zu stecken, weil ich befürchte, daß dann mein Taucherohr wieder aufflackert. Wenigstens kann ich meine Schlafmaske noch tragen. Ohne die könnte ich überhaupt nicht richtig schlafen, im Sommer und bei geöffnetem Fenster. Durch die Verdunkelung schlafe ich einigermaßen tief, um den meisten Lärm zu überhören, aber eben nicht jeden. Ich habe jetzt eine Schlafmaske, die ohne Gummibänder ist, sondern rundherum breit geschnitten und mit Klettverschluss geschlossen wird. An den Seiten geht der Stoff auch über die Ohren, das bringt aber kaum etwas. Und ich habe das Gefühl, daß ich mit der anderen Schlafmaske vorher doch besser geschlafen habe, weil sie durch die Schaumstoffröllchen dunkler ist. Außerdem hat sie eine Tasche, in die man ein Kühlkissen schieben kann. Dieses lag bisher immer nur ungenutzt im Gefrierschrank bei mir, doch in diesem Sommer erinnerte ich mich daran und begann mir abends beim Einschlafen zumindest die Augen zu kühlen, wenn schon sonst nichts.

Und ich sollte es unbedingt sein lassen, in Schönheitschirurgie-Foren herumzulesen und mir damit Mut machen zu wollen. Das führt nur dazu, daß ich eine Packung Taschentücher vollheule und weiter komme ich trotzdem nicht. Im Kühlschrank fand ich zwei alte Müllermilch Schokoflaschen vom letzten Sommer aus der Muh-Campagne. Zum Glück haben sie nicht gemuht, aber die Milch ist tatsächlich noch gut und vollkommen ohne Leben.

Samstag, 9. Juli 2016

Südamerikanische Tanzgene?

Weil ich auf der Suche nach einem neuen Zumbakurs in Laufnähe bin, bzw. sonst irgendetwas für mich Tanzbarem, zog ich mal wieder das Internet zu Rate. Hauptsächlich deshalb, weil ich auf einem Hinterhof eine Ballettschule entdeckt habe, die allerdings total ausgestorben aussieht. Nicht daß ich Ballett tanzen möchte, aber oft bieten solche Schulen auch andere Kurse an. Allerdings meist für Kinder und Jugendliche. In alten Leuten scheinen die nicht mehr so viel Potential zu sehen. Aus diesem Grund fand ich zwar auch Hip-Hop-Kurse, aber alle für Jugendliche und einer sogar nur für Jungs. Frechheit! Im Internet stößt man dann immer auf dieselben Anbieter, so wie ein Fitnessstudio ziemlich in meiner Nähe. Auf der Seite dieses Finesscenters war ich schon einmal, aber jetzt klickte ich mich eher gelangweilt durch die Galerie. Und ich möchte es nicht beschwören, aber einer der Zumba-Instructoren auf den Bildern sah irgendwie aus wie der Südamerikaner aus meinem Haus. Dazu kommt daß ich in einem Tanzstudio, welches schon ein bißchen weiter entfernt ist als das Fitnesscenter, eine Tänzerin aus Venezuela fand, die genau denselben Nachnamen hat wie der Südamerikaner und dort Zumba-Kurse gibt. Und dann diese riesige Musikanlage letztens, die mit der Post kam! Ich glaube, ich muß ihn mal dazu befragen, wenn er mir wieder über den Weg läuft. Das kommt mir alles sehr verdächtig vor. Zumba-verdächtig.

Freitag, 8. Juli 2016

Kartoffelanbau in der Großstadt und Bauchtanz

Mein Onkel baut jetzt selbst Kartoffeln an und schwärmt von denen. Wie durch Zufall stieß ich gleichzeitig sowohl in einem Buch, wie auch in dieser Anleitung auf die Möglichkeit, Kartoffeln in großen Töpfen zu pflanzen und somit auch bei wenig Platz zu ziehen. Da ich ja den großen Kübel habe, in dem nichts gedeiht, versenkte ich einfach mal ein paar Kartoffeln darin. Bin gespannt, was passiert.

Gestern lief im WDR eine ganz bezaubernde Doku "Die mit dem Bauch tanzen" über Frauen in den Wechseljahren und ihr neues Hobby Bauchtanz. So ein bißchen trifft das ja auf mich ebenfalls zu, wenn ich auch nicht Bauchtanz tanze. Ist schon merkwürdig, daß man im Alter wieder oder manche vielleicht ganz neu so eine Affinität zum Tanzen entwickelt. Das ist eventuell so ein typisches Frauen-Midlife-Crisis-Ding. Ein plötzliches Interesse an Hip Hop, der mich früher null interessiert hat, ist wahrscheinlich noch einen Zahn schärfer. Manchmal fragt man sich dann schon, ob man sich nicht in diesem fortgeschrittenen Alter damit komplett zum Löffel macht, aber je älter ich werde, um so gleichgültiger wird es mir auch, was andere darüber denken. Und eines kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Seit ich regelmäßig und dynamischer tanzte und eine bessere Kondition bekam, hatte ich keine Probleme mehr mit Hitzewallungen. Die Doku kann man sich in der Mediathek des WDR anschauen:
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/wdr-dok/video-die-mit-dem-bauch-tanzen-104.html

Zum Fliegen braucht man keine Schuhe

Schaukeln4

Donnerstag, 7. Juli 2016

Schaukeln

war heute wieder dran. Vorher aber ein Termin bei der Onkologin. Dort waren heute sehr viele neue junge Arzthelferinnen, auch im Labor. Eigentlich lasse ich mich nicht gerne von so jungen Küken pieken, auch wenn ich weiß, daß die ja an irgendwem üben müssen. Aber ich hatte keine Wahl.
Danach einen Abstecher zum Bio-Supermarkt, wo ich einer Dame Beratung gab, die von mir einen Soja-Drink zeigte und wissen wollte, ob dies Soja-Milch sei. Anscheinend sah ich so aus, als wüßte ich bescheid. Und natürlich weiß ich, daß Soja-Milch offiziell als Soja-Drink verkauft wird.
Mit einem vollen Einkaufsbeutel zum Schaukeln zu gehen, ist eher nicht so praktisch, da ich immer vergesse, wo ich lang muß und dann doch über den Berg drüber muß. Bzw. eigentlich ist es nur ein Hügel, aber mit Einkaufstasche trotzdem hoch genug. Beim Schaukeln kann man am besten den Himmel sehen und wenn man dabei unentwegt in den Himmel schaut, hat man das Gefühl, zu fliegen.

Schaukeln1

Schaukeln2

Schaukeln3

Dienstag, 5. Juli 2016

Siebreinigung und mehr

Nachdem ich letztens in einer Verbrauchersendung von Feuerbrünsten durch explodierende Knopfzellen und in Flammen stehende Waschmaschinen durch ungereinigte Flusensiebe hörte, meinte ich, es wäre mal wieder an der Zeit - nicht nur zur Reinigung des Flusensiebes, sondern auch des Siebes des Geschirrspülers. Meinen Waschtrockner besitze ich inzwischen seit 20 Jahren. Gute deutsche Wertarbeit von Privileg. 20 Jahre ohne ein Murren und Mucken. Deshalb hänge ich an dem Teil, denn von anderen höre ich oft, daß Waschtrockner, also die Kombination von Waschmaschine und Trockner, meistens nicht lange durchhalten und schnell Macken bekommen. Es ist auch meine erste Waschmaschine, denn bevor ich das Gerät vor 20 Jahren kaufte, wusch ich noch mit der Hand. Das klingt krass, aber wenn man es nicht anders gewohnt ist, fehlt einem auch nichts. Ich bin fast technikfrei sozialisiert worden. In meinem Elternhaus wurde noch mit Kohleöfen geheizt und das nicht immer überall. Das Badezimmer war im Winter klirrend kalt. Eine Waschmaschine gab es zwar, aber Buntwäsche wurde trotzdem mit der Hand gewaschen. Keine Ahnung wieso, vielleicht hatte sie nur ein Programm. Sie besaß ja auch keine Schleuderfunktion. Eine Schleuder konnte man einzeln kaufen, aber wir hatten keine. Ein Fernseher zog erst ungefähr um mein 5. Lebensjahr herum in die Wohnung ein, allerdings ein uralter Schwarzweißfernseher aus den 50ern. Und wir schrieben da bereits das Jahr 1975/76. Und ein Kassettenrecorder kam in meinem 14. Lebensjahr hinzu, nämlich weil ich mir von meinem Jugendweihe-Geld einen kaufte. Bis dahin hatte ich noch so einen riesigen alten Kasten von Radio aus den 50ern in meinem Zimmer. Jetzt würde mir ohne den Waschtrockner etwas fehlen. Den Geschirrspüler besitze ich erst seit 3 Jahren - vorher spülte ich noch mit der Hand, aber auch der würde mir jetzt fehlen.

Außerdem nahm ich zwei Pakete für den Südamerikaner in meinem Haus entgegen, eines davon so groß, daß ich kaum noch durch den Flur kam. So ein riesiges Basssound-System. Glücklicherweise holte er die Pakete bald ab und ich bekam eine Tafel Merci-Schokolade. Da jubeln meine gehätschelten Fettzellen. Am Nachmittag telefonierte ich mal wieder mit meiner ehemaligen Mitpatientin und sie erzählte mir einen Ärztewitz:

Herr Müller kommt zum Chirurgen und dieser teilt ihm mit ernster Miene mit: "Es tut mir sehr leid, aber wir kommen nicht mehr umhin zu operieren." Herr Müller guckt betroffen und der Chirurg setzt hinzu: "Aber machen Sie sich mal keine Sorgen, ich habe diese Op bereits zich Male durchgeführt."
"Na dann. Das beruhigt mich etwas." meint Herr Müller. "Ja, und ich denke mir immer, irgendwann muß diese Op ja mal klappen." antwortet der Chirurg.

Montag, 4. Juli 2016

Kreide, Erde und Wasser

So wie dieses Päckchen würde ich mir die Glossybox wünschen, also in ungefähr. Das ist wahrhaft glossy und echter Luxus. Ich habe bei den Inselseifen eingekauft, hauptsächlich deshalb, weil ich bald wieder ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter brauche. Da ihr letztens während ihrer Magenverstimmung die Heilerde gut half, die ich ihr mitbrachte und sie chronisch unter Sodbrennen leidet, dachte ich mir, ich schenke ihr eine Zusammenstellung aus Rügener Heilkreide, die man innerlich und äußerlich anwenden kann, dem Rügener Kreidebalsam, den ich selbst bereits in groß benutze und der den Gelenken sehr gut tut, sowie zwei Rügener Inselseifen und sie bekommt off topic noch ein Glas Karl's Erdbeermarmelade dazu, die sie gerne ißt.

Für mich selbst habe ich ebenfalls eine Tüte Rügener Heilkreide bestellt, denn nachdem ich das Buch "Gift auf unserer Haut" gelesen habe, bekam ich Lust, mich nur noch mit Erde und Kernseife zu waschen. Deshalb wollte ich mal ausprobieren, ob man sich aus Kreide, Heilerde und vielleicht auch ein wenig Zeolith eine Art Duschpulver zusammenstellen kann. Mein Badezimmer sieht inzwischen ein bißchen aus wie ein Alchemisten-Labor, was aber noch inmitten der üblichen Kosmetik untergeht. Auffallen würde es erst, wenn die übliche Kosmetik völlig weg wäre. Und wahrscheinlich wäre das auch ziemlich cool, wenn dort nur noch Kreide, Erde und Seife herumsteht. So eine Art Zen-Badezimmer paßt ja besonders gut in winzige Naßzellen wie meine. Dazu wird es aber nicht kommen, denn ich verwöhne mich immer noch mal ganz gerne mit Duft und dekorativer Kosmetik. Ich werde das sicher nicht fanatisch betreiben, aber ich merke ja selbst immer wieder anhand der basischen Bäder, daß dies eigentlich die beste Pflege ist und alles andere Gedöns wie Cremes usw. überflüssig macht. Ich habe mir auch mal vorgenommen, keine Kosmetik in Plastikbehältnissen mehr zu kaufen. Das schaffe ich aber ebenfalls nicht hundertprozentig. Selbst der gute Rügener Kreidebalsam kommt in Plastiktube. Wahrscheinlich könnte man sich den auch selbst in einer Glasdose anrühren, aber wenn ich selbst koche, backe und dann noch meine eigene Kosmetik anrühre oder gar Seifen siede, wird das ein 24-Stunden-Job. Da kann ich dann alle anderen Hobbies von mir an den Nagel hängen und sooo gerne mache ich das dann doch nicht. Ich persönlich würde mir ja wünschen, daß man pure und gute Dinge an jeder Straßenecke kaufen könnte. Aber auch wenn sich das Angebot durch den Bio-Boom etwas gebessert hat, bekommt eigentlich immer noch an jeder Straßenecke fast ausschließlich Müll. Denn selbst Bio ist nicht immer rein und sogar die üblichen Kernseifen, die man kaufen kann, enthalten unerwünschte Zusätze. Ich habe bisher nur eine einzige griechische Kernseife gefunden, die ausschließlich aus Olivenöl, Meersalz, Wasser und Soda hergestellt wird. Die Alepposeifen findet man auch immer noch, obwohl dort alles in Schutt und Asche liegt. Das ist wohl der Altbestand.



Doch zurück zu den Inselseifen. Da ich Seifen liebe, kam ich natürlich nicht umhin, einige zu kaufen. Auch bei den Inselseifen gibt es solche und solche. Also Seifen, die entweder purer sind oder doch künstliche Inhaltsstoffe haben. Aber die Inhaltsstoffe sind immer genau angegeben und ich habe mich mehr an die natürlicheren gehalten.
Ich kaufte jeweils zweimal für meine Mutter und mich die Kreide-Moorseife pur mit Heilkreide, Naturmoor, Aprikosenkernöl und Mangobutter und die Göttin Hertha-Seife mit Mangobutter, Mandelöl und Ringelblumen. Weiteren Waschvorrat holte ich mir mit der Blauen Ostseebrise, eine Seife, die Seeduft verspricht, mit der Aphrodite-Stutenmilch-Seife und der Froschkönig-Seife mit Jojobaöl, Seidenprotein und grünem Mangoduft. Dazu kommen zwei Haarseifen, die eine mit Salbei, Zitrone, Brennessel und Aloe Vera für kräftige Haare und die Volumen-Seife mit Kokosnuß und Limette. Eine Herzseife erhielt ich außerdem als Geschenk. Und in der weißen Dose befindet sich ein Hautpulver mit Kreide und Zeolithen, das bei Neurodermitis und unreiner Haut helfen soll. Das ganze Zimmer duftet gerade nach diesem Päckchen, herrlich.

Inselseifen

Sonntag, 3. Juli 2016

Der Blumentopf

geht jetzt wieder seiner normalen Berufung nach.

Topf

Und ich habe ein wenig getanzt. Leider kann ich mich gerade sehr schlecht konzentrieren. Anders als früher in der Schule, wo es nichts ausmachte, die ganze Zeit aus dem Fenster zu gucken, merkt man beim Tanzen sofort, wenn ich abdrifte. Zur Zeit vermurkse ich jede Choreo und habe auch nicht viel Ausdauer dabei, mir neue Choreos anzueignen. Stattdessen switche ich dann schnell in mein eigenes Tanzen. Das funktioniert immer, auch wenn ich mit dem Kopf gerade woanders bin. Bei dem nachfolgenden Song juckt es einen geradezu, spontan zu tanzen.



Irgendwie kommt es mir vor, als würde sich mein Gehirn gerade neu formatieren. Aber egal, Hauptsache die Hose ist hip. Ich habe jetzt ebenfalls so eine neumodische Baggystyle-Hose, die man dauernd in Zumba-Videos sieht. Über ihre Ästhetik kann man sich ja streiten, aber zum Tanzen finde ich sie enorm praktisch. Nur der riesige Reißverschluß klappert beim Hüpfen. Da ich die Musik nicht übermäßig laut aufdrehe, nervt das etwas. Vielleicht sollte ich das Teil festnähen.

Hose

Samstag, 2. Juli 2016

Abschiede

Die Tauben sind weg und machen nur noch selten mal am frühen Morgen einen Abstecher zum Balkon. Zumba ist vorbei oder wie schon die weisen Alten wußten: Ist die wilde Raubmaus aus dem Haus, tanzt die Stubenkatze nicht mehr auf dem Tisch. Und ein Abschiedsbrief, den ich eigentlich nicht schreiben möchte, liegt mir schwer im Magen. Denn was schreibt man jemandem, der stirbt? Eine Bekannte meiner Eltern, die in diesem Jahr achtzig Jahre alt geworden ist und mir aus den vielen feucht-fröhlichen "Schneegestöber"-Nächten bei uns zu Hause selbst gut bekannt ist, wirkte bisher immer noch sehr agil und gesund. Im Frühjahr ging sie wegen Bauchbeschwerden zu ihrer Hausärztin. Diese schickte sie ins Krankenhaus, weil eine Gallengangsreinigung gemacht werden sollte. Bei der Gallengangsreinigung wurde ein Tumor gefunden und es hieß, es müßte eine Op stattfinden um abzuklären, ob der gut- oder bösartig ist. Der Bauch wurde aufgemacht und gleich wieder zu, weil alles bereits voller Metastasen war. Seltsamerweise fanden sie aber keinen Ursprungstumor. Sie haben sie auf den Kopf gestellt, aber diesen nicht gefunden. Das wundert mich ein bißchen, weil ich glaubte, daß man an den Zellen der Metastasen feststellen kann, aus welchem Organ diese stammen. Sie haben ihr gesagt, sie soll in ein Hospiz gehen. Das will sie aber nicht. Sie hat stattdessen einen ambulanten Hospizdienst, ist jetzt aber dabei, Dinge aus ihrem Besitz als Andenken zu verschenken. Ich wurde von ihr mit zwei handgetöpferten Schalen eines Künstlers bedacht. Daß mich das auf besondere Weise betroffen macht, die mir die Worte verschlägt, liegt vielleicht daran, daß ich auf doppelte Weise betroffen bin und mich selbst wie in einer Warteschleife fühle. Sie dagegen nimmt es relativ gelassen. Da sie in den letzten acht Jahren um ihren Mann getrauert hat, nimmt sie es anscheinend als eine Art Familienzusammenführung und sagt immer: "G. ruft mich." Außerdem ist sie sehr gläubig, zumal ihr Mann Theologe und der Studienfreund meines Vaters an der Theologischen Fakultät war. Ich persönlich habe dazu eine ganz andere Meinung. Solch ein Siechtum würde ich noch nicht einmal meinen Feinden wünschen, geschweige denn den Menschen, die ich liebe. Deshalb würde ich auch nicht davon ausgehen wollen, daß mir von einem geliebten Menschen so etwas zugemutet wird. Aber dies werde ich ihr natürlich nicht schreiben. Mich kotzt diese Krankheit einfach nur an. Vielleicht liegt es daran, daß ich so sensibilisiert dafür bin, daß ich alles inzwischen wirklich wie eine Epidemie empfinde. Jedenfalls finde ich nicht mehr normal, was ich um mich herum wahrnehme. Für jeden kleinen Virus wird ein riesiger Aufwand betrieben, um mit Impfstoffen den Reibach zu machen, aber hier passiert nichts, absolut nichts. Da stimmt doch etwas nicht.


Mittwoch, 29. Juni 2016

König Nagebart

In unserer Firma gehört es zum guten Ton, sich einen jüngeren Geliebten zu suchen und diesen mit allerlei Aufträgen herumzuschicken, welche stets eifrig von jenen ausgeführt werden. Ich gehöre allerdings zu denen, die keinen jüngeren Geliebten haben, und einige Kolleginnen wollen mir deshalb während einer Betriebsfeier unter die Arme greifen. Sie lesen mir von einer großen Übersicht, auf welcher alle Mitarbeiter inklusive eines Fähnchens, welches ihren Herkunftsstaat bezeichnet, aufgelistet sind, jene Namen vor, die noch frei sind und von denen sie meinen, daß Interesse an mir bestünde. Ihr Favorit ist dabei "König Nagebart", der aus einem Land namens "Ethienne" kommt. Allerdings wissen Insider, daß er eigentlich in Wahrheit aus Berlin stammt. Ich bin König Nagebart nicht abgeneigt, denn er ist mir selbst bereits als sehr ansprechend aufgefallen.

Montag, 27. Juni 2016

Das Kommunions-Seminar

In einem Laden kaufe ich mit meiner Bekannten vom Zumba zwei Haushaltsgeräte ein, die irgendetwas herstellen können. Gleichzeitig befinden wir uns auf dem Weg zu einem Kommunions-Seminar. Dazu wartet extra ein Bus auf uns, in den wir einsteigen und der uns zu einem Ort am Rande von Berlin bringt. Er biegt in eine dunkle, mittelalterlich anmutende Hofeinfahrt ein und hält dort. Doch zu den Seminarräumen müssen wir noch über den ausgedehnten Hof, der eigentlich ein Kirchplatz ist, laufen. Dabei passieren wir die Kirche, die etwas höher liegt, von einem Gitter umschlossen und von hohen alten Bäumen umstanden ist.

In meinen Armen trage ich meine Katze, die ganz ruhig schläft. Doch plötzlich wacht sie auf, sieht die Bäume und schlüpft mit einem spontanen Sprung aus meinen Armen, flitzt durch das Gitter hindurch und wie ein Eichhörnchen einen der Bäume hinauf. Der dicke Stamm gabelt sich in der Höhe in zwei dünnere Stämme und es macht den Anschein, als wolle sie auch noch auf einen der gegabelten Stämme klettern. Ich denke bei mir: "Na toll, will sie jetzt den ganzen Baum hinaufklettern? Dort kriege ich sie nicht mehr." Sie ist schon ein Stück den gegabelten Stamm hinaufgeflitzt, da passiert etwas. Sie bekommt Panik, vielleicht aus Angst vor ihrer eigenen Courage, und läßt sich aber zum Glück fallen, so daß ich sie aufsammeln kann. Sie sieht jetzt viel kleiner aus, wie eine kleine schwarze Eidechse, und schreit mit angstgeweiteten Augen, aber nicht wie eine Katze, sondern mehr wie ein Kind. Ich nehme sie wieder auf den Arm und sage ständig beruhigend: "Alles ist gut."

Die anderen inklusive C. sind schon weiter zum Seminarraum gegangen. Ich muß diesen nun selbst finden. Hinter der Kirche treffe ich auf ein sehr modernes Gebäude, einem Einkaufscenter ähnlich, mit vielen Glastüren und Gängen. Auf gut Glück gehe ich durch eine Glastür in einen Gang hinein und sehe in einem Zimmer eine Frau. Sie trägt eine Nonnentracht und eine Brille. Ich frage sie, wo das Kommunions-Seminar stattfindet und sie beschreibt mir den Weg. Etwas an ihrer Nonnentracht ist irgendwie anders als gewöhnlich. Ich bin aber so mit der Wegbeschreibung beschäftigt, daß ich nicht herausfinde, was der Unterschied ist. Vielleicht liegt es daran, daß sie mehr grau als schwarz ist und damit irgendwie lichter wirkt.

Auf der Suche nach dem Seminarraum will ich erst eine Rolltreppe hinauf, doch bemerke neben mir einen gläsernen Raum, in dem viele Leute sitzen, aber auch stehen. Vielleicht ist es ja schon dieser? Aufmerksam suche ich durch das Glas nach C. und sie sitzt tatsächlich an einem der Tische und schreibt fleißig mit. Na gut, dann bin ich wohl hier richtig. Ich quetsche mich also noch in den kleinen Raum, muß aber wie einige andere stehen bleiben, da es keinen Stuhl mehr gibt. Nur auf einem Schemel mit einer Tasche finde ich noch Platz, um meine eigene, schwere Tasche abzustellen. Nebenbei höre ich, wie der Seminarleiter über Häftlinge redet, was mich etwas wundert, aber ich kenne ja den Zusammenhang nicht. Ich beschließe jedoch, falls ich hier die ganze Zeit stehen muß, bald wieder zu gehen. Zum einen weil ich dazu keine Lust habe und zum anderen, weil es dann sowieso keinen Sinn für mich macht, da ich eh nichts mitbekomme.
Vielleicht bin ich schon gegangen, jedenfalls am Ende des Traumes bin ich damit beschäftigt, in kleinen Döschen wie in einem Labor irgendwelche Stoffe zusammenzurühren und finde, daß mir das ziemlich viel Spaß macht.