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Sonntag, 29. Juli 2018

Nackttänzerinnen der Goldenen Zwanziger

Die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts und den Jugendstil mochte ich schon immer ganz besonders. Im Grunde, fällt mir gerade auf, fühle ich mich irgendwie generell zu Epochen hingezogen, die sich durch vergleichsweise viel Freiheiten und Freizügigkeit auszeichnen. Hm, interessant. Denn wegen meines geschichtlichen Interesses habe ich schon einiges über diese Zeit gehört und gelesen. Mir war bereits bekannt, daß in dieser Zeit Nackttanz und andere "Freikörperbeschäftigungen" hoch in Kurs standen und es etliche, auch bekannte Nackttänzerinnen in dieser Zeit gab. Es gab aber auch ganze Vereine, die jedem diese Vergnügungen ermöglichten. Vielleicht war das sogar der Beginn der FKK, aber das habe ich nicht recherchiert, sondern ist nur so ein Gedanke. Ich habe mich jedoch noch nie mit diesem ganz speziellen Thema des Nackttanzes in den Zwanzigern beschäftigt und ich dachte mir, diese heißen Tage wären doch mal die passende Gelegenheit dazu.

Im Internet findet man einige Biographien von mehr oder weniger bekannten Nackttänzerinnen. Auffällig ist, daß alle nicht sehr alt geworden sind. 28, 30, 34 - ok, ich hoffe und denke mal, das lag weniger am Nackttanzen als an den Drogen, die von ihnen konsumiert wurden. Aber mit so einem Beruf wie Nackttänzerin mag manch eine auch gedacht haben, ist es ganz gut, wenn man nicht allzu alt wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lola_Bach

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Celly_de_Rheidt

Sehr spannend der Spiegel-Artikel über Anita Berber, wobei es über sie ja inzwischen sogar Bühnenstücke gibt. Und in Berlin einen nach ihr benannten Platz.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/taenzerin-anita-berber-das-nackte-leben-a-430326.html

Wie man nackt einen Standspagat macht ohne daß es obzön aussieht, das wüßte ich auch mal gerne. Das scheint aber nicht überliefert zu sein.

Außerdem fand ich sogar eine ganze Diplomarbeit über den Nackttanz im Netz. Ich werde zukünftig mal nach richtiger Literatur darüber Ausschau halten. Solch eine Erweiterung der Geschichtskenntnisse kann sicher nicht schaden.

Samstag, 28. Juli 2018

Es regnet!

Was für eine Wohltat! Ich packte mich gleich mal auf die Bank in den Regen und sogar der Regen war warm. Doch dann begann es riesige Eiskristalle zu hageln und ich habe mich schleunigst wieder nach drinnen begeben. Immer diese Extreme!

Edit: Ein Bikini für den Tag, ein Bikini zum Tanzen und ein Bikini zum Schlafen. Was braucht man (frau) mehr? Und für Bikini reichen die Temperaturen immer noch. (Ungefähr so müssen sie sich auf dem Südsee-Atoll fühlen. "Schatz, welchen Bikini soll ich heute anziehen?")

Edit: Der Regen hat mir Hunger gemacht. Bärenhunger! So als müßte ich alles Essen der letzten zwei Wochen nachholen, als ich keinen Hunger hatte. Statt Brot wie geplant, gab es deshalb gleichmal eine große Pfanne Pasta mit Champingons. Und obwohl sie locker für zwei Mahlzeiten gereicht hätte, hab ich sie leergeputzt.

Ich kann so nicht tanzen!

Über die Hitze beschwere ich mich ja schon gar nicht mehr. Meine Einstellung zum Tanzen bei hohen Temperaturen, zumindest zum Alleintanzen, hat sich völlig geändert, seit ich die Vorzüge des Nackttanzens zu schätzen gelernt habe. Ok, Nackttanzen ist etwas reißerisch, denn eigentlich tanze ich im Bikini, aber seitdem kann ich mich enorm für mein serienmäßig eingebautes Körperkühlsystem begeistern. Dieses System ist mir bisher nie so sehr effektiv aufgefallen, was wahrscheinlich daran liegt, daß es eigentlich am besten über Bauch und Rücken funktioniert und wenn man da was drüber gezogen hat, sei es auch noch so luftig, ist die Funktionsweise sofort stark eingeschränkt. Hat man aber nichts als Schweiß an diesen Stellen, wird der ganze Körper schnell angenehm kalt, so als hätte man eine Klimaanlage in der Wohnung. Interessant, womit man so ausgestattet ist, das man aber wegen der zivilisatorischen Auslagerungen und Ablenkungen nie so richtig schätzen und kennengelernt hat. Meine Begeisterung für mein Körperkühlsystem ist so groß, daß ich mich schon frage, ob es ein Fehler war, so viele Jogginghosen gekauft zu haben, weil ich jetzt künftig nur noch im Bikini tanze. Im Moment nervt es mich jedenfalls immer, wenn ich noch irgendetwas anderes über meiner Haut habe. Nun ja, im Winter bin ich vielleicht doch froh, wenn ich wieder etwas anziehen kann. Aber wer weiß? Vielleicht finde ich ja Klamotten inzwischen auf der Haut generell so lästig, daß ich nie mehr etwas anziehen möchte. Wäre ich dreißig Jahre jünger, würde ich mal in Erwägung ziehen, ob eine Karriere wie Micaela Schäfers für mich in Frage kommt. Aber eigentlich bin ich gar nicht der exhibitionistische Typ, ich möchte mich nur gerne wohlfühlen in meiner Haut und dazu braucht sie einfach viel Luft, was mir auch schon früher immer über die Wintermonate aufgefallen ist. Selbst im Winter muß ich mich manchmal frei machen. Wenn ich zu lange von Kopf bis Fuß bedeckt herumlaufe, dann werde ich fast depressiv, zumindest fühlt es sich irgendwie so an, als sei ich nicht mehr in meinem Körper.

Aber eigentlich wollte ich erzählen, warum ich so nicht tanzen kann. Zu Hause benutze ich Turnschläppchen, um damit in der Küche zu tanzen, da ich schleichleise Schuhe brauche, die nicht viel Lärm machen, wenn ich herumhopse. Normale Schuhe sind da zu laut. Ich habe sogar Turnschläppchen gekauft, die aus echtem Leder sind, sowohl an der Sohle, als auch rundrum, und damit atmungsaktiv und angenehmer als die üblichen aus Kunstleder. Eine Ledersohle ist normalerweise schön glatt und rutschig, das Problem ist nur, daß sie bei mir höchstens eine halbe Stunde so bleibt. Danach fängt sie an auf dem Boden zu kleben und laute Geräusche zu machen. Vermutlich eine Folge gerade dieser Atmungsativität. Und mit diesem Widerstand an den Füßen und den Geräuschen dazu, ist an tanzen nicht mehr wirklich zu denken. Dann muß ich immer auf Kunstlederschläppchen umsteigen, deren Kunstledersohle auch länger gut funktioniert. Nur bei dieser Hitze nicht mehr. Jetzt fängt die auch an zu kleben und ich war komplett genervt, weil ich nicht mehr wußte, was ich noch anziehen soll, um vernünftig tanzen zu können. In der Turnhalle hatte ich stets das lästige Problem, daß die Schuhe zu rutschig sind und man mit einigen davon fast Eiskunstlaufen machen kann, in der Küche dagegen klebe ich dauernd fest. Für die Turnhalle habe ich ja inzwischen ein perfektes Paar Schuhe gefunden, das nicht mehr zu sehr rutscht, aber für die Küche hatte ich kein As im Ärmel. Da man auf Strümpfen meist besser rutscht, zog ich erst Stulpen über die Schläppchen, die die Sohle teilweise bedecken, allerdings wird das dann wieder viel zu warm und die verziehen und rollen sich an der Sohle. Dann fiel mir ein, daß ich noch durchsichtige Polyamid-Socken besitze, die ich nie anziehe, da ich inzwischen Polyamidstrümpfe generell meide. Doch zwei bis drei Paar aus der DDR habe ich aufgehoben, weil ich immer dachte, wer weiß, wozu die noch gut sind. Ich habe also ein Paar davon rausgekramt, über die Schläppchen gezogen und siehe da - ab jetzt flutschte es. Aber wie! Der Drive bei den Drehungen ist jetzt so intensiv, daß ich aufpassen muß, nicht in die Küchenschränke zu krachen. So viel Rutschigkeit bin ich in der Küche gar nicht gewöhnt. Damit haben diese alten ollen Socken, doch noch ihren Platz gefunden und werden zur Tanzschuhhülle. Ist zwar leider auch ein wenig wärmer, aber hält sich Grenzen, und sieht allerdings total beknackt aus. Trotzdem besser, als wenn ich jetzt noch hundert Schuhe kaufe in der Hoffnung, irgendwann mal die passenden mit dem richtigen Flow für die Küche zu finden.

Donnerstag, 26. Juli 2018

Der vergessene Butler

Mein Thermometer auf dem Balkon zeigt in der Sonne gerade 45 Grad an. Ich fürchte, wenn ich da raus gehe, werde ich gebraten. Im Zimmer sind es zum Glück "nur" knapp 30 Grad. Ich laufe eigentlich Tag und Nacht ausschließlich mit Bikini herum und trinke Unmengen Bier in Form von Berliner Weiße. Und Hausarbeit kann mir gestohlen bleiben. Zum Staubsaugen habe ich bei dieser Hitze absolut keine Lust, aber mein Flur sah langsam schon immer übler aus, weshalb ich mich fragte, ob ich jetzt einfach über die Hitzetage verschlampe, und nichts dabei finde, oder doch noch die Zähne zusammenbeiße und mit dem Staubsauger ein wenig mehr schwitze. Und dann fiel mir ein, daß ich ja noch einen Butler habe. Das kann aber auch nur mir passieren, daß ich einen Butler in der Ecke stehen lasse, alles selbst mache und ihn schließlich vergesse! Der Butler ist ein Saugroboter, den ich mal für teures Geld gekauft, und ihm auch schon ein neues Akku spendiert hatte, aber eigentlich nie benutze. In meiner kleinen verwinkelten Wohnung mit den hohen Schwellen, wo ich ihn meist tragen muß, geht es irgendwie schneller, wenn ich einfach den guten alten Staubsauger hervorhole, zumal ich auch keinen richtigen Platz für eine frei zugängliche Ladestation habe. Nur nicht heute und nur nicht jetzt! Also trug ich den Butler wie Fiffi in den Flur, setzte ihn dort aus und ließ ihn machen. Nun ja, tiefenrein ist anders, aber es reicht, um über die Hitzewelle nicht ganz zu verlottern. Jetzt ist es vorbei mit der Faulenzerei für meinen Butler, jetzt muß er ran, egal wie lange es dauert. Ich rühre keinen Finger mehr!






Mittwoch, 25. Juli 2018

Erfrischungen

Manchmal bedaure ich es wirklich, daß es keine magischen Tore gibt (wie z.B. dieses hinter der Dorfkirche von Wustrow), durch welche man nur hindurchgehen muß, damit man am Ort seiner Träume ist. Ich wüßte schon, wo ich mich hinwünschen würde. Ich glaube, ich habe mich in einen Strand verliebt. Jedenfalls denke ich ständig an diesen Strand, das kann aber auch am Wetter liegen. Stattdessen mache ich Wasserwandern in der Badewanne - ziemlich langweilig, aber gut um wieder abzukühlen. Seit zwei Wochen habe ich keinen Hunger mehr. Ich lebe nur noch von Obst, Alnatura-Dinkel-Salzbrezeln (zum Glück gibt es die in meiner Kaufhalle - upps, die Hitze bringt wieder den Ossi in mir hervor), Leberwurststullen und selbstgemachtem Eis. Zu meinem Schock und Leidwesen, war am Montag die Erdbeere genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen ist. Damit ist die Erdbeerzeit für dieses Jahr vorüber, schade. Dafür hat die Bohnensaison begonnen und ich habe mich gleich mit einigen Säcken eingedeckt und einen großen Topf Bohnensalat gemacht. Der muß jetzt für einige Tage reichen und ist genau richtig bei dieser Hitze. Und dann sind ja da noch die Nächte, in denen es mal angenehmer wird, allerdings nur, wenn man sich nicht scheut, rauszugehen und als Futterstelle für die Mücken zu dienen, denn beim Lüften tut sich an der Raumtemperatur kaum noch etwas. Dazu ist es nachts inzwischen auch schon zu warm. Beim Abkühlen und nächtlichem Sternegucken darf meine Sommernachts-Playlist mit meinen Lieblings-Sterneguck-Liedern nicht fehlen.

Wustrow1a

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Ostsee3






Sonntag, 22. Juli 2018

Seeadler

Am dritten Tag unseres Ostseeurlaubs unternahmen wir eine Boddenrundfahrt und kamen dabei sogar in den Genuß, Seeadler zu beobachten. Die Crew machte uns auf sie aufmerksam und wir hatten alle Feldstecher erhalten, mit denen man sie gut betrachten konnte. Natürlich reichte aber das kümmerliche Teleobjektiv meiner Handkamera nicht sehr weit, um damit schönere Fotos zu machen. Seeadler haben wir noch nicht einmal in Norwegen gesehen, bzw. dort nur im Museum. Auf RTL II läuft übrigens gerade ein Katastrophenfilm - Tsunami im Geiranger-Fjord - "The Wave": Nicht daß ich besonderer Fan von Katastrophenfilmen wäre. Ich schaue ihn nur wegen der Kulisse und erkenne alles wieder. (Und die Landschaft ist natürlich immer wieder atemberaubend.)

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Freitag, 20. Juli 2018

Uninspirierte Sporteinheit

Als ich damals das Zumba-Spiel für die Playstation kaufte, erwarb ich auch so ein Zumba-DVD-Set mit nervigen Zumba-Rassel-Hanteln, die ich eigentlich schon längst verschenken wollte, aber sie liegen immer noch bei mir herum. Nach den DVDs habe ich bisher nie getanzt. Ich habe nur ab und zu mal kurz reingeschaut und es dann gelassen. Jetzt dachte ich mal wieder an diese DVDs und daß ich sie doch mindestens einmal durchtanzen sollte, um wenigstens zu sehen, was da drauf ist. Da ich heute eh nicht sehr motiviert war, hab ich mir das dann sozusagen als Pflichtprogramm vorgenommen, um mich überhaupt zu bewegen. Allerdings ist mir schnell klar geworden, warum ich noch nie wirklich Bock auf diese DVDs hatte - nur Gequassel und Gesabbel die ganze Zeit, so daß man überhaupt nichts von der Musik mitbekommt. Aber ich will ja eigentlich zu Musik tanzen und nicht zu irgendwelchem Gequassel. Die DVDs haben so einen Teil, in welchem die Grundschritte gezeigt werden, und da habe ich festgestellt, daß der Schritt, den ich für mich "ägyptischer Schritt" nenne, eigentlich ganz anders heißt, aber ich nenne ihn trotzdem weiter so, weil er original so aussieht,wie Ägypter auf ihren Wandgemälden. Die eine deutsche Sprecherin des Basic-Teils klingt, als hätte sie irgendwo eine Sex-Telefon-Hotline zu laufen. Und trotz dieses Einführungsteils werden in jedem Workout die Schritte noch einmal extra benannt und vorgestellt - halten die mich für zu doof, daß ich die Schritte auch so wiedererkenne? Und dann ständig die Aufforderung: "Hört auf die Musik!" Ähm, ja, würde ich ja gerne, wenn nicht dauernd jemand dazwischenquatschen würde. Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob ich die Musik wirklich hören möchte, denn es ist eigentlich nichts oder kaum etwas dabei, was mir gefällt. Und etwas, das mir nicht nur in dieser DVD auffällt: Selbst bei männlichen Tänzern sieht man heutzutage kein einziges Haar mehr. Was für eine Unsitte! Beto und die anderen Tänzer sehen alle aus wie Babys. Da kommt man nicht wirklich in Stimmung. Überhaupt frage ich mich gerade, wann ich eigentlich das letzte Mal einen sexy behaarten Mann gesehen habe (alte Männer mal ausgenommen). Ich kann mich nicht erinnern. Fazit: Das DVD-Set war ein kompletter Fehlkauf.

Hinterher hatte ich noch schlechtere Laune und stellte fest, wenn man eh schon schlechte Laune hat, ist es keine gute Idee, sich sowas anzutun. Allerdings fühlte ich mich viel zu fertig und lustlos, um noch eigene Choreographien zu tanzen. Irgendwie raffte ich mich doch auf, weil ich zwei bis drei Choreos üben wollte, in die ich einzelne heiße Details eingefügt hatte. Ich liebe heiße Details, vor allem, wenn sie sich super in die Choreo einfügen und sich schnell gut tanzen lassen. Die Choreos liefen schön, die mir eingefallenen Details sind klasse - und schwupps, war meine Laune schon besser und ich hatte auch gleich wieder mehr Energie.
Und ich beschloß: Kein doofer Fitnesskram von anderen mehr. Meine Musik, meine Regeln, meine Choreos. Ich sehe einfach keinen Sinn darin, zu Musik zu tanzen, die ich nicht fühle, oder bei der ich nicht zumindest echten Spaß habe, mich zu bewegen. In den Zumba-Kursen und im Training habe ich viel neue Musik kennengelernt und auch einiges, das ich beim Tanzen anfing zu mögen. Aber gerade im lateinamerikanischen Spektrum sind Lieder, die mir wirklich gefallen, doch ziemlich rar.
Und deshalb wird rigoros ausgemistet. Von den, wie mir scheint inzwischen tausenden von Choreos von Youtube, die ich angesammelt habe, wird alles rausgeschmissen, das mir von der Musik her nicht wirklich gefällt.. Ich hebe höchstens einzelne Schritte auf, um sie als Anregung für meine Choreos zu nutzen. Nicht alles, was ich so mache, hat noch irgendwas mit Zumba zu tun, obwohl es praktisch ist, daß man einfach alles so nennen kann. Ich weiß eigentlich manchmal selbst nicht, was es eigentlich ist. Aber ist ja auch völlig wurst - niemand kontrolliert meine Choreos, niemand gibt etwas vor, ich muß auf niemanden Rücksicht nehmen und es muß niemandem gefallen - ich habe die komplette Freiheit, so zu tanzen, wie ich es gerne möchte, dann tue ich das doch auch.

Donnerstag, 19. Juli 2018

Die Pension des Grauens

Manchmal hat die Zeit Schluckauf und dann entstehen Zeitlöcher. Sehr gut beobachten läßt sich das auch immer wieder beim Zumba. In der letzten Woche noch war ich total erstaunt, als die Zumbine plötzlich schon zum Cool Down überging, weil ich völlig das Gefühl hatte, erst eine halbe Stunde getanzt zu haben. Aber zum Glück gibt es ja Uhren. Und gestern war beim Zumba genau das Gegenteil der Fall - die Zeit dehnte sich wie Kaugummi. Schon verrückt, diese Zeit. Nach dem Zumba-Training hatte ich gestern außerdem schlechte Laune. Gewöhnlich hat mir Zumba mal gute Laune gemacht, aber irgendwie kommt es immer häufiger vor, daß ich schlechte Laune bekomme. Vielleicht ist das ja ein Zeichen, daß ich nicht mehr am richtigen Ort bin. Mein Horoskop sagt über die Zeitqualität: "..denn Sie sind nicht mehr ganz an Ihrem richtigen Platz, und noch nicht an einem neuen Platz. Gehen Sie aber davon aus, dass der neue Platz besser zu Ihnen passen wird als der alte! "(Pl Quadrat MC) Wenn sich denn mal ein neuer Platz zeigen würde!

Manchmal bleibt die Zeit auch einfach stehen. Wie neulich in dieser kleinen Pension, die sich völlig im Stil der 50er Jahre zeigte. Allerdings befürchte ich, daß es nicht nur ein Stil war, sondern die Einrichtungsgegenstände ebenfalls noch aus den 50ern stammten. Das Bett krachte so laut, wenn man sich raufsetzte, daß man jedesmal kurz dachte, es bricht zusammen. Außerdem durfte man sich beim Schlafen im Bett nicht umdrehen, weil man dann nämlich von dem Lärm wieder aufwachte, den das Bett machte. Leider hatte ich auch noch mein Schlafschaf vergessen, das sonst bei jeder Reise mit dabei ist. Am kleinen Schränkchen mit dem Fernseher fehlte ein Bein und stattdessen war ein kleiner Stapel Spanplatten druntergeschoben. Der 50er-Jahre Trottellampenschirm hatte auf der zur Wand gedrehten Seite ein großes Loch, aber immerhin waren die bestickten Spitzendeckchen und die Tüllgardinen frisch gestärkt. Weiterhin lagen überall tote Insekten herum, aber das Durchgehen der Räume mit Insektengift hatte anscheinend nicht durchschlagende Wirkung gezeigt, denn von der Lampe hing doch noch eine Spinne an langem Faden herunter. Deshalb schaute ich auch erstmal noch über dem Bett nach, bevor ich darin fast zusammenbrach.

Hätte ich das alles in Schwarz-Weiß gesehen, hätte ich sofort an Bates Motel gedacht, schon deshalb, weil die Pension von einer alten Dame in den 70ern und ihrem jungen, schwarzhaarigem Sohn geführt wird. In Farbe allerdings wirkte alles nur sehr muffig, bieder und abgenutzt. Als ich von der alten Dame den Schlüssel überreicht bekam, hatte dieser ein rundes, weißes Ding als Anhänger, wovon alle meinten, es sähe aus wie ein Knochen, worauf sich vier eingeritzte Kerben befanden. Irritiert schaute ich auf diesen seltsamen Anhänger und fragte nach der Zimmernummer, worauf sie mir an den Kerben vorzählte: eins, zwei, drei, vier! Ah ja, was für doofe Frage! Ich bin es halt einfach nicht mehr gewöhnt, Keilschrift zu lesen.

Aber der Höhepunkt war dann wirklich das Badezimmer. ein kleiner, wahrscheinlich höchstens vier Quadratmeter großer Raum, mit einem dafür ziemlich großem und tiefgelegtem Fenster. Eine enge Duschkabine genau neben der Tür und Toilette und Waschbecken vor dem Fenster. Gegenüber nur ca. zwei Meter entfernt, die Fenster der Privatwohnung. Und am Toilettenfenster - zwar waren noch die Befestigungsüberreste eines Rollos zu sehen, vom Rollo aber weit und breit keine Spur. Auch keine Gardine. Man saß quasi auf der Toilette wie auf einem Thron im Schaufenster und vor dem Waschbecken stand man direkt im Schaufenster. Zum Glück befand sich in einem der Zimmer eine Decke, welche ich abends über die - gottseidank - vorhandene Gardinenstange drapierte. Lust dort in die Duschkabine zu steigen, hatte ich allerdings trotzdem überhaupt keine.

Das Frühstück war natürlich so einer Pension entsprechend nicht sehr vielseitig. Es gab nur eine Sorte weißer Brötchen, was ja normal ist. Wirklich schrecklich fand ich aber die Edelstahl-Marmeladenbehälter. Nicht nur, daß sie grauenvoll aussahen und ebenfalls so, als ob sie noch aus den 50er Jahren stammen: ein eckiges Schüsselchen mit einer runden Klappe mit Löffelloch darüber und alles auf einem dazugehörigem Untersetzer und über und über mit Fingerabdrücken übersät. Dazu kommt, daß ich eine Edelstahl-Aversion habe. Also nicht gegen Edelstahl an sich, aber Edelstahl in Verbindung mit Lebensmitteln. Schon als Kind konnte ich keinen Tee trinken, der mit einem Teesieb aus Edelstahl zubereitet war, weil der ganz eklig nach Metall geschmeckt hat. Meine Eltern wollten mir immer einreden, daß ich mir das alles nur einbilde, daß ich überempfindlich bin und daß da kein Metall sein könne, aber ich habe das Metall auch rausgeschmeckt, wenn ich nicht wußte, womit der Tee zubereitet ist, und ihn nicht mehr getrunken. Seitdem setze ich Edelstahl meist nur für Zwecke ein, wo es nicht sehr lange mit Wasser oder anderen Nahrungsmitteln in Berührung kommt. Kann sein, daß man in der süßen Marmelade gar keinen Unterschied gemerkt hätte, aber alleine bei dem Gedanken daran, daß vielleicht die Säure der Marmelade noch extra Metallpartikel rauslöst, verging mir dann doch jeder Appetit.

Schlafschaf

Dienstag, 17. Juli 2018

Der große Zeh der Macht

In der letzten Nacht wurde ich von Angela Merkel mit dem großen Zeh angestupst - ok, es war natürlich nur ein Traum. Wir saßen verstreut und lässig irgendwo mit anderen Leuten auf einer Couchgarnitur zum Essen herum. Sie saß am weitesten entfernt von mir, reckte und streckte aber plötzlich ihre nackten Beine nach mir aus, bis sie fast auf dem Rücken lag, und stupste verspielt mit ihrem großen Zeh an mein Knie. Wenn ich mich richtig erinnere, war es der rechte Zeh. Und bereits im Traum wußte ich nicht so richtig, was ich davon halten soll.

Und da ich schon wieder dabei bin, Träume aufzuschreiben, darf auch die arme Schildkröte nicht fehlen, die ich im Traum anzündete. Erst als sie lichterloh brannte, merkte ich, daß sich tatsächlich noch eine lebendige Schildkröte in dem Panzer befand. Ich versuchte zwar, das Feuer zu löschen, aber sie war längst über und über verbrannt und ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Bei Schildkröte fällt mir zuerst wieder das Thema Zeit ein, welches in den letzten Wochen irgendwie in meinen Träumen eine Rolle spielte, aber das Traumbild spiegelt auch ziemlich gut meine sich bekriegenden Anteile. Da ist zum einen der ungeduldige, impulsive und leidenschaftliche Teil von mir und zum anderen der Teil, der Sicherheit, Ruhe und Gemächlichkeit braucht. Gar nicht so einfach, beide unter einen Hut zu bringen.

Montag, 16. Juli 2018

Zwangsumstellungen der Telekom

Viele alte Menschen können mit den unaufhörlich fortschreitenden technischen Errungenschaften nicht mehr mithalten und einige wollen es auch gar nicht, da sie merken, daß nicht alles davon ein Segen ist und tatsächliche Verbesserung bedeutet. Vieles ist auch nur ein Zeit- und Geldräuber und wahrscheinlich sogar zu letzterem Zweck nur erfunden. Selbst ich, obwohl ich mich nicht als alt bezeichnen würde, mache nicht mehr jeden technischen Schnickschnack mit, weil ich einfach besseres mit meiner Zeit anzufangen weiß. Der Nachteil von weniger Interesse an technischen Neuerungen ist nur, daß man dann auch mal schnell zum ahnungslosen Opfer werden kann. Meine Mutter mit ihren 84 Jahren ist nicht einmal komplett uninteressiert. Ungefähr mit 70 Jahren hat sie noch einen Volkshochschul-Computerkurs besucht, obwohl sie ihr ganzes langes Arbeitsleben als Redakteurin gut ohne Computer über die Runden gebracht hat. Sie war halt einfach neugierig. Zum Herumspielen bekam sie von mir einen alten Laptop, an dem sie auch eine Weile herumklickte, allerdings hatte sie nicht wirklich einen Plan, wofür man das Gerät eigentlich braucht, weshalb sie ihn dann, wie ich vermute, an meinen Bruder weiter verschenkte. Internet wollte sie noch nie, zum einen, weil ihr hier ebenfalls noch nicht so richtig einleuchtet, wofür man das eigentlich braucht, und zum anderen spielt bestimmt ebenfalls der Respekt und die Angst vor den ganz schlimmen Viren und Abzockern, denen man dort begegnen kann, eine Rolle.

Nun erzählte mir meine Mutter letztens, sie wurde von der Telekom darüber informiert, daß ihr alter Tarif nicht mehr gültig sei und sie einen neuen Vertrag abschließen müsse. Sie hätte dafür etwas ausfüllen müssen und dafür extra angegeben, daß sie einen Tarif ohne Internet möchte. Mir kam das alles komisch vor, aber da sie meinte, mein Bruder hätte sich das angeschaut, habe ich nicht weiter gefragt.

Heute nun rief meine Mutter an und erzählte, sie hätte jetzt ihren neuen Telefonvertrag und außerdem sei auch noch jemand gekommen, die ihr einen Kasten in der Wohnung installiert hätte.

"Was für einen Kasten denn?" fragte ich verwundert.

"Na so groß wie ein halber Schuhkarton. Der steht jetzt neben dem Telefon."

"Und wofür soll der Kasten gut sein?" fragte ich sehr irritiert, da mir nicht bekannt ist, daß man zum Telefonieren ohne Internet irgendeinen Kasten braucht.

"Mir wurde gesagt, der ist zur Verbesserung der Klangqualität und damit man da irgendetwas besser sehen kann."

So ein Quatsch, denke ich innerlich und frage mich schon, was sie ihr da wohl angedreht haben. Dann fragte ich sie weiter aus.

"Na da sind überall so bunte Lämpchen dran. Die blinken und leuchten immer. Und mir wurde gesagt, die eine Lampe müsse immer grün sein und wenn sie rot ist, müsse ich irgendeine Hotline anrufen."

Ich so zu ihr: "Kann es sein, daß sie dir einen Router angedreht haben?"

Und sie so: "Ja, genau! Router heißt das Ding."

Und ich so: "Na Herzlichen Glückwunsch, dann hast du jetzt Internet."

Und sie: "Wie Internet? Ich will doch gar kein Internet. Das habe ich doch extra angekreuzt."

Ja, nu erkläre das mal einer alten Frau. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich Tarife mit Ip-Telefonie aber ohne Internetzugang gibt, kann mir das aber nicht so wirklich vorstellen. Meine Recherchen im Internet ergaben, daß die Telekom wohl schon seit einigen Jahren sogenannte Zwangsumstellungen auf Ip-Telefonie durchführt. Ich selbst telefoniere noch analog und das mit Absicht. Ich habe zwar einen Router mit Internet, schließe das Telefon aber bewußt immer am Splitter an, da ich beides getrennt haben möchte.

Ich finde dieses Vorgehen der Telekom alten Menschen gegenüber nicht nur sehr kundenunfreundlich, sondern geradezu unverantwortlich.

Meine Mutter meint zwar, sie würde ja nicht mehr bezahlen dafür, aber ich sehe halt die anderen Aspekte. Mit dem Router hat sie noch ein anfälliges Gerät mehr in der Wohnung, das gewartet werden muß und von dem sie keine Ahnung hat. Es kann bei Stromausfällen, Hackerangriffen oder Defekten einfach abstürzen und die Telefonverbindung ist nicht mehr verfügbar. Zwar kann sie dann eine Hotline anrufen, aber womit? Meine Mutter hat zwar eines, benutzt aber kein Handy, weil sie davon schon überfordert ist. Noch würde sie es bis zur Nachbarin schaffen, aber ihre Gehfähigkeit nimmt immer mehr ab und irgendwann ist sie vielleicht nicht mehr dazu in der Lage. Und gerade für alte Menschen ist eine verlässliche Telefonverbindung, die ohne viel technische Wartung funktioniert, wichtig, da sie ja vielleicht mal dringend einen Notruf absetzen müssen. Aber über so etwas scheint die Telekom nicht nachzudenken.

Montag, 9. Juli 2018

Die Beerenstark-Saison

Zwar mag ich die Pfirsich-Saison lieber, aber da man kaum noch Pfirsiche bekommt, die wirklich wie Pfirsiche schmecken, zelebriere ich auch gerne die Beeren, von denen man mit etwas Glück noch schmackhafte kaufen kann. Hätte ich einen Garten, würde ich als erstes sofort einen Pfirsichbaum pflanzen. Da ich aber keinen habe, deckte ich mich heute in Hülle und Fülle mit Beeren ein: Johannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren. Da ich versuche auf Zucker zu verzichten, wo es nur geht, aber Konfitüre dann doch manchmal vermisse, bin ich dazu übergegangen, mir jede Woche selbst ein Glas Konfitüre mit zahnfreundlichem Birkenzucker und Apfelpektin einzukochen, hauptsächlich in der Sorte Heidelbeere-Orange. Funktioniert wunderbar, schmeckt köstlich und nach einer Woche ist das Glas regelmäßig leer. Natürlich könnte ich gleich mehrere Gläser auf Vorrat einkochen, aber das ist mir viel zu viel Arbeit. Schließlich müßte dann alles ausgiebig sterilisiert werden, damit sich die Konfitüre auch länger hält, aber so stelle ich das Glas einfach nur in den Geschirrspüler, fülle es neu und eine Woche später ist es sowieso wieder leer.

Zum Abendessen gab es heute nur Feldsalat mit Tomate, Kichererbsen und einem Sprossen-Mix. Eigentlich bin ich ja nicht so der Salatesser, aber ich hatte noch ein Gläschen French Dressing von Drei Spatzen aus einer Box, das ich mal aufbrauchen wollte. Und jetzt denke ich mir, könnte man im Grunde öfter machen, vor allem im Sommer. Die Beeren dagegen kann man auch gut vor dem Fernseher wegnaschen und Beeren machen beerenstark.

Beerenstark