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Neues aus dem Krankenhaus

Das Drama geht weiter. Ich habe noch NIE erlebt, dass irgendjemand irgendwann mal gesund und überhaupt lebend wieder aus einem Krankenhaus herausgekommen ist. Ehrlich. In meiner näheren Umgebung war das bisher niemals der Fall. Alle sind stets nur noch als Leiche herausgekommen, selbst im weniger fortgeschrittenen Alter, wenn sie nur wegen einem Beinbruch oder einem Routineeingriff dort waren, ok, bis auf ich selbst, aber ich war ja auch noch ein Kind. Kinder lassen sie vielleicht leben. Fast könnte man eine Verschwörung glauben. Bei meinem Vater glaube ich langsam auch nicht mehr daran, dass er nochmal aus dem Krankenhaus raus kommt. Sie haben ihm zwar zuerst das Leben gerettet, aber die ganzen Sachen die jetzt danach kommen, sind so glaube ich, dem Koma und der Vielzahl an Narkosen und Medikamenten zu danken.

Jedenfalls macht jetzt sein Herz schlapp, er hat ständige Aussetzer und Herzstillstände, so dass die Ärzte meinten, er bräuchte einen Herschrittmacher. Dies hat mein Vater aber zuerst abgelehnt. Die Ärzte haben ihn sogar einige Tage festgebunden, weil er sich immer die Schläuche rausgerissen hat. Meine Mutter hat dann noch einige Male versucht, mit ihm zu reden, aber er hat überhaupt nicht reagiert, so dass die Ärzte schließlich einen Psychiater beauftragten, ein Gutachten zu fertigen. Dieser kam und stellte meinem Vater mit dem Laptop Fragen, der hat auch gelesen, aber dann die Augen wieder zugemacht und erneut nicht mehr reagiert. Für den Psychiater war das ein klares Zeichen, dass er nicht mehr für sich selbst entscheiden kann und ein dementsprechendes Gutachten verfasst, was nun bei einem Richter auf dem Tisch liegt. Ich glaube das allerdings nicht und meine Mutter auch nicht. Am nächsten Tag war mein Vater hellwach und als ihm meine Mutter einen Zettel hinhielt, auf dem stand, dass er mit einem Herzschrittmacher einverstanden ist, hat er ihn unterschrieben und auch alles verstanden, was man ihm erklärt hat. Ich denke wie auch meine Mutter, dass er einfach manchmal absolut abschaltet, weil er nicht entscheiden will und dann alles von sich schiebt oder so tut, als kriege er nichts mit. So hat er es früher schon immer gemacht, als er noch gesund war und der Oberarzt meinte ebenfalls, dass er manchmal den Eindruck hat, mein Vater höre viel besser, als er zugibt.

Nun hat er also am Donnerstag den Herzschrittmacher erhalten und jetzt bekommt er auf einmal so seltsame Schüttelanfälle. Als meine Mutter das das erste Mal gesehen hat, war sie ganz erschrocken, weil seine Augen verdreht waren, sein Mund offen stand und er am ganzen Körper zitterte. Als sie die Ärzte fragte, was das ist, konnten sie das nicht sagen und vermuteten irgendwas von Parkinson. Also mir kann keiner erzählen, dass jemand von heute auf morgen plötzlich Parkinson kriegt. Wäre ja erstaunlich genug, was für nette Krankheiten man so mir nichts dir nichts plötzlich noch im Krankenhaus dazu kriegt. Ich glaube eher, dass sein Gehirn inzwischen unter den vielen Narkosen stark gelitten hat, vielleicht haben sie ihm ja noch zusätzliche Beruhigungsmittel gegeben, wenn er randaliert hat. Was die da alles in ihn rein pumpen würde ja nicht mal ein Pferd verkraften. Ich kenne einen Fall einer älteren Frau die noch vollkommen rüstig und beisammen war, als sie ein neues Hüftgelenk bekam. Kurz darauf brach sie sich aber das Bein und wurde gleich noch einmal operiert. Dann war man im Krankenhaus der Meinung, dass man ihr auch noch die Gallenblase herausnehmen müsse und irgendetwas anderes. Im Ganzen waren es vier Operationen kurz hintereinander - danach war die Frau vollkommen dement. Sie haben sie also nicht tot operiert, sondern "nur" dement.

Meine Mutter hatte ein Gespräch mit der Krankenhausseelsorgerin in dem sie ihr die ganze Situation schilderte, auch die aggressiven Ausfälle meines Vaters. Diese meinte, dass dies ein Zeichen sei, dass er noch kämpfe. Leute die sich vollkommen aufgegeben haben, werden meistens absolut ruhig und still. Denselben Eindruck habe ich ebenfalls, nämlich dass er zwar denkt, nicht mehr leben zu wollen oder zu können, aber auch nicht sterben will oder kann. Ich glaube, wenn er wirklich sterben wollte, wäre er schon längst nicht mehr da, dann hätte er nicht mehr diese riesige Lebenskraft aufgebracht, um bis hier her alles zu überstehen.
Wir haben zu meiner Mutter heute gesagt, nachdem wir wieder einen ganzen Korridor voller Müll weggeschafft haben, dass sie jetzt endlich etwas kürzer treten und auch an sich denken soll. Sie ist immer noch am Aufräumen und Aussortieren, obwohl das Schlafzimmer fertig ist. Doch nun hat sie sich auch noch das andere Zimmer vorgenommen, obwohl das nicht wirklich wichtig ist, weil da keiner rein muss. Das kann sie sich also eigentlich ganz in Ruhe vornehmen, oder wie K. meinte: "Du wirst früh genug merken, dass dir der Müll nicht wegrennt."
Ansonsten hat sie jetzt ein eigenes Girokonto beantragt und ich habe mit ihr den Änderungsantrag für die Rente ausgefüllt, damit wenigstens die sicher hat, wenn das Konto meines Vaters gesperrt wird, falls ihm was zustößt.

Gebe Gott, dass ich nie wieder in meinem Leben in ein Krankenhaus muss. So langsam entwickle ich eine Allergie gegen die, gerade wenn ich sehe, dass nie jemand, der älter als 50 ist, daraus lebend oder gar bei klarem Verstand zurückkommt. Obwohl genaugenommen habe ich die Allergie schon durch meine beiden Krankenhausaufenthalte als Kind. Ich hoffe es bleiben meine letzten.
SingleMama - So, 23:27

Passende Worte fehlen mir. Deshalb drücke ich Dich in Gedanken einfach nur ganz fest.

Danke sehr. Das ist lieb von dir.
WilderKaiser - So, 23:32

Ich hoffe, der Herzschrittmacher ist bei deinem Vater richtig appliziert worden. - Ansonsten wünsche ich dir in Gedanken viel Kraft und drücke dich mal wortlos...

Xchen - So, 23:34

Huch, sowas gibts auch noch?
Es tut mir leid, ich kenne mich leider mit Herzschrittmachern nicht aus.

@WK: Ich danke dir.
Xchen - So, 23:33

Das ist wirklich krass, was ich da zu hören bekomme - ich habe noch nie solche schlechten Erfahrungen gemacht, sowohl ich, meine Mutter und mein Vater sind alle immer wieder ziemlich gesund aus dem KH nach Hause gekommen.
Mein Vater hatte einen sehr schweren Arbeitsunfall (verbrannte Haut von ca. 45 %) und war lange auf der sterilen IPS in der Uniklinik Zürich, denn so ohne Haut muss man ja speziell behandelt und steril gehalten werden. Und er hatte nie ne Infektion oder sonst noch was zusätzliches (was mich mittlerweile auch ein bisschen verwundet, da man ja weiss, dass Sterilität das Gedeihen von besonders aggressiven, resistenten Keimen fördert).

Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Vater abschaltet, wenn es ihm zu viel wird - verflixt, er ist ja auch nicht mehr 30 *augenroll* Die wollen ev. zuviel von ihm.

Dass deine Mutter nicht mehr aus dem Aufräumwahn kommt, kann ich gut verstehen. Ich glaube, wenn man damit endlich mal anfangen kann, dann will man sich das nicht so schnell wieder aus der Hand nehmen lassen - und ich glaube, dass das Entsorgen für sie eine grosse Entlastung / Erleichterung bedeutet.

Ich weiß ja auch nicht, warum dass bei mir, bzw. meinem weiterem Umkreis immer so ist, dass nie jemand zurück kommt. Irgendwann erscheinen einem Krankenhäuser als menschenfressende Ungeheuer und manchmal denke ich an den Film "Flucht ins 21. Jahrhundert" oder wie der hieß und frage mich, ob es so eine ähnliche Einrichtung wie dieses Karussell für Menschen ab 50 auch schon bei uns gibt und dies die Krankenhäuser sind. (wenn es immer mehr alte Leute gibt und die Krankenhäuser mit einem Haufen Operationen auch noch jede Menge Geld einnehmen können, ist der Gedanke vielleicht gar nicht so abwegig).
Xchen - So, 23:42

Wirklich seltsam...

Huch, dieser Film würde mich sehr interessieren, wenn das jetzt auch ein bisschen blöd ist, das hier dazu zu schreiben.

Ich dachte, du kennst ihn. Ist ein älterer und eigentlich ziemlich bekannt. Ich glaube, ich habe gesehen, dass er letztens neu als DVD rausgekommen ist.

Sorry, der Fim heißt "Flucht ins 23. Jahrhundert". *gg*
Xchen - Mo, 01:14

Danke - nö, sagt mir grad nichts. Ich kümmere mich später darum (wenn ich wieder vergessen habe wie er heisst). Ich sollte eigentlich ja in die Heia *G*
ElsaLaska - Mo, 00:27

mäusle, das ist kein trost.

ich mach das schon eine halbe ewigkeit mit. auch meinem vater hat man letztendlich einen schrittmacher eingesetzt. mit dem ergebnis, dass es ihn niedergehauen hat, weil er bakterien ins herz bekam ( er hatte ja eh schon tausendfünfhundert herzinfarkte und dreißigtausend bypassoperation). es wurde so kritisch mit diesen bakterien, dass sie den schrittmacher wieder rausnehmen mussten und nun lebt er lustig ohne schrittmacher seit 6 jahren oder so, obwohl alle schreien, er bräuchte dringend einen.
er konnte sich aber mit mama einigen, dass er nie mehr einen will und er sagte, okay, wenn es dann halt kommt - kommt es.
es ging ihm so saumäßig, und es war ja vorher schon auf leben und tod und dann kamen noch diese bakterien. gerätemedizin ist eben manchmal nicht das, was wirklich angesagt ist.
okay. ich nutze das hier immer um dinge zu sagen, die ich bei mir nie bloggen würde, aber ich hoffe trotzdem, dass es dir IRGENDWAS bringt, egal was, vielleicht wenn es nur das gefühl ist : andere hatten das schon bis zum abwinken.

Das tröstet mich nun überhaupt nicht, dass du das schon bis zum Abwinken hattest, im Gegenteil, ich wünsche es niemandem, weder mir noch dir, noch sonst irgendjemanden. Aber es ist ok, wenn du erzählst, wie es dir mit deinem Vater ergeht, denn es interessiert mich schon, wie andere damit umgehen. Das hilft einem ein bißchen herauszufinden, wie man selbst am besten damit umgeht.
ElsaLaska - Mo, 02:00

tut mir leid, echt. niemand sollte das mitmachen müssen, aber nun ... es ist wie es ist.
steppenhund - Mo, 10:34

Es ist schade,

wenn die Erfahrungen so schlecht sind. Herzerkrankungen sind immer problematisch, auch wenn die Medizin große Fortschritte gemacht hat. Wir nehmen da heute viel zu vieles als sebstverständlich hin. Dass ein Herzschrittmacher funktioniert, ist für mich als Techniker an sich schon ein kleines Wunder.
Die schlechte Erfahrung mit Krankenhäusern kann ich allerdings nicht teilen. Ich hatte eine Nierensteinentfernung (2 Operationen) und eine Gallenblasenresektion (1,5h Operation) und nach beiden bin ich gesund wieder herausgekommen. Die Narkose hat noch 2-3 Monate nachgewirkt. Aber die Dosagen sind heute wirklich am Minimum.
Es ist natürlich von vornherein besser, nicht ins Spital zu müssen. Das kann man ja auch ein bisschen selbst beeinflussen.
Als sich mein Grossvater mit 96 ein Bein brach, war er drei Tage im Krankenhaus. Danach verstarb er. Er wollte einfach nicht. Vorher hatte er keine Begegnung mit Krankenhäusern. Er hatte zwei Kriege miterlebt.
Es war aber sicher nicht die Schuld des Krankenhauses.

Aber unabängig von dem Eintrag schicke ich dir mein Mitgefühl.

Hallo steppenhund,

danke für dein Mitgefühl.
Ich sag ja nicht, dass es jetzt tatsächlich so ist in den Krankenhäusern, sondern dass ich es so erlebe, aus welchen Grund auch immer. Und wenn man es ständig so erlebt, kann man schon auf etwas merkwürdige Gedanken kommen. ;o)
Was meinen Vater betrifft, so ist der ja eigentlich nicht wegen einer Herzerkrankung im Krankenhaus, sondern wegen einem Dickdarmdurchbruch mit Blutvergiftung. Das mit dem Herz kam erst danach und ist sozusagen "nur" eine Nebenwirkung.

Viele Grüße

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