Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Aufschub und allgemeine Sprachlosigkeit

Die Chemo diese Woche wurde aufgeschoben, da ich nun schon seit fast zwei Wochen kaum noch irgendetwas essen oder trinken kann, ohne daß ich Bauchschmerzen bekomme und sogleich ein Date mit dem Klo habe. Erst dachte ich, es sei mal wieder Magen-Darm-Grippe, typische Zeit dafür, aber irgendwie ist es untypisch, daß es so lange dauert und ich einige wenige Sachen durchaus zu mir nehmen kann, die da wären: trockene Brötchen, Joghurt und Pfefferminztee. Wenn ich mich an diese Dinge halte, fühle ich mich relativ normal. Sobald ich nur eine andere Teesorte versuche, ist es vorbei und ich befürchte, daß es vielleicht doch eher Nebenwirkungen der Chemo sind. Die Ärzte haben gesagt, daß dies möglich ist, aber nicht, ob das dann auch wieder weg geht. Die Vorstellung, künftig nur noch von Joghurt, trocken Brot und Pfefferminztee zu leben ist nicht gerade sehr berauschend. Aber vielleicht bin ich auch mal wieder zu ungeduldig und sehe gleich schwarz. Jedenfalls war ich heute extra nochmal im Supermarkt, um mich mit genug Joghurt und Fladenbrot für das Wochenende einzudecken, mußte aber zwei Fladenbrote zurückgeben, weil trotz MHD vom 14.4. Schimmel drin war. Nicht gerade sehr appetitanregend...
Wenn ich in Familie und Bekanntschaft jetzt meine Geschichte vom drei Jahre lang verschleppten und falsch diagnostizierten Bandscheibenvorfall erzähle, ernte ich als Antwort so gut wie immer ein "man-sei-sprachlos". Wenn ich die Story von jemand anderem hören würde, wäre ich wahrscheinlich ebenso sprachlos. Die Geschichte löst allgemeine Sprachlosigkeit aus. Und in mir mit zunehmender Rückkehr der Lebensgeister nach der letzten Chemo nun doch Wut, vor allem, da ich schon ahne, daß ich wohl noch so einiges zu kämpfen haben werde, um mich ausreichend und angemessen behandelt zu fühlen. Ohne Kämpfen funktioniert es anscheinend nicht bei mir, egal wo ich bin und worum es geht, und wenn ich es nicht tue, fällt mir garantiert spätestens nach einigen Jahren auf, daß dies ein Fehler war. Nicht einmal wenn man krank ist geht es ohne Ellenbogen. Warrum hat mich nur nie jemand darauf vorbereitet?
Chutzpe - Sa, 02:03

Auf solche Kämpfe kann man sich nicht vorbereiten und sie kommen leider nur, wenn man eh schon keine Kraft mehr hat. Die Wut wird dir etwas Kraft geben

Alles Liebe & gute Besserung mit dem Essen

Danke.

Ich wünsche dir ebenfalls gute Besserung. War auf deinem Blog und habe gelesen, daß ich dich auch ziemlich erwischt hat.
Chutzpe - Sa, 15:52

Oh danke - es geht wieder - erst ne Woche flach, dann ne Woche energielos - jetzt nur noch der übliche Psycho-Kram.
bonanzaMARGOT - Sa, 12:26

wer kann einen schon auf so einen scheiß vorbereiten?
nur jemand, der ähnlichen scheiß erlebte.
oder überlebte.

ich wünsche dir viel kraft!

Danke sehr.

tinius - Sa, 16:18

Die Vorbereitung wäre eine illusorische, denke ich. Nichts, nicht einmal der größte Skeptizismus kann einen vorbereiten ... LG tinius

Wahrscheinlich.

chillingmind - Sa, 16:47

bei mir kamen diese beiden Dinge wenigsten nacheinander, wenn auch nur kurz. Aber ich hatte immer die Möglichkeit, mich auf das eine konzentrieren zu können, ohne noch etwas anderes im Hinterkopf haben zu müssen... :-(

ich wünsch Dir alles alles Gute!

Hintereinander

sowas zu haben ist auch große Sch..., aber stimmt, so kann man sich auf eins konzentrieren und hat wahrscheinlich auch noch ein wenig mehr Vertrauen in die Ärzte. Am schlimmsten an der Sache finde ich ja noch nicht einmal, daß ich jetzt während der Krebstherapie mit einem fast unbehandelten Bandscheibenvorfall herumlaufen muß, der eigentlich schon vor zwei Jahren hätte ausreichend therapiert und möglicherweise sogar geheilt werden können, sondern daß ich mich fast drei Jahre lang nicht nur mit den Schmerzen, sondern auch mit den psychischen Folgeerscheinungen herumquälen mußte.
chillingmind - Sa, 18:19

naja, also bei dem Vorfall hab ich mich sehr sehr gut aufgehoben gefühlt, weil da wirklich alles Schlag auf Schlag ging. Auftreten, Diagnose, Therapie. Nach 3 Monaten war alles vorbei und ich war (fast) wieder ganz der Alte.
[ich muss aber dazu sagen, dass mein rechter Arm "tot" war und so sehr dringender Handlungsbedarf bestand, weil die Nerven eingeklemmt waren. Auf das MRT hab ich ganze 45min gewartet, sie haben mich schnell dazwischen geschoben. Und danach gleich da behalten...]

Ok,

so ein dringender Handlungsbedarf bestand bei mir bis jetzt nicht. Deshalb wahrscheinlich auch die falsche Diagnose und ich mußte vor jedem der drei MRTs ca. sechs Wochen Wartezeit in Kauf nehmen. Allerdings scheint sich schnelles Handeln zu lohnen, wenn es nach 3 Monaten bereits wieder gut war. Ich kenne Leute, bei denen hat das ein halbes bis dreiviertel Jahr gedauert, obwohl gar nicht so akut.

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/aufschub-und-allgemeine-sprachlosigkeit/modTrackback